Redewendungen der Lutherbibel: 36/52
Hanna aber antwortete und sprach: Nein, mein Herr! Ich bin eine betrübte Frau; Wein und starkes Getränk hab ich nicht getrunken, sondern habe mein Herz vor dem Herrn ausgeschüttet. (1. Samuel 1,15, Lutherbibel 2017)
Unser menschliches Herz ist ein sonderbares Ding. Mal ist es verschlossen wie eine gut gesicherte Burg, in die niemand eindringen kann. Ein anderes Mal offen wie ein Scheunentor, sodass jeder in sein Innerstes Einblick nimmt. Schließlich kann es vor andern ausgeschüttet werden - so wie ein Gefäß bis auf den letzten Tropfen entleert wird. Damit es aber dazu kommen kann, ist allerdings unbedingtes Vertrauen zu dem notwendig, vor dem man seine geheimen Gedanken und Gefühle ausbreitet.
Hanna, eine alttestamentliche Frauengestalt, hatte großen Kummer, weil ihr Herzenswunsch nach einem eigenen Kind nicht in Erfüllung ging. Ihr Mann konnte sie nicht darüber hinweg trösten. Erst als sie sich ein Herz fasst und es vor Gott ausschüttet, wird ihre sehnlichste Bitte erhört, und sie gebiert Samuel, einen der großen Propheten in Israel. Wer rückhaltlos offen und vertrauensvoll sein Herz vor Gott ausschüttet, der wird erhört.
Klaus Jürgen Diehl