Bethsaida / Iulias
(erstellt: Januar 2012)
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1. Namen
Der griechische Ortsname Bethsaida (Βηθσαϊδά Bēthsaidá) bedeutet „Haus der Jagd / des Fanges / des Fischens“. Ursprünglich hieß der Ort vielleicht צר Ṣer (Jos 19,35
Josephus identifiziert Bethsaida in Antiquitates 18.2.1 mit Iulias, dem von ihm ansonsten immer verwendeten Namen. Bethsaida war im Jahr 30 n. Chr. nämlich zur Stadt erhoben und nach einem Mitglied des Kaiserhauses in Iulias umbenannt worden.
2. Literarische Quellen
2.1. Im Neuen Testament – Bethsaida
Im Johannesevangelium wird Bethsaida als Herkunftsort der Jünger Andreas, Simon Petrus und Philippus ausgewiesen (Joh 1,44
Nur im Markus- bzw. Lukasevangeliums sind mit Bethsaida drei Wundertaten Jesu verbunden: Jesu Gang über das Wasser (Mk 6,45-52
2.2. Flavius Josephus – Iulias
Flavius Josephus nennt Iulias insgesamt zehnmal als bevorzugten Ort des Sohnes von Herodes dem Großen, dem Tetrarchen Herodes Philippos, der eigentlich in Caesarea Philippi (Panaeas / Banias) am Fuße des Hermon residierte. Er hatte Bethsaida um das Jahr 30 n. Chr. von einer komē zur polis erhoben und mit den üblichen Privilegien ausgestattet. Allerdings starb er nur drei Jahre später, wodurch die meisten seiner hochgesteckten Ziele für Bethsaida wohl nicht mehr verwirklicht werden konnten. Allein sein Grabmal wurde noch dort errichtet, in dem er nach seinem Tod mit allem Pomp bestattet wurde (Ant. 18.4.6).
3. Christliche Rezeption
Die genaue Lage von Bethsaida / Iulias war bereits in der Spätantike nicht mehr bekannt, nachdem die Siedlung – wohl in Folge eines verheerenden Erdbebens im Jahr 363 n. Chr. – aufgegeben worden war. Es ist nicht sicher, ob bzw. wohin man die Siedlung verlegte.
Die mittelalterlichen Pilger suchten das biblische Bethsaida in der Region von Kafarnaum und auf manchen Pilgerkarten erscheinen beide Orte sogar vertauscht. Zwar berichten viele Pilger von einem Besuch in Bethsaida, wo sie jedoch wirklich waren, kann heute nicht mehr geklärt werden.
Ebenso wenig ist belegbar, wo in Iulias die Kirche stand, welche die Heilige Helena, Mutter des Kaisers Konstantin, anlässlich ihres Besuches am See Genezareth in Bethsaida gegründet haben soll und von der mehrere Pilger des Mittelalters und der frühen Neuzeit einmütig berichteten. Sie konnte archäologisch nämlich noch nicht lokalisiert werden. Ins Reich der frommen Legenden gehört der Anlass für diese Kirchengründung: die Auffindung der Körbe, in denen sich das Brot für die Speisung der 5000 befand, durch die Kaiserinmutter selbst.
4. Identifizierung
4.1. Bethsaida
Auf neuzeitlichen europäischen Karten Palästinas wurde Bethsaida an verschiedenen Stellen verzeichnet, sowohl östlich als auch westlich des → Sees Genezareth
4.2. Zer
Aufgrund der Lage von et-Tell sowie des Namens Bethsaida wird der unter der Siedlung aus neutestamentlicher Zeit liegende Ort der Eisenzeit II mit dem alttestamentlichen Zer (Jos 19,35
5. Lage
6. Ausgrabungen
Seit 1987 werden regelmäßig Ausgrabungen durch das internationale Konsortium des „Bethsaida Excavations Project“ (BEP) unter der Leitung von R. Arav (University of Nebraska at Omaha), in Verbindung mit R.A. Freund (University of Hartford) durchgeführt.
