Abel (in Ortsnamen)
Andere Schreibweise: Avel; Abela; Ebel
(erstellt: April 2010)
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Das Namenselement Abel ist der erste Teil von fünf zusammengesetzten Ortsnamen, nämlich Abel-Mizrajim (
Gen 50,11
1. Name
Das Namenselement Abel (hebräisch: אָבֵל ’āvel; griechisch: Αβελ / Αβω / Βελ / Εβελ; lateinisch: Abel / Abela / Bel) tritt vor verschiedene Ortsnamen und bildet mit diesen vermutlich eine Appositionsverbindung mit der Funktion einer Constructusverbindung (Richter, 110). Da bei dem Leitwort אבל ’bl der status constructus genauso gebildet wird wie der status absolutus (Bauer / Leander, Historische Grammatik § 70o), kann allerdings auch eine normale Constructusverbindung vorliegen.
Das Substantiv אבל ’bl ist etymologisch schwierig zu bestimmen. Meist wird dieses Namenselement mit der ägyptischen Wurzel jbr verbunden und dementsprechend mit „Wasser“ bzw. „Wasserlauf“ wiedergegeben (Krauss). Für eine solche Deutung spricht auch das arabische Lexem wâbilu „Strom“ (Albright, 15). Ausgehend von einer solchen Etymologie bezeichnet אבל ’bl allgemein das „gut bewässerte Land“.
Jedoch könnte man אבל ’bl nach Ausfall des ersten Radikals auch als kausativen א-Stamm der Wurzel יבל JBL I „tragen“ deuten, also „tragen lassen“. Außerdem ließe sich das Lexem אבל ’bl mit der arabischen Wurzel ’abala „auf frischer Weide leben“ verbinden, so dass die Bedeutung von אבל ’bl eigentlich „Wiese“ oder „Weide“ wäre.
Somit sind in dem Wort אבל ’bl alle positiven Bedingungen für Fruchtbarkeit zusammengefasst. Das Leitwort Abel verweist also auf die besondere Fruchtbarkeit des jeweiligen Ortes und darf daher mit „Wasserlauf“ bzw. adäquater mit „Aue“ wiedergegeben werden.
Aus inhaltlichen Gründen ist die frühere Herleitung von akkadisch abullu(m) „Stadttor“ (AHw 8f) auszuschließen, da eine Verbindung mit anderen Nomina lediglich einen Teil des Ortes bezeichnet, z.B. „Akazientor“, nicht aber den Ort als Ganzes. Auch eine Deutung des Namenszusatzes אבל ’bl mit Hilfe des arabischen Lexems ibālatun „Eindeckung des Brunnenmundes“ (Köhler) hilft kaum weiter.
Beim Ortsnamen Abel-Mizrajim liegt vermutlich eine Volksetymologie vor, wenn die Erzählung in
Gen 50,11
2. Abel-Mizrajim
2.1. Belege
Nach seinem Tod wurde der Stammvater →
Jakob
Vermutlich ist die Gleichsetzung von Goren-Atad mit Abel-Mizrajim in
Gen 50,11
Möglicherweise geht eine solche Lokalisierung der Totenklage über Jakob auf eine Tradition zurück, die im Ostjordanland das Begräbnis Jakobs verortet hat. Fraglich ist zudem, ob das seltsame Nebeneinander der beiden Toponyme (Ortsnamen) Abel-Mizrajim und Goren-Atad nicht auf unterschiedliche, vielleicht benachbarte Orte hinweisen könnte (Seebass, 194).
Die Schwierigkeit der zweifachen Ortsangabe „jenseits des Jordans“ wird meist dadurch beseitigt, dass man eine der beiden Angaben entweder als sekundär streicht oder im Sinne von „in der Gegend des Jordan“ uminterpretiert. Hinter diesem Hinweis verberge sich eine alte Tradition, die das Jakobgrab im Ostjordanland verortete, während eine andere Tradition eben solches im Westjordanland bei Efrat vermutet habe. Hier kommt man über Vermutungen ebenfalls kaum hinaus.
