ZWEITE REDE DES ELIFAS: 15,1–35
Sündigkeit aller Menschen: 15,1–16
1Da antwortete Elifas von Teman und sprach:
2Gibt ein Weiser windige Kunde zur Antwort, / füllt er sein Inneres mit Ostwind an,
3um zurechtzuweisen mit Gerede, das nichts taugt, / mit Worten, in denen kein Nutzen liegt?
4Du brichst sogar die Gottesfurcht, / zerstörst das Besinnen vor Gott.
5Denn deine Schuld belehrt deinen Mund, / die Sprache der Listigen hast du gewählt.
6Dein eigener Mund verurteilt dich, nicht ich, / deine Lippen zeugen gegen dich.
7Bist du als erster Mensch geboren, / kamst du zur Welt noch vor den Hügeln?
8Hast du gelauscht im Rate Gottes / und die Weisheit an dich gerissen?
9Was weißt du, das wir nicht wissen, / was verstehst du, das uns nicht bekannt ist?
10Auch unter uns sind Alte, sind Ergraute, / die älter sind an Tagen als dein Vater.
11Ist zu gering dir Gottes Tröstung, / ein Wort, das sanft mit dir verfährt?
12Wie reißt doch dein Herz dich fort, / wie überheben sich deine Augen,
13dass gegen Gott deinen Zorn du wendest / und solche Worte aus deinem Munde stößt?
14Was ist der Mensch, dass rein er wäre, / der vom Weib Geborene, dass er im Recht sein könnte?
15Sieh doch, selbst seinen Heiligen traut er nicht / und der Himmel ist nicht rein in seinen Augen.
16Geschweige denn ein Unreiner und Verderbter, / ein Mann, der Verkehrtes trinkt wie Wasser.
Hoffnungslosigkeit des Frevlers: 15,17–35
17Verkünden will ich dir, hör mir zu! / Was ich geschaut, will ich erzählen,
18was Weise zu berichten wissen, / was ihre Väter ihnen nicht verhehlten.
19Ihnen allein war das Land gegeben, / kein Fremder ging unter ihnen einher.
20Der Frevler bebt in Ängsten all seine Tage, / nur wenige Jahre sind dem Tyrannen bestimmt.
21In seinen Ohren hallen Schreckensrufe, / mitten im Frieden kommt der Verwüster über ihn.
22Er kann nicht hoffen, der Finsternis zu entfliehen, / aufgespart ist er für das Schwert.
23Er irrt umher nach Brot, wo er es finde, / er weiß, dass ihn ein schwarzer Tag bedroht.
24Not und Drangsal erschrecken ihn, / sie packen ihn wie ein kampfbereiter König.
25Denn gegen Gott erhebt er seine Hand, / gegen den Allmächtigen erkühnt er sich.
26Halsstarrig rennt er gegen ihn an / mit den dicken Buckeln seiner Schilde.
27Sein Gesicht ist bedeckt mit Fett, / an der Hüfte hat er Speck angesetzt.
28Er wohnt in zerstörten Städten, / in Häusern, darin niemand mehr wohnt, / die man zu Trümmerstätten bestimmt.
29Er bleibt nicht reich, sein Besitz hat keinen Bestand; / zur Erde neigt sich seine Ähre nicht.
30Der Finsternis entrinnt er nicht, / die Flammenglut dörrt seinen Schössling aus, / er schwindet dahin beim Hauch seines Mundes.
31Er baue nicht auf eitlen Trug; / denn sein Erwerb wird nur Enttäuschung sein.
32Bevor sein Tag kommt, welkt er hin / und sein Palmzweig grünt nicht mehr.
33Er stößt ihn ab wie der Weinstock saure Trauben, / wie der Ölbaum wirft er seine Blüten fort.
34Unfruchtbar ist der Ruchlosen Rotte / und Feuer verzehrt die Zelte der Bestechung.
35Von Mühsal schwanger, gebären sie nur Unheil; / Trug ist, was ihr Schoß hervorbringt.