Für die Schichtung des Tells ergibt sich nach Arav folgendes Bild: Stratum VI (Eisenzeit IIA, 950-850 v. Chr.): blühende Stadt mit Stadtmauer, Stadttor, Palast und Getreidespeicher; Stratum V (Eisenzeit IIB, 850-732 v. Chr.): blühende Stadt mit Stadtmauer, Vierkammertor, Palast in sekundärer Benutzung und Getreidespeicher; Stratum IV (assyrisch-babylonische Zeit, 732 - 6. Jh. v. Chr.): wenige Bauten, ältere in erneuter Verwendung; Stratum III (persische Zeit, 6.-3. Jh. v. Chr.): wenige Bauten, ältere in erneuter Verwendung; Stratum II (hellenistische und römische Zeit, 3. Jh. v. – 3. Jh. n. Chr.): bäuerliche Siedlung von Mauern der Eisenzeit und der römischen Zeit umgeben und römischer Tempel; Stratum I (seit dem 16. Jh.) Gräber, einfache Bauten.
6.1. Die eisenzeitliche Siedlung
Der Ort et-Tell war im 10., 9. und frühen 8. Jh. v. Chr. ein großes urbanes Zentrum und vielleicht sogar die Hauptstadt des biblischen → Geschur
Teil der Toranlage war ein Torheiligtum mit anikonischen → Mazzeben
6.2. Die hellenistisch-frührömische Siedlung
Vom 3. Jh. v. bis zum 3. Jh. n. Chr. hatte die Siedlung eindeutig dörflichen Charakter. Im Neuen Testament wird sie als ein Fischerdorf beschrieben, und so stellt sie sich archäologisch auch dar. Zahlreiche Funde von Fischereigerät unterstreichen dies und weisen auf die Haupteinnahmequelle der Bewohner. Es gibt kein regelrechtes Insulasystem, sondern unregelmäßige, schmale und mit Feldsteinen gepflasterte Straßen und Wege, die sich den topographischen Gegebenheiten der Hügelkuppe anpassten.
Die Häuser wurden in hellenistischer Zeit nach mediterranem Vorbild als sog. Hofhäuser errichtet, die teils sogar unterkellert waren. Bislang wurden zwei dieser Häuser vollständig ergraben, die mit ihren zahlreichen Funden einen guten Einblick in das Leben der Menschen im 2. und 1. Jh. v. Chr. in Bethsaida vermitteln. Beide Häuser tragen Namen, die ihnen nach charakteristischen, darin entdeckten Fundstücken gegeben wurden: das „Haus des Fischers“ und das „Haus des Winzers“.
In römischer Zeit errichtete man dann eher kleinere, unregelmäßige Häuser; die Bebauung des Hügels war dafür dichter. Da Bethsaida im Jahr 30 n. Chr. zur Stadt erhoben, hat man auch einen Tempel für den Kaiserkult errichtet. Man fand die Reste eines langrechteckigen Baus, der als sehr kleiner, reduzierter Antentempel ohne Podium interpretiert und dem Kaiserkult zugeschrieben worden ist. Die Gräber der Bewohner Bethsaidas, vor allem jenes ihres Mentors Herodes Philippos sind bisher archäologisch noch nicht nachweisbar.
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage von Bethsaida. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Blick nach Süden auf et-Tell / Bethsaida und den See Genezareth. © Rami Arav
- Plan mit Stadtmauer (blau, Stratum VI und V, Eisenzeit IIA und B), Toranlage (rot, Stratum V, Eisenzeit IIB) und bīt ẖilāni-Palast (Stratum VI, Eisenzeit IIA). © Rami Arav
- Toranlage (Stratum V; Eisenzeit IIA). © Rami Arav
- Kultstätte in der Toranlage (Stratum V; Eisenzeit IIA). © Rami Arav
- Darstellung einer Stele mit Stierkopf (in der Toranlage). © Rami Arav
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