Der Name Abel-Mizrajim, der auch „Wasserlauf Ägyptens“ heißen kann, könnte allerdings auch auf das ursprüngliche Begräbnis am Wādī el-‛Arīš hinweisen, das dann sekundär ins Ostjordanland verlagert worden ist, um heilsgeschichtlich den Weg der Exodusgruppe unter Mose als Prototyp anzudeuten. Vielleicht wurde also die Tradition der Totenklage über Jakob von einem südlichen Ort Goren-Atad / Abel-Mizrajim in den Nordosten verlagert. Goren-Atad liegt jedoch „jenseits des Jordans“, was eine südliche Lokalisierung nur dann ermöglicht, wenn mit dem Toponym יַרְדֵּן jarden nicht der biblische Jordan, sondern ein Ort an der Grenze zu Ägypten gemeint ist (Demsky). In diesem Fall hätte erst die spätere Tradition beide Orte vom Grenzland zu Ägypten ins Ostjordanland verlagert.
Die LXX transliteriert beide Toponyme nicht wie Eigennamen, sondern übersetzt sie, nämlich αλωνα Αταδ und Πενθος Αιγυπτου. Auch die Vulgata übersetzt beide Ortsangaben, nämlich
Area Atad und Planctus Aegypti. Insofern verwundert es kaum, dass das Toponym Abel-Mizrajim nicht im Onomastikon des → Eusebius
Für Abel-Mizrajim gibt es also drei Lokalisierungsvorschläge in der Tradition, ohne dass sich eine eindeutige Lösung anbietet: an der Grenze zu Ägypten, im West- und im Ostjordanland.
2.2. Lage
Der Ort Abel-Mizrajim befindet sich dem literarischen Befund zufolge entweder im Ost- oder im Westjordanland oder an der Grenze zu Ägypten. Eine eindeutige Identifizierung dieses enigmatischen Ortes ist bislang noch nicht gelungen.
1. Wenn man Abel-Mizrajim im Ostjordanland sucht, wird manchmal Tell el-Aǧlab oder Chirbet Ġarbe vorgeschlagen (Abel, 234). Aufgrund der Verbindung von Jakob mit dem ostjordanischen → Sukkot
2. Falls Abel-Mizrajim aber im Westjordanland liegt und mit dem byzantinischen Ort Bethagla identisch sein sollte, könnte man Abel-Mizrajim / Goren Atad / Bethagla aufgrund der Namenskontinuität mit ‛Ēn Ḥaǧlā (Koordinaten: 1991.1371; N 31° 49' 39'', E 35° 30' 48''
3. Falls man Abel-Mizrajim / Goren-Atad im Grenzgebiet zu Ägypten suchen möchte, dann könnte man an Tell el-‘Aǧǧūl (→ Tell el-‘Aǧǧūl
3. Abel-Schittim
3.1. Belege
Der Ort Abel-Schittim (hebräisch: אָבֵל הַשִּׁטִּים
’Āvel haššiṭṭîm; griechisch: Βελσαττιμ; lateinisch: Belsattim) wird nur einmal im Alten Testament erwähnt. Es handelt sich um eine Constructusverbindung mit der Bedeutung „Aue der Akazie“ (→ Akazie
In
Num 33,49
Abel-Schittim ist wahrscheinlich nur ein Alternativname für Schittim, wo die Exodusgruppe nach
Num 25,1
Manchmal wird vermutet, dass es sich bei Schittim im Gegensatz zum Ort Abel-Schittim nicht um einen Ortsnamen (Simons, 268), sondern um eine Region handelt, die vielleicht mit den „Steppen Moabs“ identisch wäre, da das Lager der Israeliten sich kaum an nur einem einzelnen Ort zusammengedrängt haben könne. Der Ort Abel-Schittim befindet sich hingegen am nördlichen Rand des israelitischen Lagers. Eine solche Unterscheidung zwischen Abel-Schittim und Schittim ist aber nicht zwingend.
