Einführung: Das Buch Ester
Das Buch Ester ist nach seiner Hauptfigur benannt: einer jüdischen Frau, die Königin von Persien wird. Ester lebt in der persischen Hauptstadt Susa. Königin Waschti weigert sich, einem Befehl ihres Königs zu gehorchen. Deswegen wird sie abgesetzt, und Ester wird an ihrer Stelle Königin (1–2). Ester lebt zuvor bei ihrem Cousin Mordechai als dessen Pflegetochter. Mordechai gerät in einen Konflikt mit einem hohen Beamten am persischen Hof. Dieser Beamte, Haman, fasst daraufhin den Plan, das Volk von Mordechai und Ester zu vernichten (3). Mithilfe von Mordechai gelingt es Ester aber, den König von den schlechten Absichten Hamans zu überzeugen und den Plan zu verhindern (4–7). Nach dem Sturz Hamans erhalten die Juden die Erlaubnis des Königs, ihre Feinde zu töten (8,1–9,16). Das Fest, das daraufhin gefeiert wird, soll zur Erinnerung an das Geschehen jährlich wiederholt werden (9,17–10,3). Nach einem Losverfahren, das in der Geschichte eine Rolle spielt (9,24-28), heißt das Fest »Purim«.
Das Buch Ester ist eine spannend geschriebene Erzählung. Die Geschichte soll beim Leben in der Fremde Mut machen und bietet eine Erklärung für das Fest »Purim«. Auffällig ist, dass Gott selbst nicht direkt genannt wird. Sein Wirken ist aber am Handlungsablauf zu erkennen, wenn es um die Rettung der Juden geht. Etwas verstörend ist die Darstellung der Gewalt der Juden gegen ihre Gegner (9,1-16). Sie ist als Übertreibung zu verstehen, um die völlig unerwartete und überwältigende Rettung vor den Feinden zu verdeutlichen.
Im Text des Buches Ester wird häufig auf andere Bücher der Bibel angespielt. Das Buch selbst wird dagegen nirgendwo sonst in der Bibel zitiert, auch nicht im Neuen Testament. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass es jünger ist als viele andere Bücher, oder auch damit, dass es deutlich als Beispielerzählung zu erkennen ist. Wann das Buch geschrieben wurde, ist nicht klar. Es spielt am Hof des Königs von Persien bei Juden, die nicht aus der »Verbannung nach Babylonien« in ihr Ursprungsland zurückgekehrt sind. Das Leben am persischen Hof wird recht genau beschrieben. Das Thema der religiösen Konflikte deutet darauf hin, dass die Geschichte relativ spät in dieser Zeit entstand.
Es gibt mehrere Versionen der Erzählung, in hebräischer und griechischer Sprache. Sie handeln jeweils von verschiedenen Königen von Persien. Im hebräischen Text ist es Xerxes I., der auch Ahasveros genannt wird (485–465 v. Chr.). Im griechischen Text ist es sein Nachfolger Artaxerxes. Der griechische Text ist außerdem um einige Abschnitte erweitert. Die BasisBibel übersetzt die hebräische Version.