Überschrift und Einleitung (V. 1-7)
1Abschrift des Briefes, welchen Jeremia an die Gefangenen, die vom König der Babylonier nach Babylon geführt werden sollten, gesandt hat, ihnen zu verkünden, wie es ihm von Gott aufgetragen war.
2Um der Sünden willen, die ihr gegen Gott begangen habt, werdet ihr gefangen nach Babylon geführt werden von Nebukadnezar, dem König der Babylonier. 3Wenn ihr nun in Babylon angekommen seid, werdet ihr dort viele Jahre zubringen und eine lange Zeit, bis auf sieben Geschlechter. Darnach werde ich euch von dort wieder wegführen in Frieden. 4Nun werdet ihr aber in Babylon Götzen von Silber, Gold und Holz sehen, die man auf den Schultern trägt und die den Heiden Furcht einflößen. 5Hütet euch also, daß nicht auch ihr den Fremden gleich werdet und auch euch Furcht vor jenen erfasse, wenn ihr das Volk sie von vorn und von hinten anbeten seht; 6denkt vielmehr bei euch: »Dich muß man anbeten, o Herr!«. 7Denn mein Engel ist bei euch und sucht euer Leben zu bewahren.
Darlegung der Torheiten des Götzendienstes (V. 8-73)
8Denn ihre Zunge ist vom Künstler geschnitzt; sie selbst aber, vergoldet und versilbert, sind Lügengebilde und können nicht reden. 9Wie für eine putzsüchtige Jungfrau nehmen sie Gold und fertigen daraus Kränze für das Haupt ihren Götzen. 10Es kommt aber auch vor, daß die Priester ihren Götzen das Gold und Silber wegnehmen und es für sich selbst verwenden; 11ja, sie geben davon auch den Huren im Hurenhause. Sie schmücken sie gleich Menschen mit Kleidern, die silbernen Götter und die goldenen und hölzernen Götter; 12die lassen sich aber nicht (einmal) vor Rost und Zerfressung bewahren; auch wenn sie mit Purpurgewändern umhüllt sind, 13muß man ihnen doch das Gesicht abwischen wegen des Staubes im Hause, der dick auf ihnen liegt. 14Mancher führt auch ein Zepter, als wäre er Regent im Lande, aber wenn jemand sich gegen ihn verfehlt, kann er ihm nichts anhaben. 15Auch ein Schlachtschwert hält er in der Rechten oder ein Beil, und doch kann er sich weder des Krieges noch der Räuber erwehren. 16Daher ist es offenbar, daß sie keine Götter sind: fürchtet euch also nicht vor ihnen!
17Gerade wie das Gesäß eines Menschen, wenn es zerbrochen ist, unbrauchbar wird, so verhält es sich auch mit ihren Göttern. Sind sie in den Tempeln aufgestellt, so werden ihre Augen voll Staubs von den Füßen der Eintretenden. 18Und wie für einen, der sich an einem Könige vergangen hat, die Höfe verschlossen sind, wie für einen zum Tode Abgeführten, so verwahren die Priester ihre Behausungen mit Toren, Schlössern und Riegeln, damit sie von den Räubern nicht geplündert (oder gestohlen?) werden. 19Lichter zünden sie vor ihnen an, ja mehr als für sich selbst, von denen jene doch kein einziges zu sehen vermögen. 20Er (d. h. der Götze) ist wie einer der Balken am Hause; ihr Inneres, sagt man, wird zerfressen; vom Gewürm der Erde, das sie und ihre Kleider verzehrt, spüren sie nichts. 21Geschwärzt ist ihr Angesicht vom Rauche im Tempel; 22auf ihren Körper und Kopf fliegen Nachteulen, Schwalben und andere Vögel hinauf, desgleichen setzen sich auch Katzen darauf. 23Daraus werdet ihr erkennen, daß sie keine Götter sind: fürchtet euch also nicht vor ihnen!