Josephus erwähnt den Ort Abel-Schittim wiederholt in der Kurzform Αβελα bzw. Αβιλη (Bellum Judaicum II 13,2 [252]; Bellum Judaicum IV 7,6 [438]; Bellum Judaicum IV 9,1 [486] hier allerdings als Αδιδα; Antiquitates IV 8,1 [176]; Antiquitates V 1,1 [4];
Text gr. und lat. Autoren
Darüber hinaus wird Abel-Schittim noch in den Zenon-Papyri unter dem Toponym Αβελλα genannt. Auch Stephan von Byzanz erwähnt diesen Ort in seiner
Ethnika, ohne dass er nähere Hinweise zur Verortung angibt. → Hieronymus
Der Ort Abel-Schittim wird auch in der rabbinischen Literatur als אבל השׁטים bzw. אבל שׁיטים erwähnt (Reeg, 21f.). Nach dem Jerusalemer Talmud, Traktat Schevi‛it 36c,14f, liegt dieser Ort 12 Meilen von Bet-Jeschimot, Tell el-‛Uzēme (Koordinaten: 2088.1322), entfernt.
3.2. Lage
Weder die biblischen Ortsnamen Abel-Schittim bzw. Schittim noch der spätere Name Abila haben sich in der Toponomastik der so genannten „Steppen Moabs“, nordöstlich des Toten Meeres, bis heute erhalten, so dass die Lokalisierung dieses Ortes nie endgültig geklärt werden kann. Der Name „(Aue der) Akazien“ deutet jedoch an, dass dieses Toponym im ehemals bewaldeten Hügelland Moabs zu suchen ist. Der biblische Ort Abel-Schittim wird in der Regel entweder mit Tell el-Kefrēn oder mit Tell el-Ḥammām gleichgesetzt:
a) Tell el-Kefrēn (Koordinaten: 2118.1397; N 31° 51' 02", E 35° 39' 12"
Der benachbarte 500 x 200 m große Ort Chirbet el-Kefrēn liegt am nördlichen Ufer des Wādī el-Kefrēn. Auf dem nördlichen Teil des Ruinenhügels befindet sich ebenfalls ein arabischer Friedhof. Der Keramikbefund von Chirbet el-Kefrēn weist in die römische bis arabische Epoche. Somit wäre Chirbet el-Kefrēn ein idealer Ort für den römisch-byzantinischen Ort Abila, dem Sitz der gleichnamigen Toparchie.
b) Tell el-Ḥammām (Koordinaten: 2135.1386; N 31° 50' 25'', E 35° 40' 28''
Vermutlich ist der bedeutende Siedlungshügel Tell el-Ḥammām mit dem biblischen Abel-Schittim gleichzusetzen. Tell el-Ḥammām kontrolliert den Aufgang auf das moabitische Plateau sowie die Wasserzufuhr des gesamten Wādī el-Kefrēn. Aufgrund der strategischen Vorzüge hat man hier in der Eisenzeit eine Festungsanlage errichtet. Aus diesen Gründen ist wahrscheinlich Tell el-Ḥammām der biblische Ort Schittim bzw. Abel-Schittim, während der römisch-byzantinische Ort Abela auf Chirbet el-Kefrēn zu suchen wäre. Toponomastisch ist zu dieser Zeit das eigentlich bestimmende Element Schittim („Akazien“) bereits weggefallen. Möglicherweise lebt das Toponym „Akazie“ noch im Wādī Sajjāle (210.134) = „Akaziental“ weiter.
4. Abel-Mehola
4.1. Belege
Der Ortsname Abel-Mehola (hebräisch: אָבֵל מְחוֹלָה ’Āvel məḥôlāh; griechisch: Αβωμεουλα bzw. Εβελμαωλα bzw. Αβελμαουλα; lateinisch: Abelmeula bzw. Abelmaula) ist eine Appositionsverbindung mit der Funktion einer Constructusverbindung und besteht aus dem Leitwort אבל ’bl und dem appositionell gefügten Nomen מְחוֹלָה məḥôlāh „Reigentanz“, das eine maqtal-Form der Wurzel ḤŪL „tanzen“ mit Feminin-singular-Endung darstellt (Richter, 144).
