Amenophis IV. / Echnaton
Andere Schreibweise: Amenhotep IV. / Akhenaten (engl.)
(erstellt: Dezember 2008)
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1. Einleitung
Amenophis IV., der sich in seinem 5. Regierungsjahr in Echnaton umbenannte, war der 10. Pharao der 18. Dynastie und des ägyptischen →
Neuen Reiches
Als Amarna-Zeit wird heute eine eigenständige Epoche innerhalb der ägyptischen Geschichte bezeichnet, die durch einen radikalen, aber nur kurzlebigen Bruch mit der Tradition gekennzeichnet ist: die vom König verordnete Hinwendung zu einer heno- oder sogar monotheistischen Verehrung des Sonnengottes unter gleichzeitiger Abwendung von der polytheistisch geprägten ägyptischen Götterwelt, auch als Amarna-Religion bezeichnet, und die Rückkehr zur Tradition kurz nach dem Tod Echnatons. Auch die Kunst dieser Zeit setzt sich sowohl in der Themenwahl als auch der Ikonographie und des Stils so sehr von derjenigen der vorangehenden und nachfolgenden Epochen ab, dass sie speziell als Amarna-Kunst bezeichnet wird.
Das Herrschaftsgebiet Amenophis’ IV. / Echnatons umfasste neben Ägypten auch Nubien und den westlichen vorderasiatischen Raum bis zum →
Orontes
Für die Regierungszeit Amenophis’ IV. / Echnatons ist eine große Anzahl an vielfältigen Text- und Bildquellen überliefert: von Palast-, Tempel- und Grabwänden, Stelen und Statuen, diplomatischer Korrespondenz mit Vasallen und benachbarten Herrschern im Vorderen Orient (→
Amarna-Briefe
2. Name und Titulatur
2.1. Amenophis IV. – Regierungsjahre 1-5
Geburtsname: Jmn-ḥtp nṯr-ḥq3-W3st („Amun ist zufrieden, Gott und Herrscher von Theben“);
Thronname: Nfr-chprw-R‘ w‘-n-R‘ („Vollkommen an Erscheinungsformen ist Re, Einziger des Re“);
Horus-Name: K3-ncht q3j-šwtj („Starker Stier, mit hohem Federpaar“);
Herrinnen-Name: Wr-nswjt-m-Jpt-swt („Groß an Königtum in Karnak“);
Goldhorus-Name: Wṯs-ch‘w-m-Jwnw-šm‘ („Der die Kronen im oberägyptischen Heliopolis [= Karnak] erhebt“).
2.2. Echnaton – Regierungsjahre 5-17/18
Geburtsname: 3ch-n-Jtn („Nützlicher für Aton“);
Thronname: Nfr-chprw-R‘ w‘-n-R‘ („Vollkommen an Erscheinungsformen ist Re, Einziger des Re“);
Horus-Name: K3-ncht mrj-Jtn („Starker Stier, geliebt von Aton“);
Herrinnen-Name: Wr-nswjt-m-3cht-Jtn („Groß an Königtum in Achetaton“);
Goldhorus-Name: Wṯs-rn-n-Jtn („Der den Namen des Aton erhebt“).
3. Familie
1) Eltern. Amenophis III. und die „große Königsgemahlin“ (= Hauptgemahlin) Teje.
2) Geschwister.
Zuweisung gesichert:
- Thutmosis: „ältester Königssohn“, „Vorsteher der Priester in Ober- und Unterägypten“, „Sem-Priester“ und „Großer der Leiter der Handwerker“ (= Hoherpriester des Ptah in Memphis);
- Satamun: „Königstochter“ und „große Königsgemahlin“ von Amenophis III.;
- Isis: „Königstochter“ und „Königsgemahlin“ von Amenophis III.;
- Henuttaneb: „Königstochter“;
- Nebetah: „Königstochter“.
Zuweisung unsicher:
- Siatum: „Königssohn“;
- Aacheper[...]ra[...]: „Königssohn“; so überliefert als Name für zwei Königssöhne neben möglicherweise zwei weiteren, deren Namen und Titel nicht erhalten sind;
- Tutanchaton (= → Tutanchamun
):„Königssohn“ (s. auch Kinder); - Semenchkare: nicht mit dem Titel „Königssohn“ belegt;
- Baketaton: „Königstochter“ (s. auch Töchter);
- 16 Frauen ohne Angabe einzelner Namen: „Königskinder“.
