Bethel [Gott]
Andere Schreibweise: Betel
(erstellt: Januar 2006)
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Bethel ist ein syrischer Gott des 1. Jahrtausends v. Chr., dessen Verehrung bis nach Süd-Mesopotamien und Ägypten gelangte.
1. Name
Der Name bedeutet „Haus Els“ oder „Haus Gottes“ und ist vielleicht als Hypostasierung des Hauses Els oder eines nicht bestimmten Gottes anzusehen.
2. Belege
Schon bevor man erste Primärquellen fand, war der Gott Bethel aus der Geschichte Phöniziens des → Philo von Byblos
2.1. Belege in aramäischen und keilschriftlichen Texten
In Primärquellen ist der Gott Bethel in Syrien ab dem 7. Jh., in Süd-Mesopotamien im 6. und 5. Jh. sowie in Ägypten im 5. und 4. Jh. v. Chr. bezeugt, und zwar 1) in Personennamen, 2) in zusammengesetzten Götternamen und 3) in Texten.
2.1.1. Personennamen
a) Syrien: In einer aramäischen Krediturkunde (KAI 227) des Jahres 571/70 v. Chr. aus Sfire (?) finden sich drei Namen: • Bjt’ljd‘ „Bethel hat erkannt“; • Bjt’ldlnj „Bethel hat mich errettet“; • Bjt’l‘snj „Bethel hat mich erschaffen“ (< ‘śh „machen“) oder „Bethel ist mir zu Hilfe gekommen“ (< ‘wš „helfen“).
b) Süd-Mesopotamien: • dBīt-ili-nuri „Bethel ist mein Licht“ (2mal im 6./5. Jh.); • mdBīt-ili-da-la-’ und mdBa-’i-it-ili-da-la-’ sowie aramäisch Bjt’ldlnj „Bethel hat [mich] errettet“ (mehrfach im 6./5. Jh.); • Ba-i-ti-ili… (zweiter Teil unleserlich; 6. Jh.); • dBa-’i-ti-ili-i-di-‘ „Bethel hat erkannt“ (6. Jh.); • dBa-ti-il-cha-ra „Bethel ist entbrannt“ (?; 6. Jh.); • mdBa-’i-ti-ili-še-zib und dBa-ti-il-še-zib „Bethel errettet“ (6. Jh.); • mdBīt-ili-šar-uṣur „Bethel schütze den König“ (6. Jh.); • Bīt-ili-a-dir-ri „Bethel ist herrlich“ (5. Jh.).
c) Ägypten: In → Elephantine
Lit.: Coogan, 1976, 48f; Kornfeld, 1978, 43; Maraqten, 1988, 137-139; Milik, 1967, 556f.565; Porten / Yardeni, 1986ff; Porten, 1968, Appendix V; Silverman, 1985, 73.136; Zadok, 1978, 60f.
2.1.2. Götternamen
Es gibt Götternamen, die aus zwei ursprünglich selbständigen Gottesnamen gebildet sind. Bei Anat-Bethel, Aschim-Bethel und Cherem-Bethel handelt es sich um derartige Namen, die als solche den Gott „Bethel“ bezeugen.
a) Syrien: • dA-na-ti-ba-a-[a-ti-il]īmeš: „Anat-Bethel“ erscheint in einem Vertrag zwischen Asarhaddon und König Baal II. von Tyrus aus dem Jahr 676 v. Chr. als eine der Gottheiten, die bei Vertragsbruch Unheil bringen (TUAT I, 158f). Anat-Bethel ist auch in dem Vasallenvertrag Asarhaddons aus dem Jahr 672 v. Chr. zur Regelung seiner Thronnachfolge belegt, wenn in der beschädigten Zeile 467 nach dem Vertrag mit König Baal [dA-na-t]i–ba-a-a-ti–DINGIR.[MEŠ] rekonstruiert werden darf (TUAT I, 160-176). • Aschim-Bethel ist in einer griechischen Inschrift belegt, die bei Aleppo gefunden wurde, allerdings erst aus dem Jahr 224 n. Chr. stammt (Milik, 1967, 568f).
b) Ägypten: In Elephantine / Syene (= Assuan) findet sich neben den beiden genannten ein dritter Gott: • ‘ntbjt’l „Anat-Bethel“ (Porten / Yardeni, 1986ff, C3.15:128); • ’šmbjt’l „Aschim-Bethel“ (Porten / Yardeni, 1986ff, C3.15:127), der auch in Papyrus Amherst 63 bezeugt ist (Kol. XV); • chrmbjt’l „Cherem-Bethel“ (Porten / Yardeni, 1986ff, B2.7:7).
2.1.3. Texte
a) Syrien: • In dem oben genannten Vertrag Asarhaddons mit König Baal II. von Tyrus wird unmittelbar vor Anat-Bethel der Gott Bethel (dBa-a-a-ti-ilīmeš) als eine der Gottheiten aufgezählt, die den Vertrag überwachen. Möglicherweise ist er mit Anat-Bethel auch in dem anderen genannten Vertrag Asarhaddons zu rekonstruieren. • Eine in Dura Europos gefundene Inschrift aus dem 3. Jh. n. Chr. enthält eine Widmung an Zeus Betylos und lokalisiert dessen Kult am Orontes (Seyrig, 1933, Nr. 168).
b) Ägypten: • Zu den 1945 in Hermopolis gefundenen aramäischen Papyri gehört der Brief eines Mannes an seine Frau in Syene (= Assuan) aus dem 5. Jh. v. Chr. Die Grußformel šlm bjt bt’l wbjt mlkt šmjn „Friede dem Haus des Bethel und dem Haus der Himmelskönigin“ bezeugt für Syene einen Tempel des Gottes Bethel (Porten / Yardeni und Schwiderski A2.1). • Papyrus Amherst 63, der einen aramäischen Text in demotischer Umschrift bietet (CScr I, 309-327; vgl. TUAT II, 930-932), bezeugt durch die vielfache Nennung Bethels, dass dieser Gott in den aramäischen Kolonien Ägyptens von Bedeutung gewesen sein muss, zumal wenn der Titel mārī „Herr“ auf ihn zu beziehen ist.
