Einführung: Das Buch Zefanja
Die Buchüberschrift datiert das Wirken des Propheten Zefanja in die Regierungszeit von König Joschija (640–609 v. Chr.). Kern seiner Botschaft sind Anklagen gegen Juda und Jerusalem sowie gegen die Völker in ihrem Umkreis. Das Prophetenbuch, wie es heute vorliegt, ist durch einen längeren Prozess der Sammlung, Bearbeitung und Fortschreibung entstanden. Dabei wurden die Gerichtsansagen gegen Juda und Jerusalem (1,4-16) in ein als »Tag des HERRN« bezeichnetes Weltgericht eingebettet, das alle Tiere und Menschen auf der Erde umfasst (1,2-18). Vor dem Hintergrund dieses Weltgerichts sind dem Prophetenbuch an seinem Ende weitere Worte hinzugefügt worden, die dem übrig gebliebenen Gottesvolk auf dem Zion eine neue Perspektive eröffnen (3,11-13) und den unter die Völker zerstreuten Juden die Heimkehr verheißen (3,18-20). Damit macht das Prophetenbuch deutlich, dass das Weltgericht nicht das Ende bedeutet. Vielmehr werden in Gottes Zukunft alle Völker zu ihm kommen und seinen Namen anrufen (3,9).
Das Buch Zefanja lässt sich in drei Abschnitte gliedern: Thema des ersten Abschnitts (1,1-18) ist der berühmte »Tag des HERRN«, der so schrecklich sein wird, dass er der ganzen Welt ein Ende bereitet. Der zweite Abschnitt (2,1–3,8) bietet Gerichtsworte über die Völker in geografischer Ordnung: die Philister im Westen (2,4-7), die Moabiter und Ammoniter im Osten (2,8-11), die Kuschiter im Süden (2,12) und die Assyrer mit ihrer Hauptstadt Ninive im Norden (2,13-15). Dieser zweite Abschnitt wird gerahmt von einem Aufruf zur Umkehr (2,1-3) und einer Drohung gegen die Oberschicht Jerusalems (3,1-8). Der dritte Abschnitt (3,9-20) entwirft eine heilvolle Zukunft für Jerusalem. Dabei ist bemerkenswert, dass sich die Verheißung an die »Armen und Demütigen« im Volk richtet (3,12; vgl. 2,3). Damit wird eine Gruppe von Frommen bezeichnet, die sich durch ihre ehrfürchtige Haltung gegenüber Gott und ihre sozial niedrige Stellung in der Welt auszeichnet. Sie wird auch im Buch der Psalmen erwähnt (Psalm 40,18; 70,6). Den Abschluss des Buches Zefanja bildet ein Hoffnungswort für die Juden, die unter den Völkern leben. Ihnen wird die Heimkehr und eine Ehrenstellung unter den Völkern verheißen (3,20).
Das Thema »Tag des HERRN« begegnet im Alten Testament auch in anderen Prophetenbüchern (Jesaja 13,6-10; Amos 5,18-20; Joel 2,1-11). Das Buch Zefanja verdichtet ihn zu einem Tag des Zorns und prägt dadurch entscheidend die Vorstellung von einem letzten Gericht Gottes (Offenbarung 6,17).