Evangelien und Apostelgeschichte
Aufbau der Evangelien und der Apostelgeschichte
Die vier Evangelien und die Apostelgeschichte erzählen von Jesus Christus und der Ausbreitung des Evangeliums. Das Wort »Evangelium« kommt aus dem Griechischen und bedeutet »Gute Nachricht«. Gemeint ist die Botschaft von Jesus Christus, der durch sein Wirken, seinen Tod und seine Auferstehung den Menschen und der Welt eine heilvolle Zukunft eröffnet hat. Das Wort »Evangelium« bezeichnet diese Botschaft und zugleich die Schriften, die diese Botschaft weitergeben. Dabei geht es den Evangelien nicht darum, einen rein historischen Bericht vorzulegen. Vielmehr wollen sie durch ihre Erzählungen zum Glauben an Jesus Christus führen.
Die ersten drei Evangelien Matthäus, Markus und Lukas werden auch »Synoptiker« genannt. Die Bezeichnung ist von dem griechischen Verb »zusammenschauen« abgeleitet. Sie weist darauf hin, dass diese drei Evangelien viele Texte gemeinsam haben, teilweise bis in den Wortlaut hinein. Man spricht dann von den »synoptischen Parallelen«. (In der Lutherbibel und anderen Bibelübersetzungen sind sie nach der Überschrift in Klammern angegeben.) Auch in der Reihenfolge der Darstellung stimmen die Synoptiker überein. Das hat darin seinen Grund, dass Matthäus und Lukas sich am Aufbau des ältesten Evangeliums, dem Markusevangelium, orientieren. Darüber hinaus haben Matthäus und Lukas noch weitere Teile gemeinsam, die jedoch im Markusevangelium nicht enthalten sind. Man geht deshalb davon aus, dass die beiden unabhängig voneinander noch eine »zweite Quelle« benutzt haben. Diese wird in der Wissenschaft als »Logienquelle« oder »Spruchquelle« bezeichnet, weil sie vor allem Reden und Aussprüche von Jesus enthalten hat (vgl. die Bergpredigt in Matthäus 5–7 und die Feldrede in Lukas 6,17-49). Die Spruchquelle ist zwar nicht erhalten geblieben, lässt sich aber aus den gemeinsamen Texten von Matthäus und Lukas nach ihrem Umfang und Wortlaut annähernd rekonstruieren. [Ggf. Hinweis auf den Artikel »Logienquelle«:
https://www.bibelwissenschaft.de/ressourcen/wibilex/neues-testament/logienquelle-spruchquelle]
Das vierte Evangelium, das Johannesevangelium, unterscheidet sich deutlich von den drei anderen Evangelien. Das betrifft sowohl den Aufbau und Wortlaut des Evangeliums als auch seinen theologischen Charakter. Besonders deutlich wird das in seiner Darstellung der »Passion«, der Leidensgeschichte Jesu. Für Johannes ist das Kreuz nicht der Tief-, sondern der Höhepunkt des Weges Jesu. Als Sohn Gottes trägt er selbst das Kreuz bis zur Hinrichtungsstätte. Am Kreuz stirbt er nicht mit einem Verzweiflungsschrei, sondern mit dem Wort: »Es ist vollbracht« (Johannes 19,30). Damit erfüllt sich, was am Anfang seines Weges vorgezeichnet ist: Jesus muss »erhöht werden« (3,14). Vermutlich ist das Johannesevangelium später entstanden als die anderen drei Evangelien. Seine sprachliche Eigenart und seine verdichteten bildhaften Formeln, z.B. »Ich bin das Brot des Lebens« (6,35), haben dazu geführt, dass dieses Evangelium in den christlichen Kirchen bis heute eine große Bedeutung hat.
Die Apostelgeschichte bildet den Abschluss der geschichtlichen Bücher. Sie setzt das Lukasevangelium fort und stammt vom selben Verfasser. Man spricht deshalb auch vom »lukianischen Doppelwerk«. Die Apostelgeschichte beginnt dort, wo das Lukasevangelium endet: mit der Himmelfahrt des Auferstandenen (Apostelgeschichte 1,9-14). Sie schildert den Weg, den die Verkündigung des Evangeliums nimmt: von Jerusalem, dem Zentrum Israels, bis in die Stadt Rom, dem Zentrum der heidnischen Welt. Streng genommen ist die Apostelgeschichte eine urchristliche Kirchengeschichte. Die erste Gemeinde in Jerusalem gilt dabei als Vorbild christlichen Zusammenlebens durch Gütergemeinschaft (4,32-35). Im Weiteren wird erzählt, wie die Christen erste Konflikte lösen und Dienste und Ämter einrichten, die in späterer Zeit zunehmende Bedeutung erlangen.
Auf der folgenden Seite finden Sie zu jedem Evangelium und der Apostelgeschichte eine kurze Einführung in den Inhalt: