Bet-Zur
Andere Schreibweise: Beth-Zur; Bethzur; Beth Zur; Beth-sur; Beth Tsur; Bethsura
(erstellt: Januar 2018)
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1. Name
Bet-Zur (בֵּית־צוּר bêt-ṣûr) bedeutet „Felsenhaus“. Dies mag seiner Lage im Gebirge geschuldet sein, vielleicht auch der strategisch wichtigen Lage des Ortes. Ob צוּר ṣûr „Fels“ ein theophores Element im Ortsnamen darstellt (Sellers 1933, 9; Keel / Küchler 1982, 719) ist nicht ausgeschlossen, jedoch unwahrscheinlich, da צוּר ṣûr „Fels“ kein eigentliches Theonym ist.
Im Griechischen sind verschiedene Schreibweisen belegt: Βαιθσουρ Baithsour in Jos 15,58
2. Belege
Die Verteilung der Belege innerhalb des Alten Testaments weist darauf hin, dass der Ort vor allem in der hellenistischen Epoche von größerer Bedeutung war. Bet-Zur ist nämlich insbesondere in den beiden → Makkabäerbüchern
3. Lage
Der biblische Ort Bet-Zur ist mit Chirbet eṭ-Ṭubēqa (Koordinaten: 1590.1108; N 31° 35' 22'', E 35° 05' 39''
Bet-Zur liegt strategisch günstig im judäischen Bergland, etwa 7km nördlich von → Hebron
Nach der Darstellung des → Josuabuches
Die Abstammungsliste der → Kalebbiter
→ Eusebius
4. Geschichte
4.1. Archäologische Quellen
4.1.1. Mittelbronzezeit: Ein Festungsort
Die mittelbronzezeitliche Siedlung umfasste zwischen 1,1 und 1,5ha je nach Annahme des Mauerverlaufs im Norden. Damit ist Bet-Zur für eine so kleine Siedlung äußerst stark befestigt, sodass man Bet-Zur wohl als Festung ansprechen darf und nicht als dörfliche oder städtische Siedlung. Der Ort diente wohl eher militärischen als zivilen Zwecken. Der Mittelbronzezeit lassen sich neben der Mauer nur zwei Gebäude an der Innenseite der Mauer zuweisen. Ein Grund hierfür liegt wahrscheinlich in der Bautätigkeit in hellenistischer Zeit, in der alles bis auf den Felsenuntergrund abgetragen wurde, um darauf neue Bauten zu errichten.
Von der intensiven Nutzung des Ortes in der Mittelbronzezeit zeugen auch Skarabäen und Siegelabdrücke, die mitunter klar von ägyptischer Motivik beeinflusst sind (Abb. 1). Aus dieser Zeit stammt auch das Fragment eines verzierten Löffels (Abb. 2). Auf diesem Löffel ist ein Mann abgebildet, der mit erhobener Hand anbetet.
Um 1550 v. Chr. wurde der Ort durch ein Feuer zerstört. Infolge der Zerstörung weist der Ort etwa bis zum 14 Jh. v. Chr. nur eine spärliche Besiedlung auf.
4.1.2. Spätbronzezeit: Spärliche Besiedlung
Zwischen dem 14.Jh. v. Chr. und der Eisenzeit I ist der Ort kaum oder gar nicht bewohnt. Aus der Spätbronzezeit stammen nur wenige Funde. Auf einem Skarabäus ist der Thronname → Ramses II.
Die Bewohner ab der Eisenzeit I haben anscheinend die mittelbronzezeitlichen Befestigungen weiter benutzt, zugleich aber im Norden eine neue Mauer errichtet, die innerhalb der mittelbronzezeitlichen Anlage liegt. Der Ort hat sich im Vergleich zur mittelbronzezeitlichen Siedlung deutlich verkleinert. Aus dieser Zeit stammt eine liegende Sphinx, die aus Knochenmaterial geschnitzt wurde. Dies ist ein Zeichen dafür, dass der ägyptische Einfluss auch mit dem Ende der Spätbronzezeit in Palästina nicht schlagartig zu Ende ging, sondern eine gewisse kulturelle und materielle Kontinuität bestand.
4.1.3. Eisenzeit II: Eine unbefestigte Siedlung ab dem 8. Jh.
Am Ende des 11. Jh. v. Chr. wird Bet-Zur abermals verlassen. Die Gründe hierfür sind unklar. Auf einen starken Besiedlungsrückgang in der Zeit zwischen dem 11. und 8. Jh. v. Chr. weisen die äußerst geringen Keramikfunde hin; auch die Verteidigungsanlagen waren in dieser Zeit nicht in Gebrauch. Die wenigen Funde aus dieser Zeit stammen vermutlich nicht von Einwohnern, sondern von Menschen, die sich nur temporär dort aufhielten.
