Judith 14
6. Judiths Ratschläge an ihre Volksgenossen zum Vorgehen gegen die Assyrer; Achjors Bekehrung zum Judentum
1Darauf sagte Judith zu ihnen: »Hört mich an, meine Brüder! Nehmt diesen Kopf und hängt ihn an die Brustwehr eurer Mauer. 2Und wenn der Morgen anbricht und die Sonne über der Erde aufgeht, so nehmt allesamt eure Kriegswaffen und zieht, alle kriegstüchtigen Männer, aus der Stadt hinaus; setzt einen Anführer über sie, als ob ihr in die Ebene gegen die Vorhut der Assyrer hinabziehen wolltet. Doch ihr braucht nicht hinabzuziehen, 3denn jene werden ihre Waffen ergreifen und in ihr Lager abmarschieren; dort werden sie die Feldherren des assyrischen Heeres wecken und zum Zelte des Holofernes laufen, ihn aber nicht finden; infolge davon werden sie erschrecken und die Flucht vor euch ergreifen. 4Dann verfolgt ihr sie im Verein mit allen Bewohnern des Landes Israel und haut sie auf allen Wegen nieder. 5Bevor ihr aber dieses tut, ruft mir den Ammoniter Achjor; er soll den Mann sehen und erkennen, der das Haus Israel verachtet und ihn selbst zu uns als zum Tode geschickt hat«. 6Man rief also den Achjor aus dem Hause des Ozias. Als er kam und den Kopf des Holofernes in der Hand eines Mannes unter dem versammelten Volke sah, fiel er vornüber zu Boden und verlor die Besinnung. 7Als man ihn dann aufhob, warf er sich vor Judith nieder, bezeigte ihr seine Huldigung und rief aus: »Gepriesen seist du in allen Hütten Israels und unter allen Völkern, welche erschrecken werden, wenn sie deinen Namen hören. 8Und nun erzähle mir doch alles, was du in diesen Tagen getan hast«. Da erzählte ihm Judith, mitten unter dem Volke stehend, alles was sie getan hatte seit dem Tage ihres Weggangs bis jetzt, wo sie mit ihnen redete. 9Als sie ihren Bericht beendet hatte, brach das Volk in lauten Jubel aus und ließ ein Freudengeschrei in der ganzen Stadt erschallen. 10Als Achjor aber alles sah, was der Gott Israels vollbracht hatte, glaubte er fest an diesen Gott; er ließ sich beschneiden und wurde in das Haus Israel aufgenommen bis auf diesen Tag.
7. Wehklage der Assyrer um Holofernes
11Als nun der Morgen anbrach, hängten sie den Kopf des Holofernes an die Mauer, ergriffen dann Mann für Mann ihre Waffen und zogen in Scharen nach den Zugängen zum Berge. 12Als die Assyrer sie erblickten, schickten sie Boten an ihre Anführer; diese begaben sich zu den Feldherren und Obersten und zu allen ihren Hauptleuten. 13Die verfügten sich zum Zelte des Holofernes und sagten zu dem Hausmarschall: »Wecke doch unsern Herrn, denn das Knechtsgesindel wagt es zum Kampfe mit uns herabzukommen, um völlig vernichtet zu werden«. 14Bagoas ging also hinein und klopfte am Vorhang des Zeltes; er nahm nämlich an, Holofernes schlafe bei der Judith. 15Da aber niemand sich hören ließ, schob er den Vorhang zurück, trat in das Schlafgemach und fand ihn tot am Fußschemel hingestreckt daliegend mit abgehauenem Kopfe. 16Da erhob er ein lautes Geschrei mit Weinen und Wehklagen und Geheul und zerriß seine Kleider. 17Dann eilte er in das Zelt, wo Judith gewohnt hatte, und als er sie dort nicht fand, stürzte er unter das Kriegsvolk hinaus und schrie: 18»Dieses Knechtsgesindel hat Verrat geübt! Ein einziges hebräisches Weib hat Schande über das Haus des Königs Nabuchodonosor gebracht! Ach, da liegt Holofernes am Boden ohne Kopf!« 19Als die Anführer des assyrischen Heeres diese Worte vernahmen, zerrissen sie ihre Kleider und waren ganz fassungslos; Wehklagen und lautes Geschrei erscholl von ihnen inmitten des Lagers.
Die Heilige Schrift, übersetzt von Hermann Menge. Neuausgabe © 1949/2003 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Apokryphen aus: Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, übersetzt von Hermann Menge © 1967, Württembergischen Bibelanstalt, Stuttgart