Afek
Andere Schreibweise: Aphek
(erstellt: März 2019)
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1. Name
Meist wird der Ortsname in der Defektivschreibung אֲפֵק ’ǎfeq verwendet (Jos 12,18
2. Biblische Überlieferung
Der Ort Afek ist im Alten Testament nur neunmal belegt. Bei Afek handelt es sich um eine kanaanäische Stadt, die zum nicht-eroberten Lehen des Stammes Ascher gehört (Jos 12,18
Vermutlich beziehen sich die einzelnen Stellen zu Afek nicht auf ein und denselben Ort (anders North 1960). Dementsprechend wird immer wieder vermutet, dass es mehrere Orte desselben Namens gegeben haben könnte:
a) Afek in der Scharonebene: Der Nahkontext der Liste der kanaanäischen Könige in Jos 12,18
b) Afek im Golan: Die Auseinandersetzungen mit den Aramäern in 1Kön 20,26.30
c) Afek in Ascher: Schließlich gibt es noch ein ascheritisches Afek in Jos 19,30
d) Afek im Libanon: Der Ort Afek in Jos 13,4
e) Afeka in Juda: Schließlich gibt es gemäß Jos 15,53
Insgesamt gibt es also auf alle Fälle drei unterscheidbare Orte mit dem Namen Afek bzw. Afeka: Afeka in Juda, Afek in der Scharonebene und Afek im Stammesgebiet von Ascher. Unter Umständen kann man noch an zwei weitere Orte mit dem Namen Afek im Libanon bzw. im Golan denken.
3. Außerbiblische Belege
Außerbiblisch ist der Ort Afek in der Thutmosis-Liste [Nr. 66] und in einer Liste von Amenophis II. belegt (Aḥituv 1984). Aufgrund des näheren Kontextes dieser Listen handelt es sich um den Ort in der Scharonebene. Nach der Thutmosis-Liste ist Afek eine Stadt zwischen dem südlichen Ort Ono und dem nördlichen Ort Soko. Außerdem war Afek während des zweiten Palästinafeldzugs von Amenophis II. um 1440 v. Chr. die erste Stadt, die sich friedlich dem Pharao unterworfen hat. Vielleicht ist diese unterwürfige Haltung auch der Grund dafür, dass Afek ansonsten nicht auf den anderen ägyptischen Listen erwähnt wird.
In einem fragmentarischen Feldzugsbericht Asarhaddons wird ein Ort mit Namen Apqu erwähnt, der an der Grenze zum Land Same(ri)na liegt. Wenn dieses Land mit Samaria gleichgesetzt wird, dann könnte dieses Afek ebenfalls in der Scharonebene zu suchen sein (Borger 1956). Allerdings soll dieser Ort 30 Doppelstunden (~ 330km) vom südlichen Rafaḥ entfernt sein, was somit eher in den Libanon weist. Allerdings stellt sich dann die Frage, um welches Land es sich bei Same(?)na handelt, das ansonsten nirgendwo bezeugt ist (Bagg 2007).
Ein aramäischer Brief des Herrschers von → Ekron
In hellenistischer Zeit wurde die Stadt Afek in der Scharonebene aufgrund von Lautnachahmung und Übertragung Pegae genannt, wobei der griechische Name πηγαὶ pēgai „Quellen“ eine Übersetzung des biblischen Toponyms sein könnte (Zenonpapyri PSI 4,406.12; Josephus, Antiquitates 13:261, Text gr. und lat. Autoren
Unter Herodes wurde der Ort Afek vergrößert und zu Ehren seines Vaters in Antipatris umbenannt. Dieser Ort wird des Öfteren von → Flavius Josephus
Ein weiter nördlich gelegener Ort namens Afek wird bereits in den → Ächtungstexten
Ebenso schwer zu lokalisieren ist der Ort Afek in einer Inschrift → Ramses’ II.
