Einleitung
(Kap. 1 u. 2)
1. Die beiden Sendschreiben der palästinensischen Juden nach Ägypten in betreff der Feier des Tempelweihfestes in Jerusalem
a) Erstes Schreiben an die ägyptischen Juden (1,1-9)
1Den Brüdern, den Juden in Ägypten, unsern Gruß zuvor! Eure Brüder, die Juden in Jerusalem und in der Landschaft Judäa, wünschen euch Frieden und Heil. 2Ja, Gott wolle es euch gut ergehen lassen und des Bundes gedenken, den er mit Abraham, Isaak und Jakob, seinen treuen Knechten, geschlossen hat; 3er schenke euch allen ein Herz, das bereit ist, ihn zu verehren und seinen Willen zu tun mit starkem Mut und williger Seele! 4Er schließe euch das Herz auf für sein Gesetz und seine Gebote und schaffe euch Frieden! 5Er erhöre auch eure Gebete und wende euch seine Gnade zu und verlasse euch nicht in der Zeit der Not! 6Das sind die Gebete, die wir auch jetzt für euch darbringen.
7Während der Regierung des Demetrius, im Jahre 169 (= 144/143 v. Chr.), haben wir Juden an euch geschrieben in der äußersten Trübsal, die in jenen Jahren über uns hereingebrochen war, seitdem Jason und sein Anhang vom heiligen Lande und vom Königreiche abgefallen waren 8und man das Tor verbrannt und unschuldiges Blut vergossen hatte. Da haben wir zum Herrn gebetet und haben auch Erhörung gefunden; wir haben Schlachtopfer und Speisopfer dargebracht und die Lampen angezündet und die Schaubrote aufgelegt. 9Und nunmehr feiert ja die Tage des Laubhüttenfestes im Monat Kislev (= Dezember). Gegeben im Jahre 188 (= 125/124 v. Chr.).
b) Zweites Schreiben der palästinensischen Juden an die ägyptischen Juden (1,10–2,18)
10Die zu Jerusalem in Judäa wohnenden Juden, sowie der Hohe Rat und Judas wünschen dem Aristobulus, dem Lehrer des Königs Ptolemäus, der vom Geschlecht der gesalbten Priester (= Hohepriester) stammt, sowie den Juden in Ägypten Heil und Gesundheit. 11Aus großen Gefahren durch Gottes Hilfe gerettet, sind wir ihm aufrichtig dankbar als solche, die zum Kampfe gegen den König (von Syrien) immer bereit sind; 12er selbst (d. h. Gott) hat ja die verjagt, die sich in der heiligen Stadt zum Kampfe bereit gemacht hatten.
Ermordung des syrischen Königs Antiochus im Tempel der Nanäa in Persien (1,13-17)
13Denn als der Fürst mit seinem für unüberwindlich gehaltenen Heere nach Persien gekommen war, wurden sie im Tempel der Nanäa erschlagen, indem die Priester der Nanäa sich einer List bedienten. 14Antiochus war nämlich mit seinen Freunden (= Vertrauten) an den Ort gekommen unter dem Vorwande, er wolle sich mit der Göttin vermählen, in der Tat aber zu dem Zweck, die reichen Schätze gleichsam als Mitgift hinzunehmen. 15Die Priester des Nanäatempels holten sie nun zwar hervor; da jener aber mit nur wenigen Begleitern in den Tempelbezirk gekommen war, schlossen sie, sobald Antiochus eingetreten war, das Heiligtum zu, 16öffneten dann die in der Decke verborgene Tür, warfen Steine herab und zerschmetterten den Fürsten; denn zerstückten sie die Leichen, hieben ihnen die Köpfe ab und warfen sie den draußen Stehenden zu. 17Gepriesen für alles sei unser Gott, der die Gottlosen so dahingegeben hat!
