Amrafel
Andere Schreibweise: Amraphel
(erstellt: Dezember 2008)
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1. Name
Die Namensform אמרפל ’mrpl (Gen 14,1
Nach früheren Versuchen, ihn aus dem Hebräischen oder gar dem Sanskrit herzuleiten, wird seit Beginn der Erschließung der Keilschrifttexte meist akkadischer Ursprung angenommen. Vorgeschlagen wurden u.a.: dAmurru-apla (-iddin) „(der Gott) Amurru gab einen Erbsohn”, dAmurru-apalu „Amurru tritt (für mich) ein”, dAmurru-ipul (-iddin) oder dAmurru-apil „Amurru vergilt / vergalt”, Amur-aplu „ich schaute einen Erbsohn”, jeweils akkadisch, ebenso Amur-pi-el „ich schaute den Mund Gottes”, was bei westsemitischer Etymologie „der Mund Gottes hat gesprochen” bedeuten würde. Doch ist keiner dieser Namen bisher inschriftlich belegt. Das gilt auch für die Form Amar(u)-apal, nach Astour (98f.) eine mögliche abgekürzte ideographische Schreibweise für Marduk-apal-iddina resp. Merodach-Baladan. So kann auch eine künstliche Namensbildung oder eine absichtlich oder unabsichtlich verschriebene Form von „Emutpal“ (ein amurritischer Stammesname) oder „Hammurapi” (s.u. 3.) nicht ausgeschlossen werden.
2. Erzählerische Funktion
Amrafel, König von Schinar (Gen 14,1
Dass die vier Großkönige in Gen 14,1 alphabetisch nach ihren Namen geordnet auftreten, könnte darauf hindeuten, dass ihre Namen als passendes Gegenstück zu den frei erfundenen Namen der Könige von → Sodom
Sein Königtum, Schinar, wird Gen 10,10
3. Frage der Historizität
Zur geringen Wahrscheinlichkeit, dass in Gen 14 historische Ereignisse geschildert werden, siehe den Artikel → Kedor-Laomer
Nach dem Kontext des Kapitels selbst (s.o. zu Schinar) ist zu erwarten, dass der Verfasser einen südmesopotamischen König des 2. Jt.s v. Chr. als Zeitgenossen Abrams benennen will. Sollte er von Hammurapi als einem bedeutenden Herrscher jener Zeit gehört oder gelesen haben, könnte er in Assimilation an andere ihm bekannte Namen wie „Babel” oder „Pul” (2Kön 15,19
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Tübingen 1957-1965
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
2. Weitere Literatur
- Astour, M.C., 1966, Political and Cosmical Symbolism in Genesis 14 and in Its Babylonian Sources, in: Altmann, A. (Hg.), Biblical Motifs: Origins and Transformations, 65-112
- Emerton, J.A., 1971, Some false clues in the study of Genesis XIV, Vetus Testamentum 21, 24-47
- Margalith, O., 2000, The Riddle of Genesis 14 and Melchizedek, ZAW 112, 501-508
- Schatz, W., 1972, Genesis 14. Eine Untersuchung (EHS 23.2), Bern
- Westermann, C., 1981, Genesis 12-36 (BK I/2), Neukirchen-Vluyn
- Ziemer, B., 2005, Abram – Abraham. Kompositionsgeschichtliche Untersuchungen zu Gen 14, 15 und 17 (BZAW 350), Berlin / New York
Abbildungsverzeichnis
- Hammurapi von Babylon vor dem Sonnengott. Gesetzesstele des Hammurapi, gefunden in Susa. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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