Einführung: Das Buch Nahum
Im Hintergrund des Buches Nahum stehen Erfahrungen mit der assyrischen Weltmacht, die 722 v. Chr. das Nordreich Israel eroberte und das Südreich Juda in eine bedrückende Abhängigkeit zwang. Doch nun steht dieser Gewaltherrschaft das Ende bevor. 612 v. Chr. wird die Hauptstadt Ninive erobert und zerstört. Die ältesten Texte im Buch Nahum beziehen sich auf dieses Ereignis und kündigen Ninive den Untergang an. Das später hinzugekommene Loblied auf Gott (1,2-11) erweitert den Horizont: Der Fall Ninives steht jetzt beispielhaft für die Rettung des Gottesvolkes aus der Übermacht des Feindes. Der Zeitraum, in dem die Bearbeitung des Buches zum Abschluss gekommen ist, lässt sich nur ungefähr mit 400–300 v. Chr. angeben.
Über den Propheten Nahum wissen wir nichts, auch die Lage seines Herkunftsortes Elkosch ist unbekannt. Der Name Nahum bedeutet »der HERR* tröstet«. Das ist vielleicht als Hinweis auf seine Botschaft zu verstehen. Denn sie verbindet die Gerichtsankündigung gegen den assyrischen Feind mit der Freudenbotschaft für Juda, dass Gott der Gewaltherrschaft ein Ende bereiten und Juda den Frieden bringen wird (1,12–2,1).
Das Prophetenbuch lässt sich in zwei Abschnitte gliedern: Der erste Abschnitt (1,1–2,1) beginnt mit einem Psalm, der in poetischen Bildern das Erscheinen Gottes schildert. Es bedeutet Vernichtung für die Feinde und Zuflucht für alle, die bei ihm Schutz suchen (1,7-9). Beide Motive werden im folgenden Gotteswort (1,12–2,1) aufgenommen, das den Assyrern ihren Untergang und Juda die Befreiung aus der Gewaltherrschaft ankündigt. Im zweiten Abschnitt (2,2–3,19) geht es konkret um die Vernichtung der assyrischen Hauptstadt Ninive. In einer Vision (2,4-13) wird zunächst geschildert, wie ein unheimlicher Feind heranrückt und Ninive in einer Straßenschlacht erobert. Gott selbst ist es, der die Stadt zu Fall bringt und ihren Untergang zur Schau stellt (3,1-7). Dabei steht die Anklage der Hurerei und Zauberei für den Umgang der Assyrer mit den Völkern, die durch Verträge in die Knie gezwungen und rücksichtslos ausgebeutet werden. Mit dem Verweis auf die Stadt Theben am Nil wird deutlich, dass Ninive seinem Schicksal nicht entkommen kann (3,8-17). Am Schluss des Prophetenbuches steht ein Spottlied über Assyrien (3,18-19).
Das Buch Nahum und das folgende Buch Habakuk sind thematisch eng verwandt und bilden zusammen eine Zweiergruppe. Sie werden von zwei Psalmen (Nahum 1 und Habakuk 3) gerahmt. In ihrer Mitte stehen die Ankündigungen des Gerichts über Ninive (Nahum 2–3) und über Babylon (Habakuk 1–2).