Weder eine Ableitung von einer Wurzel
ḤLL noch eine Verbindung mit dem akkadischen Wort mêlultu ist hier angezeigt. Auch verbietet sich eine textkritische Änderung zu אָבֵל מַחְלָה „Aue / Bach Machlas“ und eine Verbindung zum manassitischen Stamm Machla, der in Num 26,33
Die Bezeichnung „Aue / Bach des Reigentanzes“ könnte damit zusammenhängen, dass die Zeit der Weinernte mit Tanz gefeiert wurde. Dann müsste man bei Abel-Mehola Weingärten finden.
Der Ortsname Abel-Mehola kommt im Alten Testament nur dreimal vor. In
Ri 7,22
Nach
1Kön 19,16
Bei Josephus heißt der Heimatort Elisas Abela (Antiquitates VIII 13,7 [352]), so dass Abel-Mehola in späterer Zeit – wie auch andere Toponyme mit dem Namenselement Abel – den erklärenden Zusatz verloren hat. Im Onomastikon des →
Eusebius
Außerbiblisch findet man Abel-Mehola noch als
Abelmaoul im Testamentum Levi (→ Testamente der Patriarchen
Der biblische Ort Abel-Mehola hat in späterer Zeit die Namen Abela, Bēthmaela bzw. Abelmaul getragen. Da sich diese Namensvielfalt etymologisch erklären lässt, muss man nicht von verschiedenen Orten mit ähnlichem Namen ausgehen. Aus den außerbiblischen Angaben kann man folgern, dass Abel-Mehola etwa 15 km von Skythopolis entfernt bei einem ansonsten unbekannten Berg Aspis liegt.
Schließlich gibt es auch noch ein von dem Ortsnamen abgeleitetes Gentiliz, wobei hier nur das Bestimmungswort Verwendung fand: המחלתי
hamməḥolātî „der Mecholatiter“ (1Sam 18,19
4.2. Lage
Die wenigen biblischen und außerbiblischen Angaben helfen kaum für eine Lokalisierung des Ortes Abel-Mehola. Nur folgende Anhaltspunkte können vor allem aufgrund von
Ri 7,22
1. Für eine Identifizierung mit Abel-Mehola wurden bislang folgende Orte im westlichen Jordantal vorgeschlagen:
a) Rās Umm el-Charrūbe (Koordinaten: 1968.1758; N 32° 10' 38'', E 35° 29' 32''
b) Tell Abū Sifri (Koordinaten: 1977.1926; N 32° 19' 45'', E 35° 28' 39''
c) Chirbet Mhallal (Koordinaten: 1939.1948; N 32° 20' 23'', E 35° 28' 02''
Gegen eine Identifizierung von Abel-Mehola mit Chirbet Mhallal sprechen die Entfernungsangaben im Onomastikon des Eusebius, da Chirbet Mhallal etwa 12 Meilen Luftlinie von Bet-Schean entfernt liegt. Dieser Ort befindet sich zudem nicht im Jordangraben, was für Abel-Mehola vorausgesetzt werden darf. Darüber hinaus haben sich die fliehenden Midianiter sicher nicht nach Westen auf das manassitische Gebirge gewagt.
