Einführung: Der Brief an Philemon
Der Brief an Philemon ist der kürzeste Brief, der von Paulus erhalten ist. Es ist ein Bittbrief. Paulus legt darin Fürsprache für den Sklaven Onesimus bei dessen Besitzer Philemon ein. Wahrscheinlich hat Paulus den Brief zwischen 53 und 55 n. Chr. geschrieben, als er in Ephesus gefangen war (Vers 9).
Philemon gehört zur Gemeinde von Kolossä. Er ist wohl durch Paulus zum Glauben an Jesus Christus gekommen (Vers 19). Philemon besitzt einen Sklaven namens Onesimus. Aus dem Brief an Philemon geht hervor, dass es Probleme zwischen ihm und Onesimus gab. Wir wissen nicht genau, was vorgefallen ist. Aber Onesimus ist geflohen und erhofft sich nun von Paulus Unterstützung gegenüber Philemon. Paulus schickt Onesimus zusammen mit diesem Brief zu seinem Besitzer zurück. Er bittet Philemon darum, Onesimus nicht zu bestrafen. Weil Onesimus inzwischen durch Paulus zum Glauben gekommen ist, soll Philemon ihn als einen Bruder im Glauben aufnehmen (Vers 16). Außerdem bittet Paulus Philemon darum, dass er ihm Onesimus als Helfer zur Verfügung stellt (Vers 13-14). Falls Onesimus einen finanziellen Schaden für Philemon verursacht hat, ist Paulus bereit, dafür aufzukommen (Vers 18-19).
Auch wenn sich Paulus sehr für den Sklaven Onesimus einsetzt, so fordert er nicht, dass alle Christen ihre Sklaven freilassen sollen. Er ist davon überzeugt, dass diese Welt auf ihr baldiges Ende zugeht. Darum gibt es für ihn keinen Grund, die bestehenden Ordnungen zu verändern. Im ersten Brief an die Korinther rät Paulus den Sklaven, dass sie nicht versuchen sollen freizukommen (1. Korinther 7,20-24). Andererseits macht Paulus deutlich, dass sich durch den Glauben an Jesus das Verhältnis der Menschen zueinander grundsätzlich verändert. In der Gemeinde gibt es keine Unterschiede: Alle sind Kinder Gottes (Galater 3,26-28). Das soll auch im Zusammenleben der Gemeinde erkennbar werden. Darum ist der Brief nicht an Philemon als Einzelperson gerichtet, sondern an die Gemeinde, die sich in seinem Haus trifft (Vers 1-2).