Achsib
Andere Schreibweise: Achzib; Achsib; Aksib; Akzib; Akhzib; Aczib; Achazib
(erstellt: März 2012)
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Der im Alten Testament viermal erwähnte Ortsname Achsib bezieht sich auf zwei verschiedene Orte: Es gibt 1. Achsib, das im Stammesgebiet von Ascher liegt (
Jos 19,29
1. Name
Der Ortsname Achsib (אַכְזִיב
’Akhzîv; Septuaginta: Αχζιβ; Αχζιφ; Ασχαζι; Vulgata: Achzib; Acziba; Achazib) lässt sich von zwei Homonymen der Wurzel KZB mit vorangestelltem Aleph prostheticum ableiten. Zum einen könnte es sich bei Achsib um eine Nominalform der Wurzel KZB I „versiegen / lügen“ handeln, so dass der Ortsname mit „Lügenort“ bzw. „(Ort am) trügerischen Bachbett“ wiedergeben werden müsste (Richter 146). Bei einer solchen Ableitung weist der Ortsname darauf hin, dass der zugehörige Ort bestenfalls über eine intermittierende Quelle verfügt. Diese etymologische Ableitung vertritt schon → Hieronymus
2. Achsib in Ascher
2.1. Belege
Nach
Jos 19,29
Außerbiblisch wird das ascheritische Achsib beim dritten Feldzug →
Sanheribs
Ferner wird das ascheritische Achsib in rabbinischen Texten neben seiner biblischen Schreibweise noch als
Gəzīv bzw. Kəzīv bezeichnet (Reeg 174-176). Der Weg zwischen Akko und Achsib wird des Öfteren in den Quellen beschrieben. Vermutlich liegt Achsib nördlich von Akko, worauf Tosefta Traktat Ahilot 18,14 hinweist. Nach Tosefta Traktat Terumot 2,13 (Text Tosefta
2.2. Lokalisierung und archäologischer Befund
Aufgrund der Namensähnlichkeit wird das ascheritische Achsib mit
ez-Zīb (Koordinaten: 1598.2725; N 33° 02' 58.1'', E 35° 06' 06.7''
Die Stadtentwicklung an diesem Ort wurde besonders durch die Küstenstraße und die natürliche Lage begünstigt. Der Ort ez-Zīb lag nämlich an der Verbindungsstraße von Akko nach Tyrus (Lipiński 303).
Der Doppelhügel von ez-Zīb wurde im Westen durch das Mittelmeer, im Süden durch die Bucht des Naḥal Šaḥal, im Norden durch den perennierenden, etwa 20 m breiten Naḥal Kəziv und im Osten durch einen etwa 4 m tiefen Graben, der Naḥal Šaḥal und Naḥal Kəziv verband, geschützt. Auf diese Weise wurde ez-Zīb in eine künstliche, etwa 12 ha große Insel verwandelt (Oredsson 57), auch wenn der Boden des Verbindungsgrabens zwischen Naḥal Šaḥal und Naḥal Kəziv 2-3 m über NN lag. Auf diese Weise konnte jedoch der Graben als Reservoir für Süßwasser verwendet werden, das aus den vielen natürlichen Quellen der näheren Umgebung gesammelt werden konnte (Prausnitz). Wahrscheinlich wurden die beiden Mündungsarme des Naḥal Šaḥal und Naḥal Kəziv als Anlegestellen für Boote verwendet. Insofern könnten etwa 5 ha der Siedlungsfläche von den Hafenanlagen beansprucht worden sein. An der südlichen Bucht befand sich zumindest der gut geschützte und große Hafen von Minet ez-Zīb, der zahlreiche Schiffe aufnehmen konnte.