Gelegentlich wird sogar vorgeschlagen, dass ein nördliches Afek in der Inschrift von Tell el-Qāḍī ebenfalls erwähnt sei (KAI 310:5) (Noll 1998). Allerdings ist der umgebende Kontext fragmentarisch, sodass sich weiterführende Folgerungen verbieten.
→ Eusebius
Außerbiblisch sind somit drei unterscheidbare Orte mit dem Namen Afek / Afeka in den unterschiedlichsten Regionen belegt: in der Scharonebene, im Gebiet des Stammes Ascher und im Ostjordanland.
4. Lokalisierung
4.1. Afek in der Scharonebene
Der Ort Afek / Antipatris in der Scharonebene kann mit großer Sicherheit mit Rās el-‘Ēn (Koordinaten: 1435.1680; N 32° 06' 18'', E 34° 55' 46''
Der Ort Rās el-‘Ēn wurde durch mehrere Kampagnen ergraben: 1936 und 1938 durch J. Ory, 1960 durch A. Eitan und schließlich in den Jahren 1972-1985 durch M. Kochavi / P. Beck.
Die frühesten Siedlungsspuren auf Rās el-‘Ēn weisen ins Chalkolithikum. Bereits in der Frühbronzezeit I erstreckte sich die Siedlung über den gesamten Hügel. Die frühbronzezeitliche Stadtmauer bestand aus Ziegelwerk, das auf einem dreilagigen Steinfundament aufsaß. In ähnlicher Technik waren auch die Wohnhäuser gebaut, die aufgrund ihrer Uniformität und der rechteckigen Straßenführung ein hohes Maß an Stadtplanung erkennen lassen. Aus der Frühbronzezeit II stammen Breitraumhäuser, die einander gegenüberstanden und durch eine Straße getrennt wurden. In der Frühbronzezeit III verfiel die Stadt jedoch zusehends und wurde schließlich aufgegeben.
Nach einer längeren Besiedlungslücke entwickelte sich Rās el-‘Ēn in der Mittelbronzezeit IIA allmählich wieder zu einer blühenden Stadt. Auf höherem Niveau als die frühbronzezeitliche Mauer entstand nun eine weitere 4 m breite Mauer mit zugeordneten Wachtürmen. Aus dieser Zeit stammen zwei → Paläste
Palast VI wies 1,4 m breite und 2 m hohe Steinmauern auf, auf denen Ziegelwerk und ein zweites Stockwerk mit dem eigentlichen Wohnbereich aufruhte. Dieser Palast VI ist vermutlich als ägyptisches Landgut zur landwirtschaftlichen Nutzung des Jarkon-Tals zu deuten (Gadot 2010). Aus dieser Zeit stammen ansonsten nur Weinpressen und Grabanlagen. Palast VI wurde schließlich gewaltsam zerstört. Aufgrund der schriftlichen Funde in dieser ägyptischen Residenz und mittels Synchronismus der darin erwähnten Personen ist die Zerstörung von Rās el-‘Ēn ins Ende des 13. Jh.s v. Chr. zu datieren, als auch Jaffa, das ägyptische Herrschaftszentrum der Region, unterging.
Im 10. Jh. v. Chr. baute man schließlich Vierraumhäuser und Silos. Diese neue Siedlungsweise könnte ein neues Bevölkerungselement in Rās el-‘Ēn andeuten. Während der Eisenzeit IIA wuchs die Siedlung bis auf den westlichen Hang. Der archäologische Befund zeigt eine Nähe zur nördlichen Keramiktradition. Vielleicht hat Israel zur Zeit der Omriden (→ Omri
In hellenistischer Zeit wurde eine hippodamische Stadtanlage mit einer gliedernden Nord-Süd-Straße und einer Festung gebaut. In herodianischer Zeit gruppierten sich entlang des Cardo mehrere Geschäfte, die einen Vorraum und einen hinteren Lagerraum aufwiesen. Außerdem baute man eine neue Festung. Zu dieser Zeit erstreckte sich die Stadt über zwei Drittel des Hügels.
