Baal
(erstellt: Mai 2006)
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1. Name und Herkunft
→ Ba‘lu
Der gemeinsemitische Begriff b‘l (hebräisch בעל; akkadisch bēlu[m]), bedeutet zunächst „Herr / Besitzer“. Auf eine Gottheit bezogen war „Baal“ ursprünglich ein Titel („Herr“) des Wettergottes, ersetzte dann jedoch dessen Namen. Ein vergleichbarer Vorgang ist bei → Marduk
Neben dem absoluten Gebrauch von „Baal“ gibt es Genitiv-Verbindungen, so z.B. in → Ugarit
Dafür, dass „Baal“ ursprünglich keine eigenständige Gottheit bezeichnet, spricht auch, dass die ältesten Belege einer Gottesbezeichnung „Baal“ aus Götterlisten und vor allem Onomastika stammen, der eigene Kult eines Gottes Baal hier aber nicht belegt ist (Tell Abū Ṣalābīch: DINGIR ba4-al, frühdynastisch; Ebla: theophores Element in Personennamen ba-al6, logographisch: BE; altakkadisch: Personennamen mit theophorem Element ba-lí, be-lí; amurritisch: Personennamen der altbabylonischen Zeit ba‘lu als Prädikat und eigenständiges theophores Element; altassyrischer Gottesname Bēlu[m], nicht näher zu charakterisieren, aber von Adad unterschieden; Nachweise bei Schwemer, 2001, 502f).
Der oben beschriebene Substitutionsprozess hat demzufolge auch eine religionsgeschichtliche Dimension, die als „Synkretismus“ der Wettergottgestalten Haddu (Addu, Adad), Teššub und Ba‘lu in Obermesopotamien und Nordsyrien in der Spätbronzezeit beschrieben werden kann. Wenn im Folgenden von Baal als eigenständiger Gottheit gesprochen wird, dann handelt es sich um den Wettergotttypus, der seit der Späten Bronzezeit an verschiedenen Orten Nordwestsyriens verehrt worden ist und dem eindeutig der Name „Baal“ zugeordnet werden kann.
2. Zentren der Baalsverehrung in der Späten Bronzezeit
2.1. Ugarit
2.1.1. Vorbemerkungen
Durch die reichhaltigen Funde, die seit 1929 in Mīnet el-Bēḍā und vor allem auf Tell Rās Šamra [Tell Ras Schamra] gemacht worden sind, ist die Quellenlage für das antike → Ugarit
2.1.2. Der Baal-Zyklus
Das zentrale Thema des sechs Tafeln umfassenden Zyklus ist das Königtum des Gottes Baal. Inhaltlich lassen sich drei unterschiedliche Erzählstränge erheben:
1. Der Kampf zwischen Baal und dem Meeresgott → Jammu
2. Der Bau des Palastes für Baal (KTU 1.3-1.4);
3. der Kampf zwischen Baal und dem Todesgott Mot (KTU 1.5-1.6).
Die Interpretation des Textes, ja sogar die Reihenfolge der Tafeln, sind in der Forschung umstritten (vgl. TUAT III,6,1091ff).
Ist der Zyklus als Gesamtwerk auch eine ugaritische Schöpfung, so fallen doch einerseits Übereinstimmungen mit mythischen Stoffen Nordsyriens und andererseits Unausgewogenheiten und Spannungen inhaltlicher Art ins Gewicht. So z.B. das Verhältnis zwischen den Göttern El und Baal: Einmal wird Baal als Sohn des Gottes → Dagan
2.1.3. Weitere wichtige Textbelege zu Baal
Bezeichnend für die tatsächliche ugaritische Kultpraxis sind, wie oben angedeutet, die Götterlisten, Opferlisten und Ritualtexte, die den Gott Baal zumeist an dritter Stelle nach El und Dagan nennen; so z.B. die Götterliste KTU 1.118, wo Baal allerdings als b‘l ṣpn („Baal-Zaphon“) erscheint und weitere „Baale“ (b‘lm) erwähnt werden. Die Distinktion der Baalsgestalten im Kult entspricht der tatsächlichen Verehrung einer Vielzahl von Baalsgestalten, die im mythischen Zusammenhang jedoch aufgehoben ist, wenn schlicht von Baal gesprochen wird. Lipiński (1995, 80f) vergleicht die verschiedenen Manifestationen Baals mit denen der Jungfrau Maria: „Notre Dame de Lourdes, N.-D. de Fatima, N.-D. de Banneux, etc.“
2.1.4. Zentrale Motive und Motivkomplexe, die mit Baal in Verbindung stehen
1) Der Gottesberg: Baal oder genauer gesagt „Baal-Zaphon“ ist mit dem Zaphon-Berg (Hazzi, mons Casius / Kasios, Ǧebel el Aqra‘) auf das Engste verbunden. Dies zeigt vor allem der Verlauf des Baal-Zyklus (s.o. 2.1.2.), wenn Baal auf diesem Berg ein Palast errichtet wird und er sich dorthin begibt (KTU 1.4,IV,19).