3) Gemahlinnen
Zuweisung gesichert
- → Nofretete
: „große Königsgemahlin“ (= Hauptgemahlin); - Kija: „hochgeliebte Gemahlin des Königs“;
- Taduchepa: kein Titel belegt, Tochter des mitannischen Herrschers Tuschratta, möglicherweise identisch mit Kija.
Zuweisung unsicher
- eine Tochter des babylonischen Herrschers Burnaburiasch;
- Meritaton: „große Königsgemahlin“ (s. auch Töchter).
4) Kinder
Zuweisung gesichert
- Meritaton: „Königstochter“; Mutter: Nofretete;
- Maketaton: „Königstochter“; Mutter: Nofretete;
- Anchesenpaaton: „Königstochter“; Mutter: Nofretete;
- Neferneferuaton-tascherit: „Königstochter“; Mutter: Nofretete;
- Neferneferure: „Königstochter“; Mutter: Nofretete;
- Setepenre: „Königstochter“; Mutter: Nofretete;
- [Name nicht erhalten]: „Königstochter“; Mutter: Kija; möglicherweise identisch mit Baketaton (s. auch Geschwister).
Zuweisung unsicher
- Tutanchaton (= → Tutanchamun
):„Königssohn“; Mutter: Nofretete oder Kija? (s. auch Geschwister); - Meritaton-tascherit: „Königstochter“; Mutter: Meritaton (s. auch Enkel);
- Anchesenpaaton-tascherit: „Königstochter“; Mutter: Anchesenpaaton (s. auch Enkel).
5) Enkel (Existenz unsicher)
- Meritaton-tascherit: „Königstochter“; Mutter: Meritaton (s. auch Kinder);
- Anchesenpaaton-tascherit: „Königstochter“; Mutter: Anchesenpaaton (s. auch Kinder).
4. Amenophis vor der Thronbesteigung
Amenophis IV. wurde als Sohn des Pharaos →
Amenophis III.
5. König Amenophis IV. – Regierungsjahre 1-5
Das Alter Amenophis’ IV. bei seiner Thronbesteigung ist unbekannt. Zumeist wird ein jugendliches Alter vermutet, zum einen aufgrund von Reliefdarstellungen, die ihn mit seiner Mutter anstelle seiner Gemahlin zeigen, und zum anderen aufgrund eines Briefes des Tuschratta, der Amenophis IV. an dessen Mutter Teje verweist, um sich von ihr über Absprachen zwischen Amenophis III. und Tuschratta informieren zu lassen (Gabolde 1998, 11-14). Ein höheres Alter bei seiner Thronbesteigung lässt sich damit jedoch nicht ausschließen (Murnane 2001, 10-11).
Ungeklärt ist die Frage, ob Amenophis IV. von seinem Vater zum Koregenten ernannt wurde. Die vertretenen Positionen reichen von Ablehnung bis zu einer gemeinsamen Regierungszeit von mehr als 10 Jahren. Sie basieren auf unterschiedlichen Rekonstruktionen und Interpretationen einiger weniger Belege, zumeist mit gemeinsamer Nennung beider Könige, Objekten mit der Nennung und Darstellung von Amenophis III. in Achetaton, das erst im 5. Regierungsjahr Amenophis’ IV. gegründet wurde, und stilistischen Vergleichen. Unter Berücksichtigung aller zur Verfügung stehenden Informationen scheint eine Koregentschaft heute eher unwahrscheinlich (Gabolde 1998, 62-98).
In den ersten fünf Regierungsjahren fand vermutlich die Eheschließung mit →
Nofretete
In diesem Zeitraum feierte Amenophis IV. bereits ein Sed-Fest, das traditionellerweise erst im 30. Regierungsjahr eines Pharao begangen wurde und der Bekräftigung und Erneuerung seiner Herrschaft dienen sollte; die Bedeutung des Festes für Amenophis IV. ist unklar.
Aus den ersten Regierungsjahren Amenophis’ IV. sind nur vereinzelte Bauprojekte belegt. Im Tempel seines Vaters in Soleb in Nubien, in dem Amun-Re und der vergöttlichte Amenophis III. verehrt wurden, führte er die Bauarbeiten fort. Im Tempelbezirk des Amun in Karnak auf der Ostseite Thebens ließ er einen Kultbau errichten, der jedoch nicht Amun, sondern dem Sonnengott Re-Harachte-Aton in Menschengestalt mit Falkenkopf geweiht war. Die Fokussierung auf den Sonnenkult – eine Entwicklung, die bereits unter Amenophis III. belegt ist – zeigt sich auch in dem sonst für Könige nicht belegten Titel „Hoherpriester des Re-Harachte“, den Amenophis IV. auf einer Stele in Ǧebel es-Silsileh trägt.