Während des ersten jüdischen Aufstandes wurde Rās el-‘Ēn von Vespasian im Jahr 68 n. Chr. zerstört. Von diesem Schlag erholte sich die Stadt nur langsam. Aus dem 1./2. Jh. n. Chr. stammt ein Mausoleum, das Ende des 3. Jh.s bzw. Anfang des 4. Jh.s n. Chr. zerstört wurde. In spätrömischer Zeit vergrößerte sich die Stadt bis auf den südlichen Hügelteil, wo ein Odeon gebaut wurde. Um das Forum herum entstanden mehrere Villen mit Mosaikböden und öffentliche Gebäude. Das Erdbeben des Jahres 363 n. Chr. machte schließlich die Stadt dem Erdboden gleich. Danach befand sich in byzantinischer Zeit auf Rās el-‘Ēn nur noch ein kleines militärisches Lager.
4.2. Afek in Ascher
Den biblischen Ort Afek im Stammesgebiet von Ascher, der in Jos 19,30
a) Tell Kerdāne (Koordinaten: 1606.2500; N 32° 50' 49'', E 35° 06' 40''
Aufgrund seiner Lage an der Küstenstraße hatte Tell Kerdāne strategische Bedeutung. Die zum Nahr en-Na‘āmīn (160.255) gehörige Quelle ‘Ajun el-Bass entspringt östlich des Ruinenhügels und konnte folglich die Wasserversorgung des Ortes sicherstellen. Bei Rettungsgrabungen wurden Keramik und Architektur der Frühbronzezeit entdeckt (Siegelmann 1986). Darüber hinaus fand man Grabanlagen der Mittelbronzezeit IIA, die auch noch in der Spätbronzezeit II verwendet wurden (Shalem 2008). Der Oberflächenbefund auf Tell Kerdāne weist in die Frühbronzezeit, Mittelbronzezeit II, Spätbronzezeit, Eisenzeit I/II und in die persische bis byzantinische Periode (Lehmann 2002a). Der Ruinenhügel wird vor allem geprägt von den mittelbronzezeitlichen Wallanlagen, die eine Siedlungsfläche von 10 ha umschließen. In der Spätbronzezeit ging die Besiedlung merklich zurück. In der Eisenzeit I geht man sogar nur noch von einer 1 ha großen Siedlungsfläche aus, wobei sich die Größe in der Eisenzeit II auf 5 ha steigerte. In persisch-hellenistischer Zeit erreichte Tell Kerdāne wieder die Größe der Mittelbronzezeit. Nach der spärlichen Besiedlung in römischer Zeit vergrößerte der Ort sich schließlich auf 6 ha in byzantinischer Zeit. Aus der Kreuzfahrerzeit stammen eine Mühle, ein Damm und ein Verteidigungsturm (Lehmann / Peilstöcker 2012). In mamlukischer Zeit baute man Tell Kerdāne zu einer Karawanserei um. Der moderne Name Tell Kerdāne geht auf die Kreuzfahrersiedlung Recordana bzw. Recordane zurück, die von einem Kreuzfahrer namens Richard gegründet und vom Malteserorden bzw. von den Templern gehalten wurde. Somit hat sich im arabischen Namen kein ursprünglicher Ortsname erhalten, der einen Hinweis auf die Identifizierung liefern könnte (Rothschild 1949).
b) el-Kābrī (Koordinaten: 1644.2690; N 33° 00' 30'', E 35° 08' 21''
In persischer Zeit kam es schließlich zu einer Wiederbesiedlung auf el-Kābrī. Offenbar widerstand dieser Ort dem Hellenisierungsprozess noch längere Zeit trotz der Nähe zu den hellenistischen Zentren Ptolemais und Tyrus, worauf ein in phönizischer Sprache und Schrift verfasster Siegelabdruck aus der Mitte des 2. Jh.s v. Chr. hinweisen könnte. In römischer Zeit verlagerte sich die Siedlung zum modernen Ort Kābrī.
