Der von Gott eingesetzte Herrscher, der im Staat für Gerechtigkeit und Ordnung zu sorgen hat. Auch Ehrentitel für Gott, der als Herrscher der Welt verehrt wird und für Recht und Gerechtigkeit sorgt.
Die Bibel erzählt, dass das Volk Israel in seiner Frühzeit keinen König hatte und damit auch keine zentrale staatliche Autorität. In militärischen Auseinandersetzungen berief Gott besonders befähigte Personen, die Richter, deren Aufgabe es war, die bedrohten Stämme im Kampf gegen Feinde anzuführen. Wenn ihre Aufgabe erfüllt war, traten sie zurück. Dagegen waren Könige bei den Nachbarnationen eine fest eingeführte Institution.
Als das Volk Israel zunehmend durch die Philister bedroht wurde, erhob sich der Ruf nach einem König, wie ihn die anderen Völker haben. Das 1. Samuelbuch handelt von der Einführung dieser neuen Ordnung. Der Prophet Samuel gehört noch zur alten Ordnung. Aber es war seine Aufgabe, den Übergang zum Königtum zu vollziehen. Weil eigentlich Gott der »König« des Volkes Israels ist, warnt Samuel die Israeliten, dass ihr Wunsch streng genommen Ausdruck des Misstrauens gegen Gott ist. Er sagt ihnen voraus, dass sie ihr Vorgehen bereuen werden, wenn der ersehnte König seine Macht erst einmal richtig ausübt (1. Samuel 8; 1. Samuel 12). Dennoch beteiligt sich Samuel aktiv an der Einführung des Königtums und vermittelt der neuen Institution die Legitimation durch Gott.
In Gottes Auftrag salbt SamuelSaul aus dem Stamm Benjamin zum ersten König des Volkes Israel. Nach anfänglichen Erfolgen gegen die Philister scheitert er jedoch und nimmt sich nach verlorener Schlacht das Leben (1. Samuel 31). Die Bibel erklärt dieses Scheitern damit, dass er eigenmächtige Entscheidungen traf statt Gottes Weisung zu folgen. Sauls Niedergang wird begleitet vom Aufstieg seines künftigen Nachfolgers David aus dem Stamm Juda. Noch während der Regierungszeit Sauls salbt Samuel ihn zum König (1. Samuel 16). David erobert mit seiner persönlichen Truppe die zuvor unabhängige Stadt Jerusalem und erhebt sie zu seiner Hauptstadt. Dorthin bringt er auch die Lade, das alte Heiligtum der Stämme Israels und erhebt die Stadt so zum religiösen Mittelpunkt des Landes. In Jerusalem begründet David ein eigenes erbliches Königtum. Gott verheißt ihm und seiner Dynastie den Königsthron für alle Zeit (2. Samuel 7,13-15). Von Jerusalem aus baut David in erfolgreichen Kriegen ein Reich auf, das weit über das Gebiet der zwölf Stämme Israels hinausreicht (2. Samuel 8; 12,26-31). Davids Sohn Salomo lässt in Jerusalem den Tempel bauen (1. Könige 6). Seine Regierung beschert dem Volk Israel eine lange Friedensperiode, die mit einer kulturellen Blüte und wirtschaftlichem Wohlergehen einhergeht. Nach dem Tod Salomos zerällt jedoch das Reich und die politische Einheit. Die zehn Nordstämme gründen einen eigenen Staat; nur der Stamm Juda hält dem Königshaus David die Treue. Von nun an bestehen auf dem Boden des einstigen Großreichs Davids zwei Staaten nebeneinander: Israel im Norden und Juda im Süden.
Für das Volk Israel gilt der König als von Gott »erwählt« (1. Samuel 10,24). Durch Salbung wird er in sein Amt eingesetzt und erhält dadurch den besonderen Segen und Beistand Gottes (Psalm 2,16). Seine enge Beziehung zu Gott kommt auch darin zum Ausdruck, dass er als »Sohn« Gottes bezeichnet werden kann (Psalm 2,7). Von Gott ist er beauftragt, ein gerechter Richter über sein Volk zu sein (Psalm 72,12). Er soll den Armen zu ihrem Recht verhelfen (Psalm 72,4.12-14), die Feinde des Volkes besiegen und für Frieden sorgen (Psalm 72,7-11).
Zugleich ist es für die Bibel jedoch immer klar, dass Gott der eigentliche König des Landes ist. In den Psalmen wird er deshalb selbst als König verehrt (Psalm 93–99). In der Weisung gibt es eigene Anweisungen für den König (5. Mose/Deuteronomium 17,14-20), und die Propheten werfen im Auftrag Gottes den Königen ihre Verstöße gegen Gottes Gebote vor. Der Untergang zuerst des Nordreichs Israels, das von den Assyrern zerstört wird (722 Chr.) und dann des Südreichs Juda, das die Babylonier erobern (587 v. Chr.), gilt als Strafe Gottes für die Abwendung der Könige vom Gott Israels. Die Könige, die das Volk Israel einst so dringend haben wollte, haben es schließlich ins Unglück gestürzt. Sie können dem Volk in auswegloser Lage nicht helfen. Das könnte nur Gott, aber von dem will man nichts wissen (Hosea 13,9-11).
Es bleibt die Sehnsucht nach einem gerechten König, der Israel neu aufrichtet und den ewigen Bund Gottes mit David fortsetzt. Sie steht am Anfang der Hoffnung auf den Messias, die einen Gesalbten aus dem Haus David als Retter Israels verheißt und die sich für das Neue Testament in Jesus Christus erfüllt hat. (Lukas 1,28-33; Matthäus 1,1)