Bereits die weiteren Bauwerke Amenophis’ IV. in Karnak zeigen einige der für seine Regierungszeit kennzeichnenden Charakteristika der Amarna-Religion und Amarna-Kunst: Sie sind allein dem Sonnengott →
Aton
Über die Außenpolitik Amenophis’ IV. ist kaum etwas bekannt. Vermutlich aus seinem 2. Regierungsjahr stammt ein Brief des mitannischen Herrschers Tuschratta, in dem dieser die Lieferung von Goldstatuen einfordert, die ihm noch Amenophis III. versprochen hätte, wie auch dessen Gemahlin Teje bestätigen könne, und die Amenophis IV. hätte bereits liefern sollen.
Aus Jahr 5 stammt der letzte datierte Beleg für Amenophis IV. unter diesem Namen: Es handelt sich dabei um einen vermutlich nie abgeschickten Brief des memphitischen Domänenverwalters Ipi, in dem er dem König über den ordnungsgemäßen Zustand der Götterkulte in Memphis Bericht erstattet.
6. König Echnaton – Regierungsjahre 5-17/18
6.1. Regierungsjahre 5-12
Im 5. Regierungsjahr findet der offizielle Bruch Amenophis’ IV. mit der Tradition statt: Er ändert Geburtsnamen und Titulatur, gründet Achetaton als neue Residenz mit Aton als einziger dort verehrter Gottheit und einer nahezu vollständig neu konzipierten Theologie.
Die Änderung des Geburtsnamens ist vor Amenophis IV. / Echnaton bisher für keinen Pharao belegt. Amenophis („Amun ist zufrieden“) IV. nennt sich fortan Echnaton („Nützlicher für Aton“) und ersetzt in seiner Titulatur alle Hinweise auf den Gott Amun und dessen Kultzentrum Karnak mit Verweisen auf Aton und dessen neues Kultzentrum Achetaton.
Vermutlich in Jahr 6 wird die Tochter Maketaton geboren und spätestens in Jahr 8 Anchesenpaaton. Bis in Jahr 12 folgen die Töchter Neferneferuaton-tascherit, Neferneferure und Setepenre.
6.1.1. Achetaton und der Aton-Kult
Die neu gegründete politische und religiöse Hauptstadt Achetaton „Horizont / Lichtland des Aton“ (
www.amarnaproject.com
Das Stadtgebiet ließ Echnaton durch mindestens 15 Felsstelen auf dem Ost- und Westufer des Nils begrenzen, von denen die ersten in seinem 5. und die übrigen in seinem 6. Regierungsjahr, z.T. mit Ergänzungen in Jahr 8, angefertigt wurden.
Die Stelen aus Jahr 5 liefern den frühesten Beleg für die Verwendung des Namens Echnaton und der neuen Titulatur. Der Text enthält eine Proklamation des Königs über die auf Wunsch seines göttlichen Vaters Aton erfolgte Neugründung von Achetaton mit Kultbauten für den Gott und die für ihn zu veranstaltenden Feste. Die städtebaulichen Pläne sahen neben den Kultbauten Palastanlagen, eine Begräbnisstätte für die Königsfamilie, Gräber für das Kultpersonal des Aton und hochgestellte Beamte vor. Daneben erwähnt Echnaton eine Reihe von Berichten, die er und seine Vorfahren erhalten hätten und die eine Eskalation erkennen ließen; auf was er sich hierbei bezog, ist nicht erhalten. Die Interpretationen konzentrieren sich einerseits auf einen übermäßigen Einfluss der Priesterschaft des Amun auf die Politik und andererseits auf eine Pest-Epidemie, die zumindest gegen Ende der Amarna-Zeit aus dem vorderasiatischen Raum belegt ist und die vermutlich schon vorher in Ägypten wütete.
Besonders für die Texte der früheren Stelen wurde dabei eine der gesprochenen Sprache, dem Neuägyptischen, nahestehende Form verwendet, während zuvor die meisten offiziellen ägyptischen Denkmäler in einer älteren Sprachstufe, dem Mittelägyptischen, abgefasst waren.
Die Stelen aus Jahr 6 enthalten einen Schwur Echnatons, die Stadt nicht wieder zu verlassen.
