2. Von der Verschiedenheit der Freunde
1Jeder Freund sagt: »Auch ich bin ein Freund!« aber mancher Freund ist nur dem Namen nach ein Freund. 2Ist’s nicht ein Kummer, der dem Tode nahe bringt, wenn ein Genosse und Freund sich in einen Feind verwandelt? 3Böse Gesinnung, von wo bist du hereingebrochen (h), die Erde mit Falschheit zu bedecken? 4Ein Genosse freut sich, solange das Glück seines Freundes dauert, aber zur Zeit der Trübsal ist er gegen ihn. 5Ein guter Freund kämpft mit dem Feinde und ergreift den Schild gegen den Widersacher (g). 6Vergiß den Freund nicht im Kampfe (g) und sei seiner nicht uneingedenk, wenn du Vermögen besitzt (?).
3. Von der Verschiedenheit der Ratgeber
7Jeder Ratgeber hält seinen Rat hoch, aber mancher rät zu seinem eigenen Nutzen. 8Vor einem Ratgeber nimm dich in acht und suche zunächst zu erfahren, in welcher äußeren Lage er sich befindet; denn er wird bei seinem Rate an sich selbst denken. Hüte dich, damit er dein Geschick nicht dem Zufall preisgibt 9und zu dir sagt: »Du bist auf dem rechten Wege«, dabei aber sich dir gegenüber hinstellt, um zu sehen, was dir zustoßen werde. 10Berate dich nicht mit einem, der mißgünstig nach dir blickt, und verbirg deine Pläne vor deinen Neidern. 11Berate dich nicht mit einer Frau über ihre Nebenbuhlerin (eig. Nebenfrau), noch mit einem Feigling über den Krieg (h), nicht mit einem Kaufmann über den Umsatz, noch mit einem Verkäufer über die Ware, nicht mit einem Mißgünstigen über Dankbarkeit (oder Wohltun?), noch mit einem Hartherzigen über Mildtätigkeit, nicht mit einem Faulen über seine Arbeit, noch mit einem ständigen Tagelöhner über den Feierabend (h), nicht mit einem faulen Knecht über viele Arbeit: auf diese Leute verlaß dich nicht bei irgend einem Ratschlag. 12Vielmehr pflege beständig Verkehr mit einem frommen Mann, von dem du weißt, daß er die Gebote hält, der gleichen Sinnes ist wie du und um dich trauert, wenn du ins Unglück gerätst. 13Aber auch auf den Rat des Gewissens gib acht, denn einen treueren Berater als dieses hast du nicht; 14denn das Gewissen des Menschen pflegt [manchmal] besser Bescheid zu geben als sieben Wächter, die auf einer Anhöhe zur Ausschau sitzen. 15Bei alledem aber bete zum Höchsten, daß er nach seiner Treue deinen Weg ebnen (oder deine Schritte lenken) wolle.
4. Von der Verschiedenheit der Klugen
16Das Wort (oder Überlegung?) bilde den Anfang jedes Werkes, und Beratung gehe jedem Handeln voraus. 17Als Spur (= äußeres Kennzeichen, Folge) veränderten Sinnes treten vier Stücke zu Tage: 18Gutes und Böses, Leben und Tod, und ihre beständige Gebieterin ist die Zunge. 19Mancher kluge Mann ist ein Lehrer für viele andere und weiß doch sich selbst nicht zu nützen (h). 20Mancher, der sich in seinen Worten als weise hinstellt, ist verhaßt, ein solcher leidet schließlich Mangel an allem Lebensunterhalt; 21denn es ist ihm vom Herrn keine Liebenswürdigkeit verliehen, weil ihm die (wahre) Weisheit völlig abgeht. 22Mancher ist nur für sich selbst weise, und die Früchte seiner Einsicht zeigen sich an seinem Leibe (g). 23Ein weiser Mann belehrt sein Volk, und die Früchte seiner Einsicht sind zuverlässig (oder ewig (g)). 24Ein weiser Mann trägt reichen Segen davon, und es preisen ihn glücklich alle, die ihn sehen. 25Das Leben eines Mannes besteht in einer Zahl von Tagen, aber die Tage Israels sind unzählbar. 26Der Weise erwirbt sich bei seinem Volke Vertrauen (h), und sein Name lebt in Ewigkeit fort.
5. Von der Sorge für die Gesundheit
a) Mahnung zur Mäßigkeit im Essen und Trinken (37,27-31)
27Mein Sohn, hinsichtlich deiner Lebensweise prüfe deine Natur und sieh zu, was ihr schädlich ist, und gib es ihr nicht; 28denn nicht alles ist allen zuträglich, und nicht jeder Natur sagt alles zu. 29Sei nicht unmäßig bei irgend einem Genuß und stürze dich nicht gierig auf leckere Speisen; 30denn in vielem Essen nistet Krankheit, und die Unmäßigkeit führt bis zum Erbrechen. 31Infolge von Unmäßigkeit sind viele zu Tode gekommen; wer sich aber in acht nimmt, verlängert sein Leben.