Kein Klassiker: 32/52
„Jona und der Wal“ kennen viele, aber wie ist es mit „Jona und der Wurm“? In dieser weniger bekannten Episode aus dem Jonabuch gerät der Prophet Jona mit Gott in einen Disput. Gott, der der Stadt Ninive eine Bestrafung ankündigt, nimmt seine Drohung zurück, als die Bewohner Buße tun und ihr Leben ändern. Das geht Jonas Gerechtigkeitsempfinden gegen den Strich. Er verlangt von Gott, die Stadt wie angekündigt zu vernichten. Es wirkt befremdlich, dass Jona sich über Gottes Barmherzigkeit und Güte beschwert. Bis heute erleben viele Menschen gerade diese Eigenschaften Gottes als rettend und bergend. Anders der Prophet Jona. Aber Gott wendet einen geschickten pädagogischen Schachzug an: Ein Wurm zerstört den Strauch, der Jona willkommenen Schatten in der sengenden Sonne geboten hat. Jonas Schmerz um den Verlust der Pflanze nimmt Gott zum Anlass um aufzuzeigen: Umso mehr schmerzt es Gott, Menschen zu bestrafen. Jonas Engherzigkeit steht im Kontrast zu Gottes Barmherzigkeit, dem die Umkehr der Sünder lieber ist als ihre Vernichtung.
„Soll ich da nicht Mitleid haben mit Ninive, der großen Stadt, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben?“ (Jona 4,11; Lutherbibel 2017)