Chirbet Mhallal könnte jedoch ein geeigneter Ort für das außerbiblische Abel-Majim sein, das Eusebius als Αβελμεα erwähnt. Neuerdings wird Chirbet Mhallal mit dem Toponym Machla aus Jos 17,3
d) Tell Abū Sūs (Koordinaten: 2030.1978; N 32° 22' 25'', E 35° 33' 40''
Der Fund eines Meilensteins, der die 10. Meile von Skythopolis markiert, 1,5 km westlich von
Chirbet es-Sākūt (Koordinaten: 2017.1968; N 32° 21' 56'', E 35° 32' 48''
2. Neben den westjordanischen Orten wurden aufgrund des ungenauen biblischen Befundes und unter Vernachlässigung der Angaben im Onomastikon des Eusebius verschiedene ostjordanische Orte für Abel-Mehola vorgeschlagen:
a) Tell el-Maqlūb (Koordinaten: 2144.2011; N 32° 24' 07'', E 35° 40' 55''
b) Tell Abū Charaz (Koordinaten: 2061.2007; N 32° 23' 56'', E 35° 35' 40''
Gegen eine Suche von Abel-Mehola im Ostjordanland spricht jedoch das Onomastikon des Eusebius. Mit guten Gründen wird deshalb eine Identifikation von Abel-Mehola mit Tell Abū Sūs vorgeschlagen, während alle anderen Orte entweder dem literarischen oder dem archäologischen Befund widersprechen.
5. Abel-Keramim
5.1. Belege
Der Ortsname Abel-Keramim (hebräisch: אָבֵל כְּרָמִים ’Āvel kərāmîm; griechisch: Εβελχαρμιν; lateinisch: Abel) ist eine Appositionsverbindung mit der Funktion einer Constructusverbindung (Richter, 110). Das Leitwort אבל ’bl verweist auf die Ursache für das jeweilige Bezugswort. Durch אבל ’bl wird also das Wachsen und Gedeihen der כְּרָמִים „Weingärten“ verursacht. Dies kann entweder guter Boden, ausreichend Wasser oder genügend Sonne sein. Der Ortsname Abel-Keramim ist also am besten mit „Weinbergsaue“ wiederzugeben, da in diesem Wort alle erdenklichen positiven Bedingungen für das Gedeihen der Weinreben zusammengefasst sind. Insofern mag mit diesem Toponym nicht nur ein expliziter Ort im Blick sein, sondern ein Gebiet, welches für seinen Weinanbau berühmt ist.
Der Ort Abel-Keramim findet sich nur in
Ri 11,33
Das biblische Abel-Keramim kann zudem mit dem Ort
krmn gleichgesetzt werden, der in einer Liste → Thutmosis’ III.
Unwahrscheinlich hingegen sind die Gleichsetzungen des biblischen Abel-Keramim mit
qrmn in einer Liste im Totentempel Sethos’ I. in el-Qurnē [Nr. 24] sowie einer Liste → Ramses’ II.
Außerdem kann man Abel-Keramim mit dem Ābil (az-Zait) des islamischen Geographen Ṭabarī gleichsetzen. Aus einer Notiz Ṭabarīs geht hervor, dass Abel-Keramim in der Nähe von el-Ǧīze (Koordinaten: 2408.1232) und Zabā’ir el-Qasṭal (Koordinaten: 2384.1275) liegen muss.
5.2. Lage
Für eine Identifizierung des biblischen Ortes Abel-Keramim sind vor allem die außerbiblischen Angaben sowie die Semantik des Toponyms heranzuziehen. Mit den beiden außerbiblischen Belegen kann die Suche näher präzisiert werden. Nimmt man beide Informationen ernst, so muss man im Gebiet südlich von Amman einen Tell mit bronzezeitlichen Besiedlungsspuren suchen. Die klimatischen Bedingungen im Westen von Amman sind dem Weinanbau besonders förderlich. In Nā‛ūr werden noch in der Neuzeit Weinreben angebaut. Insofern könnte Abel-Keramim aufgrund seines Namens und der außerbiblischen Informationen in der Region südwestlich von Amman liegen.
Damit scheiden nördliche Orte wie
Kōm Jāǧūz (Koordinaten: 2384.1601; Mittmann) aus, auch wenn in byzantinischer Zeit in der näheren Umgebung von Kōm Jāǧūz Wein hergestellt wurde und die Verfolgungsjagd Jiftachs möglicherweise nur eine Defensivmaßnahme gewesen war, zumal die Schlagkraft des gileaditischen Heerbannes nicht für einen Offensivkrieg weit in das ammonitische Territorium ausreichte. In Kōm Jāǧūz weist der Siedlungsbefund zudem eine Lücke für die Spätbronzezeit auf, was allerdings aufgrund der Erwähnung Abel-Keramims in einer Liste von Eroberungen → Thutmosis’ III.