Die Gründung Achetatons bedeutete die Verlegung der Residenz, der Königsnekropole und des religiösen Zentrums und die Erschaffung eines neuen Kultzentrums für den Sonnengott, der in seiner anthropomorphen Form als →
Re
Auf unbesiedeltem Gebiet auf dem Ostufer des Nils entstand eine Stadt mit Palästen, Kultbauten, Verwaltungsgebäuden und Wohnhäusern. Die Nekropole wurde entgegen der Tradition auf dem Ostufer angelegt, das Königsgrab selbst in dem Wadi, und nahe dem Eingang zum Wadi eine Siedlung für die Arbeiter an den Gräbern.
Die Architektur Achetatons war auf die neue Aton-Religion (→
Aton
Die früher in den Festkalendern alljährlich vorgeschriebenen Prozessionsfeste mit den jeweiligen Götterbildern wurden abgelöst von Ausfahrten des Königs mit Nofretete im Streitwagen auf der heute so genannten Königsstraße, die parallel zum Nil durch das gesamte Stadtgebiet führte. Der König und seine Familie als einzige Mittler zum Sonnengott bildeten damit auch das Motiv für die Hausaltäre der Bewohner von Achetaton.
Die alten Götterbilder und Götterhymnen wurden abgeschafft und machten Platz für Naturdarstellungen und das Lob der Erschaffung der Natur und allen Lebens durch Aton in den Aton-Hymnen (→
Aton
Vermutlich aufgrund der Anlage des Königsgrabes auf dem Ostufer ließ Echnaton auch die Felsgräber der Beamten in dessen Nähe am Westhang der Felsformation anlegen, die damit entgegen der Tradition West-Ost ausgerichtet waren. Die Darstellungen in den Privatgräbern sind auf das Diesseits ausgerichtet und thematisch auf den König mit seiner Familie als Mittler zum Sonnengott beschränkt. Sie zeigen die Königsfamilie bei der Ausfahrt, beim Opfer im Tempel oder dem Verleihen des Ehrengoldes an verdiente Beamte (Abb. 3). In diesen Gräbern ist auch der sogenannte große Sonnen-Hymnus an Aton, zu dem Parallelen in
Ps 104
6.1.2. Der Aton-Kult außerhalb Achetatons
Außerhalb Achetatons ist der Aton-Kult hauptsächlich durch Tempelbauten in →
Heliopolis
Über die Bautätigkeit hinaus ist die Amarna-Religion außerhalb Achetatons vor allem durch die Verfolgung des Gottes Amun, der ihm verbundenen Götter Mut und Chons sowie der Göttin Nechbet belegt. Bei dieser Verfolgung wurden deren Namen und Darstellungen entfernt und teilweise durch die anderer Götter ersetzt. Aufgrund der expliziten Verfolgung des Amun konzentrierte sich diese Tätigkeit hauptsächlich auf dessen Hauptkultort Theben und kann erst nach der Aufgabe von Echnatons Bautätigkeit in Karnak, vermutlich in Jahr 8, begonnen haben.
Dass die übrigen Tempel im Land geschlossen wurden und verfielen, wie es die Restaurations-Inschrift Tutanchamuns beschreibt, könnte übertrieben sein (Gabolde 1998, 32-34).
Die in der Ägyptologie traditionell als Monotheismus bezeichnete Religion des Echnaton wird gelegentlich auch eher im Sinne eines Henotheismus interpretiert.
6.1.3. Außenpolitik
Außenpolitisch ist nur ein Feldzug Echnatons gegen Nubien aus seinem 10., 11. oder 12. Regierungsjahr auf einer Stele aus Buhen in Nubien überliefert, bei dem ein Überfall der Nubier geahndet wurde. Möglicherweise steht dieser Feldzug in Zusammenhang mit einem großen Fest in Jahr 12, das in zwei Gräbern in el-Amarna dargestellt ist und bei dem ausländische Gesandte Echnaton Tribute brachten.
Aus der keilschriftlichen diplomatischen Korrespondenz (→
Amarna-Briefe
6.2. Regierungsjahre 12-17/18
Die einzigen Daten aus der Regierungszeit Echnatons nach dessen 12. Regierungsjahr stammen von Krugaufschriften.
In diesem Zeitraum kommt es zu mehreren Todesfällen in der Königsfamilie: Echnatons Töchter Maketaton, Neferneferure und Setepenre sterben und werden ebenso wie die Königsmutter Teje im Königsgrab von Achetaton bestattet (Gabolde 1998, 136-138).