Die Verbindung des Wettergottes mit Bergen ist seit ca. 1800 v. Chr. auch ikonographisch belegt: Auf Siegeln schreitet der Gott oft auf zwei Berggipfeln (Hazzi und Nanni?). Auch der ugaritische Baal wird als über die Gipfel schreitender Gott vorgestellt (KTU 1.3,VI,7ff). Später bezeugte Baalsgestalten werden ebenfalls mit Bergen in Verbindung gebracht, wie Ortsnamen bezeugen, z.B. ba’lira’si (Rās en-Naqūra, s. Timm, 1982, 195f; bekannt aus den Annalen → Salmanassars III.
2) Chaoskampf und Gewalt: Das Chaoskampf-Mythem „Baal kämpft gegen Jammu" (v.a. KTU 1.2,IV,7-31; → Chaos / Chaoskampf
3) Königtum Gottes: Das göttliche Königtum (→ Königtum Gottes
4) Lebenserhaltung und Schöpfung: Die schöpferische Lebenserhaltung durch die Gabe von Regen und Tau ist die zentrale Funktion des ugaritischen Wettergottes Baal. Dies bezeugen zahlreiche Texte (z.B. KTU 1.4,V,6ff; 1.4,VII,25ff; 1.12; 1.19,I,38ff; 1.101).
Mit dem Sterben des Wettergottes setzt diese Erhalterfunktion aus und führt zur Sommerdürre oder besonderen Notzeiten. Die Zuständigkeit Baals für diesen Bereich macht besonders eine Szene im Aqht-Epos deutlich, wo Danil angesichts einer Notzeit seine Klage vorträgt (KTU 1.19,I,38ff). Die Bewässerung des Landes durch Baal ist für das Überleben notwendig. In diesem Zusammenhang wird er auch als „Wolkenfahrer“ (rqb ‘rpt) bezeichnet.
2.2. Weitere Zentren der Baalsverehrung
2.2.1. Emar
Die den ugaritischen in etwa zeitgenössischen Textfunde aus → Emar
2.2.2. Ägypten
Die Baalsverehrung in Ägypten ist zunächst wahrscheinlich mit den Hyksos verbunden, wie ein Rollsiegel aus der Hauptstadt der Hyksos, Avaris (Tell el-Ḍab‘a) im Nildelta, belegt. Es stammt aus der Zeit um 1800 v. Chr. und zeigt den schreitenden Wettergott auf zwei Berggipfeln (s.o. 2.1.4. mit Abb. 2).
Eine ägyptische Adaption der Baalsverehrung ist die Identifikation Baals mit dem Gott → Seth
Seit der 18. Dynastie (Amenophis II., 1425-1401 v. Chr.) wird Baal als „Baal von prw-nfr“ nachweisbar verehrt, den Helck (1971, 447) mit dem „Baal von Memphis“, näherhin dem Hafen von Memphis, identifiziert. Dieser memphitische Baal wird in Pap. Sallier (IV, vso 1,3-1,6) als b‘l ṣpn („Baal-Zaphon“) näher qualifiziert.
2.2.3. Die Evidenz der El-Amarna-Tafeln
Die → Amarna-Korrespondenz
- bá-a-li-ia (Knudtzon, 1915, Nr. 165,9; in 170,2 logographisch geschrieben: DINGIR IŠKUR-lu-ia, wobei das -lu auf die Lesung Ba‘alu in Abgrenzung von Haddu / Addu verweist) aus dem nordwest-syrischen Amurru. Der Name ist u.a. auch ugaritisch und phönizisch belegt (vgl. Hess, 1993, 49).
- bá-a-lu-ú-ma (Knudtzon, 1915, Nr. 162,76), ein Gegner des Briefabsenders Aziri, der wohl in Zusammenhang mit dessen politischen Bestrebungen bezüglich Amurrus steht. Möglicherweise ähnlich zu erklären wie ba-lum-me-e (s.u.).
