Deutsche Bibelgesellschaft

Christliche Symbole im Alltag: 49/52

Wussten Sie, dass der Ursprung von Einhörnern höchstwahrscheinlich in die Bibel liegt? Denn als der hebräische Text des Alten Testaments im dritten Jahrhundert vor Christus ins Griechische übertragen wurde, standen die Übersetzer vor einem Problem: An mehreren Stellen wurde ein seltsames Tier namens „Re’em“ erwähnt. Niemand wusste genau, um welches Tier es sich handelte. Am Ende wurde es als „Monokeros“, zu Deutsch Einhorn, übersetzt, basierend auf Zeichnungen kräftiger, wilder Auerochsen. Diese wurden zu der Zeit in Profildarstellungen mit nur einem Horn abgebildet. Auch Luther orientierte sich daran und so hieß es beispielsweise im Psalm 22,22 bis zur Revision 1984 in der Lutherbibel: „Hilf mir aus dem Rachen des Löwen und errette mich von den Einhörnern!“ Ein Tier, das wild und durchaus gefährlich ist und mit unserer heutigen Vorstellung eines Einhorns als Fabelwesen wenig gemeinsam hat.

Hilf mir aus dem Rachen des Löwen / und vor den Hörnern der wilden Stiere – du hast mich erhört! (Psalm 22,22, Lutherbibel 2017)

Bibeltext(e)

Psalm 22

Leiden und Herrlichkeit des Gerechten

(vgl. Mt 27,35-46)

1Ein Psalm Davids, vorzusingen, nach der Weise »die Hirschkuh der Morgenröte«.

2Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.

3Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht,

und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.

4Aber du bist heilig,

der du thronst über den Lobgesängen Israels.

5Unsere Väter hofften auf dich;

und da sie hofften, halfst du ihnen heraus.

6Zu dir schrien sie und wurden errettet,

sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden.

7Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch,

ein Spott der Leute und verachtet vom Volk.

8Alle, die mich sehen, verspotten mich,

sperren das Maul auf und schütteln den Kopf:

9»Er klage es dem Herrn, der helfe ihm heraus

und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.«

10Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen;

du ließest mich geborgen sein an der Brust meiner Mutter.

11Auf dich bin ich geworfen von Mutterleib an,

du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß an.

12Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe;

denn es ist hier kein Helfer.

13Gewaltige Stiere haben mich umgeben,

mächtige Büffel haben mich umringt.

14Ihren Rachen sperren sie gegen mich auf

wie ein brüllender und reißender Löwe.

15Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, /

alle meine Gebeine haben sich zertrennt;

mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs.

16Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, /

und meine Zunge klebt mir am Gaumen,

und du legst mich in des Todes Staub.

17Denn Hunde haben mich umgeben, /

und der Bösen Rotte hat mich umringt;

sie haben meine Hände und Füße durchgraben.

18Ich kann alle meine Gebeine zählen;

sie aber schauen zu und weiden sich an mir.

19Sie teilen meine Kleider unter sich

und werfen das Los um mein Gewand.

20Aber du, Herr, sei nicht ferne;

meine Stärke, eile, mir zu helfen!

21Errette mein Leben vom Schwert,

mein einziges Gut von den Hunden!

22Hilf mir aus dem Rachen des Löwen /

und vor den Hörnern der wilden Stiere –

du hast mich erhört!

23Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern,

ich will dich in der Gemeinde rühmen:

24Rühmet den Herrn, die ihr ihn fürchtet;

ehrt ihn, all ihr Nachkommen Jakobs,

und scheut euch vor ihm,

all ihr Nachkommen Israels!

25Denn er hat nicht verachtet noch verschmäht

das Elend des Armen

und sein Antlitz vor ihm nicht verborgen;

und da er zu ihm schrie, hörte er’s.

26Dich will ich preisen in der großen Gemeinde,

ich will mein Gelübde erfüllen vor denen, die ihn fürchten.

27Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden; /

und die nach dem Herrn fragen, werden ihn preisen;

euer Herz soll ewiglich leben.

28Es werden gedenken und sich zum Herrn bekehren aller Welt Enden

und vor ihm anbeten alle Geschlechter der Völker.

29Denn des Herrn ist das Reich,

und er herrscht unter den Völkern.

30Ihn allein werden anbeten

alle Großen auf Erden;

vor ihm werden die Knie beugen alle, /

die zum Staube hinabfuhren

und ihr Leben nicht konnten erhalten.

31Er wird Nachkommen haben, die ihm dienen;

vom Herrn wird man verkündigen Kind und Kindeskind.

32Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit predigen

dem Volk, das geboren wird. Denn er hat’s getan.

Text im Bild: Einhorn

Deutsche Bibelgesellschaftv.4.26.9
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