Im nordöstlichen Teil des Hügels entdeckte man in Areal D eine in zwei Stufen entstandene Befestigungsanlage mit Wall aus Ziegelsteinen, vorgelagertem Glacis, Aufschüttung und Graben aus der zweiten Hälfte des 18. Jh.s v. Chr., die in der Mitte des 16. Jh.s v. Chr. zerstört und danach wieder aufgebaut wurde. Unsicher ist, ob sich auf dieser mächtigen Wallanlage, die 20 m breit und 10 m hoch war, eine zusätzliche Stadtmauer befunden hat. Vielleicht wurde auf der Kante zwischen Glacis und Aufschüttung eine Brüstungsmauer gebaut (Prausnitz). Gegen Ende der Spätbronzezeit wurden die Verteidigungsanlagen wiederum zerstört. Zu Beginn der Eisenzeit legte man Gruben, Feuerstellen und Mauern an. Erst ab dem 11. Jh. v. Chr. vergrößerte sich Achzib nach Osten über die frühere Wallanlage hinaus. Um 701 v. Chr. wurde die blühende phönizische Hafenstadt von Sanherib erobert. Im nördlichen Ausgrabungsareal wurden einige Lagerräume freigelegt, die an die späteisenzeitlichen / persischen Befestigungen anschlossen. In diesen Vorratsräumen fand man Krüge, die die Aufschrift „Adonimelek“ („mein Herr, der König“) tragen und offenbar für Steuerleistungen verwendet worden sind. Am Fuß der Kreuzfahrerfestung Casal Umberti fand man die Reste von öffentlichen Gebäuden aus der hellenistischen und römischen Zeit. Eine dort entdeckte Stele zeigt die Fassade eines Tempels mit einer Göttin in der Mitte.
Nördlich des Hügels befand sich ein eisenzeitliches Heiligtum aus dem 8. Jh. v. Chr. mit einer 1,5 x 1 m großen →
Massebe
Auch die übrigen drei Friedhöfe (zentraler, östlicher und südlicher Friedhof) von Achzib tragen viel zum Verständnis der dortigen materiellen Kultur bei, die phönizische und syro-hethitische Einflüsse verrät. Der zentrale Friedhof, der in der Mittelbronzezeit, Eisenzeit und römisch-byzantinische Zeit verwendet wurde, weist Steinkistengräber der frühen Eisenzeit IB auf, in denen bis zu zwei Leichname auf dem Rücken bestattet worden sind. Die Steinkistengräber sind aus langen teilweise bearbeiteten Steinen gebaut, so dass eine etwa 3,15 x 1,8 m große Kiste entstand, die mit langen Steinplatten verschlossen wurde.
Der östliche Friedhof wurde ab dem 11. Jh. v. Chr. verwendet. In dieser Zeit wurden zahlreiche Grabkammern in den Sandsteinfelsen geschlagen, die etwa 300 Jahre genutzt worden sind. Ab dem 8. Jh. v. Chr. sind Bänke an drei Wänden belegt, auf die die Leichname zusammen mit Grabbeigaben gelegt worden sind.
Der südliche Friedhof bei Minet ez-Zīb wurde vom 11. bis ins 7. Jh. v. Chr. verwendet. Im Südfriedhof fand man Felskammergräber, Erd- und Urnenbestattungen. Die Erdbestattungen sind von Süd nach Nord angelegt, während die übrigen Bestattungstypen sich von Ost nach West orientieren.
3. Achsib in Juda
3.1. Belege
Das judäische Achsib liegt aufgrund des Nahkontextes von
Jos 15,44
Möglicherweise hat sich in Achsib eine königliche Töpferwerkstatt befunden, worauf
Mi 1,14
Nach
1Chr 4,22-23
Der judäische Ort Achsib ist darüber hinaus vermutlich auf einem Ostrakon aus Lachisch belegt, falls es sich hier nicht um eine Verbalform der Wurzel KZB handelt (HAE, Lak(6):1.8,7). Außerdem wird auf einem weiteren Ostrakon aus Lachisch ein bjt ’kzb genannt (HAE, Lak(6):15,10). Es handelt sich in beiden Fällen vermutlich um das judäische Achsib. Auf beiden Ostraka werden bedauerlicherweise keine weiterführenden topographischen Angaben gemacht.
Josephus erwähnt schließlich einen Ort Kaphaiora pseudopolichnion, (Bellum Judaicum IV,552), wobei der zweite Zusatz eine Übersetzung des ersten Namens, aber auch des biblischen Namens Achsib sein könnte. Allerdings ist fraglich, ob hier tatsächlich an das biblische Achsib zu denken ist.
