Assurbanipal
Andere Schreibweise: Ashurbanipal (engl.); Sardanapal; Sardanapalus (engl.)
(erstellt: April 2008)
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1. Name
Assurbanipal ist die deutsche Form des akkadischen Satznamens Aššur-bāni-apli („Assur ist Erschaffer eines Erbsohns“), der mit großer Wahrscheinlichkeit kein Geburts-, sondern ein Thronname war. In der aramäischen Erzählung des Krieges mit seinem Bruder Schamasch-schumu-ukīn wird Assurbanipal mit dem Namen srbnbl (Sarbanabal) genannt (Steiner / Nims). Es wird allgemein angenommen, dass Asnappar (אָסְנַפַּר – Lutherbibel: Asenappar), nämlich der König, der die Einwohner von → Babylon
2. Familie und Thronbesteigung
Der assyrische König Assurbanipal war Sohn → Asarhaddons
3. Politische Geschichte
3.1. Quellenlage
Geht man von einer Regierungszeit von 42 Jahren (669-627) aus, sind wir nur über die ersten drei Jahrzehnte gut unterrichtet (neben historischen Inschriften durch Orakelanfragen, Briefe u.a.). Die letzte datierte Königsinschrift stammt aus Assurbanipals 30. Regierungsjahr (Prisma H = Borger, 191), so dass wir über seine letzten 12 Jahre verhältnismäßig schlecht informiert sind. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass das assyrische Reich nur 15 Jahre nach Assurbanipal aufhörte zu existieren.
3.2. Synopse der wichtigsten Ereignisse
In Assurbanipals historischen Inschriften werden die Kriegsberichte nach Feldzügen und nicht nach Regierungsjahren geschildert, was die Rekonstruktion der chronologischen Reihenfolge, besonders ab dem 7. Feldzug erheblich erschwert (s. Zusammenfassung mit Angabe der Quellen in Ruby).
3.2.1. Ägypten, die Levante und die Araber
Assurbanipals wichtigste militärische Aktion in der Levante fand während seines dritten Feldzugs (wahrscheinlich 663/662, auf jeden Fall vor 657) statt (Prisma A ii, 49-94 = Borger, 216f.). Die Treue des Königs Ba‘al von Tyrus hielt nicht lange an und, nachdem er Assurbanipals Warnungen nicht ernst genommen hatte, wurde Tyrus belagert und erobert. Ba‘al musste seine eigene Tochter, seine Nichten sowie einen schweren Tribut Assurbanipal übergeben. Während dieser Kampagne oder kurz danach unterwarfen sich Jakin-lû von Arwad sowie die Könige von Chilakku und Tabālu. Nach Jakin-lûs Tod bestimmte Assurbanipal die Thronfolge in Arwad.
Im Verlauf eines ersten Feldzugs gegen die Araber, der ca. 652 stattgefunden haben muss, wurden Gebiete im Ostjordanland Schauplatz von Auseinandersetzungen (Prisma A, vii, 107-124 = Borger, 245f.). Auf dem Rückmarsch des zweiten Araberfeldzugs (ca. 645, Prisma A, viii, 73 - ix, 24 = Borger, 247f.), wurde eine militärische Operation gegen Ušû und → Akko
3.2.2. Anatolien und die nordöstlichen Gebiete
Am Anfang der Regierung Assurbanipals stellten die Kimmerer in Anatolien eine Gefahr für die Region und für das assyrische Reich dar. Vor diesem Hintergrund versteht sich die oben erwähnte Unterwerfung des Šandišarme von Chilakku und Mugallu von Tabālu sowie die Allianz mit Gyges von Lydien (Prisma A, ii, 95-125 = Borger, 218f.). Auf diese Weise wurde eine Pufferzone zwischen den Kimmerern und Assyrien geschaffen, die eine direkte Konfrontation vermied. Erst nachdem Mugallus Sohn mit den Kimmerern einen Bund schloss, kam es zu militärischen Auseinandersetzungen mit dem Kimmerer Tugdammî, die teilweise sogar auf assyrischem Gebiet stattfanden (IT-Inschrift, 141-164 = Borger, 294f.). In der ersten Regierungsphase Assurbanipals gab es außerdem Aufstände in den nordöstlichen Gebieten, die zu militärischen Aktionen gegen die Mannäer (Prisma B, iii, 16 - iv, 2 = Borger, 220f.) und Meder (Prisma B, iv, 3-8 = Borger, 221f.) führten. Auch Urartu wagte zu dieser Zeit, die assyrisch treuen Städte Uppumme und Kullimeri anzugreifen, doch lokale Truppen konnten mit Erfolg zurückschlagen (Prisma B , iv, 9-17 = Borger, 222). Nach dieser Episode versuchte Urartu, gute Beziehungen zu Assyrien zu unterhalten, wie die Botschaften von Ursa (um 653, Prisma C, vii, 76-82 = Borger, 228) und Sarduri (um 645, Prisma A, x, 40-50 = Borger, 250) zeigen.
