Animismus
(erstellt: März 2011)
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1. Einleitung
In der religiösen Vorstellungswelt Israels in alttestamentlicher Zeit tauchen Wesenheiten und Kräfte auf, die denen polytheistischer Religionen des Alten Orients in mancherlei Hinsicht wesensverwandt waren und in vorexilischer Zeit gesellschaftlich akzeptiert wurden. Erst die deuteronomistische Kritik (→ Deuteronomismus
1.1. Definition
Aus den bruchstückhaften Überlieferungen jener traditionellen bzw. volkstümlichen Glaubenswelt sollen in diesem Artikel jene Elemente untersucht werden, die einen animistischen Hintergrund erkennen lassen. Unter Animismus wird hier die Überzeugung verstanden, dass es neben der menschlichen Lebenswelt eine geistig-seelische Wirklichkeitsebene gibt, die auf das Leben der Menschen hilfreich oder schädigend einwirken kann. In dieser Parallelwelt agieren neben Naturgeistern, Totengeistern und → Dämonen
Dabei ist in den biblischen Schriften nicht immer klar zu erkennen, ob es sich bei diesen Wesenheiten und Kräften um autonome Mächte handelt oder ob sie im Auftrag Gottes handeln. So hausen die Geister in Jes 13,21
1.2. Theoriegeschichte
Die hier verwendete Definition des Animismus unterscheidet sich deutlich von älteren Animismus-Theorien, die auf das Werk Primitive Culture (1871) des britischen Sozialanthropologen Edward B. Tylor (1832-1917) zurückgehen. Tylor meinte, im Seelenglauben und Geisterglauben den Ursprung der Religion im Allgemeinen erkennen zu können. Ausgehend von dieser seines Erachtens einfachsten Form der Religion glaubte er, deren Entwicklung über die Vielfalt polytheistischer Glaubensvorstellungen bis zum Eingottglauben entfalten und erklären zu können. Tylor entwickelte seine Theorie in Anlehnung an das evolutionistische Weltbild seiner Zeit, das sich den Schriften des Naturforschers Charles R. Darwin (1809-1882) und des Sozialphilosophen Herbert Spencer (1820-1903) verdankte. Darwin und Spencer beschrieben die Entwicklung der natürlichen und sozialen Welt als eine Bewegung von den niederen zu den höheren Formen, vom Einfachen zum Differenzierten. Dabei war Tylor überzeugt, die Entstehung der Religion – gestützt auf reiches Feldmaterial – kausalwissenschaftlich erklären zu können. Er argumentierte damit gegen zwei andere Sichtweisen der Entstehung von Religion. Zum einen gegen die theologische Anschauung, Religion gehe auf göttliche Offenbarungen zurück. Für Tylor war der archaische Mensch ein rationales, die Ursachen ergründendes Wesen. Es waren vor allem Träume und Trancezustände, die ihn auf den Gedanken brachten, dass es in ihm etwas geben müsse, das unabhängig vom Körper existiere, eben eine Seele. Zum anderen wandte sich Tylor gegen Spencers Behauptung, der Atheismus stünde am Anfang der menschlichen Kultur und die Religion spiegele erst spätere gesellschaftliche Entwicklungen wider.
Der britische Ethnologe und Religionswissenschaftler Robert R. Marett (1866-1943), Professor am Balliol College in Oxford, versuchte in The Threshold of Religion (1909) einen noch älteren Ursprung der Religion nachzuweisen, den Prä-Animismus oder Animatismus. Nicht eine persönliche Seele, sondern eine unpersönliche und universale Kraft (Dynamismus) stehe am Anfang der Religionsgeschichte. Der Ursprung und das Wesen der Religion seien in allgemeinen Vorstellungen von Leben und Kraft zu sehen, die zunächst unpersönlich wirkend, später personalisiert und handelnd gedacht wurden. Unter den Begriffen Dynamismus und Manaismus erzielte diese Theorie eine weitreichende und die Anfänge der Religionswissenschaft prägende Wirkung.
So einflussreich Tylors und Maretts Überlegungen für die religionswissenschaftliche Theoriebildung auch waren, so wenig können die Prämissen ihrer Überlegungen heute noch Geltung beanspruchen. Der Fortgang der ethnologischen Feldforschung hat ihre Thesen nicht bewahrheitet. Die einfachsten bekannten Gesellschaften hängen nicht zwangsläufig einem Geister- oder Kraftglauben an, wohingegen höher entwickelte agrarische Gesellschaften eine große Aufgeschlossenheit für Geistervorstellungen zeigen. Der Animismus kann deswegen nicht als eine eigene Religion der menschlichen Frühgeschichte verstanden werden, sondern bildet ein Begleitphänomen vieler Religionen, das bis in die Hochreligionen hinein nachzuweisen ist.