- ba-lu-mé-er (Knudtzon, 1915, Nr. 260,2), ein Bewohner der Handelsstation Tienni, sonst (Knudtzon, 1915, Nr. 245,44; 250,2; 257,3 u.ö. logographisch: DINGIR IŠKUR-me-ché-er u.ä.) ein Gegner des einflussreichen Labaya von Sichem.
-
ba-lum-me-e (Knudtzon, 1915, Nr. 8,18), einer der in diesem Brief genannten Übeltäter aus dem Gebiet von → Akko
, wobei der Name „Baal“ mit dem Enklitikum -ma verstärkt ist. „Er ist wirklich Baal“ (Hess, 1993, 52). - be-el-ša-ma (Knudtzon, 1915, Nr. 37,26) aus Alašia, Zypern; der Name ist mit dem westsemitischen Stamm šm‘ („hören“) gebildet: „Baal hat gehört“.
- mu-ut-ba-ach-lum (Knudtzon,1915, Nr. 255,3, mit Logogramm DINGIR IŠKUR 256,2.5), ein Fürst aus dem ostjordanischen Pella (Hess, 1993, 115), dessen Name spätbronzezeitlich unter anderem auch in Taanach belegt und mit „Mann Baals“ zu übersetzen ist.
- pu-ba-ach-la (Knudtzon, 1915, Nr. 104,7; die Lesung ist nicht sicher, kann aber wohl durch pu- DINGIR IŠKUR, Knudtzon, 1915, Nr. 314,3; 315,3, bestätigt werden), pu-DINGIR IŠKUR ist der Name eines Stadtkönigs von Jurṣa, einem nicht näher bekannten Ort in Palästina, und mit „Befehl Baals“ zu übersetzen (Hess, 1993, 126f).
3. Baalsverehrung im 1. Jt. v. Chr. im syro-phönizischen und palästinischen Raum
Die vor allem im Gebiet der syro-phönizischen Küste nachweisbare Tendenz der Späten Bronzezeit, den ursprünglichen Titel „Baal“ als Namen des Wettergottes zu verwenden, setzt sich im 1. Jt. fort. Im phönizisch-kanaanäischen Bereich wird der Wettergott unter dem Namen Baal verehrt, im aramäischen Bereich dagegen unter seinem ursprünglichen Namen Hadad / Adad (s.o. 1.).
3.1. Phönizien und Syrien
Die Belege weisen insgesamt weiterhin eine Differenzierung unterschiedlicher, z.T. lokaler Baalsgestalten auf. Die phönizisch-hieroglyphenluwische Inschrift von Karatepe (KAI 26) aus dem späten 8. Jh. v. Chr. zeigt ein Nebeneinander des absoluten Gebrauches von Baal (I,1ff u.ö.) und seiner Manifestationen, wie z.B. dem seit dem 1. Jt. v. Chr. prominenten „Baal des Himmels“ (b‘l šmm, III,18), der hier im Fluchabschnitt dem Schöpfergott El vorgeordnet ist.
Auf der anderen Seite ist anscheinend b‘l krntrjš, dessen Statue ja auch die Inschrift trägt, als Stadtgott verehrt worden, so dass in der Verehrung, wie bereits in Ugarit, verschiedene Manifestationen Baals nebeneinander standen.
Auch b‘l ṣdn („Baal von Sidon“, KAI 14,18), ist eine Stadtgottheit, für die es, wie die Eschmun‘azar-Inschrift zeigt, einen Tempel gab, die aber hinsichtlich ihrer Funktionen nicht genau zu bestimmen ist.
Für das Postulat von überregionalen Manifestationen Baals ist der Vertrag Asarhaddons mit dem König Baal von Tyrus aus dem Jahr 683/2 v. Chr. von Bedeutung, der in einer Reihe von Flüchen an erster Stelle der kanaanäischen Götter, noch vor den eigentlichen tyrischen Stadtgöttern, Melqart und → Eschmun
3.2. Palästina
In Palästina kommt der Gottesname Baal außerhalb der Bibel lediglich epigraphisch in einer Inschrift aus Kuntillet ‘Aǧrūd (im südwestlichen Negev; → Kuntillet ‘Aǧrūd
- ’bb‘l: „mein Vater ist Baal“;
- b‘l: „Herr“ oder als Hypokoristikon mit dem Gottesnamen „Baal“;
- b‘lzkr: „Baal hat gedacht“;
- b‘lšm‘: „Baal hat erhört“;
- b‘r’: „Baal ist hoch erhaben“ (Kurzform);
- mrb‘l: „Baal hat gesegnet“.