Im 8. Jh. v. Chr. wurde der Ort wohl wieder stärker besiedelt. Anzeichen hierfür sind zahlreiche Keramikfunde. Aus dieser Zeit stammen auch ein kleiner Getreidespeicher und niedrige Mauern. Hinweise auf eine Weiternutzung der älteren Befestigungsanlagen gibt es jedoch nicht. Judäische Präsenz ist im 8. und 7. Jh. v. Chr. durch eine Anzahl von lmlk-Krugstempeln (→ Siegel
Interessant ist der Fund eines Siegelabdrucks, auf dem „dem Gedaljahu, Sohn des Königs“ zu lesen ist (Abb. 4; → Gedalja
Ob der Ort im Zuge der Eroberung und Zerstörung Jerusalems 587 v. Chr. ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist unklar. Ein eindeutiger Zerstörungshorizont, der sich über die gesamte Siedlungsfläche erstreckt, wurde nicht entdeckt, lediglich lokal begrenzte Zerstörungshorizonte. Da Bet-Zur zu jener Zeit unbefestigt war, kam es wohl zu keinen größeren Kampfhandlungen und Zerstörungen, sollten die → Babylonier
4.1.4. Persische Zeit: Ein unbedeutender Ort
Für das 5. und 4. Jh. v. Chr. sind die archäologischen Zeugnisse für den Ort äußerst spärlich. Auch die Münzfunde für das 5. und 4. Jh. v. Chr. sind sehr überschaubar mit insgesamt nur neun Münzen für beide Jahrhunderte. Die archäologischen Daten lassen nur Rückschlüsse auf eine bescheidene Besiedlung und Funktion des Ortes zu. Man ist daher geneigt, an der Darstellung von Neh 3,16
Aus dem 4. Jh. v. Chr. stammt eine → Münze
Der archäologische Befund für eine Zuordnung Bet-Zurs zur Provinz Jehud ist dünn, da dort keine Jehud-Siegelabdrücke gefunden wurden, wie z.B. in → Ramat-Rahel
Insgesamt zeigt sich: Für die Zeit zwischen dem 6. und dem 3. Jh. v. Chr. sind kaum gesicherte Erkenntnisse für Bet-Zur zu gewinnen. Der Ort war in dieser Zeit unbedeutend und höchstens spärlich besiedelt, wenn nicht sogar vielleicht mehr oder weniger verlassen.
4.1.5. Hellenistische Zeit: Eine florierende Stadt mit Zitadelle
Eine große Anzahl von Münzfunden belegt die gestiegene Bedeutung des Ortes in hellenistischer Zeit. Bei den Münzfunden handelt es sich nicht um Hortfunde, sodass die Münzen das alltägliche Wirtschaftsleben und den alltäglichen Münzgebrauch wohl recht gut widerspiegeln. 56 Münzen stammen aus ptolemäischer Zeit, was auf einen Aufschwung zu dieser Zeit deutet. Die erste Phase der Zitadelle von Bet-Zur stammt wohl aus der Zeit der ausgehenden Ptolemäerherrschaft über Palästina.
Es ist sehr schwer, die Baugeschichte der Zitadelle zu rekonstruieren. Drei Bauphasen lassen sich unterscheiden, die der hellenistischen Epoche zuzuordnen sind. Eine genauere Zuordnung der Bauphasen zu einzelnen Baumaßnahmen während der Makkabäer-Kriege, von denen die Bibel berichtet, ist aus archäologischer Sicht nicht möglich. Die These, die Zitadelle von Bet-Zur stamme ursprünglich aus der Perserzeit (Reich 1992), ist wenig wahrscheinlich. In hellenistische Zeit fällt auch der Wiederaufbau der mittelbronzezeitlichen Ummauerung. Zusätzlich dazu wurde eine der mittelbronzezeitlichen Mauer vorgelagerte Mauer errichtet.
Unter seleukidischer Herrschaft war Bet-Zur eine durchaus lebendige und florierende Stadt. Aus dieser Zeit stammen 180 Münzfunde. Ein Badehaus mit Badewannen, einem Bassin und Fußbädern wurde gefunden; über das gesamte Stadtgebiet verteilt wurden 12 Badewannen ausgegraben. Aufgrund des ungewöhnlichen Designs mancher Wannen bestehen Zweifel an der Theorie, es handle sich um Badeeinrichtungen; stattdessen könnte man diese Wannen zum Färben von Textilien gebraucht haben, was allerdings unsicher ist (Sellers 1933, 16-19; → Wasserverbrauch
Auf die Bedeutung Bet-Zurs in der Zeit vor und während der Makkabäer-Aufstände, genauer in der Zeit → Antiochus’ IV.
