Erneute Vision vom kommenden Strafgericht
1Noch etwas ließ der Herr, der mächtige Gott, mich sehen: einen Erntekorb voll Obst. 2Er fragte mich: »Amos, was siehst du?«
Ich antwortete: »Einen Korb mit reifem Obst.«
Da sagte der Herr: »Ja, reif ist mein Volk – zum Gericht! Ohne Erbarmen will ich alles abernten. 3Dann werden die Sängerinnen im Königspalast Klagelieder anstimmen. An allen Orten liegen Leichen herum, niemand begräbt sie, überall Totenstille.«
Das sagt der Herr, der mächtige Gott.
Gegen Unrecht und Ausbeutung
4Hört her, ihr Unterdrücker und Ausbeuter! Euer ganzes Tun zielt darauf ab, die Armen im Land zu ruinieren! 5Ihr sagt: »Wann ist endlich das Neumondfest vorbei, wann ist endlich der Sabbat vorüber? Dann können wir unsere Speicher öffnen und Korn verkaufen, das Getreidemaß kleiner machen und das Gewicht, mit dem wir das Silber zur Bezahlung abwiegen, größer, die Waagbalken verstellen 6und sogar noch den Abfall mit Gewinn loswerden.«
Die Armen macht ihr zu euren Sklaven, auch wenn sie euch nur ein Paar Sandalen schulden. 7Aber der Herr, auf den ihr Nachkommen Jakobs so stolz seid, hat geschworen: »Nie werde ich ihnen diese Untaten verzeihen!«
8Wen wundert es da, dass die Erde bebt und alle ihre Bewohner erschrecken? Sie hebt und senkt sich wie der Nil in Ägypten.
Der Tag des Gerichts: Gott schweigt
9»An jenem Tag geht die Sonne am Mittag unter und am helllichten Tag wird es finster«, sagt der Herr, der mächtige Gott. 10»Ich verwandle eure Freudenfeste in Leichenfeiern; statt fröhliche Lieder zu singen, werdet ihr weinen und klagen. Ihr werdet euch die Köpfe kahl scheren und den Sack um die Hüften binden und so verzweifelt klagen wie beim Tod des einzigen Sohnes. Das Ende dieses Tages wird bitter und trostlos sein!«
11Weiter sagt der Herr, der mächtige Gott: »Es kommt die Zeit, da werde ich eine Not über das Land kommen lassen, die schlimmer ist als Hunger und Durst: Die Leute werden nicht nach Brot hungern oder nach Wasser lechzen, sondern verzweifelt darauf warten, von mir das rettende Wort zu hören. 12Sie werden im Land umherirren, vom Toten Meer bis zum Mittelmeer und vom Norden bis zum Osten. Überall werden sie nach einem Wort des Herrn fragen, aber keines zu hören bekommen.
13An jenem Tag werden selbst die blühenden jungen Mädchen und die kräftigen jungen Männer verdurstet umsinken. 14Sie werden fallen und nicht mehr aufstehen – alle, die bei dem abscheulichen Götzen von Samaria schwören oder beim Pilgerweg nach Beerscheba oder die sagen: ›So gewiss dein Gott lebt, Dan!‹«