2.2. Belege im Alten Testament
Im Alten Testament stößt man allenfalls an zwei Stellen auf den Gott Bethel. In Sach 7,2-3
Wenig überzeugend hat man „Bethel“ auch an anderen Stellen des Alten Testaments (Gen 31,13
3. Verbreitung des Kultes
Über Kult, Verehrung und theologische Vorstellungen, die mit dem Gott Bethel verbunden waren, ist nichts bekannt. Mit einiger Sicherheit lässt sich nur Folgendes sagen:
Der Gott Bethel stammt ursprünglich aus dem syrischen Raum. Auf dieses Gebiet verweisen der älteste Beleg, ein Vertrag des assyrischen Königs Asarhaddon mit dem tyrischen König Baal II. aus dem Jahr 676 v. Chr. (TUAT I, 158f), und der Lobpreis des Gottes in Papyrus Amherst 63: „The beams of your house, Bethel, are from Lebanon; from Lebanon, [and] your garden, are they. And Resident of Hamath …“ (CScr I, 315).
Im späten 7. Jh. ist die Verehrung des Gottes auch in Palästina bekannt (Jer 48,13
Im 6. Jh. ist der Kult des Gottes – mit der Ausbreitung des Aramäischen – nach Südmesopotamien gelangt. Ab dem 5. Jh. ist er schließlich auch in der aramäischsprachigen Kolonie Oberägyptens zu finden. Ob er dort mit Jahwe identifiziert wurde (vgl. Niehr, 1998, 162), bleibt unsicher. In Papyrus Amherst 63 ist Jahwe neben Bethel belegt, und in den Elephantine-Papyri gibt es sowohl Anat-Jahwe (Porten / Yardeni, 1986ff, B7.3:3) als auch Anat-Bethel (Porten / Yardeni, 1986ff, C3.15:128), so dass die Verbindung von Jahwe und Bethel mit Anat für ihre Identifizierung spricht. Gegen die These ist jedoch einzuwenden, dass es für beide Götter nur durch einen Nilarm getrennt je eigene Tempel gab.
Mit dem Ort Bethel hat der Gott nichts zu tun. Weder die Herkunft des Gottes aus dem Ort, noch eine Verbindung zu dem Ort lassen sich belegen, schon gar nicht, dass der Gott dort in der Späten Bronzezeit verehrt wurde.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Dictionary of Deities and Demons in the Bible, 2. Aufl., Leiden 1999
2. Weitere Literatur
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- Borger, R., 1957, Anath-Bethel, VT 7, 102-104
- Coogan, M.D., 1976, West Semitic Personal Names in the Murašû Documents (HSM 7), Missoula
- Eißfeldt, O., 1930, Der Gott Bethel, ARW 28, 1-30; auch in und zitiert nach: ders., Kleine Schriften I, Tübingen 1962, 206-233
- Garcia-Treto, F.O., 1967, Bethel. The History and Traditions of an Israelite Sanctuary, Diss. Princeton
- Hyatt, J.Ph., 1939, The Deity Bethel and the Old Testament, JAOS 59, 81-98
- Koenen, K., 2003, Bethel. Geschichte, Kult und Theologie (OBO 192), Freiburg (Schweiz) / Göttingen
- Kornfeld, W., 1978, Onomastica Aramaica aus Ägypten (SÖAW 333), Wien
- Maraqten, M., 1988, Die semitischen Personennamen in den alt- und reichsaramäischen Inschriften aus Vorderasien (Texte und Studien zur Orientalistik 5), Hildesheim u.a.
- Milik, J.T., 1967, Les papyrus araméens d’Hermoupolis et les cultes syro-phéniciens en Égypte perse, Bib. 48, 546-622
- Niehr, H., 1998, Religionen in Israels Umwelt (NEB.E 5), Würzburg
- Porten, B., 1968, Archives from Elephantine. The Life of an Ancient Jewish Military Colony, Berkeley
- Porten, B., 1996, The Elephantine Papyri in English. Three Millennia of Cross-Cultural Continuity and Change, Leiden u.a.
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- Silverman, M.H., 1985, Religious Values in the Jewish Proper Names at Elephantine (AOAT 217), Neukirchen-Vluyn
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- Steiner, R.C., 1995, Papyrus Amherst 63: A New Source for the Language, Literature, Religion and History of the Aramaeans, in: M. J. Geller u.a. (Hgg.), Studia Aramaica: New Sources and New Approaches (JSSt.Supp. 4), Oxford, 199-207
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- Toorn, K. van der, 1992, Anat-Yahu, Some Other Deities, and the Jews of Elephantine, Numen 39, 80-101
- Vleeming, S.P. / Wesselius, J.W., 1983/84, Betel the Saviour, JEOL 28, 110-140
- Zadok, R., 1978, On West Semites in Babylonia, Jerusalem
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