Aus der Makkabäer-Zeit stammen lediglich 20 Münzen. Die Münzfunde zeigen, dass Bet-Zur einmal unter makkabäischer Kontrolle war, aber wohl an Prosperität einbüßte. Aus der Zeit nach Johannes Hyrkan finden sich kaum noch Münzen und es gibt nahezu kaum Keramik, die nach dem 2. Jh. v. Chr. anzusetzen wäre. Bei diesen sehr sporadischen Funden handelt es sich viel eher um verlorenes Gut von Umherziehenden als um das von Bewohnern. Man darf daraus schließen, dass um 100 v. Chr. der Ort aus unbekannten Gründen verlassen wurde.
Bet-Zur verfügt über keine natürliche Quelle. Als Wasserreservoir diente unter anderem eine natürliche Höhle auf der Südseite des Hügels. Von einem längeren Gebrauch jener Höhle als Wasserreservoir zeugen drei Verputzschichten. Das Reservoir konnte von Norden her betreten werden, wozu 26 breite Stufen in das Gestein geschlagen wurden. Später wurde ein weiterer Zugang im Süden des Reservoirs durch das Gestein geschlagen, der allerdings nur sehr schwer zu passieren ist (Sellers 1933, 27-31; Keel / Küchler 1982, 723f.). Diese umfangreichen Arbeiten an der Höhle werden der hellenistischen Epoche zugeordnet.
4.2. Biblische Überlieferung
4.2.1. Königszeit
2Chr 11,7
4.2.2. Persische Zeit
Nach biblischer Darstellung diente Bet-Zur als Hauptort eines Verwaltungsdistrikts der perserzeitlichen Provinz → Jehud
Es gibt gute Gründe für die Annahme, Neh 3 stamme aus der Makkabäer-Zeit und gebe historische Realitäten aus dieser Epoche wieder, nicht aus der Perserzeit. Neh 3 wäre durch eine späte Redaktion aus makkabäischer Zeit in Esra-Nehemia eingefügt worden (Böhler 1997, 382-397). Damit würde Neh 3 als textlicher Beleg für das perserzeitliche Bet-Zur wegfallen (Finkelstein 2008, 510-512).
4.2.3. Hellenistische Zeit
Die Bedeutung Bet-Zurs nahm in hellenistischer Zeit wieder zu, als es zu Spannungen und Auseinandersetzungen zwischen den → Ptolemäern
Während der Makkabäer-Kriege wächst die militärische Bedeutung Bet-Zurs abermals. Über die Schlachten bei und um Bet-Zur berichten die beiden Makkabäerbücher sowie der jüdische Historiker Flavius Josephus. Die ursprüngliche Besatzung der Zitadelle war seleukidisch. 1Makk 4,28-34
Lange konnten die Makkabäer Bet-Zur allerdings nicht kontrollieren. Der zuvor vertriebene seleukidische General Lysias konnte 162 v. Chr. Bet-Zur zurückerobern. Er belagerte Bet-Zur und schickte ein Heer aus Soldaten, Belagerungsmaschinen und Kriegselefanten (→ Elefant
In den letzten Jahren der Herrschaft des Hasmonäerkönigs → Jonathan
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Skarabäus aus der Zeit zwischen 1700-1500 v. Chr. Im unteren Teil sind zwei nach außen gewandte Falken dargestellt, im oberen zwei nach innen gewandte Uräus-Schlangen. Unter den Uräus-Schlangen steht der Gottesname Ptah (BIBEL+ORIENT Datenbank Online
). © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz - Löffel mit anbetendem Mann. Aus: O.R. Sellers, The Citadel of Beth-Zur. A Preliminary Report of the First Excavation Conducted by the Presbyterian Theological Seminary, Chicago, and the American School of Oriental Research in 1931 at Khirbat et Tubeiqa, Philadelphia 1933, 58
- Skarabäus aus der XIX. oder XX. Dynastie. Der Pharao steht auf einem Streitwagen, die Peitsche in der Hand, und wird von einem Pferd mit Kopfschmuck gezogen (BIBEL+ORIENT Datenbank Online
). © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz - Siegelabdruck mit der Inschrift „dem Gedaljahu, Sohn des Königs“ (BIBEL+ORIENT Datenbank Online
). © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz - Münze Antiochus’ IV. Epiphanes. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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