Deutsche Bibelgesellschaft

Stämme Israels

Israel versteht sich als Verband von zwölf Stämmen, die auf die Nachkommen der Söhne Jakobs zurückgehen.

Als »Stämme« bzw. »Zwölf Stämme« werden im alten Israel Bevölkerungsgruppen bezeichnet, die auf die zwölf Söhne Jakobs zurückgeführt werden (die »Stämme Israels«): Ruben, Simeon, Gad, Juda, Issaschar, Sebulon, Manasse, Efraim, Benjamin, Dan, Ascher und Naftali.
Nach 1. Mose/Genesis 29,1-29 hatte Jakob seine Söhne von vier verschiedenen Frauen: von seinen zwei Frauen Lea und Rahel sowie von seinen Nebenfrauen Bilha und Silpa, die Dienerinnen seiner Frauen waren. Die Söhne  der Dienerinnen waren den leiblichen Söhnen der Hauptfrauen gleichgestellt. Von Lea stammten die Söhne Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issachar und Sebulon, von Leas Dienerin Silpa die Söhne Gad und Asser. Von Rahel stammten die Söhne Josef und Benjamin, von Rahels Dienerin Bilha die Söhne Dan und Naftali (1. Mose/Genesis 29,31–30,24 und 1. Mose/Genesis 35,23-26). In 1. Mose/Genesis 49,1-27 segnet Jakob vor seinem Tod jeden seiner Söhne und kündet dessen Schicksal sowie das Schicksal seiner Nachkommen an. Über Levi wird gesagt, dass seine Nachkommen in der Zerstreuung leben werden.
In der Liste der Nachkommen der zwölf Söhne (der Stämme Israels) in 4. Mose/Numeri 26,4.51 wird Levi nicht als einer der Stämme aufgeführt, da seinen Nachkommen, den Leviten, kein eigenes Land zugesprochen wurde und sie damit nicht zu den festen Einwohnern des Landes Israel zählten. Dafür wurden die Nachkommen Josefs aufgeteilt auf dessen Söhne Manasse und Efraim.
Jeder Stamm bestand aus mehreren Sippen und jede Sippe wiederum aus mehreren Großfamilien. Zur Familie wurden auch die im Haushalt lebenden Mägde und Knechte gezählt. Oberhaupt der Familie war der Vater. Die Sippe wurde von einem Ältestenrat geleitet, in dem wahrscheinlich die Oberhäupter der reichen und bedeutenden Familien zusammenkamen. Ähnlich wurde auch der Stamm geleitet.
Der Zusammenhalt der Stämme war zunächst eher lose. Es gab kein gemeinsames Oberhaupt, keine gemeinsame Instanz für die Rechtsprechung (die Rechtsprechung übernahmen jeweils die Ältesten der Sippen oder Stämme), auch kein von allen Stämmen gleichermaßen akzeptiertes Heiligtum, sondern nur Heiligtümer, die für einen oder mehrere Stämme von Bedeutung waren, nicht aber für alle (z.B. der Tabor für Issachar und Sebulon, Schilo für die Stämme Mittelpalästinas). Das, was alle Stämme verband, war die Verehrung des gleichen Gottes. Sie alle bekannten sich zu dem einen und einzigen Gott, mit dem sie die Erfahrung der Befreiung aus Ägypten verbanden.
In der Zeit der sogenannten Richter gab es immer wieder Bedrohungen von außen, sodass sich die Stämme enger zusammenschlossen und gemeinsam handelten. Die Führung übernahm dann jeweils eine als Richter bezeichnete Rettergestalt (vgl. das Buch der Richter).
Als Israel dann zu einem Königreich wurde, verlor die Stämmestruktur an Bedeutung. Doch als Israel unter die Herrschaft anderer Völker fiel und die Israeliten in der Verbannung lebten, gewann die Idee des Stämmeverbandes neues Gewicht: Auch wenn es keinen gemeinsamen Staat mehr gab, so war der Zusammenhalt und die Gemeinschaft doch durch das Bewusstsein der gemeinsamen Herkunft und der verwandtschaftlichen Beziehungen gesichert.
Nach der Eroberung des Nordreichs Israel im Jahr 722/721 v. Chr. verliert sich die Spur von zehn der zwölf Stämme. Übrig blieben lediglich die Stämme des Südreichs Juda: Juda und Benjamin.
Die Zahl Zwölf hat in Israel eine besondere Bedeutung. Sie steht für Vollkommenheit, Ganzheit und Vollendung. Wenn Israel sich also als Zwölf-Stämme-Volk versteht, unterstreicht es das Bewusstsein seiner besonderen Erwählung zum Volk Gottes.
Auch im Neuen Testament wird der Gedanke des Zwölf-Stämme-Volkes aufgegriffen. Indem Jesus den besonderen Kreis von zwölf Jüngern auswählt (Markus 3,13-19), macht er deutlich, dass er sich als zum gesamten Volk Israel gesandt versteht (Matthäus 10,5-15). Zugleich ist in der Zwölfzahl auch die Ankündigung enthalten, dass das Zwölf-Stämme-Volk mit dem Kommen der Herrschaft Gottes wiederhergestellt und vollendet werden wird.

Deutsche Bibelgesellschaftv.4.25.2
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