Auffindung und Verwendung des heiligen Feuers durch Nehemia (1,18-36)
18Da wir am 25. des Monats Kislev die Reinigung des Tempels zu feiern gedenken, haben wir es für unsere Pflicht gehalten, euch davon Kenntnis zu geben, damit auch ihr das Fest in der Weise der Laubhütten begehet und zur Erinnerung an das Feuer, (das uns gegeben wurde), als Nehemia nach Erbauung des Tempels und des Altars wieder ein Opfer darbrachte. 19Als nämlich unsere Väter einst nach Persien weggeführt wurden, nahmen die damaligen frommen Priester heimlich etwas vom Feuer des Altars und verbargen es in der Höhlung einer Zisterne, die gerade wasserleer war; darin brachten sie es so sicher unter, daß kein Mensch den Ort kannte. 20Als es nun nach Verlauf vieler Jahre Gott gefiel, schickte Nehemia, den der König von Persien hergesandt hatte, die Nachkommen jener Priester, die das Feuer versteckt hatten, mit der Weisung hin, das Feuer zu holen. Als sie uns aber berichteten, kein Feuer, sondern nur schlammiges Wasser gefunden zu haben, befahl er ihnen, davon zu schöpfen und es zu bringen. 21Da nun alles zu dem Opfer Erforderliche zugerichtet war, befahl Nehemia den Priestern, sie möchten mit dem Wasser die Holzscheite und die daraufliegenden Fleischstücke begießen. 22Als dies geschehen war und nach einiger Zeit die Sonne, die bis dahin hinter Wolken verborgen gewesen war, hell zu scheinen begann, flammte ein großes Feuer auf, so daß alle in Erstaunen gerieten. 23Während nun das Opfer verzehrt wurde, verrichteten die Priester ein Gebet, die Priester und alle Anwesenden, indem Jonathan den Anfang machte und die übrigen, auch Nehemia, einstimmten. 24Das Gebet lautete aber folgendermaßen: »Herr, Herr, Gott, Schöpfer aller Dinge, du Furchtbarer und Gewaltiger, du Gerechter und Barmherziger, du der alleinige König und Wohltäter, 25der du allein gute Gaben verleihst, der du allein gerecht, allmächtig und ewig bist, der du Israel aus allem Unheil errettest, der du unsere Väter dir auserwählt und geheiligt hast: 26nimm dieses Opfer an für dein ganzes Volk Israel und behüte und heilige dein Erbteil (= Eigentum)! 27Bringe uns Zerstreute wieder zusammen, befreie die unter den Heiden in Knechtschaft Lebenden, blicke die Verachteten und Verabscheuten gnädig an und laß die Heiden erkennen, daß du unser Gott bist! 28Strafe die, welche uns unterdrücken und im Übermut uns mißhandeln! 29Pflanze dein Volk wieder ein an deiner heiligen Stätte, wie Mose es verheißen hat!«
30Die Priester sangen ihre Loblieder dazu. 31Sobald nun die Fleischstücke des Opfers verbrannt waren, ließ Nehemia mit dem übrigen Wasser große Steine begießen. 32Sofort schlug da eine Flamme empor, die aber von dem auf dem Altar entgegenstrahlenden Lichte verdunkelt wurde. 33Als aber die Sache bekannt wurde und man dem Könige von Persien berichtete, daß an der Stelle, wo die in Gefangenschaft weggeführten Priester das Feuer verborgen hatten, Wasser zum Vorschein gekommen sei, womit dann Nehemia und seine Genossen das Opfer geweiht hätten, 34da ließ der König, nachdem er die Sache genau untersucht hatte, den Ort umzäunen und dadurch für heilig erklären. 35Auch ließ der König denen, welchen er wohlwollte, reiche Geldgeschenke zukommen. 36Nehemia aber und die Seinigen nannten dies (schlammige Wasser) Nephthar, d. h. auf deutsch Reinigung; meistens aber wird es Nephtha genannt.