1Dann fuhr er fort: »Wahrlich ich sage euch: Einige von denen, die hier stehen, werden den Tod nicht schmecken, bis sie das Reich Gottes mit Macht haben kommen sehen.«
4. Jesu Verklärung auf dem Berge und sein Gespräch mit den Jüngern beim Abstieg
2Sechs Tage später nahm Jesus den Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und führte sie abseits auf einen hohen Berg hinauf, wo sie allein waren. Da wurde er vor ihren Augen verwandelt, 3und seine Kleider wurden glänzend, ganz weiß, wie sie kein Walker auf Erden so weiß machen kann. 4Und es erschien ihnen Elia mit Mose; die besprachen sich mit Jesus. 5Da sagte Petrus zu Jesus: »Rabbi (oder: Meister), hier sind wir gut aufgehoben! (vgl. Mt 17,4) Wir wollen hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elia« – 6er wußte nämlich nicht, was er sagen sollte; in solche Furcht waren sie geraten. 7Dann kam eine Wolke, die sie überschattete, und eine Stimme erscholl aus der Wolke: »Dieser ist mein geliebter Sohn: höret auf ihn!« (5. Mose 18,15) 8Und mit einemmal, als sie um sich blickten, sahen sie niemand mehr bei sich als Jesus allein.
9Als sie dann von dem Berge hinabstiegen, gebot er ihnen, sie sollten von dem, was sie gesehen hätten, niemand etwas erzählen, ehe nicht der Menschensohn von den Toten auferstanden wäre. 10Dies Gebot hielten sie dann auch fest, besprachen sich jedoch untereinander darüber, was wohl mit der Auferstehung von den Toten gemeint sei. 11Hierauf befragten sie ihn: »Die Schriftgelehrten behaupten ja, Elia müsse zuerst kommen.« 12Er antwortete ihnen: »Ja, Elia kommt allerdings zuerst und bringt alles wieder in den rechten Stand (Mal 3,23). Doch wie kann denn über den Menschensohn geschrieben stehen, daß er vieles leiden und daß er verworfen werden müsse? (Jes 53,3) 13Aber ich sage euch: Elia ist wirklich gekommen; doch sie haben ihm angetan, was ihnen beliebte, wie über ihn geschrieben steht.« (1. Kön 19,2.10).
5. Heilung eines fallsüchtigen Knaben; die Unfähigkeit der Jünger
14Als sie dann zu den (anderen) Jüngern zurückkamen, sahen sie eine große Volksmenge um sie versammelt, auch Schriftgelehrte, die sich mit ihnen besprachen. 15Sobald nun die Menge ihn erblickte, gerieten alle in freudige Erregung; sie eilten auf ihn zu und begrüßten ihn. 16Er fragte sie nun: »Was habt ihr mit ihnen zu verhandeln?« 17Da antwortete ihm einer aus der Menge: »Meister, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht, der von einem sprachlosen Geist besessen ist; 18sooft der ihn packt, reißt er ihn hin und her; dann tritt ihm der Schaum vor den Mund, und er knirscht mit den Zähnen und wird ganz kraftlos. Ich habe deine Jünger gebeten, sie möchten ihn austreiben, doch sie haben es nicht gekonnt.« 19Jesus antwortete ihnen mit den Worten: »O ihr ungläubige Art von Menschen! Wie lange soll ich noch bei euch sein? Wie lange soll ich es noch mit euch aushalten? Bringt ihn her zu mir!« 20Da brachten sie ihn zu ihm. Als nun der Geist ihn (d. h. Jesus) erblickte, zog er den Knaben sogleich krampfhaft zusammen, so daß er auf den Boden fiel und sich mit Schaum vor dem Munde wälzte. 21Da fragte Jesus den Vater des Knaben: »Wie lange hat er dies Leiden schon?« Er antwortete: »Von Kindheit an; 22und oft hat der Geist ihn sogar ins Feuer und ins Wasser gestürzt, um ihn umzubringen. Wenn du es jedoch irgend vermagst, so hilf uns und habe Erbarmen mit uns!« 23Jesus antwortete ihm: »Was dein ›Wenn du es vermagst‹ betrifft, so wisse: Alles ist dem möglich, der Glauben hat.« 24Sogleich rief der Vater des Knaben laut aus: »Ich glaube: hilf meinem Unglauben!« 25Als Jesus nun sah, daß immer mehr Leute zusammenliefen, bedrohte er den unreinen Geist mit den Worten: »Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht wieder in ihn hinein!« 26Da schrie er laut auf und fuhr unter heftigen Krämpfen aus; und der Knabe lag wie tot da, so daß die meisten sagten: »Er ist gestorben!« 27Jesus aber faßte ihn bei der Hand und richtete ihn in die Höhe: da stand er auf. – 28Als Jesus dann in ein Haus eingetreten (oder: nach Hause gekommen) war, fragten ihn seine Jünger, während sie mit ihm allein waren: »Warum haben wir den Geist nicht austreiben können?« 29Er antwortete ihnen: »Diese Art (von bösen Geistern) läßt sich nur durch Gebet austreiben.«
