Das Gleichnis vom vierfachen Acker und seine Deutung
1An jenem Tag verliess Jesus das Haus und setzte sich an den See. 2Und es versammelten sich so viele Menschen um ihn, dass er in ein Boot stieg und sich setzte; und das ganze Volk stand am Ufer. 3Und er sagte ihnen vieles in Gleichnissen:
Seht, der Sämann ging aus, um zu säen. 4Und beim Säen fiel etliches auf den Weg; und die Vögel kamen und frassen es auf. 5Anderes fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erde fand, und ging sogleich auf, weil die Erde nicht tief genug war. 6Als aber die Sonne aufging, wurde es versengt, und weil es keine Wurzeln hatte, verdorrte es. 7Anderes fiel unter die Dornen, und die Dornen schossen auf und erstickten es. 8Wieder anderes fiel auf guten Boden und brachte Frucht: das eine hundertfach, das andere sechzigfach, das dritte dreissigfach. 9Wer Ohren hat, der höre!
10Da traten die Jünger zu ihm und fragten: Warum redest du in Gleichnissen zu ihnen? 11Er antwortete ihnen: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen, jenen aber ist es nicht gegeben. 12Denn wer hat, dem wird gegeben werden, und er wird haben im Überfluss. Wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen werden, was er hat. 13Darum rede ich in Gleichnissen zu ihnen, dass sie sehend nicht sehen und hörend nicht hören und nicht verstehen. 14So geht an ihnen die Weissagung Jesajas in Erfüllung, die lautet:
Hörend werdet ihr hören, und verstehen werdet ihr nicht,
und sehend werdet ihr sehen, und einsichtig werdet ihr nicht.
15Denn das Herz dieses Volkes ist verfettet,
und mit den Ohren hören sie schwer,
und ihre Augen halten sie geschlossen,
damit sie mit den Augen nicht sehen
und mit den Ohren nicht hören
und mit dem Herzen nicht verstehen
und nicht umkehren und nicht wollen, dass ich sie heile.
16Selig aber eure Augen, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören. 17Denn, amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich gesehnt, zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
18So hört ihr nun das Gleichnis vom Sämann: 19Immer wenn jemand das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und raubt, was in sein Herz gesät ist: Hier ist der Same auf den Weg gefallen. 20Der Same, der auf den felsigen Boden gesät wurde: Hier hört einer das Wort und nimmt es sogleich freudig auf, 21doch er hat keine Wurzeln, sondern ist unbeständig. Wenn es dann zu Bedrängnis und Verfolgung kommt um des Wortes willen, kommt er gleich zu Fall. 22Der Same, der unter die Dornen fiel: Hier hört einer das Wort, und die Sorge dieser Welt und der trügerische Reichtum ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht. 23Der Same, der auf guten Boden gesät wurde: Hier ist einer, der das Wort hört und versteht. Der trägt dann Frucht - sei es hundertfach, sei es sechzigfach, sei es dreissigfach.
Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen
24Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem, der guten Samen auf seinen Acker säte. 25Doch während die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und machte sich davon. 26Als die Saat aufging und Frucht brachte, da kam auch das Unkraut zum Vorschein. 27Da kamen die Knechte zum Hausherrn und sagten: Herr, war es nicht guter Same, den du auf deinen Acker gesät hast? Woher kommt nun das Unkraut? 28Er antwortete ihnen: Das hat ein Feind getan! Da fragen ihn die Knechte: Sollen wir also hingehen und es ausreissen? 29Er sagt: Nein, damit ihr nicht, wenn ihr das Unkraut ausreisst, auch den Weizen mit herauszieht. 30Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte. Und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Reisst zuerst das Unkraut aus und schnürt es zu Bündeln, um es zu verbrennen, den Weizen aber bringt ein in meine Scheune!
Das Gleichnis vom Senfkorn und das Gleichnis vom Sauerteig
31Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das einer nahm und auf seinen Acker säte. 32Es ist zwar das kleinste unter allen Samenkörnern, aber sobald es hochgewachsen ist, ist es grösser als alle anderen Gewächse und wird ein Baum, so dass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.
33Ein anderes Gleichnis nannte er ihnen: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mischte, bis alles durchsäuert war.
34Dies alles sagte Jesus zu den Leuten in Gleichnissen, und anders als im Gleichnis redete er nicht zu ihnen. 35So sollte in Erfüllung gehen, was durch den Propheten gesagt ist:
Ich werde meinen Mund auftun zu Gleichnissen,
ich werde aussprechen, was seit der Grundlegung der Welt verborgen ist.
Die Deutung des Gleichnisses vom Unkraut
36Dann liess er die Leute gehen und ging ins Haus. Und seine Jünger traten zu ihm und sagten: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut im Acker! 37Er antwortete: Der den guten Samen sät, das ist der Menschensohn; 38der Acker, das ist die Welt; der gute Same, das sind die Söhne des Reichs; das Unkraut, das sind die Söhne des Bösen; 39der Feind, der es gesät hat, das ist der Teufel; die Ernte, das ist das Ende der Welt; die Schnitter, das sind die Engel. 40Wie nun das Unkraut ausgerissen und im Feuer verbrannt wird, so wird es sein, wenn diese Welt zu Ende geht. 41Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle Verführung und alle, die das Gesetz missachteten, herausreissen, 42und sie werden sie in den Feuerofen werfen; dort wird Heulen und Zähneklappern sein. 43Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters leuchten wie die Sonne. Wer Ohren hat, der höre!
Das Gleichnis vom Schatz und das Gleichnis von der Perle
44Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der im Acker vergraben war; den fand einer und vergrub ihn wieder. Und in seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker.
45Weiter: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Händler, der schöne Perlen suchte. 46Als er aber eine besonders kostbare Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.
Das Gleichnis vom Fischnetz
47Weiter: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Netz, das ins Meer geworfen wurde und Fische aller Art fing. 48Als es voll war, zogen sie es an Land, setzten sich, sammelten die guten in Körbe und warfen die schlechten weg. 49So wird es sein, wenn diese Welt zu Ende geht: Die Engel werden ausziehen und die Bösen mitten aus den Gerechten herausnehmen, 50und sie werden sie in den Feuerofen werfen; dort wird Heulen und Zähneklappern sein.
Der Abschluss der Gleichnisrede
51Habt ihr das alles verstanden? Sie antworten ihm: Ja. 52Da sagte er zu ihnen: Darum ist jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausherrn gleich, der Neues und Altes aus seiner Schatzkammer hervorholt.
Ablehnung in Nazaret
53Und es geschah, als Jesus diese Gleichnisrede abgeschlossen hatte, dass er von dort wegzog. 54Und als er in seine Vaterstadt kam, lehrte er sie in ihrer Synagoge, und sie waren überwältigt und sagten: Woher hat der diese Weisheit und diese Kräfte? 55Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heisst seine Mutter nicht Maria, und sind nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas seine Brüder? 56Und leben nicht alle seine Schwestern bei uns? Woher also hat der das alles? 57Und sie nahmen Anstoss an ihm. Jesus aber sagte zu ihnen: Nirgends gilt ein Prophet so wenig wie in seiner Vaterstadt und in seiner Familie. 58Und er tat dort nicht viele Wunder wegen ihres Unglaubens.