Deutsche Bibelgesellschaft

37. Tag: Matthäus 26,36-75

In 40 Tagen durch das Matthäusevangelium

Bibeltext(e)

Matthäus 26

Jesus in Gethsemane

36Da kam Jesus mit ihnen zu einem Garten, der hieß Gethsemane, und sprach zu den Jüngern: Setzt euch hierher, solange ich dorthin gehe und bete. 37Und er nahm mit sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen. 38Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet mit mir!

39Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst! 40Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Konntet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? 41Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.

42Zum zweiten Mal ging er wieder hin, betete und sprach: Mein Vater, ist’s nicht möglich, dass dieser Kelch vorübergehe, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille! 43Und er kam und fand sie abermals schlafend, und ihre Augen waren voller Schlaf. 44Und er ließ sie und ging wieder hin und betete zum dritten Mal und redete abermals dieselben Worte. 45Dann kam er zu den Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist da, dass der Menschensohn in die Hände der Sünder überantwortet wird. 46Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.

Jesu Gefangennahme

47Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes. 48Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s; den ergreift. 49Und alsbald trat er zu Jesus und sprach: Sei gegrüßt, Rabbi!, und küsste ihn. 50Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, dazu bist du gekommen? Da traten sie heran und legten Hand an Jesus und ergriffen ihn.

51Und siehe, einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus und zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab. 52Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen. 53Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken? 54Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss?

55Zu der Stunde sprach Jesus zu der Schar: Ihr seid ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich gefangen zu nehmen? Habe ich doch täglich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen. 56Aber das ist alles geschehen, auf dass erfüllt würden die Schriften der Propheten. Da verließen ihn alle Jünger und flohen.

Jesus vor dem Hohen Rat

57Die aber Jesus ergriffen hatten, führten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas, wo die Schriftgelehrten und die Ältesten sich versammelt hatten. 58Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis zum Palast des Hohenpriesters und ging hinein und setzte sich zu den Knechten, um zu sehen, worauf es hinauswollte.

59Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten falsches Zeugnis gegen Jesus, dass sie ihn töteten, 60und fanden keins, obwohl viele falsche Zeugen herzutraten. Zuletzt aber traten zwei herzu 61und sprachen: Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen aufbauen. 62Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich bezeugen? 63Aber Jesus schwieg still. Und der Hohepriester sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes. 64Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels.

65Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört. 66Was meint ihr? Sie antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig. 67Da spien sie ihm ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Einige aber schlugen ihn ins Angesicht 68und sprachen: Weissage uns, Christus, wer ist’s, der dich schlug?

Die Verleugnung des Petrus

69Petrus aber saß draußen im Hof. Und es trat eine Magd zu ihm und sprach: Und du warst auch mit dem Jesus aus Galiläa. 70Er leugnete aber vor ihnen allen und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst. 71Als er aber hinausging in die Torhalle, sah ihn eine andere und sprach zu denen, die da waren: Dieser war auch mit dem Jesus von Nazareth. 72Und er leugnete abermals und schwor dazu: Ich kenne den Menschen nicht.

73Und nach einer kleinen Weile traten hinzu, die da standen, und sprachen zu Petrus: Wahrhaftig, du bist auch einer von denen, denn deine Sprache verrät dich. 74Da fing er an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht. Und alsbald krähte der Hahn. 75Da dachte Petrus an das Wort, das Jesus gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.

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Zum Text
Das große Versagen: Im ganzen Abschnitt gibt es eigentlich neben Jesus nur einen, der seine Sache richtig macht (Vers 49) – alle anderen (Vers 56b), besonders aber die großen Vorbilder (Vers 27 und 69-74), scheitern mehrmals. Irgendwie haben sie nicht so ganz begriffen, warum ihm das (Vers 38) wichtiger ist, als zum Beispiel später eine solche (Vers 51) oder eine solche (Vers 58) Aktion. Mut machend, wie Jesus mit diesem Versagen umgeht (Vers 41,44+46). Übrigens: Das (Vers 49) war zwischen einem Rabbi und seinem Schüler völlig normal und erregte daher keinen Verdacht. Andererseits war der Gesuchte sofort eindeutig identifiziert.

Basis Jesus – Jesu Gebetskampf
Mehrere Dinge werden sehr deutlich:
a) Jesus kennt das, was auf ihn zukommt, trotzdem lässt es ihn nicht kalt (Vers 37b). Deshalb bittet er die drei Freunde um ihren Beistand durch Gebet in einer für ihn sehr wichtigen Situation. Dieser Beistand ist ihm so wichtig, dass er dafür zwei Mal das Gespräch mit seinem Vater unterbricht.
b) Beten ist mehr als nur das Aufsagen von Formeln oder ein »Danke« Sagen. Und obwohl Jesus ständig im Gespräch mit Gott ist, erfordern besondere Momente besondere Gebetsorte und -formen: Gebet als ein intimes Gespräch, als persönliches Ringen mit Gott kann und will er nicht in der Öffentlichkeit führen (Vers 39+42+44).
c) Jesus hat einen freien, eigenständigen Willen – in Getsemani entscheidet er sich bewusst, seinen Willen Gottes Willen unterzuordnen (Vers 39c+42b).

Deutsche Bibelgesellschaftv.4.25.2
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