Amos 7
III. Die fünf Gesichte des Amos vom Ende der göttlichen Langmut und vom kommenden Gericht
1. Die beiden ersten Drohgesichte (Heuschrecken und Dürre)
1Folgendes (Gesicht) hat Gott der HERR mich schauen lassen: Ich sah, wie er Heuschrecken entstehen ließ zur Zeit, als das Spätgras aufzugehen begann, und zwar war es das Spätgras nach der Mahd des Königs (= der königlichen Wiesen). 2Als sie nun alles, was auf dem Felde gewachsen war, abfraßen, da bat ich: »HERR, mein Gott, vergib doch! Wie soll Jakob bestehen? Er ist ja schon so klein!« 3Da tat dem HERRN sein Vorhaben leid: »Es soll nicht geschehen!« sprach der HERR. –
4Folgendes (Gesicht) hat Gott der HERR mich schauen lassen: Ich sah, wie Gott der HERR das Feuer (d. h. eine große Dürre) zum Strafgericht herbeirief; und dieses verzehrte die große Flut des Grundwassers und wollte auch das Ackerland verzehren. 5Da bat ich: »HERR, mein Gott, laß doch ab! Wie soll Jakob bestehen? Er ist ja schon so klein!« 6Da tat Gott dem HERRN sein Vorhaben leid: »Auch dies soll nicht geschehen!« sprach Gott der HERR. –
2. Das dritte Gesicht (Bleilot oder Senkblei): das Ende der göttlichen Langmut
7Folgendes (Gesicht) hat der HERR mich schauen lassen: Ich sah, wie der HERR auf einer senkrechten Mauer stand und ein Bleilot (oder: Senkblei) in der Hand hielt. 8Da fragte mich der HERR: »Was siehst du, Amos?« Ich antwortete: »Ein Bleilot.« Da sagte der HERR: »Wisse wohl: ich lege das Bleilot an inmitten meines Volkes Israel; ich will fortan nicht mehr schonend an ihm vorübergehen. 9Nein, die Höhenaltäre Isaaks sollen verwüstet werden und die Heiligtümer Israels veröden, und gegen das Haus Jerobeams will ich mit dem Schwert vorgehen!«
3. Bericht über die Ausweisung des Amos aus Bethel
10Da sandte Amazja, der Priester (= Oberpriester) von Bethel, zu Jerobeam, dem Könige von Israel, und ließ ihm sagen: »Amos zettelt eine Verschwörung gegen dich an mitten im Hause Israel; das Land vermag alle seine Reden nicht länger zu ertragen. 11Denn folgende Worte hat Amos ausgesprochen: ›Durch das Schwert wird Jerobeam ums Leben kommen, und Israel muß aus seinem Lande in die Gefangenschaft (oder: Verbannung) wandern.‹« 12Darauf sagte Amazja zu Amos: »Seher, mache dich auf, fliehe ins Land Juda! Iß dort dein Brot und weissage dort! 13In Bethel aber darfst du nicht länger als Prophet auftreten; denn Bethel ist ein königliches Heiligtum und eine königliche Residenz (oder: ein Reichstempel)!« 14Da gab Amos dem Amazja zur Antwort: »Ich bin kein Prophet und bin kein Mitglied (oder: Jünger) einer Prophetenschule, sondern ein Hirt bin ich und züchte Maulbeerfeigen. 15Aber der HERR hat mich hinter der Herde weggeholt, und der HERR hat mir geboten: ›Gehe hin, tritt gegen mein Volk Israel als Prophet auf!‹ 16Und nun vernimm das Wort des HERRN! Weil du sagst, ich dürfe nicht gegen Israel als Prophet auftreten und nicht gegen das Haus Isaak predigen, 17darum hat der HERR (gegen dich) so gesprochen: ›Dein Weib wird zur Hure werden in der Stadt, deine Söhne und deine Töchter sollen durch das Schwert fallen, und dein Boden (d. h. Ackerland) soll mit der Meßschnur verteilt werden; du selbst aber sollst in einem unreinen Lande sterben, und Israel muß aus seinem Lande in die Gefangenschaft (oder: Verbannung) wandern!‹«
Die Heilige Schrift, übersetzt von Hermann Menge. Neuausgabe © 1949/2003 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Apokryphen aus: Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, übersetzt von Hermann Menge © 1967, Württembergischen Bibelanstalt, Stuttgart