Arbeit (AT)
(erstellt: Oktober 2008)
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1. Begriff
Schon vor Sonnenaufgang rührt sich das Leben im Haus, und erste Arbeiten werden von der Hausherrin erledigt (Spr 31,15
2. Organisation der Arbeit
Das Alte Testament liefert uns keine Beschreibung, geschweige denn Analyse, der Arbeitswelt des biblischen Volkes, doch aus Zeugnissen vor allem der nachexilischen Zeit und der Spätzeit (6.-2. Jh. v. Chr.) können wir jene Verhältnisse erkennen, die als ideal galten.
2.1. Landwirtschaftlicher Betrieb
Die Grundlage der idealen Arbeitsorganisation bildet ein landwirtschaftlicher Betrieb, der, von einem Paar – dem Grundbesitzer und dessen Ehefrau – geleitet, die mediterrane Trias erzeugt: Korn (→ Ackerbau
Alle, die zum Haushalt gehören, sind nach Ausweis des → Dekalogs
2.2. Zuständigkeit des Mannes
Die landwirtschaftliche Tätigkeit – Anbau von Getreide und Gemüse, Pflege des Bestandes an Oliven- und Feigenbäumen sowie der Reben, Haltung von Vieh – ist in erster Linie Männersache (→ Mann
2.3. Zuständigkeit der Frau
Vom männlichen Arbeitsbereich ist der weibliche unterschieden. In der nachbiblischen Zeit bestimmt die Mischna: „Dies sind die Arbeiten, welche die Frau für ihren Mann zu tun hat: [Getreide] mahlen, [Brot] backen, waschen, kochen, ihr Kind säugen, ihm das Bett bereiten und in Wolle arbeiten“ (Ketubot 5,5). Die Siebenzahl dieser Tätigkeiten will symbolisch auf die Fülle der weiblichen Pflichten im Haushalt verweisen. Mit Ausnahme des Wäschewaschens lassen sich die genannten Tätigkeiten bereits in der Bibel als Aufgabe der Frau nachweisen. Wichtige einschlägige Zeugnisse sind der Dekalog (Ex 20,10
Dazu gibt es viele Parallelen in der antiken Literatur; vgl. Vergil: „Schon hat die erste Ruh, mitten im Laufe der vorübereilenden Nacht, den Schlaf verscheucht; da erweckt das Weib, deren Los es ist, durch die Spindel und den dünnen Faden das Leben zu fristen, die Asche und das erstorbene Feuer wieder. Sie fügt ihrer Arbeit die Nacht hinzu, und nötigt zu ihrem langen Tagwerk die Mägde bei der Lampe Schein“ (Aeneis VIII, 407-412, übersetzt von J.H. Voss).
2.4. Arbeiter
Die Arbeiterschaft eines bäuerlichen Betriebs setzt sich offenbar aus Männern und Frauen verschiedener Herkunft und Rechtsstellung zusammen. Die wichtigsten Arbeitskräfte sind die Kinder des Bauern – schon deshalb wird Kinderreichtum geschätzt. Dazu kommt eine Gruppe, die sich als Gesinde charakterisieren lässt und die, anders als noch hinzugezogene Lohnarbeiter und -arbeiterinnen, in den Haushalt integriert sind: einzelne, die einige Jahre Schuldknechtschaft abzudienen haben; Verwandte, die um die Hand einer Tochter des Hauses anhalten (Gen 29,18
2.5. Arbeitstiere
Als Arbeitstiere dienen → Rind
3. Probleme des Arbeitslebens und ihre Lösung
3.1. Fronarbeit und Protest
Kein antiker Staat kommt ohne → Fronarbeit
In Israel blickt der wohl im 6. Jh. v. Chr. entstandene Dekalog auf die beispielhaft genannten entfremdenden Arbeitsverhältnisse im ägyptischen „Sklavenhaus“ zurück und schreibt folgende Regel vor: Für Fremde, die in einem jüdischen Ort Wohnrecht besitzen, soll es weiterhin Arbeitspflicht geben, doch darf ihnen die Sabbatruhe nicht verwehrt werden, weiß doch Israel aus eigener Erfahrung, wie es Fronarbeitern zumute ist (Dtn 5,14-15