6. Zweite Leidensankündigung
30Sie zogen dann von dort weiter und wanderten durch Galiläa hin, und er wünschte, daß niemand es erfahren möchte; 31denn er erteilte seinen Jüngern Unterricht und sagte zu ihnen: »Der Menschensohn wird in die Hände der Menschen überliefert; sie werden ihn töten, und drei Tage nach seiner Tötung wird er auferstehen.« 32Sie aber verstanden den Ausspruch nicht, scheuten sich jedoch, ihn deswegen zu befragen.
7. Gespräche mit den Jüngern in Kapernaum; Weisungen für den Jüngerkreis
a) Rangstreit der Jünger; Jesu Mahnung zur Demut
33So kamen sie nach Kapernaum; und als er zu Hause (angelangt) war, fragte er sie: »Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?« 34Sie aber schwiegen; denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer (von ihnen) der Größte sei. 35Da setzte er sich, rief die Zwölf herbei und sagte zu ihnen: »Wenn jemand der Erste sein will, muß er von allen der Letzte und der Diener aller sein!« 36Dann nahm er ein Kind, stellte es mitten unter sie, schloß es in seine Arme und sagte zu ihnen: 37»Wer eins von solchen Kindern auf meinen Namen hin (= um meines Namens willen) aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.« (Mt 10,40; Joh 13,20)
b) Belehrung über die Duldsamkeit
38Da sagte Johannes zu ihm: »Meister, wir haben einen, der nicht mit uns dir nachfolgt, unter Anwendung deines Namens böse Geister austreiben sehen und haben es ihm untersagt, weil er uns nicht nachfolgt.« 39Jesus aber erwiderte ihm: »Untersagt es ihm nicht; denn so leicht wird niemand, der ein Wunder unter Benutzung meines Namens vollführt, dazu kommen, Böses von mir zu reden. 40Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns (Mt 12,30; Lk 11,23). – 41Denn wenn jemand euch im Hinblick darauf, daß ihr Christus angehört, auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, – wahrlich ich sage euch: Es wird ihm nicht unbelohnt bleiben!« (Mt 10,42)
c) Warnung vor der Verführung (zum Unglauben und zur Sünde); Sprüche vom Salz
42»Und wer einen von diesen Kleinen (oder: geringen Leuten), die (an mich) glauben, ärgert, für den wäre es das beste, wenn ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er ins Meer geworfen wäre. 43Und wenn deine Hand dich ärgert (= zum Bösen verführen will), so haue sie ab! Es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben einzugehen, als daß du deine beiden Hände hast und in die Hölle kommst, in das unauslöschliche Feuer.
44[siehe Anmerkung Vers 43] 45Und wenn dein Fuß dich ärgert (= zum Bösen verführen will), so haue ihn ab! Es ist besser für dich, als Lahmer in das Leben einzugehen, als daß du deine beiden Füße hast und in die Hölle geworfen wirst.
46[siehe Anmerkung Vers 43] 47Und wenn dein Auge dich ärgert (= zum Bösen verführen will), so reiße es aus! Es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes einzugehen, als daß du beide Augen hast und in die Hölle geworfen wirst, 48wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt (Jes 66,24). – 49Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden [wie jedes Schlachtopfer mit Salz gewürzt wird]. 50Das Salz ist etwas Gutes; wenn aber das Salz fade (= salzlos) geworden ist, wodurch wollt ihr ihm die Würzkraft wiedergeben? (Mt 5,13; Lk 14,34) Habt Salz in euch und haltet Frieden untereinander.«