Deutsche Bibelgesellschaft

Andere Schreibweise: Bathseba; Batscheba; Bathsheba (engl.)

(erstellt: Juni 2007)

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1. Name

Batseba 1

Der Name Batseba – hebr. בַּת־שֶׁבַע – besteht aus zwei Elementen. Während בת bat mühelos als „Tochter“ zu verstehen ist, ist der zweite Teil des Namens nicht eindeutig. Deswegen ergeben sich für die Deutung des Namens verschiedene Möglichkeiten: „Tochter des Eides“ (Leneman) oder „Tochter der Fülle“ (Yee, 1992a), hergeleitet von שֶׁבַע šæba‘ „sieben“ als Zahl der Fülle. Gardner liest den Namen als Patronym („Tochter des Scheba“) und setzt die Vaterbezeichnung Scheba mit 2Sam 20,1ff in Verbindung (→ Scheba). Batseba wird in die Erzählung 2Sam 11 zunächst namenlos als schöne Frau eingeführt (2Sam 11,2), dann in der Rede → Davids (2Sam 11,3) als „Batseba, die Tochter Eliams, die Frau des Hethiters → Uria“.

In 1Chr 3,5 wird Batschua – hebr. בַּת־שֶׁוּע –, die Tochter Ammiels, als Mutter → Salomos und dreier weiterer Söhne Davids vorgestellt. Die → Septuaginta liest in 1Chr wie in 2Sam und 1Kön Βηρσαβεε Bērsabee, und die → Vulgata gibt den Namen an allen Stellen Bethsabee wieder. Die Verschiebung von Eliam zu Ammiel in 1Chr 3,5 ist wahrscheinlich eine Variation desselben Namens. Eine vergleichbare Erklärung ist wegen der Ähnlichkeit auch in Bezug auf Batseba / Batschua möglich. Es könnte sich aber auch um eine Anpassung an den Stammbaum Judas (1Chr 2,3) handeln, um Parallelen zwischen den Familien Davids und Judas herauszustellen (Japhet, zu 1Chr 3,5). Auch eine Namensänderung im Zuge der Vermeidung der David-Uria-Batseba-Episode durch die → Chronik ist möglich (Yee, 1992b).

2. Batseba in biblischen Texten

Batseba spielt an den Rändern der sogenannten → Thronfolgegeschichte Davids eine Rolle: 2Sam 11-12 und 1Kön 1-2 (→ Frauen in der Literatur des AT 6.3). In diesen beiden erzählenden Texten steht Batseba in sehr unterschiedlichen Funktionen, so dass die Interpretation ihres narrativen Charakters häufig davon abhängig ist, in welches Verhältnis die beiden Geschichten gesetzt werden. In der Chronik wird nicht von Batseba erzählt.

2.1. Batseba in 2Sam 11-12

Mit 2Sam 11-12 wird der Wendepunkt in der von den → Samuelbüchern dargestellten Biografie Davids markiert. Im Kontext der Ammoniterkriege steht die Erzählung, in der David eine schöne Frau sieht, sie als Frau eines seiner Krieger erkennt, sie zu sich holen lässt und sexuell mit ihr verkehrt. Batseba wird von dieser Begegnung schwanger; der Versuch Davids, dem Ehemann Uria die Schwangerschaft unterzuschieben, misslingt und endet mit der Ermordung Urias. Das Kind aus dieser ersten Begegnung Davids mit Batseba stirbt, die beiden heiraten und Batseba gebiert Salomo. Die Ablehnung des Verhaltens Davids durch die Erzählgemeinschaft wird deutlich gezeigt (2Sam 11,27) und durch den Propheten → Nathan in ihren weiteren Konsequenzen ausgeführt (2Sam 12,1-14).

Batsebas Rolle ist nicht die einer voll entwickelten Hauptfigur (Berlin 1983). Batseba bringt den Plot voran, der auf David zentriert ist, sie selber spricht nur einen Satz und ist auch hinsichtlich der nichtsprachlichen Handlungen kaum eigenständig aktiv. Dementsprechend ist die häufig gestellte Frage nach den Absichten Batsebas und die Diskussion um ihr Mitwirken am sexuellen Akt dem Text nicht angemessen: Zu Batsebas Perspektive, ihren Intentionen oder gar Gefühlen gibt der Text keinen Zugang. Die Verweigerung einer solchen narrativen Subjektposition in dieser Erzählung wird von Exum (1993) als „Rape by the Pen“ bezeichnet. Demgegenüber stehen Auslegungen, die von 1Kön 1-2 her kommend auch für 2Sam 11 Batseba durchaus strategische Motive unterstellen (etwa Nicol 1997).

