Batseba
Andere Schreibweise: Bathseba; Batscheba; Bathsheba (engl.)
(erstellt: Juni 2007)
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1. Name
Der Name Batseba – hebr. בַּת־שֶׁבַע – besteht aus zwei Elementen. Während בת bat mühelos als „Tochter“ zu verstehen ist, ist der zweite Teil des Namens nicht eindeutig. Deswegen ergeben sich für die Deutung des Namens verschiedene Möglichkeiten: „Tochter des Eides“ (Leneman) oder „Tochter der Fülle“ (Yee, 1992a), hergeleitet von שֶׁבַע šæba‘ „sieben“ als Zahl der Fülle. Gardner liest den Namen als Patronym („Tochter des Scheba“) und setzt die Vaterbezeichnung Scheba mit 2Sam 20,1ff
In 1Chr 3,5
2. Batseba in biblischen Texten
Batseba spielt an den Rändern der sogenannten → Thronfolgegeschichte
2.1. Batseba in 2Sam 11-12
Mit 2Sam 11-12
Batsebas Rolle ist nicht die einer voll entwickelten Hauptfigur (Berlin 1983). Batseba bringt den Plot voran, der auf David zentriert ist, sie selber spricht nur einen Satz und ist auch hinsichtlich der nichtsprachlichen Handlungen kaum eigenständig aktiv. Dementsprechend ist die häufig gestellte Frage nach den Absichten Batsebas und die Diskussion um ihr Mitwirken am sexuellen Akt dem Text nicht angemessen: Zu Batsebas Perspektive, ihren Intentionen oder gar Gefühlen gibt der Text keinen Zugang. Die Verweigerung einer solchen narrativen Subjektposition in dieser Erzählung wird von Exum (1993) als „Rape by the Pen“ bezeichnet. Demgegenüber stehen Auslegungen, die von 1Kön 1-2 her kommend auch für 2Sam 11 Batseba durchaus strategische Motive unterstellen (etwa Nicol 1997).
Mehrere Motive der Erzählung sind auch aus anderen antiken Kontexten bekannt, etwa das Motiv vom Todesbrief und der Ehebruch (Frei; Naumann 2000; Kunz). In diese Reihe gehört auch die Frage nach der Verfügungsgewalt des Königs (s.u. 2.3).
2.2. Batseba in 1Kön 1-2
Batseba steht in dieser Erzählung in der Reihe machtvoller Frauen des judäischen Königshofs. Wenn die These vom Amt der Königsmutter auch zu hinterfragen ist, so kommt ihr doch eine höchst machtvolle Funktion zu (Kiesow), die in 1Kön 2,19
2.3. Batseba im Rahmen der Politik des Davidshauses
Entgegen einer ahistorischen Romantisierung des Liebesbegriffs müssen die sexuellen Handlungen Davids und auch die seiner Söhne in den Kontext staatspolitischen Handelns gestellt werden (Müllner 1997). Mit David nehmen die biblischen Erzählungen den Gründer des dynastischen Königtums in den Blick, Davids Geschichte wird nicht als Geschichte einer Einzelperson, sondern von Anfang an als Geschichte des Davidshauses erzählt (Knauf). Der Begriff des Hauses hat Leitwortcharakter in den Davidserzählungen, vor allem in der sog. → Thronfolgegeschichte
Erzähltechnisch wird diese Politisierung des Geschehens unter anderem durch die Verwendung von Motiven erreicht, die inner- wie außerbiblisch auch in der Verbindung mit anderen antiken Herrschern bekannt sind. Während die erzählerischen Konventionen aber die Erwartung eines positiven Ausgangs des Geschehens wecken (vgl. etwa Gen 12; Gen 20), tritt diese Wende zum Positiven in 2Sam 11-12 nicht ein, was die negative Charakterisierung Davids verstärkt (Naumann 2000).
2.4. Batseba in weiteren biblischen Texten
1Chr 3,5-9
Im Matthäusevangelium wird Batseba im Stammbaum Jesu als „Frau des Uria“ bezeichnet (Mt 1,6
3. Rezeption
3.1. Batseba in der bildenden Kunst
Die Thematisierung des Blicks in der biblischen Erzählung hat sich in der europäischen Kunstgeschichte niedergeschlagen. Dabei ist eine Bewegung festzustellen, die den beobachtenden David zunächst immer mehr in den Bildhintergrund rückt, um ihn schließlich ganz verschwinden zu lassen (Welzel).
Erkennbar ist Batseba nicht so sehr am ikonographischen Element des Bades (das teilt sie mit anderen Gestalten) als am Brief in ihrer Hand, wie es beispielhaft am Gemälde Rembrandts zu sehen ist.
3.2. Batseba in der Literatur
Im Gegensatz zur bildenden Kunst ist es gerade die Batseba-Episode, die in der David-Literatur und in der Musik immer wieder ausgelassen wird (Leneman). Dennoch finden sich Beispiele für die literarische Rezeption der Batseba-Gestalt, etwa in den David-Romanen des 20. Jahrhunderts, die kaum ohne Batseba-Kapitel auskommen (Motté; ein Überblick über die David-Literatur findet sich bei Langenhorst). Die Charakterisierungen Batsebas sind unterschiedlich, je nach Empathiezentrum (etwa Michal in Grete Weils, Der Brautpreis oder aber Batseba im gleichnamigen Roman von Torgny Lindgren). Besonders in den letzten beiden Romanen wird eine Entpolitisierung und Romantisierung der Beziehung zwischen David und Batseba vorgenommen (Müllner 1999).
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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- Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
- Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
- Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, München / Zürich 1978-1979
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Freiburg i.Br. 1993-2001
- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
2. Weitere Literatur
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- Exum, J. Cheryl, 1993, Raped by the Pen, in: dies., Fragmented Women. Feminist (Sub)Versions of Biblical Narratives (JSOT.S 163), Sheffield, 170-201
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- Gardner, Anne E., 2005, The Identity of Bath-Sheba, Revue biblique 112, 521-535
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- Japhet, Sara, 2002, 1 Chronik (HThKAT), Freiburg i.Br.
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- Yee, Gale A., 1992b, Art. Bathshua, in: ABD I, New York, 628
Abbildungsverzeichnis
- Stationen der Batseba-Erzählung (Kreuzritterbibel; 13. Jh.).
- David sieht Batseba (Codex Germanicus 206, 1457).
- Batseba (Rembrandt, 1654).
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