Die beiden Orte Tell Kerdāne und el-Kābrī sind aufgrund des archäologischen Befundes für eine Identifizierung mit dem biblischen Afek im Stammesgebiet von Ascher bestens geeignet, sodass nur der literarische Befund eine Entscheidung ermöglicht. In Jos 19,28.30
4.3. Afek im Libanon
Falls es jemals ein Afek im Libanon gegeben hat, dann könnte dieser Ort aufgrund der Namenskontinuität in Afqā (Koordinaten: LG 1650.2370; N 34° 04' 04'', E 35° 53' 29''
Aufgrund des byzantinischen Lexikographen Suidas, der den Ort Aphaka mit Naḥle bei Heliopolis / Baalbek identifizierte, könnte man Afek aber auch mit Naḥle (Koordinaten: LG 1994.2332; N 34° 02' 29'', E 36° 15' 40''
Dementsprechend gibt es für den Ort Afek im Libanon zwei ernstzunehmende Vorschläge, über deren archäologischen Befund nur wenig bekannt ist. Beide Orte zeichnen sich durch Wasserreichtum aus und würden demnach den Namen Afek durchaus rechtfertigen. Eine definitive Entscheidung ist höchstens dann möglich, wenn man das Argument der Namenskontinuität bemüht. Dann wäre der libanesische Ort Afek auf Afqā zu finden.
4.4. Afek im Golan
Der Ort Afek im Golan wird aufgrund der Namensähnlichkeit in dem östlich des Sees Genezareth gelegenen Ort el-Fīq (Koordinaten: 2160.2424; N 32° 46' 31'', E 35° 42' 08''
a) Tel Soreg (Koordinaten: 2145.2424; N 32° 46' 32'', E 35° 41' 07''
b) Chirbet el-‘Āšeq (Koordinaten: 2102.2435; N 32° 47' 02'', E 35° 38' 15''
Aufgrund des archäologischen Befundes, der topographischen Lage, der Größe der befestigten Siedlung und der Nähe zum Ort el-Fīq, der den alten Namen Afeka bewahrt hat, könnte man das eisenzeitliche Afek auf Chirbet el-‘Āšeq suchen. Ob dieser Ort tatsächlich Schauplatz der Auseinandersetzung mit den Aramäern war, bleibt aber umstritten und soll hier nicht geklärt werden.
4.5. Afeka in Juda
Für den judäischen Ort Afeka, der aufgrund des Namens in der Nähe von Wasserquellen liegen wird, werden drei Orte vorgeschlagen. Bisweilen wurde Chirbet Kan‘ān (Koordinaten: 1572.1022; N 31° 30' 43'', E 35° 04' 29''
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage der biblischen Orte Afek / Afeka. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Palast V von Rās el-‘Ēn. Aus: Gadot 2010, 54, mit Bearbeitung von Erasmus Gaß
- „Ägyptische Residenz“ (Palast VI) von Rās el-‘Ēn. Aus: Gadot 2010, 55, mit Bearbeitung von Erasmus Gaß
- Der Palast von el-Kābrī (Foto von 2013). Aus: Wikimedia Commons; © Eric H. Cline - Tel Kabri Expedition 2013, Wikimedia Commons, lizenziert unter Creative Commons
-Lizenz, Attribution-Share Alike 3.0 unported ; Zugriff 5.4.2019 - Mittelbronzezeitlicher Palast auf el-Kābrī. Aus: Yasur-Landau u.a. 2014, 359, mit Bearbeitung von Erasmus Gaß
- Eisenzeitliche Festung auf el-Kābrī. Aus: Lehmann 2002, 79, mit Bearbeitung von Erasmus Gaß
- Plan von Tel Soreg. Aus: Kochavi 1989, 8, mit Bearbeitung von Erasmus Gaß
- Kasematten und Pfeilerhäuser auf Chirbet el-‘Āšeq. Aus: Sugimoto 2015, 215, mit Bearbeitung von Erasmus Gaß
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