Mehrere Motive der Erzählung sind auch aus anderen antiken Kontexten bekannt, etwa das Motiv vom Todesbrief und der Ehebruch (Frei; Naumann 2000; Kunz). In diese Reihe gehört auch die Frage nach der Verfügungsgewalt des Königs (s.u. 2.3).

2.2. Batseba in 1Kön 1-2

Batseba steht in dieser Erzählung in der Reihe machtvoller Frauen des judäischen Königshofs. Wenn die These vom Amt der Königsmutter auch zu hinterfragen ist, so kommt ihr doch eine höchst machtvolle Funktion zu (Kiesow), die in 1Kön 2,19 durch den eigenen Thron für Batseba und ihren Platz an der rechten Seite Salomos symbolisiert wird. Im Rahmen dieser Erzählung sichert Batseba im Zusammenspiel mit dem Hofpropheten → Nathan ihrem Sohn Salomo die Thronnachfolge dadurch, dass sie David an ein Versprechen erinnert (1Kön 1,13.17), das allerdings in der vorausgegangenen Davidserzählung nie explizit gegeben worden ist. Dass es sich hier um eine List handelt, liegt nahe. Die Interpretation von Batsebas Intervention in 1Kön 2,13ff ist strittig. Auf Bitten des Rivalen → Adonija hin setzt sich Batseba für eine Hochzeit Adonijas mit → Abischag von Schunem ein. Salomo interpretiert dieses Anliegen als Machtanspruch Adonijas und lässt diesen hinrichten. Das kann sowohl als Kritik am Machtverlust der Königsmutter und an der Machtzentrierung in der Hand des Königs gelesen werden (Häusl) als auch als weitere List Batsebas.

2.3. Batseba im Rahmen der Politik des Davidshauses

Entgegen einer ahistorischen Romantisierung des Liebesbegriffs müssen die sexuellen Handlungen Davids und auch die seiner Söhne in den Kontext staatspolitischen Handelns gestellt werden (Müllner 1997). Mit David nehmen die biblischen Erzählungen den Gründer des dynastischen Königtums in den Blick, Davids Geschichte wird nicht als Geschichte einer Einzelperson, sondern von Anfang an als Geschichte des Davidshauses erzählt (Knauf). Der Begriff des Hauses hat Leitwortcharakter in den Davidserzählungen, vor allem in der sog. → Thronfolgegeschichte 2Sam 11 - 1Kön 2. Die Auseinandersetzungen um die Thronnachfolge Davids werden – beginnend mit der Erzählung um Batseba – sowohl militärisch als auch sexuell geführt (Müllner 1997). Davids Verbindungen können als staatspolitisch motiviert angesehen werden (Willi-Plein); Batseba verkörpert in diesem Interpretationsansatz die Jerusalemer Oberschicht. Bereits die Exposition von 2Sam 11 stellt durch die Einbindung des Geschehens in die Ammoniterkriege und Davids zwielichtige Rolle darin die Szenerie in das staatspolitische Umfeld. Das Leitwort nehmen (לקח) bezeichnet sowohl Davids Handeln an Batseba (2Sam 11,4) als auch die Machtübernahme Davids, der die Krone des Ammoniterkönigs „nimmt“ (2Sam 12,30; → Ammon / Ammoniter). Mit der „Eroberung“ von Batseba und der Ammoniterhauptstadt Rabba (→ Rabbat-Ammon) ist der sexuelle und staatspolitische Zenit Davids erreicht, auf diese Handlungen folgen ab 2Sam 13 nur noch Szenarien, in denen die Macht Davids bedroht wird (Müllner 1997.1998).

Erzähltechnisch wird diese Politisierung des Geschehens unter anderem durch die Verwendung von Motiven erreicht, die inner- wie außerbiblisch auch in der Verbindung mit anderen antiken Herrschern bekannt sind. Während die erzählerischen Konventionen aber die Erwartung eines positiven Ausgangs des Geschehens wecken (vgl. etwa Gen 12; Gen 20), tritt diese Wende zum Positiven in 2Sam 11-12 nicht ein, was die negative Charakterisierung Davids verstärkt (Naumann 2000).