- Weiter ist der Name b‘lchnn: „Baal ist gnädig / hat sich erbarmt“ (s.u. 4.1.2.) auf einem hebräischen Siegel belegt (Avigad / Sass, 1997, Nr. 297, mit der Vermutung, das Siegel stamme aus dem Nordreich des 8. Jh.s).
’bb‘l
b‘lšm‘
mrb‘l
Tell Ǧemme
b‘l’
‘nb‘l
Dem Baal-haltigen Onomastikon aus Samaria stehen eine größere Anzahl JHWH-haltiger Personennamen gegenüber, so dass allein aus diesem Befund auf eine gewisse, aber nicht dominante religiöse Rolle Baals in Samaria geschlossen werden kann. Das überlieferte Onomastikon insgesamt verrät für das eisenzeitliche Palästina immerhin so viel: Der Gott Baal hatte in der Benennung von Personen eine gewisse Bedeutung, die aber nur für Samaria, die Hauptstadt Israels, im 8. Jh. v. Chr. nachweisbar ist. Der Einzelbeleg aus der Küstenebene (Məṣad Chăšavjāhû) zur Zeit Josias (?) besitzt wenig Aussagekraft. Juda selbst ist anscheinend frei von Personennamen, die mit „Baal“ gebildet werden (Avigad / Sass, 1997, 489).
4. Baal im Alten Testament
4.1. Orts-, Personen- und Gottesnamen mit „Baal“
4.1.1. Ortsnamen
Im Alten Testament findet sich eine Fülle von Ortsnamen mit dem theophoren Element „Baal“.
1) ba‘al gād („Baal-Gad“), Jos 11,17
2) ba‘al hāmôn („Baal-Hamon“), Hhld 8,11
3) ba‘al chāṣôr (→ „Baal-Hazor
4) ba‘al chærmôn („Baal-Hermon“), Ri 3,3
5) ba‘al mə‘ôn (→ „Baal Meon
König → Mescha
6) ba‘al pərāṣîm („Baal-Perazim“), 2Sam 5,20
7) ba‘al ṣəfon („Baal-Zefon“ = „Baal-Zaphon“), Ex 14,2
8) ba‘al šālišā („Baal-Schalischa“), 2Kön 4,42
9) ba‘al tāmār („Baal-Tamar“), Ri 20,33
10) bāmôt ba‘al („Bamot-Baal“: Baalshöhen), Num 22,41
11) gûr ba‘al („Gur-Baal“), 2Chr 26,7
12) qirjat ba‘al („Qirjat-Baal“), Jos 15,60
13) ba‘al („Baal“), 1Chr 4,33
14) ba‘alê jəhûdā („Baale Jehuda“), 2Sam 6,2
Ob es sich bei den aufgelisteten Namen um lokale Manifestationen des Gottes Baal handelt oder um die Beschreibung des Besitzes einer anonymen Gottheit („Herr von NN“), ist kaum pauschal zu entscheiden und erfordert eine genaue Untersuchung von Fall zu Fall.
4.1.2. Personennamen
Neben dem in 1Chr 5,5
1) ba‘al chānān („Baal-Hanan“) „Baal erbarmte sich (seiner)“ (Gen 36,38-39
1Chr 27,28
2) ba‘al jādā‘ („Beeljada“) „Baal hat erkannt“ (1Chr 14,7
3) ba‘aljāh („Bealjah“) „JHWH ist Herr“ (1Chr 12,6
4) ’æšba‘al (→ „Eschbaal
5) ’ætba‘al (→ „Etbaal
6) jerubba‘al (→ „Jerubbaal
7) mərîbba‘al (→ „Meribbaal
Der Überblick zeigt, dass im Alten Testament durchaus Baal-haltige Personennamen begegnen, diese aber – entsprechend dem epigraphischen Befund – vergleichsweise selten sind. Dennoch zeigt das theophore Element „Baal“, dass der Kult dieses Gottes in den frühen Zeiten Israels nicht unbekannt war oder der Gott vielleicht sogar mit JHWH identifiziert wurde. Es kann mutatis mutandis das Gleiche gelten wie bei den Ortsnamen (vgl. 4.1.1.). Die vor allem deuteronomistische Polemik gegen Baal ist zunächst unbekannt. Doch muss man insgesamt konstatieren, dass das alttestamentliche Onomastikon an Personennamen mit dem theophoren Element „Baal“ im Vergleich zum nordwestsyrischen Befund verschwindend gering ist.
