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Gesetz

Die Lebensvorschriften des Alten Testaments, besonders die fünf Bücher Mose.

Gesetze sind Vorschriften, die das Zusammenleben in einer Gemeinschaft regeln und für einen gerechten Ausgleich der verschiedenen Ansprüche und Interessen sorgen. Heute werden Gesetze oft als Einschränkungen empfunden. Die Bibel hat jedoch eine grundsätzlich andere Einstellung dazu: Das Gesetz ist dazu da, dem Volk Israel zu sagen, wie es Gottes Volk sein kann (2. Mose/Exodus 19,3-6). Diesem Verständnis entspricht auch der hebräische Name für das Gesetz: Tora. Er bedeutet »Weisung«. Gemeint ist die Wegweisung zu einem gelingenden, erfüllten Leben.

Altes Testament

Das Herzstück des biblischen Gesetzes bilden die Zehn Gebote, die man als Zusammenfassung des Gesetzes verstehen kann (vgl. 2. Mose/Exodus 20,1-17 und 5. Mose/Deuteronomium 5,6-21). Sie formulieren, welche Verpflichtungen das Volk Israel gegenüber Gott eingeht, aber auch, welche Verpflichtungen die Menschen untereinander haben.

Die Verpflichtungen Gott gegenüber werden in speziellen Anweisungen weiter entfaltet. Dazu gehören u.a.: Richtlinien für den Opfergottesdienst, Bestimmungen über die Feste (2. Mose/Exodus 23,10-19), Vorschriften über die Reinheit, in der sich die Menschen vom Volk Israel Gott im Gottesdienst nähern sollen, die Beschneidung und die Einhaltung des Sabbat. Die Verpflichtungen den Mitmenschen gegenüber werden in ausführlichen zivil- und strafrechtlichen Bestimmungen entfaltet (2. Mose/Exodus 21–23). Sie sind meist nach einem feststehenden Schema aufgebaut: 

p class="continued">Wenn das und das passiert ... (Rechtstatbestand), dann soll so und so verfahren werden (Rechtsfolge). 

Auffällig ist, dass nach dem Gesetz die Fremden, die Armen, die Witwen und Waisen, in besonderer Weise unter dem Schutz Gottes stehen (2. Mose/Exodus 22,20-26).

Neues Testament

Jesus

Jesus hat in seinem Reden und Handeln große Freiheit gegenüber dem Gesetz bewiesen, in dem er z.B. gegen die Vorschriften verstieß, die mit der Einhaltung des Sabbats verbundenen waren (Markus 2,23–3,6). Dennoch hat Jesus das Gesetz keineswegs grundsätzlich abgelehnt. Es geht ihm vielmehr darum, den Willen Gottes aufzudecken, der sich im Gesetz ausdrückt, und die konkreten Gesetzesvorschriften in diesem Sinn neu auszulegen und anzuwenden. Das so genannten Doppelgebot der Liebe, das die Liebe zu Gott und zum Mitmenschen umfasst (vgl. Markus 12,28-34), enthält für Jesus den Kern des Gesetzes.

Paulus

Auch Paulus wendet sich gegen ein falsches Verständnis des Gesetzes. Er fragt nicht zuerst danach, ob ein Mensch das Gesetz befolgt, sondern vielmehr nach der Einstellung, aus der heraus er das Gesetz hält. Der Mensch, der unter der Herrschaft von Schuld steht, missversteht das Gesetz als einen Weg zum Heil: Er benutzt es, um durch Gesetzeserfüllung vor Gott als gerecht dazustehen (Römer 9,30–10,13). In Wahrheit macht aber nicht das Gesetz den Menschen gerecht, sondern allein Jesus Christus. Er hat durch seinen Tod am Kreuz die Befreiung von aller Schuld gebracht. Um vor Gott gerecht zu sein, brauchen die Menschen nichts weiter zu tun, als diese Befreiung im Glauben anzunehmen (Römer 3,21-26). Der Glaubende braucht sich bei seinem Handeln nicht mehr sklavisch am Gesetz zu orientieren. Paulus ruft ihn dazu auf, in eigener Verantwortung herauszufinden, was in der konkreten Situation der Wille Gottes ist (Römer 12,1-2). Als Orientierungshilfe dient dabei das Liebesgebot, das das Zentrum des Gesetzes ist (Römer 13,8-10; Galater 5,14).

 

(Quelle: ​BasisBibel. Das Neue Testament und die Psalmen, © 2012 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart)

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