Das Onomastikon des Eusebius bietet noch einen verlassenen Ort Chasbi bei Adullam (Onomastikon 172,6-7), der sicher dem biblischen judäischen Achsib entspricht. Nach der Kupferrolle (3Q15 VII 14-15) hat es darüber hinaus vermutlich nahe des Wādī el-Qelt einen gleichnamigen Ort Koziba gegeben, der aber kaum mit dem judäischen Achsib identisch sein kann.
Nach dem mittelalterlichen Gelehrten Estori ha-Parchi liegt das in
Gen 38
3.2. Lokalisierung und archäologischer Befund
Die Lage des judäischen Ortes Achsib ist bislang nicht befriedigend geklärt. Trotz der Namensähnlichkeit kann das judäische Achsib kaum mit
Chirbet Kuwēzibe (Koordinaten: 1641.1121; N 31° 36' 05.5'', E 35° 08' 54.7''
3.2.1. Chirbet Tell el-Bēḍā (Elliger). Meist wird der judäische Ort Achsib mit Chirbet Tell el-Bēḍā (Koordinaten: 1456.1167; N 31° 38' 31'', E 34° 57' 09''
Eusebius kennt den Ort Chasbi, der im Gebiet von Eleutheropolis, nahe der Stadt Odollam, liegt, nur noch als Ruine (Onomastikon 172,6;
Onomastikon
3.2.2. Chirbet Umm Burğ (Saarisalo). Der Keramikbefund von Chirbet Umm Burğ (Koordinaten: 1471.1159; N 31° 38' 08.8'', E 34° 58' 08.6''
3.2.3. Chirbet el-Kafr (Schmitt). Wenn man den von Josephus genannten Ort Kaphaiora mit dem judäischen Achsib verbindet, dann könnte man aufgrund der Namensähnlichkeit diesen Ort auf Chirbet el-Kafr (Koordinaten: 1519.1167; N 31° 38' 35.7'', E 35° 01' 10.8''
3.2.4. Chirbet Bēt ‛Elem (Dagan 1996). Auf Chirbet Bēt ‛Elem (Koordinaten: 1449.1097; N 31° 34' 45.9'', E 34° 56' 44.9''
3.2.5. Chirbet ‛Ēn el-Kizbe (Zissu / Gass). Die Quelle ‛Ēn el-Kizbe (Koordinaten: 1504.1220; N 31° 41' 25.5'', E 35° 00' 12.7''
Chirbet ‛Ēn el-Kizbe besteht aus zwei Siedlungsschwerpunkten. Der untere Ort lag auf einem 10 m hohen natürlichen Kalksteinfelsen. Durch diese erhöhte Position war eine Kontrolle der Verkehrswege, die in alle Richtungen führten, gegeben. Nordwestlich des unteren Ortes befand sich eine obere Siedlung, so dass sich Chirbet ‛Ēn el-Kizbe auf fast 2 ha erstreckte. Der Keramikbefund dieser Doppelsiedlung weist in die Eisenzeit II, persische bis römische Epoche. Zwei lokale lmlk-Stempel (Königs-Stempel) sprechen dafür, dass sich hier eine königliche Töpferstätte befunden haben könnte, was dem literarischen Befund entsprechen würde. Denn bei Achzib könnte es sich nach Mi 1,14
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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Abbildungsverzeichnis
- Lokalisierung des ascheritischen und judäischen Achsib. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Ausgrabungsareale in ez-Zīb. © Erasmus Gaß (nach Prausnitz 204)
- Mittelbronzezeitliche Wallanlage in ez-Zīb (Areal D). © Erasmus Gaß, gezeichnet nach Prausnitz 206
- Lokalisierung von Gedera im Terebinthental. © Erasmus Gaß
- Identifizierungsvorschläge für das judäische Achsib. © Erasmus Gaß
- Ansicht von Chirbet ‛Ēn el-Kizbe. © Erasmus Gaß
- Plan des archäologischen Befundes der Chirbet ‛Ēn el-Kizbe. © Erasmus Gaß
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