3.2.3. Elam und Babylonien – der Bruderkrieg
Die Auseinandersetzungen mit → Elam
Während die Assyrer mit den Aufständen in Ägypten beschäftigt waren, brach Urtaku von Elam seinen Treueid und griff Babylonien an. Der Angriff verursachte einen ersten Feldzug gegen Elam (665), der mit Urtakus Tod und der Machtübernahme von Teumman endete (Prisma B, iv, 18-86 = Borger, 222f.). Assurbanipal führte 653 einen zweiten Feldzug gegen Elam, der seinen Gipfel in der blutigen Schlacht am Ulāja-Fluss (→ Ulai
In der Mitte der Regierungszeit Assurbanipals versuchte Schamasch-schumu-ukīn sich von der Oberhoheit Assyriens zu lösen, was zu einem Bruderkrieg (652-648) um die Kontrolle Babyloniens führte. Schamasch-schumu-ukīn plante sorgfältig den Aufstand, der von einigen babylonischen Städten ausging und die Unterstützung von Aramäer- und Araberstämmen sowie von Elam hatte. Über die komplizierte Abwicklung der Ereignisse berichten nicht nur Königsinschriften (Prisma A, iii, 70 - iv, 109 = Borger, 232-235), sondern auch Briefe, Orakelanfragen und Wirtschaftsurkunden (Frame, 131-190). Nach der Erstürmung von Babylon 648, bei der Schamasch-schumu-ukīn ums Leben kam, fanden zwei Straffeldzüge gegen Elam in den Jahren 647 (Prisma A, iv, 110 - v, 62 = Borger, 237-239) und 646 (Prisma A, v, 63 - vii, 81 = Borger, 239-243) statt. Zwei weitere Kampagnen, die zwischen 650 und 647 bzw. 641 und 638 datiert werden (Lanfranchi 2004, 239-244), wurden gegen die Araber, die Schamasch-schumu-ukīn während der Revolte unterstützten, gerichtet (Prisma A vii, 82 - x, 5 = Borger, 245-249).
Der Krieg mit Babylonien und Elam sollte gravierende Folgen für das Schicksal des assyrischen Reiches haben: der Bruderkrieg erforderte eine Konzentration von Truppen und Ressourcen in Babylonien, während periphere Regionen vernachlässigt wurden; beim Krieg gegen Elam wurde zwar ein mächtiger Feind vernichtet, doch eine Bresche im Osten für noch mächtigere Gegner geöffnet.
3.3. Nachleben
Assurbanipal verdanken wir die größte Sammlung literarischer Keilschrifttexte aus dem Alten Orient, die in → Ninive
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Paulys Real-Encyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft, Stuttgart 1894-1972 (Art. Sardanapal).
- Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Berlin 1928ff (Art. Aššurbânapli)
2. Texteditionen
- Borger, R., 1996, Beiträge zum Inschriftenwerk Assurbanipals, Wiesbaden.
- Parpola, S. / Watanabe, K., 1988, Neo-Assyrian Traties and Loyalty Oaths (SAA 2), Helsinki.
- Steiner, R. / Nims, C.F., 1985, Ashurbanipal and Shamash-Shum-Ukin: A tale of two brothers from the Aramaic text in Demotic script, Revue Biblique 92, 52-81.
- Streck, M., 1916, Assurbanipal und die letzten assyrischen Könige bis zum Untergange Niniveh’s, Leipzig.
3. Weitere Literatur
- Frahm, E., 1999, Zwischen Dichtung und Wahrheit. Assur und Assyrien in den Augen der Nachwelt, in: J. Marzahn / B. Salje (Hgg.), Wiedererstehendes Assur, Mainz, 19-28.
- Frahm, E., 2003, Images of Ashurbanipal in later tradition, Eretz Israel 27, 37-48.
- Frame, G., 1992, Babylonia 689-627 B.C. A Political History, Leiden.
- Lanfranchi, G., 1998, The Library at Nineveh, in: J. Goodnik-Westenholz (Hg.), Capital Cities: Urban Planning and Spiritual Dimensions, Jerusalem, 147-156.
- Lanfranchi, G., 2004, Mesopotamia e Arabia nelle iscrizioni reali Assire, in: F.M. Fales / D. Morandi Bonacossi (Hgg.), Mesopotamia e Arabia, Venedig, 219-253.
- Lieberman, S.J., 1990, Canonical and official cuneiform texts: towards an undestanding of Assurbanipal’s personal tablet collection, in: T. Abusch / J. Huehnergard / P. Steinkeller (Hgg.), Lingering over Words (FS W.L. Moran), Atlanta, 305-336.
- Onasch, H.-U., 1994, Die assyrischen Eroberungen Ägyptens, Wiesbaden.
- Parpola, S., 1983, Assyrian library records, JNES 42, 1983, 1-29.
- Ruby, J., 1998, Art. Aššūr-bāni-apli. II. The political history of Assurbanipal’s reign (The Prosopography of the Neo-Assyrian Empire 1/I), 163-168.
- Weissert, E., 1998, Art. Aššūr-bāni-apli. I. Assurbanipal’s rice to power (The Prosopography of the Neo-Assyrian Empire 1/I), 160-163.
Abbildungsverzeichnis
- Das assyrische Weltreich. Aus: J. Strange / J. Lange, Stuttgarter Bibelatlas. Historische Karten der biblischen Welt, Stuttgart 3. Aufl. 1998, Karte Nr. 18; © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Assurbanipals Feldzug gegen die Araber (Relief aus seinem Palast in Ninive). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Assurbanipal mit Gattin bei einem Bankett nach dem Sieg über Teumman (Relief aus seinem Palast in Ninive). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Bruchstück der 5. Tafel des babylonischen Schöpfungsepos Enuma Elisch aus der Keilschriftbibliothek Assurbanipals in Ninive (7. Jh.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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