4.1.3. Gottesnamen
1) ba‘al zəbûb („Baal-Sebub / Baal-Sebul / Baal-Zebul“), 2Kön 1,2
2) ba‘al bərît („Baal-Berit“), Ri 8,33
Ob KAI 27,14f (Arslan Tasch), wie z.T. vermutet, als Parallele zu „Baal-Berit“ hinreicht, ist zweifelhaft, da ’lt hier weniger mit „Vertrag“ als vielmehr mit „Fluch“ zu übersetzen ist (Röllig in KAI z.St.). Außerbiblisch belegt ist jedoch in Ugarit „El-Berit“ (’il brt: KTU 1.128,14f), der auch in Ri 9,46
3) ba‘al pə‘ôr („Baal-Peor“), Num 25,3
Es ist fraglich, ob es sich bei dieser nur im Alten Testament belegten Gottheit um eine tatsächliche Gestalt des Gottes Baal handelt. Der Zusammenhang von „fremden“ Frauen und Fremdgötterverehrung (pauschal: „Baal“, „Baale“; s.u. 4.2.) ist vor allem in der deuteronomistischen Literatur prominent. Es ist daher kaum ein Zufall, dass die Erzählung auch im Hoseabuch aufgenommen ist, in dem die Verbindung von sexueller und kultischer Verunreinigung ebenfalls häufig thematisiert wird. Der in Ps 106,28
Hinter der dysphemistischen Bildung „Baal-Sebub“ dürfte sich ein authentischer „Baal-Zebul“ verbergen. Bei „Baal-Berit“ und „Baal-Peor“, die sonst nicht belegt sind, ist es dagegen zweifelhaft, ob sie je als Götter gegolten haben und verehrt worden sind.
4.2. Baalspolemik
Angesichts der Ergebnisse aus 3.2. und 4.1. muss die harsche Polemik gegen „Baal“, die sich an manchen Stellen des Alten Testaments findet, etwas verwundern. Ausgangs- oder Kristallisationspunkte der alttestamentlichen Polemik gegen „Baal“, stets mit Artikel (GesK §126 2,d), finden sich in erster Linie in den Erzählungen um Gideon / Jerubbaal (s.o. 4.1.3.: „Baal-Berit“; 4.1.2.: „Jerubbaal“) und um die Dynastie → Omri
4.2.1. Elia, die Omriden und Baal
1) 1Kön 16,29-33 und das Baalsheiligtum in Samaria. Nach 1Kön 16,31
2) 1Kön 18 und der Gott des Karmel. 1Kön 17,1
3) 2Kön 10,15-16.18-30: Die Ausrottung des Baalsdienstes durch Jehu. Die ironische und blutige Erzählung liegt in der Flucht von 1Kön 16,31
Dass es eine begrenzte Baalsverehrung im eisenzeitlichen Samaria gegeben hat, zeigen die überlieferten Personennamen aus dieser Region (s.o. 3.2.). Doch sowohl die Mehrzahl der epigraphischen Personennamen aus Samaria als auch die Tatsache, dass die Söhne → Ahabs
4.2.2. Das Jeremiabuch
Die Belege von „Baal“ in Jer 2,8
Jer 7,9
Entsprechend sind die Belege für „Baal / Baale“ auch in Jer 9,13
4.2.3. Das Hoseabuch
Hos 2 spielt mit der Doppeldeutigkeit von „Baal”, das im Hebräischen sowohl den „Ehemann“ als auch den Eigennamen des Gottes bezeichnen kann (vgl. die Differenzierung in Hos 2,18
4.3. JHWH und Baal
Das alttestamentliche Palästina war – wenige Ausnahmen bestätigen die Regel – im 1. Jt. v. Chr. nicht das Land Baals, sondern das Land JHWHs. Dass die Baalspolemik in bestimmten Teilen des Alten Testaments einen breiten Raum einnimmt, ist der deuteronomistischen Geschichtssicht geschuldet, die nach der theologischen Ursache der Zerstörung Israels und Judas fahndet. So wurde z.B. in der wahrscheinlich historischen Verschwägerung → Ahabs
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Kämpfender Gott, mit Baal identifizierbar (Bronzefigurine aus Ugarit; 14.-12. Jh.). Aus: Wikimedia Commons; © public domain; Zugriff 17.5.2006
-
Kämpfender Gott schreitet auf Bergen (altsyrisches Rollsiegel von Tell el-Ḏab’a).
Aus: Cornelius, 1994, Fig. 42; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Baal Seth überwindet die gehörnte Schlange (Skarabäus der Ramessidenzeit aus Tell el-Fār’a, Süd). Aus: O. Keel / Chr. Uehlinger, Götter, Göttinnen und Gottessymbole (QD 134), Freiburg, 5. Aufl. 2001, Abb. 87b; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
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