24Ja, wenn man von dem Golde, mit dem sie zum Schmuck überzogen sind, den Rost nicht abwischt, so glänzen sie nicht; denn sie spürten es ja auch nicht, als sie gegossen wurden. 25Um jeden Preis hat man sie gekauft, sie, in denen doch kein Lebenshauch wohnt! 26Der Füße nicht mächtig, müssen sie auf den Schultern von Männern getragen werden, denen sie so ihre Nichtigkeit zeigen. 27Es schämen sich aber auch die, welche sie bedienen; denn wenn einmal einer von ihnen zu Boden fällt, kann er von selbst nicht wieder aufstehen; und stellt man ihn aufrecht, so bewegt er sich nimmer von selbst; gerät er in eine schiefe Lage, so kann er sich nicht wieder aufrichten; ja wie Toten legt man ihnen ihre Gaben vor. 28Was geopfert wird, verbrauchen ihre Priester, indem sie es verkaufen; desgleichen salzen auch ihre Weiber davon ein, ohne Armen oder Kranken etwas abzugeben; 29selbst unreine Frauen und Wöchnerinnen rühren ihre Opfer an. Habt ihr nun aus allem diesem erkannt, daß sie keine Götter sind, so fürchtet euch nicht vor ihnen!
30Wie könnten sie denn auch Götter genannt werden? Es sind ja sogar Weiber, die den silbernen, goldenen und hölzernen Göttern die Speisen vorsetzen; 31und in ihren Tempeln sitzen auf Stühlen die Priester mit zerrissenen Kleidern und geschorenen Köpfen und Bärten, und ihre Häupter sind dabei unbedeckt; 32sie schreien und heulen vor ihren Göttern, wie man beim Leichenmahl zu tun pflegt. 33Von ihren Gewändern nehmen sich die Priester und bekleiden damit ihre Weiber und Kinder. 34Mögen sie Böses von jemandem erfahren oder Gutes: sie werden es nicht vergelten können; sie können einen König weder einsetzen noch absetzen; 35desgleichen können sie weder Reichtum verleihen noch bares Geld schenken. Gelobt einer ihnen ein Gelübde und hält es nicht: sie werden es nimmer einfordern. 36Vom Tode können sie keinen Menschen erretten, noch einen Schwächeren dem Stärkeren entreißen; 37einem Blinden können sie das Gesicht nicht wiedergeben, auch einen in Not Befindlichen nicht erretten. 38Einer Witwe können sie sich nicht erbarmen und einem Waisenkinde nicht wohltun.
39Den roh aus dem Berge gebrochenen Steinen gleichen sie, die hölzernen, vergoldeten und versilberten Götzen, und ihre Diener müssen zu Schanden werden. 40Wie kann man also glauben oder behaupten, daß sie wirklich Götter seien, da obendrein auch die Chaldäer selbst sie verunehren? 41Wenn diese einen Stummen sehen, der nicht reden kann, so bringe sie ihren Bel herbei und verlangen, daß jener rede, als ob er imstande wäre, sie zu vernehmen. 42Und obgleich sie dies selbst einsehen, sind sie doch nicht imstande, die Götzen fahren zu lassen, denn sie haben kein Verständnis. 43Die Weiber, mit Binden (an der Stirn?) umwunden, sitzen an den Wegen und räuchern mit Kleie; wird dann eine von ihnen von einem Vorbeigehenden mitgenommen und beschlafen, so verspottet sie ihre Nachbarin, weil diese noch nicht gleich ihr wert erfunden worden und ihre Binde unzerrissen geblieben ist. 44Alles, was bei ihnen geschieht, ist Lügenwerk: wie kann man also glauben oder behaupten, daß dies Götter seien?
45Von Künstlern und Goldschmieden sind sie gearbeitet und können gar nichts anderes werden, als wozu die Werkleute sie bestimmt haben. 46Nun sind die, welche sie verfertigt haben, selbst nicht von langer Lebensdauer: wie sollte es mit ihren Gebilden anders sein? 47Ja, nur Trug und Schmach hinterlassen sie ihren Nachkommen. 48Denn wenn Krieg oder sonst ein Unheil über sie kommt, beratschlagen die Priester untereinander, wo sie sich mit ihnen verstecken sollen. 49Wie kann man da nicht einsehen, daß sie keine Götter sind, sie, die nicht einmal sich selbst aus Krieg und Unheil erretten können? 50Denn da sie hölzern und vergoldet und versilbert sind, wird man schließlich erkennen, daß sie Lügengebilde sind. 51Allen Heiden und Königen wird es klar werden, daß sie keine Götter sind, sondern nur Machwerke von Menschenhand, und daß nichts von Gotteswerk bei ihnen zu finden ist. 52Wem wird da nicht offenbar, daß sie keine Götter sind?