Verschiedene Orte wurden im Südwesten Ammans bislang vorgeschlagen:
a) Nā‛ūr (Koordinaten: 2282.1429; N 31° 52' 16'', E 35° 49' 24''
b) Tell Ǧāwā (Koordinaten: 2382.1408; N 31° 51' 28'', E 35° 55' 55''
c) Ǧalūl (Koordinaten: 2312.1254; N 31° 43' 07'', E 35° 51' 20''
d) Saḥāb (Koordinaten: 2452.1425; N 31° 52' 35'', E 36° 00' 33''
Saḥāb könnte das krmn der Thutmosis-Liste sein, denn dort fand man einen Siegelabdruck aus der Zeit des Thutmosis III. und einen weiteren mit dessen Namen. Für eine Identifikation von Saḥāb mit Abel-Keramim ließe sich anführen, dass dort noch heute Oliven und Wein angebaut werden. Der Ort Saḥāb liegt etwa 12 km südöstlich von Amman und würde damit den Angaben des Eusebius zu Abela ungefähr entsprechen. Allerdings wurde dieser Ort bereits im 6. Jh. v. Chr. aufgegeben und kann damit nicht mit dem Ort Abela des Eusebius gleichgesetzt werden. Außerdem liegt Saḥāb zu weit östlich. Es ist nämlich unwahrscheinlich, dass Jiftach so weit in feindliches Gebiet vorgedrungen ist.
e) Tell el-‛Umērī (Koordinaten: 2342.1420; N 31° 52' 07'', E 35° 53' 16''
Für eine Identifikation von Tell el-‛Umērī mit dem biblischen Ort Abel-Keramim und den krmn der Thutmosis-Liste spricht die strategische Lage und die ganzjährig schüttende Quelle, die mit ‛jn [Nr. 95] der Thutmosis-Liste identisch sein könnte. Tell el-‛Umērī liegt fast 11 km südwestlich von Amman und entspricht damit den Angaben des Eusebius. Zumindest ab der neubabylonischen Zeit ist die Bezeichnung Abel-Keramim zutreffend, da ab dieser Zeit Tell el-‛Umērī als ökonomisches Zentrum für den ammonitischen Weinanbau ausgebaut wurde.
Nur Tell el-‛Umērī lässt sich mit den Angaben des Thutmosis III., des Eusebius und Ṭabarīs verbinden. Damit ist Tell el-‛Umērī der beste Ort für eine Identifikation mit dem biblischen Abel-Keramim.
6. Abel bzw. Abel-Bet-Maacha bzw. Abel-Majim
6.1. Belege
Die Ortsnamen Abel (hebräisch: אָבֵל
’Āvel; griechisch: Αβελ; lateinisch: Abela), Abel-Bet-Maacha (hebräisch: אָבֵל בֵּית־מַעֲכָה ’Āvel bêt ma’ǎkhāh; griechisch: Αβελμαα bzw. Αβελβαιθμααχα; lateinisch: Abel domum Maacha) und Abel-Majim (hebräisch: אָבֵל מָיִם ’Āvel mājim; griechisch: Αβελμαιν; lateinisch: Abelmaim) beziehen sich vermutlich auf den gleichen Ort. In 2Sam 20,14
Der Namenszusatz Bet-Maacha mag eine Verbindung zum aramäischen Königreich → Maacha
Da
2Chr 16,4
In Abel-Bet-Maacha hat →
Scheba
Während der Regierungszeit des Nordreichkönigs →
Bascha
Abel wird möglicherweise bereits auf den ägyptischen →
Ächtungstexten
Schließlich wird der Ort von →
Eusebius
Eusebius kennt einen weiteren Ort mit Namen Αβελμεα (Onomastikon 54:22f). Dieser Ort ist am Abstieg von Neapolis, dem heutigen
Nāblus (1750.1810; → Sichem
Schließlich gibt es auch noch ein von dem Ortsnamen abgeleitetes Gentiliz, wobei hier nur das Bestimmungswort Verwendung fand: הַמַּעֲכָתִי
hamma‘ǎkhātî „die Maachtiter“ (Jos 13,13
6.2. Lage
Der Ort Abel-Bet-Maacha wird aufgrund des Namenerhalts mit dem
Tell Ābil el-Qamḥ (Koordinaten: 2045.2962; N 33° 15' 39'', E 35° 34' 48''