Aus unbekannter Ursache werden die Darstellungen von Echnatons Gemahlin Kija und ihrer Tochter durch die der Töchter Echnatons Meritaton und Anchesenpaaton mit jeweils deren eigener Tochter ersetzt. Möglicherweise war Kija verstorben, wurde verstoßen oder war in ihre Heimat zurückgekehrt. Da diese Darstellungen eine Tochter vorgaben, wird von einigen Forschern vermutet, dass es die nur hier belegten Töchter der Meritaton und der Anchesenpaaton nie gegeben habe. Vorausgesetzt, dass sie doch gelebt haben, wurden sie auch als Töchter Echnatons angesehen, da beide als „Königstochter“ bezeichnet werden; diesen Titel kann jedoch auch die Enkelin eines Königs tragen.
Sicher ist, dass zumindest noch ein weiteres Kind in die Königsfamilie geboren wurde, das im Königsgrab von Achetaton in der Szene am Totenbett der Maketaton auf dem Arm einer es stillenden Frau dargestellt ist. Die Beischrift zu dieser Darstellung ist teilweise zerstört, erhalten ist nur der Name Nofretetes in einer Filiationsangabe. Wenn sich die Inschrift auf das Kind bezieht, hat man hier entweder den Beleg für eine siebte Tochter der Nofretete oder für einen Sohn, dessen Name M. Gabolde als Tutanchatons rekonstruiert hat (Gabolde 1998, 118-124); dies ist jedoch nicht unumstritten (Murnane 2001, 15-16).
Die große Königsgemahlin Nofretete scheint am Ende von Echnatons Regierungszeit die Position einer Regentin innegehabt zu haben, ohne jedoch mit ihrem Mann gleichgestellt gewesen zu sein (Krauss 2007, 297-307). Ob Nofretete Echnaton überlebte, ist unbekannt; es gibt keinen Hinweis auf eine Bestattung von ihr im Königsgrab von Achetaton.
Echnaton starb nach Ausweis von Krugaufschriften nach der Weinernte des Jahres 17 und vor der des Jahres 18. Er wurde im Königsgrab von Achetaton beigesetzt (Gabolde 1998, 137-138); das Grab wurde jedoch später ausgeraubt und die wenigen erhaltenen Objekte seiner Grabausstattung zerschlagen aufgefunden.
7. Nachleben
7.1. Die Nachfolge Echnatons
Wie die Nachfolge Echnatons in den ca. vier Jahren vor der Thronbesteigung Tutanchatons (→
Tutanchamun
Für weitere Unklarheit sorgt die sogenannte dachamunzu-Affäre, die in einem Bericht des hethitischen Herrschers Schuppiluliuma I. und seines Sohnes Murschili II. überliefert ist. Er berichtet von einem Brief einer namentlich nicht genannten ägyptischen „Königsgemahlin“ (=dachamunzu), in dem diese Schuppiluliuma I. bat, ihr einen seiner Söhne als Gemahl zu schicken: Ihr Gemahl, dessen Name in dem Text als Nibchururia wiedergegeben wird, sei verstorben und sie habe keinen männlichen Nachkommen. Nach Überprüfung der Richtigkeit dieser Angaben hätte Schuppiluliuma I. seinen Sohn Zannanza geschickt, der aber noch vor seiner Ankunft in Ägypten umgebracht worden sei.
Unklar bleibt hierbei nicht nur, welche Königin diesen Brief abschickte – Nofretete (als Witwe Echnatons), Meritaton (als Witwe Echnatons) oder Anchesenpaaton (als Witwe Tutanchamuns) –, sondern auch, ob Zannanza auf der Reise an einer Krankheit verstarb, von politischen Gegnern umgebracht wurde oder ob er Ägypten nicht doch erreichte.
Diese Variablen ergeben eine Vielzahl an möglichen Konstellationen. Die neueste Untersuchung des Materials kommt zu dem einleuchtenden Vorschlag, dass Semenchkare (Semenchkare-Anchcheperure) als Gemahl der Königstochter Meritaton und damit Schwiegersohn Echnatons diesem ohne Koregentschaft auf den Thron gefolgt sei. Später hätte er seine Namen in Anlehnung an die Echnatons und Nofretetes (Neferneferuaton-Anchcheperure) abgeändert. Nach seinem Tod wäre ihm Meritaton auf den Thron gefolgt, die für ihre Herrschaft die Namen ihres Mannes in weiblicher Form (Neferneferuaton-Anchetcheperure) angenommen hätte. Auf Meritaton wäre dann nach einer nur kurzen Regierungszeit Tutanchaton auf dem Thron gefolgt (Krauss 2007).