2. Formen des Animismus
2.1. Träume
Wie in allen Zeiten und Kulturen haben die Menschen im alten Israel die Erfahrung gemacht, dass man im → Traum
Das Alte Testament erwähnt Träume vor allem im Zusammenhang mit der Prophetie. Programmatisch heißt es in Num 12,6
Dabei unterscheiden die biblischen Schriften zwischen Träumen, deren Bedeutung unmittelbar verstehbar ist (z.B. → Jakobs
In der überwiegenden Mehrzahl der allegorischen Träume sagen deren Deutungen etwas über die Zukunft des Träumers aus. Die Bedeutung eines Traumes kann sich dabei auch auf überindividuelle, historische Zusammenhänge erstrecken (vgl. Gen 41,1-36
Allerdings finden sich im Alten Testament auch bereits kritische Stimmen zur Traumdeutung. Jer 23,25-28
2.2. Dämonen / Geister
Als Wesen neben der menschlichen Lebenswelt stellen Dämonen und Geister im alten Israel eine wirkkräftige Realität dar, für die sich zwar kein hebräischer Allgemeinbegriff findet, die jedoch in Kollektivausdrücken und Einzelbenennungen nachweisbar ist. Dämonen und Geister scheinen in frühisraelitischer Zeit zur Alltagswirklichkeit gehört und noch nicht in einem Spannungsverhältnis zur monotheistischen Gottesidee gestanden zu haben (vgl. → Dämonen
Die Überlieferungen des Alten Testaments lassen → apotropäische Riten
Auch im Neuen Testament gelten Dämonen (δαιμόνια daimónia) gewöhnlich als bösartige und Unheil stiftende Geister, die in einer eigenen Sphäre existieren und nach Gelegenheiten suchen, in die Welt der Menschen schädigend einzudringen. Unter dem Einfluss der antik-hellenistischen und antik-jüdischen Dämonologie findet sich im Neue Testament die Vorstellung, dass es sich bei den Dämonen um gefallene Engel (Jud 6
2.3. Ekstase
Unter → Ekstase
2.4. Besessenheit
Unter Besessenheit (→ Ekstase
Das Neue Testament kennt nur „besessen sein von einem bösen Geist“ (δαιμoνíξομαι daimonízomai). Auch ein solcher Geist ergreift von einem Menschen „Besitz“, „fährt in ihn“ und identifiziert sich mit ihm. Der Besessene steht „unter der Herrschaft“ eines unreinen Geistes (Mk 1,23
2.5. Divination
Die Möglichkeit des Wahrsagens setzt voraus, dass zukünftige Ereignisse auf der geistig-seelischen Wirklichkeitsebene schon bekannt sind und manche Menschen die Möglichkeit haben, auf dieses Wissen Zugriff zu gewinnen. Diese Praxis der → Divination
Eine beliebte Form der Divination war das Losorakel, dessen Praktizierung in 1Sam 14,40-42
Eine Sonderform des Losorakels waren die Urim und Tummim (→ Divination
Erst in der deuteronomistischen Literatur (→ Deuteronomismus
Die ablehnende Haltung der Wahrsagerei gegenüber setzt sich im Neuen Testament fort. Die Fähigkeit des Wahrsagens wird zwar nicht bezweifelt, sie gilt jedoch als eine Form der Besessenheit durch einen unreinen (heidnischen) Geist und damit als ein pathologischer Zustand, der durch einen Exorzismus „im Namen Jesu Christi“ beendet werden muss (Apg 16,16-18
2.6. Totenbefragung
Die zahlreichen Verbote der Totenbefragung bzw. Nekromantie (→ Divination
2.7. Himmelsleiter
Zur Vorstellung einer geistig-seelischen Parallelwelt gehört das Motiv eines Verbindungsweges zwischen den beiden Welten. Eine solche Stelle des Übergangs bezeichnet die → Himmelsleiter
Eine vergleichbare Vorstellung liegt der Berufungsvision Jesajas im → Tempel
Auch die Wahl des Bauplatzes für den Tempel in Jerusalem wurde auf eine Selbstoffenbarung Jahwes zurückgeführt. Salomo ließ das Gotteshaus an der Stelle errichten, wo Jahwe seinem Vater David erschienen war (2Chr 3,1
Literaturverzeichnis
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