3. Judiths Lobgesang
1Judith hob dann folgendes Dankgebet vor ganz Israel an, und das ganze Volk stimmte in dieses Loblied mit ein, Judith sprach:
2Stimmt meinem Gott zu Ehren ein Lied an mit Pauken,
singet meinem Herrn mit Zimbeln!
Laßt ihm ein neues Lied ertönen,
erhebt seinen Namen und ruft ihn an!
3Denn der Herr ist ein Gott, der Kriegen ein Ende macht,
denn in sein Lager inmitten seines Volkes
hat er mich gerettet aus meiner Verfolger Hand.
4Der Assyrer kam von den Bergen im Norden,
er kam mit vielen Tausenden seiner Streitmacht;
ihre Menge erschöpfte die Bäche,
und ihre Rosse bedeckten die Hügel.
Er gedachte, meine Gefilde zu verbrennen,
meine jungen Männer mit dem Schwert zu töten,
meine Säuglinge zu Boden zu schleudern,
meine Kindlein als Beute hinzugeben
und meine Jungfrauen wegzuschleppen.
5Aber der Herr, der Allgebieter,
hat sie vernichtet durch eines Weibes Hand.
6Denn nicht durch Jünglinge ist ihr Gebieter gefallen,
auch nicht Söhne von Titanen haben ihn erschlagen,
noch gewaltige Riesen ihn angegriffen;
nein, Judith, die Tochter Meraris,
hat ihn durch ihres Angesichts Schönheit bezwungen.
7Denn ihre Witwenkleider legte sie ab,
um den Bedrängten Israels aufzuhelfen;
sie salbte ihr Antlitz mit kostbarem Öl
8und flocht ihr Haar unter dem Kopfbund
und legte ein leinenes Kleid an, um ihn zu berücken.
9Ihre Sandalen entzückten seine Augen,
ihre Schönheit nahm seine Sinne gefangen: –
das Schwert durchschnitt ihm den Hals.
10Es schauderte die Perser ob ihrer Kühnheit,
und die Meder waren ob ihres Muts entsetzt.
11Da frohlockten meine Verzagten,
und meine Schwachen jauchzten laut.
Sie aber wurden in Angst versetzt,
erhoben lautes Wehgeschrei und flohen davon.
12Die Söhne junger Weiber durchbohrten sie
und schlugen sie nieder wie flüchtige Sklaven;
sie fielen durch die Heerscharen meines Herrn.
13Singen will ich meinem Gott ein neues Lied:
Herr, groß bist du und ruhmreich,
wunderbar an Kraft, unübertrefflich.
14Dir muß dienen deine ganze Schöpfung,
denn du gebotst, da trat sie ins Dasein;
du sandtest deinen Geist aus, der bildete (alle Geschöpfe),
und keines ist da, das deinem Geheiß widerstände.
15Denn Berge werden auf ihrem Grunde wanken samt den Wassern,
Felsen vor deinem Anblick zerschmelzen wie Wachs;
aber denen, die dich fürchten, – ihnen bist du gnädig.
16Denn geringen Wert hat jegliches Opfer lieblichen Wohlgeruchs
und wertlos ist dir alles Fett des Brandopfers;
doch wer den Herrn fürchtet, ist immerdar groß.
17Wehe den Heiden, die sich wider mein Volk erheben!
Der Herr, der Allgebieter, wird sie strafen am Tage des Gerichts;
Feuer und Würmer wird er in ihre Leiber geben,
daß sie heulen vor Schmerzen in Ewigkeit.
4. Judiths Weiheopfer in Jerusalem und ihr Ende in Betylua
18Als sie dann in Jerusalem angekommen waren, beteten sie Gott an, und nachdem das Volk sich gereinigt hatte, brachten sie ihre Brandopfer und ihre freiwilligen Gaben und Geschenke dar. 19Judith legte alles, was das Volk ihr von den Gerätschaften des Holofernes geschenkt hatte, im Heiligtum nieder; auch das Mückennetz, das sie aus dem Schlafzimmer des Holofernes mitgenommen hatte, weihte sie Gott als Geschenk. 20Das Volk aber überließ sich der Freude in Jerusalem vor dem Heiligtum drei Monate lang; und Judith blieb während dieser Zeit bei ihnen.
21Als dann nach diesen Tagen jeder in seiner Heimat zurückkehrte, begab sich auch Judith wieder nach Betylua und lebte dort auf ihrer Besitzung; sie blieb, solange sie lebte, berühmt im ganzen Lande. 22Viele wünschten sie als Gattin zu besitzen, aber sie ging keine zweite Ehe ein, nachdem ihr Gatte Manasse gestorben und zu seinen Vätern versammelt war. 23Sie lebte noch sehr lange und wurde im Hause ihres Mannes 105 Jahre alt. Ihrer Zofe schenkte sie die Freiheit. Sie starb in Betylua, und man begrub sie in dem Felsengrab ihres Mannes Manasse. 24Das Haus Israel betrauerte sie sieben Tage lang. Vor ihrem Tode hatte sie ihre Habe unter die nächsten Verwandten ihres Mannes Manasse und ihre eigenen Angehörigen verteilt. 25Und solange sie lebte und noch lange Zeit nach ihrem Tode gab es keinen mehr, der die Israeliten schreckte.