2.4. Batseba in weiteren biblischen Texten

1Chr 3,5-9 (vgl. 1Chr 14,4ff) bezieht sich auf 2Sam 5,13-16. Anders als in 2Sam wird in 1Chr 3 auch auf Batseba / Batschua Bezug genommen (zur Namensänderung s.o.). Außerdem führt die Chronik Salomo als vierten Sohn der Batseba ein, nicht als ihren ersten (oder zweiten), wie es die Samuelvorlage vorsieht. Eine Referenz auf das in Sam und Kön erzählte Geschehen findet sich nicht.

Im Matthäusevangelium wird Batseba im Stammbaum Jesu als „Frau des Uria“ bezeichnet (Mt 1,6), obwohl sie hier als Mutter Salomos und damit als Frau Davids steht. In dem Stammbaum (Mt 1,1-17) werden vier Frauen genannt, neben Batseba Tamar, Rahab und Rut. Immer wieder weisen Auslegerinnen und Ausleger auf die merkwürdige Zusammenstellung dieser Frauengestalten hin, deren Erzählungen eine Menge Irreguläres enthalten. Mit der Benennung Batsebas als „Frau des Uria“ werde gerade die sperrigen Seiten der Erzählung von Batseba in Erinnerung gehalten, die nicht-jüdische Herkunft Urias ebenso wie der Ehebruch Davids.

3. Rezeption

3.1. Batseba in der bildenden Kunst

Batseba 2

Die Thematisierung des Blicks in der biblischen Erzählung hat sich in der europäischen Kunstgeschichte niedergeschlagen. Dabei ist eine Bewegung festzustellen, die den beobachtenden David zunächst immer mehr in den Bildhintergrund rückt, um ihn schließlich ganz verschwinden zu lassen (Welzel).

Batseba 3

Erkennbar ist Batseba nicht so sehr am ikonographischen Element des Bades (das teilt sie mit anderen Gestalten) als am Brief in ihrer Hand, wie es beispielhaft am Gemälde Rembrandts zu sehen ist.

