1Danach, als Asarhaddon König war, kehrte ich in mein Haus zurück. Und meine Frau Hanna und Tobias, mein Sohn, wurden mir wiedergeschenkt. Und an unserem heiligen Wochenfest bereitete man mir ein herrliches Mahl, und ich setzte mich nieder, um zu essen. 2Als mir der Tisch mit den vielen Speisen vorgesetzt wurde, sagte ich zu Tobias, meinem Sohn: Kind, geh hin, und wenn du unter unseren Brüdern, die nach Ninive verbannt wurden, einen Armen findest, der mit ganzem Herzen des Herrn gedenkt, so lade ihn ein, mit mir zu essen. Und siehe, mein Kind, ich will auf dich warten, bis du wiederkommst. 3Da machte sich Tobias auf, um einen Armen unter unseren Brüdern zu suchen. Und als er zurückkam, sagte er: Vater! Und ich sagte zu ihm: Hier bin ich, mein Kind! Und er antwortete und sprach: Vater, siehe, einer aus unserem Volk wurde ermordet und ist auf den Marktplatz geworfen worden – dort liegt er nun erwürgt. 4Da sprang ich auf und ließ das Essen stehen, ehe ich davon gekostet hatte. Und ich trug ihn weg vom Marktplatz und legte ihn in eine Hütte, bis die Sonne untergegangen war und ich ihn heimlich begraben konnte. 5Dann ging ich zurück, wusch mich und aß mein Brot in großer Trauer. 6Und ich dachte an das Wort des Propheten, das Amos über Bethel gesagt hatte: Eure Feiertage sollen in Trauer verwandelt werden, und alle eure Lieder in Wehklagen. 7Und ich weinte. Als aber die Sonne unterging, machte ich mich auf, hob ein Grab aus und begrub ihn. 8Aber meine Nachbarn verspotteten mich und sagten: Fürchtet er sich nicht mehr? Erst neulich wurde er doch gesucht, um für solch eine Tat getötet zu werden. Da ist er davongelaufen – und siehe, schon begräbt er wieder die Toten!
9Es geschah aber in derselben Nacht, da wusch ich mich und ging in meinen Hof und schlief im Schutz einer Mauer. Wegen der Hitze war mein Gesicht unbedeckt. 10Ich wusste aber nicht, dass Schwalben über mir in der Mauer nisteten. Und ihr Dreck fiel heiß auf meine Augen und machte dort weiße Flecken. Da ging ich hin zu vielen Ärzten, um mich heilen zu lassen, aber je mehr Salben sie mir aufstrichen, umso mehr erblindeten meine Augen durch die Flecken, bis sie endlich ganz blind waren. Vier Jahre lang konnte ich damals meine Augen nicht gebrauchen. Und alle meine Brüder waren betrübt um meinetwillen. Achikar aber versorgte mich zwei Jahre lang, bis er nach Elam ging.
Der Streit mit Hanna
11Zu jener Zeit ernährte mich meine Frau Hanna durch Arbeiten, wie Frauen sie tun; 12und sie schickte ihre Arbeiten ihren Herren, und die gaben ihr den Lohn.
Und am siebenten Tag des Monats Dystros schnitt sie das Webtuch ab und sandte es den Herren. Die gaben ihr den ganzen Lohn und dazu ein Ziegenböcklein für den Herd. 13Als sie dann zu mir kam, fing das Böcklein zu blöken an. Und ich rief sie und sprach: Woher ist das Böcklein? Wenn das nur nicht gestohlen ist! Gib es dem Besitzer zurück! Denn es ist uns nicht erlaubt, von gestohlenem Gut zu essen! 14Sie aber sprach zu mir: Ich bekam es als Geschenk zu meinem Lohn hinzu. – Ich aber glaubte ihr nicht und befahl, es den Besitzern zurückzugeben. Und ich wurde ihretwegen schamrot. Da antwortete sie und sprach zu mir: Wo sind jetzt deine Almosen, wo deine gerechten Werke? Man sieht doch, was du davon hast.