Bittgebet: 3,1–8
1Herr, Allmächtiger, Gott Israels! Eine Seele in Ängsten, ein Geist voll Kummer schreit zu dir. 2Höre, Herr, erbarme dich, da wir gegen dich gesündigt haben! 3Du thronst auf ewig; uns aber droht Vernichtung auf ewig. 4Herr, Allmächtiger, Gott Israels! Höre doch das Flehen der Todgeweihten Israels, der Nachkommen derer, die gegen dich gesündigt und auf die Stimme des Herrn, ihres Gottes, nicht gehört haben; so hat sich das Unheil an uns geheftet. 5Gedenke nicht mehr der schlechten Taten unserer Vorfahren, sondern gedenke jetzt deiner starken Hand und deines Namens! 6Du bist ja der Herr, unser Gott, und wir wollen dich preisen, Herr. 7Denn dazu hast du uns die Furcht vor dir ins Herz gelegt, dass wir deinen Namen anrufen. Auch in unserer Verbannung wollen wir dich preisen. Wir haben aus unserm Herzen alle Bosheit unserer Vorfahren entfernt, die gegen dich gesündigt haben. 8Siehe, wir sind noch heute in unserer Verbannung, in die du uns versprengt hast, zum Schimpf, zum Fluchwort und zur Verwünschung, entsprechend allen schlechten Taten unserer Vorfahren, die abtrünnig wurden vom Herrn, unserem Gott.
GABE DER GÖTTLICHEN WEISHEIT: 3,9–4,4
Rückkehr zur Weisheit und zum Leben: 3,9–14
9Höre, Israel, die Gebote des Lebens; / merkt auf, um Einsicht zu erlangen!
10Warum, Israel, warum lebst du im Gebiet der Feinde, / wirst alt in einem fremden Land,
11bist unrein geworden, den Toten gleich, / wurdest gezählt zu denen, die in die Unterwelt hinabsteigen?
12Du hast den Quell der Weisheit verlassen.
13Wärest du auf Gottes Weg gegangen, / du wohntest in Frieden für immer.
14Nun lerne, wo die Einsicht ist, / wo Kraft und wo Klugheit,
dann erkennst du zugleich, wo langes Leben und Lebensglück, / wo Licht für die Augen und Frieden zu finden sind!
Die verborgene Weisheit: 3,15–28
15Wer hat je ihren Ort gefunden? / Wer ist zu ihren Schatzkammern vorgedrungen?
16Wo sind die Gebieter der Völker? / Sie herrschten sogar über die Tiere der Erde
17und spielten mit den Vögeln des Himmels; / sie häuften Silber
und Gold, worauf die Menschen vertrauen,/ und ihr Besitz hatte keine Grenzen.
18Wo sind sie, die das Silber so kunstvoll schmiedeten, / dass ihre Werke unbegreiflich sind?
19Verschwunden sind sie, / hinabgestiegen zur Unterwelt; / andere traten an ihre Stelle.
20Andere erblickten nach ihnen das Licht / und wohnten auf der Erde; / doch auch sie haben den Weg der Erkenntnis nicht erkannt,
21ihre Pfade nicht verstanden / und ihre Spur nicht aufgenommen. / Auch ihre Nachkommen blieben ihrem Weg fern.
22Nicht hörte man sie in Kanaan, / nicht erschien sie in Teman.
23Auch die Nachkommen der Hagar, / die überall auf der Erde nach Einsicht suchen,
die Kaufleute von Merran und Teman, / die Geschichtenerzähler und die Forscher nach Einsicht,
auch sie haben den Weg der Weisheit nicht erkannt / und ihre Pfade nicht entdeckt.
24Israel, wie groß ist das Haus Gottes, / wie weit das Gebiet seiner Herrschaft!
25Unendlich groß / und unermesslich hoch.
26Dort wurden die Riesen geboren, / die berühmten Männer der Urzeit,
hoch an Wuchs / und Meister im Kampf.
27Und doch hat Gott nicht diese erwählt, / nicht ihnen den Weg der Erkenntnis gezeigt.
28Sie gingen zugrunde, weil sie ohne Einsicht waren; / ihrer Torheit wegen gingen sie unter.
Die Weisheit bei Gott, bei den Menschen und in Israel: 3,29–4,4
29Wer stieg zum Himmel hinauf, holte die Weisheit / und brachte sie aus den Wolken herab?
30Wer fuhr über das Meer und entdeckte sie / und brachte sie her gegen lauteres Gold?
31Keiner weiß ihren Weg, / niemand kennt ihren Pfad.
32Doch der Allwissende kennt sie; / er hat sie in seiner Einsicht entdeckt.
Er hat ja die Erde für immer gegründet, / er hat sie mit vierfüßigen Tieren bevölkert.
33Er entsendet das Licht und es eilt dahin; / er ruft es zurück und zitternd gehorcht es ihm.
34Froh leuchten die Sterne auf ihren Posten.
35Ruft er sie, so antworten sie: Hier sind wir. / Sie leuchten mit Freude für ihren Schöpfer.
36Das ist unser Gott; / kein anderer gilt neben ihm.
37Er hat den Weg der Erkenntnis ganz erkundet / und hat sie Jakob, seinem Diener, verliehen, / Israel, seinem Liebling.
38Dann erschien sie auf der Erde / und lebte mit den Menschen.