3.2. Batseba in der Literatur

Im Gegensatz zur bildenden Kunst ist es gerade die Batseba-Episode, die in der David-Literatur und in der Musik immer wieder ausgelassen wird (Leneman). Dennoch finden sich Beispiele für die literarische Rezeption der Batseba-Gestalt, etwa in den David-Romanen des 20. Jahrhunderts, die kaum ohne Batseba-Kapitel auskommen (Motté; ein Überblick über die David-Literatur findet sich bei Langenhorst). Die Charakterisierungen Batsebas sind unterschiedlich, je nach Empathiezentrum (etwa Michal in Grete Weils, Der Brautpreis oder aber Batseba im gleichnamigen Roman von Torgny Lindgren). Besonders in den letzten beiden Romanen wird eine Entpolitisierung und Romantisierung der Beziehung zwischen David und Batseba vorgenommen (Müllner 1999).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Lexikon der christlichen Ikonographie, Freiburg i.Br. 1968-1976 (Taschenbuchausgabe, Rom u.a. 1994)
  • Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
  • Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
  • Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, München / Zürich 1978-1979
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Freiburg i.Br. 1993-2001
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Berlin, Adele, 1983, Poetics and Interpretation of Biblical Narrative, Sheffield
  • Exum, J. Cheryl, 1993, Raped by the Pen, in: dies., Fragmented Women. Feminist (Sub)Versions of Biblical Narratives (JSOT.S 163), Sheffield, 170-201
  • Frei, Peter, 1993, Die Bellerophontessage und das Alte Testament, in: Janowski, Bernd / Koch, Klaus / Wilhelm, Gernot (Hgg.), Religionsgeschichtliche Beziehungen zwischen Kleinasien, Nordsyrien und dem Alten Testament. Internationales Symposion Hamburg 17.-21. März 1990 (OBO 129), Freiburg (Schweiz) / Göttingen, 39-65
  • Gardner, Anne E., 2005, The Identity of Bath-Sheba, Revue biblique 112, 521-535
  • Häusl, Maria, 1993, Abischag und Batscheba. Frauen am Königshof und die Thronfolge Davids im Zeugnis der Texte 1 Kön 1 und 2 (Arbeiten zu Text und Sprache im Alten Testament 41), St. Ottilien
  • Japhet, Sara, 2002, 1 Chronik (HThKAT), Freiburg i.Br.
  • Klein, Lillian R. (2000), Bathsheba revealed, in: Brenner, Athalya (Hg.), Samuel and Kings. A feminist companion to the Bible (Second Series). (The feminist companion to the Bible. Second series 7), Sheffield, 47-64
  • Kiesow, Anna, 2000, Löwinnen von Juda. Frauen als Subjekte politischer Macht in der judäischen Königszeit (Theologische Frauenforschung in Europa 4), Münster
  • Knauf, Ernst Axel, 2002, The Queen’s Story. Bathseba, Maacah, Athaliah and the „Historia of Early Kings”, in: lectio difficilior 2 (http://www.lectio.unibe.ch/02_2/inhalt_d.htm)
  • Kunz, Andreas, 2003, II Samuel 11f. und die frühdemotisch-ägyptische Merirêerzählung des Papyrus Vandier, Theologische Zeitschrift 59, 300-311
  • Langenhorst, Georg, 2000, Von heiligen Tänzern und Tempelbauern – Israels Könige, in: Schmidinger, Heinrich (Hg.), Die Bibel in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts, Bd. 2: Personen und Figuren, Mainz, 2. Aufl., 151-176
  • Leneman, Helen, 2000, Portrayals of Power in the Stories of Delilah and Bathsheba: Seduction in Song, in: Aichele, George (Hg.), Culture, Entertainment and the Bible (JSOT.S 309), Sheffield, 139-155
  • Motté, Magda, 2003, „Esthers Tränen, Judiths Tapferkeit“. Biblische Frauen in der Literatur des 20. Jahrhunderts, Darmstadt
  • Müllner, Ilse, 1997, Gewalt im Hause Davids. Die Erzählung von Tamar und Amnon (2 Sam 13,1-22) (HBS 13), Freiburg i.Br.
  • Müllner, Ilse, 1998, Die Samuelbücher. Frauen im Zentrum der Geschichte Israels, in: Luise Schottroff / Marie Theres Wacker (Hgg.), Kompendium feministische Bibelauslegung, Gütersloh, 114-129
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  • Naumann, Thomas, 2000, David als exemplarischer König. Der Fall Urijas (2 Sam 11) vor dem Hintergrund altorientalischer Erzähltraditionen, in: Pury, Albert de / Römer, Thomas (Hgg.), Die sogenannte Thronfolgegeschichte Davids. Neue Einsichten und Anfragen (OBO 176), Freiburg (Schweiz) / Göttingen, 136-167
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  • Nicol, George G., 1997, The Alleged Rape of Bathsheba: Some Observations on Ambiguity in Biblical Narrative, JSOT 73, 43-54
  • Nicol, George G., 1998, David, Abigail and Bathsheba, Nabal and Uriah. Transformations Within a Triangle, Scandinavian Journal of the Old Testament 12, 130-145
  • Suchanek-Seitz, Barbara, 2006, So tut man nicht in Israel. Kommunikation und Interaktion zwischen Frauen und Männern in der Erzählung von der Thronnachfolge Davids (Exegese in unserer Zeit 17), Berlin (u.a.)
  • Welzel, Petra, 1994, Rembrandts Bathseba – Metapher des Begehrens oder Sinnbild zur Selbsterkenntnis? Eine Bildmonographie (Europäische Hochschulschriften 28/204), Frankfurt/M. u.a.
  • Willi-Plein, Ina, 1995, Frauen um David: Beobachtungen zur Davidshausgeschichte, in: Manfred Weippert / Stefan Timm (Hgg.), Meilenstein. Festgabe für Herbert Donner zum 16. Februar 1995 (Ägypten und Altes Testament 30), Wiesbaden, 349-361
  • Yee, Gale A., 1992a, Art. Bathseheba, in: ABD I, New York, 627f
  • Yee, Gale A., 1992b, Art. Bathshua, in: ABD I, New York, 628

Abbildungsverzeichnis

  • Stationen der Batseba-Erzählung (Kreuzritterbibel; 13. Jh.).
  • David sieht Batseba (Codex Germanicus 206, 1457).
  • Batseba (Rembrandt, 1654).

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