Editio Critica Maior (ECM)
Das Novum Testamentum Graece (der „Nestle-Aland“) hat – zusammen mit dem Greek New Testament – in den letzten Jahrzehnten eine unbestrittene Vorrangstellung unter neutestamentlichen Wissenschaftlern in aller Welt errungen. Der Text seiner 26. Auflage von 1979 wurde in der 27. Auflage von 1994 unverändert fortgedruckt. Fast hätte man meinen können, der Text stehe praktisch unverrückbar fest.
Dass dieser Eindruck völlig falsch wäre, wird an der Editio Critica Maior (ECM) deutlich, der großen kritischen Ausgabe des griechischen Neuen Testaments, die am Institut für Neutestamentliche Textforschung (INTF) in Münster derzeit erarbeitet wird. Diese Edition dokumentiert die griechische Textgeschichte des ersten Jahrtausends anhand aller überlieferungsgeschichtlich wichtigen griechischen Handschriften, alten Übersetzungen und Zitate in der antiken christlichen Literatur. Neben den klassischen Methoden der Philologie kommen bei der ECM erstmals auch computergestützte Untersuchungen zur Anwendung, um der Fülle der Überlieferung gerecht zu werden. Der Ausgangstext der Überlieferung – also der mutmaßlich ursprüngliche Bibeltext – wird auf diese Weise von Grund auf neu rekonstruiert. Diese Rekonstruktion bestätigt zwar im Wesentlichen die Zuverlässigkeit der Textüberlieferung, führt im Detail aber doch zu vielen Änderungen am Text. Durch die Menge der dargebotenen Informationen erlaubt die Ausgabe darüber hinaus auch die Beantwortung weiterführender Fragen: Wie verändert sich der Text im Lauf der Geschichte, und warum? Wie wurde er im frühen Christentum rezipiert?
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1997 erschien die erste Teillieferung dieser Ausgabe. Inzwischen liegen das Markusevangelium, die Apostelgeschichte, die Katholischen Briefe (Jakobusbrief, Petrusbriefe, Johannesbriefe, Judasbrief) und die Offenbarung vor. Die Textänderungen in den Katholischen Briefen fanden bereits Eingang in die 2012 erschienene 28. Auflage des „Nestle-Aland“ und die 5. Auflage des Greek New Testaments, die Änderungen in den anderen Schriften werden in die Folgeauflagen übernommen werden.
In Vorbereitung sind zurzeit das Matthäusevangelium und die Paulusbriefe. Sie sollen ab 2025 erscheinen. Bis etwa zum Jahr 2030 soll die Editio Critica Maior komplett vorliegen. Das Projekt wird von der Union der Akademien der Wissenschaften in Deutschland gefördert, für einzelne Bände gibt es darüber hinaus weitere Drittmittelgeber.
Das INTF arbeitet für die ECM mit Forscherinnen und Forschern weltweit zusammen. So wurde die Ausgabe der Offenbarung am „Institut für Septuaginta- und biblische Textforschung“ (ISBTF) in Wuppertal erarbeitet, und die Ausgabe der Paulusbriefe entsteht in Kooperation mit dem „Institute for Textual Scholarship and Electronic Editing“ (ITSEE) in Birmingham.
Editio Critica Maior
Die Editio Critica Maior dokumentiert die griechische Textgeschichte der NT im ersten Jahrtausend anhand der überlieferungsgeschichtlich wichtigen griechischen Handschriften, Übersetzungen und Zitate. Sie ist zugleich die maßgebliche Ausgabe für die Rekonstruktion des ursprünglichen griechischen NT-Textes.