Herr, hast du uns vergessen?
1Von den Nachkommen Korachs, zum Nachdenken.
2Gott, mit unseren eigenen Ohren haben wir’s gehört;
unsere Väter haben uns davon erzählt,
was für große Taten du zu ihrer Zeit vollbracht hast –
doch das liegt schon lange zurück!
3Du selbst hast fremde Völker aus dem Land vertrieben
und es zur Heimat unserer Vorfahren gemacht.
Die Völker, die dort wohnten, hast du zerschlagen,
damit unser Volk aufblühen und sich entfalten konnte.
4Unsere Vorväter haben das Land in Besitz genommen.
Aber nicht ihre Schwerter,
nicht ihre eigene Kraft verhalf ihnen zum Sieg.
Nein, du hast machtvoll eingegriffen und für sie gekämpft.
Du hast sie durch deine Gegenwart gestärkt,
denn du hattest sie lieb.
5Du bist mein Gott und mein König.
Auf deinen Befehl erringt Israel den Sieg.
6Mit deiner Hilfe unterwerfen wir die Feinde;
in deinem Namen bezwingen wir die Gegner.
7Ich verlasse mich nicht auf meinen Bogen,
mein Schwert garantiert mir nicht den Sieg.
8Du allein befreist uns aus der Gewalt unserer Feinde;
du lässt alle scheitern, die uns mit ihrem Hass verfolgen.
9Wir sind stolz auf unseren Gott.
Darum hören wir nicht auf, dir zu danken, Herr.
10Und dennoch hast du uns jetzt verstoßen:
Mit einer Niederlage hast du Schande über uns gebracht.
Als unsere Truppen zum Kampf ausrückten, zogst du nicht mit.
11Du sorgtest dafür, dass unsere Feinde uns in die Flucht schlugen –
ohne jeden Widerstand plünderten sie uns in ihrem Hass aus.
12Du selbst hast uns ans Messer geliefert;
sie haben uns abgeschlachtet wie Schafe.
Wer mit dem Leben davonkam, wurde unter fremde Völker zerstreut.
13Du hast dein Volk zu einem Spottpreis verkauft,
und was hast du nun davon? Nichts!
14Du lässt unsere Nachbarvölker uns verhöhnen,
nur noch Verachtung haben sie für uns übrig.
15Unter den fremden Völkern ist unsere Niederlage schon sprichwörtlich,
sie schütteln den Kopf über uns.
16Täglich habe ich meine Schande vor Augen.
Die Schamröte steigt mir ins Gesicht,
17wenn ich höre, wie uns die Feinde demütigen,
ja, wie diese Rachgierigen über uns lästern.
18Das Unglück ist über uns gekommen,
obwohl wir dich nicht vergessen haben,
nie haben wir deinen Bund mit uns gebrochen!
19Niemals sind wir dir untreu geworden,
auch deine Gebote haben wir befolgt.
20Und doch hast du uns zerschlagen, wie Schakale hausen wir in Ruinen,
in tiefer Dunkelheit hältst du uns gefangen.
21Hätten wir dich, unseren Gott, vergessen
und fremde Götter angebetet,
22dann hättest du es ja sofort bemerkt.
Denn du kennst unsere geheimsten Gedanken!
23Aber unser Unglück hat einen anderen Grund:
Weil wir zu dir gehören,
werden wir überall verfolgt und getötet –
wie Schafe, die zum Schlachten bestimmt sind!
24Wach auf, Herr! Warum schläfst du?
Wach auf und verstoße uns nicht für immer!
25Warum verbirgst du dich vor uns?
Hast du unsere Not und unser Elend vergessen?
26Die Schande drückt uns zu Boden,
besiegt liegen wir im Staub.
27Greif ein und komm uns zu Hilfe!
Erlöse uns, weil du uns doch liebst!