Der Ruinenhügel Tell Ābil el-Qamḥ liegt ungefähr 18 km nördlich vom Hule-See und überwacht die wichtige Kreuzung der Straßen von Hazor nach Norden und von Tyrus nach Damaskus. Tell Ābil el-Qamḥ liegt auf einem hohen Plateau, überschaut das nördliche Hule-Becken und erstreckt sich über ein 14 ha großes Oval. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der Wasserfall des Naḥal ‛Ajūn, eines der Zuflüsse des Jordans. Tell Ābil el-Qamḥ ist ein Doppelhügel, der sich 15 m von der Umgebung abhebt. Die etwa 1,2 ha große Akropolis befindet sich im Norden. In der Eisenzeit stand hier vermutlich eine große Festung. Die Oberstadt überragt die Unterstadt um 10 m.
Der Ort Tell Ābil el-Qamḥ ist bislang noch nicht ausgegraben worden. Aufgrund von Oberflächenuntersuchungen ist aber eine fast kontinuierliche Siedlungsfolge von der Frühbronzezeit bis in arabische Zeit nachgewiesen. Aus der Mittelbronzezeit stammen vermutlich das Glacis und die starken Befestigungsmauern. Aufgrund seiner hervorragenden strategischen Lage und der starken Befestigung war Abel-Bet-Maacha ebenso bedeutsam wie die Orte Hazor und Dan. Abel-Bet-Maacha gilt damit zu Recht als „nördliches Tor“ ins alte Israel.
Für eine Gleichsetzung mit dem biblischen Ort Abel-Bet-Maacha spricht auch ein im Nordwesten von Menschenhand aufgeschütteter Erdwall am Fuß der eisenzeitlichen Akropolis, der manchmal mit den Belagerungsarbeiten Joabs verbunden wird (Dever, 214f). Jedoch könnte dieser Wall auch auf die Belagerung durch die Aramäer zurückgeführt werden.
Der Ort Abel-Majim, der nur in
2Chr 16,4
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- Zertal, A., 1996, The Manasse Hill Country Survey. Bd 2 The Eastern Valleys and the Fringes of the Desert, Tel Aviv
- Zertal, A., 2005, The Manasse Hill Country Survey. Bd 4 From Nahal Bezeq to the Sartaba, Tel Aviv
- Zertal, A., 2007, The Manasse Hill Country Survey. Bd 2 The Eastern Valleys and the Fringes of the Desert, Leiden
- Zobel, H.-J., 1966, Abel-Mehola, ZDPV 82, 83-108
- Zori, N., 1967, Abel-Mehola, Yediot 31, 132-135
Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage von Abel-Mizrajim. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Karte zur Lage von Abel-Schittim. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Blick auf Tell el-Ḥammām, vermutlich das biblische Abel-Schittim. © Erasmus Gaß
- Karte zur Lage von Abel-Mehola. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Blick auf Tell Abū Sūs, vermutlich das biblische Abel-Mehola. © Erasmus Gaß
- Karte zur Lage von Abel-Keramim. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Blick auf Tell el-‛Umērī, vermutlich das biblische Abel-Keramim. © Erasmus Gaß
- Karte zur Lage von Abel-Bet-Maacha. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Blick auf Tell Ābil el-Qamḥ, vermutlich das biblische Abel-Bet-Maacha. © Erasmus Gaß
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Abbildungen
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