53Denn weder vermögen sie einen König über ein Land einzusetzen, noch den Menschen Regen zu geben; 54weder Recht zu sprechen vermögen sie in eigener Sache, noch jemand gegen eine Freveltat zu schützen in ihrer Ohnmacht; denn wie Krähen sind sie, die mitten zwischen Himmel und Erde fliegen. 55Ja, wenn einmal Feuer im Tempel der hölzernen, vergoldeten und versilberten Götter ausbricht, so ergreifen ihre Priester die Flucht und bringen sich in Sicherheit; sie selbst aber müssen wie Balken ganz und gar verbrennen. 56Einem Könige aber und Feinden leisten sie niemals Widerstand. Wie soll man da annehmen und glauben, daß sie Götter seien?
57Weder vor Dieben, noch vor Räubern vermögen diese hölzernen, versilberten und vergoldeten Götter sich zu schützen. 58Wenn diese sie in ihre Gewalt bekommen, nehmen sie ihnen das Silber und Gold und die Gewandung weg, womit sie bekleidet sind, und gehen damit auf und davon; sie selbst aber können sich nicht helfen. 59Darum ist ein König besser daran, der seine Tapferkeit beweist, oder ein dem Hausbesitzer nutzbringendes Hausgerät, als die Lügengötter; mehr wert ist auch die Tür am Hause, die das darin Befindliche verwahrt, als die Lügengötter; mehr auch eine hölzerne Säule im Königspalast als die Lügengötter.
60Ja, Sonne, Mond und Sterne, die hell leuchten und dazu bestimmt sind, sich nützlich zu erweisen, leisten Gehorsam; 61desgleichen ist auch der Blitz, wenn er aufleuchtet, schön anzusehen; und derselbe Wind weht in jedem Lande; 62und die Wolken, wenn ihnen von Gott befohlen wird, über die ganze Erde hinzuziehen, vollbringen das ihnen Befohlene; 63auch das Feuer, wenn es von oben entsandt wird, Berge und Wälder zu verzehren, vollführt das ihm Befohlene. Diese (d. h. die Götzen) aber sind ihnen weder an Aussehen noch an Kräften vergleichbar. 64Daher kann man weder glauben noch behaupten, daß sie Götter seien, weil sie weder Gericht zu halten noch den Menschen wohlzutun imstande sind. 65Wenn ihr nun erkannt habt, daß sie keine Götter sind, so fürchtet euch nicht vor ihnen.
66Denn Königen vermögen sie weder zu fluchen noch sie zu segnen, 67auch Zeichen am Himmel können sie unter den Heiden nicht sehen lassen; sie scheinen nicht wie die Sonne, noch leuchten sie wie der Mond. 68Sogar die Tiere sind besser daran als sie, da sie an einen schützenden Ort fliehen und so sich sichern können. 69In keinerlei Weise ist uns also offenbar, daß sie Götter sind: deshalb fürchtet euch nicht vor ihnen.
70Ja, wie eine Vogelscheuche im Gurkengarten, die keinen Schutz gewährt, ebenso sind ihre hölzernen, vergoldeten und versilberten Götter. 71Ebenso gleichen sie auch dem Dornstrauch im Garten, auf den alle Vögel sich setzen; desgleichen auch einem ins Dunkle geworfenen Leichnam sind ähnlich ihre hölzernen, vergoldeten und versilberten Götter. 72Auch am Purpur und am Marmor, der an ihnen verwittert, kann man erkennen, daß sie keine Götter sind: zuletzt werden sie selbst zerfressen, und im Lande wird Spott (ihretwegen) herrschen. 73Besser ist also ein gerechter Mann daran, der keine Götzenbilder hat; denn er wird fern bleiben von Verspottung.