Einführung: Der Brief an die Epheser
Ephesus war zur Zeit des Paulus eine bedeutende Hafenstadt. Paulus hat die Stadt am Ende seiner zweiten Missionsreise besucht (Apostelgeschichte 18,19-22) und während seiner dritten Reise mehr als zwei Jahre lang dort gewirkt (53–55 n. Chr.; Apostelgeschichte 19). In der Apostelgeschichte wird berichtet, dass sich die Gemeinde in Ephesus gut entwickelte. Aus den Briefen des Paulus geht aber auch hervor, dass er in Ephesus eine Zeit lang im Gefängnis saß und sein Leben gefährdet war (1. Korinther 15,32; 2. Korinther 1,8-10).
In Epheser 1,1 wird Paulus als Verfasser des Briefes genannt. Andere Aussagen im Brief können aber so verstanden werden, dass der Verfasser die Gemeinde nicht persönlich kannte (1,15; 3,2). Es gibt zudem inhaltliche und sprachliche Unterschiede zu anderen Paulusbriefen. Daher nimmt man heute meist an, dass ein Schüler von Paulus das Schreiben in dessen Namen verfasst hat. Er wollte den Christen möglicherweise auf diese Weise vor Augen führen, was Paulus ihnen in ihrer gegenwärtigen Situation geraten hätte. Wahrscheinlich ist der Brief zwischen 80 und 90 n. Chr. entstanden.
Das große Thema des Briefes ist die Einheit der Kirche. Zur Kirche gehören alle, die an Jesus glauben: Menschen aus dem Volk Israel genauso wie Menschen aus anderen Völkern. Schon am Briefanfang heißt es, dass Christus als das Haupt über allem steht, was geschaffen ist (1,9-10). Dies gilt besonders für die Gemeinde. Sie ist der Leib von Christus (1,22-23). In Kapitel 2–3 geht es darum, dass Christus durch seinen Tod am Kreuz alle Menschen gerettet hat. So hat er aus den Juden und den anderen Völkern eine Gemeinschaft gemacht. Im zweiten Teil des Briefes (4,1–6,9) wird dann beschrieben, wie sich diese Einheit der Kirche auf das alltägliche Leben der Glaubenden auswirkt. Die Menschen, die zu Christus gehören, sollen in gegenseitiger Liebe die neu geschenkte Einheit (4,1-16) und das neue Leben Wirklichkeit werden lassen (4,17–5,2). Sie werden dazu aufgefordert, als Kinder des Lichts zu leben (5,3-20). Was das konkret bedeutet, wird anschließend für die verschiedenen Gruppen in der Gemeinde entfaltet (5,21–6,9). Am Schluss (6,10-20) wird die Gemeinde noch einmal aufgefordert und ermutigt, auch in Bewährungsproben am Glauben festzuhalten.