3.2. Arbeit und Ruhe
Hat der arbeitende Mensch Anspruch auf Ruhezeiten? Schon in alter Zeit (8. Jh. v. Chr.?) gilt jeder 7. Tag als Ruhetag für Landarbeiter in Zeiten harter Feldarbeit (Ex 23,12
Ein wöchentlicher, für die gesamte Gesellschaft geltender → Sabbat
3.3. Entlastung des Mannes im Interesse politischer Tätigkeit
Die Männer des Dorfes bzw. der Stadt treffen sich regelmäßig in informellem Kreis, um die Angelegenheiten der Gemeinschaft zu besprechen und sich auszutauschen. Diese urtümlichen Verhältnisse bestehen noch heute in den ägyptischen Fellachendörfern. Frauen und Kinder, vor allem heranwachsende Knaben, werden angehalten, einen Teil der Arbeit des Ehemannes bzw. Vaters zu übernehmen, damit dieser an den Treffen der Männer teilnehmen kann, da dies sein soziales Ansehen beträchtlich erhöht (Feucht 89). An diesem Beispiel lassen sich zwei grundlegende Fakten antiker Gesellschaften ablesen: (1) Die Gesellschaft wird von Männern geführt (Patriarchat); (2) ein Mann kann nur dann am politischen Geschehen in Dorf, Stadt und Region teilnehmen, wenn er von der landwirtschaftlichen Arbeit teilweise oder sogar ganz freigestellt ist. Eine solche Freistellung ist nur möglich, wenn bei ärmeren Schichten Frau und Kinder, bei reicheren Gesinde und Sklaven die Arbeit übernehmen.
Boas, der aufs Feld kommt, während sein Gesinde das Getreide erntet (Rut 2,4-16
In der Antike bzw. Spätantike hat dieser Ansatz zu zwei Modellen männlicher Arbeitsentlastung geführt: zu einem griechischen und einem jüdischen Modell. Die Oberschicht der griechischen Polis huldigt dem Ideal des von Arbeit freien wohlhabenden Bürgers, der sich um Politik, Geselligkeit und Geistesleben kümmert, während die Arbeitslast auf den Schultern der kleinen Leute und Sklaven ruht. In der Spätantike bildet sich das jüdische Ideal des Mannes heraus, der, von der Arbeit seiner Ehefrau lebend, sich der Schriftgelehrsamkeit widmet. Dieses Ideal klingt bereits in der Mischna an: 30 Tage darf der Mann ohne Einwilligung seiner Frau dem Haushalt fernbleiben, wenn er Tora studiert (Ketubot 5,6).
4. Bewertung der Arbeit
Als Buch der Anfänge belehrt die → Genesis
4.1. Priesterschriftlicher Schöpfungsbericht
Der erste – → priesterschriftliche
4.2. Jahwistischer Schöpfungsbericht
Der zweite – → jahwistische
Vorherrschend ist die negative Bewertung bäuerlicher Arbeit in der mediterranen Welt allerdings nicht, denn es gibt durchaus Bauern, die auf ihre Tätigkeit und Existenz stolz sind; das bezeugen etwa der frühgriechische Dichter Hesiod (vgl. Redfield) und Cicero. „Von allen Tätigkeiten, mit denen etwas erworben wird, ist nichts besser als der Ackerbau, nichts ergiebiger, nichts angenehmer, nichts einem freien Manne würdiger“ (Cicero, De officiis 1, 151).
4.3. Jesus Sirach
Das Buch Jesus Sirach enthält einen Text, welcher der Form nach in der Tradition der altägyptischen Berufssatire steht (Sir 38,24-39,11
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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Abbildungsverzeichnis
- Adam und Eva nach der Vertreibung aus dem Paradies (Meister Bertram, Hochaltar der Petrikirche, Hamburg; 1375-1383).
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