7.2. Die Restauration
Die Restauration der traditionellen Kulte setzte bereits unter Semenchkare ein, aus dessen 3. Regierungsjahr über ein Graffito ein Totentempel von ihm in Theben belegt ist.
Spätestens unter →
Tutanchamun
Vermutlich wurden die im Königsgrab von Achetaton beigesetzten Mitglieder der Königsfamilie in die thebanische Nekropole umbestattet: So wurden →
Uschebtis
Unter →
Haremhab
Zu Beginn der 19. Dynastie folgte die damnatio memoriae: Echnaton und seine Nachfolger bis einschließlich Eje, dem Vorgänger Haremhabs, wurden in den in Tempeln angebrachten Königslisten zur Ehrung der genannten Pharaonen nicht aufgeführt. Während die Namen zumindest einiger dieser Könige in einigen Archiven noch dokumentiert blieben, wie die Überlieferung bei →
Manetho
Der Gott Aton wurde nicht verfolgt, auch wenn seine unter Echnaton errichteten Tempel als Steinbrüche verwendet wurden. Er verlor seine Position als eigenständige Gottheit und erhielt wieder die Bedeutung wie vor der Amarna-Zeit: die eines von mehreren Aspekten des Sonnengottes. Der Sonnenkult selbst hatte in der folgenden Ramessiden-Zeit im Vergleich zur Voramarna-Zeit jedoch eine gesteigerte Bedeutung.
7.3. Die Erinnerung an die Amarna-Zeit
Die traumatische Erfahrung der Regierungszeit Echnatons blieb in der antiken Überlieferung in Erinnerung. So ist beispielsweise eine Erzählung bei Manetho überliefert, die in der Zeit Amenophis’ III. spielt:
Der König vertreibt die Aussätzigen aus den Städten, damit sich die Götter ihm zeigen. Die Aussätzigen lassen sich unter der Führung des ägyptischen Priesters Osarsiph in Avaris nieder (Avaris war die von den →
Hyksos
Varianten dieser Erzählung sind auch von anderen griechisch-römischen Autoren überliefert. Die Erinnerung an die Fremdherrschaft durch die Hyksos verschmolz hier mit der Reminiszenz an den religiösen Umsturz und möglicherweise der an eine Pest-Epidemie während der Regierungszeit Echnatons. So wurde die religiöse Bedrohung durch eine kleine, in sich geschlossene Gruppe in Ägypten, die sich mit ihren Werten gegen die Tradition gestellt hatte, mit einer gefährlichen Seuche im Land verbunden und zu einer Bedrohung von außen umgedeutet (Assmann 1998, 54-72; Schneider 1998, 76-98).
Echnaton selbst dagegen geriet in Vergessenheit, bis sein Namen nach der Entzifferung der Hieroglyphen im 19. Jh. wieder gelesen werden konnte.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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- Lexikon der Pharaonen, München 1996
- The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford 2000
- The Oxford Encyclopedia of Ancient Egypt, Oxford 2001
2. Weitere Literatur
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- Assmann, J., 1984, Ägypten. Theologie und Frömmigkeit einer frühen Hochkultur, Stuttgart, 232-267
- Assmann, J., 1998, Moses, der Ägypter. Entzifferung einer Gedächtnisspur, Wien
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- Freed, R. / Markowitz, Y.J. / D’Auria, S.H. (Hgg.), 1999, Pharaohs of the Sun. Akhenaten, Nefertiti, Tutankhamen, London
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- Gabolde, M., 2007, Under A Deep Blue Sky, in: Causing His Name to Live: Studies in Egyptian Epigraphy and History in Memory of William J. Murnane (http://history.memphis.edu/murnane/M Gabolde.pdf
) - Grimm, A. / Schoske, S. (Hgg.), 2001, Das Geheimnis des goldenen Sarges. Echnaton und das Ende der Amarnazeit (Schriften aus der Ägyptischen Sammlung 10), München
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3. Websites
Abbildungsverzeichnis
- Echnaton, Nofretete und die älteste Tochter Meritaton opfern Aton. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Die Hieroglyphe Achet = „Horizont“. Aus dem Textverarbeitungs-Programm Visual Glyph
- Echnaton mit Familie verleiht Ehrengold. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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