Biblische Theologie
(erstellt: Mai 2014)
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→ christliche Bibelauslegung
1. Definition und Aufgabe
Der Begriff „Biblische Theologie“ hat einige Wandlungen durchlaufen: In der Reformationszeit war er ein Kampfbegriff, der im Gegensatz zur scholastischen Theologie eine alleinige Ausrichtung des Glaubens an der Heiligen Schrift forderte (sola scriptura!). In der protestantischen Orthodoxie wurde „Biblische Theologie“ als Gegensatz zur eigentlichen Dogmatik in eine Hilfsdisziplin transformiert, die Belegstellen für das orthodoxe System (dicta probantia) einbringen sollte. Im 19. Jh. verstand man unter „Biblische Theologie“ die in der Bibel enthaltene, historisch-kritisch erhobene Theologie, die häufig als das Ursprüngliche und Wahre im Gegensatz zur systematischen Theologie und zur kirchlichen Lehre der Moderne stand. Heute bezeichnet „Biblische Theologie“ vor allem die programmatische Suche nach dem Zusammenhang von Altem und Neuem Testament. Sie sucht zu klären, ob überhaupt und – wenn ja – wie man die Bibel aus zwei sehr unterschiedlichen Testamenten als die eine Heilige Schrift verstehen kann (oder sogar muss). Sie stellt die Frage nach der Einheit der Schrift, indem sie die mannigfachen wechselseitigen Beziehungen von Altem und Neuem Testament darauf hin untersucht, ob es „ein geistiges Band“ gibt, das alle Teile des Kanons im Innersten zusammenhält, obwohl die vielfachen Unterschiede unübersehbar sind. Sie versucht, die Notwendigkeit aufzuzeigen, weshalb für ein historisch und sachlich angemessenes Verstehen beide Teile des biblischen Kanons stetig aufeinander bezogen werden müssen und nicht gegeneinander isoliert werden dürfen. Sie fragt somit einerseits nach den prägenden Einflüssen und der Bedeutung des vorchristlichen Alten Testaments für den christlichen Glauben und umgekehrt nach den Eigenheiten, welche das neutestamentliche Zeugnis über die Fülle der schon im Alten Testament ergangenen Offenbarung Gottes noch haben kann. Biblische Theologie geht also über die isolierte Darstellung der mannigfachen Theologien der einzelnen biblischen Schriften und deren jeweiligen Schichten weit hinaus. Sie denkt auch über die „theologischen Summe“ des Alten oder Neuen Testaments je für sich betrachtet hinaus und sucht nach einheitsstiftenden Faktoren und den ganzen Kanon durchziehenden Zusammenhängen und Verbindungslinien.
Im Laufe von fast 2000 Jahren Geschichte christlicher Theologie gab es sehr unterschiedliche Antworten auf diese komplexen Fragen, die sich aber drei Grundtypen reduzieren lassen:
1. Das zeitliche Nacheinander der Testamente wurde betont (Altes Testament = Verheißung, Neues Testament = Erfüllung [→ Zimmerli
2. Sachlich-strukturelle Gemeinsamkeiten wurden herausgearbeitet (etwa im Gottes-, Welt- und Menschenbild [Bultmann, Gunneweg, Preuß]) und die Texte wurden synchron gelesen.
3. Unterschiede, Spannungen und Diskontinuitäten wurden hervorgehoben (Harnack, Lüdemann, Slenczka), zumeist um die Überlegenheit des Neuen Testaments zu demonstrieren.
Stets stand auch das Verhältnis von Kirche und Synagoge mit zur Diskussion. Kann nur die christliche Kirche im Lichte des Christuszeugnis die einzig richtige Bedeutung des Alten Testaments erkennen, während über den Augen Israels eine Decke liegt (2Kor 3,13f
Biblische Theologie arbeitet somit auf drei Ebenen: a) historisch als exegetische Forschung an den in der Bibel enthaltenen Schriften, vor allem zu den traditions- und motivgeschichtlichen Zusammenhängen von Hebräischer Bibel, Septuaginta und christlichem Neuen Testament, b) in systematisch-theologischen Reflexionen über eine der Bibel gemäße Theologie (unter Einbeziehung der vielgestaltigen Antworten, die im Verlauf der gesamten Kirchengeschichte gegeben wurden) und c) in praktisch-theologischen Untersuchungen (etwa der Anwendungen des Alten Testaments in der Liturgie, in der Seelsorge, im Gebet und im Religionsunterricht). Die Möglichkeit und das Recht solcher gesamtbiblischer Denkweise sind durchaus umstritten.
2. Geschichte des Problems
2.1. Das Alte Testament im Neuen Testament
Es gibt eine umfangreiche Literatur zu den religionshistorischen Verbindungslinien, die sich aus alttestamentlichen Wurzeln ins Neue Testament erstrecken. Diese überaus reichen, das Verständnis des Neuen Testaments ungeheuer vertiefenden Studien richten sich auf Großkonzepte (z.B. → Tun-Ergehen-Zusammenhang
2.2. Biblische Theologie im Neuen Testament
Im Einzelnen sind die Umgangsweisen der neutestamentlichen Theologen in der Forschung sehr umstritten. Kaum ein neutestamentlicher Autor, der nicht von irgendeinem modernen Exegeten mit dem Vorwurf des Antijudaismus überzogen würde, und umgekehrt keine neutestamentliche Schrift, die nicht als zutiefst alttestamentlich-jüdisch dargestellt wäre. Bei aller Unterschiedlichkeit der gegenwärtigen Deutungen kann man in der gebotenen Vorsicht sagen:
1. Jesus. Der historische → Jesus
a) Schluss von einer leichteren auf einer schwere, bedeutendere Sache (qal wa chomer „Leicht und schwer“). Beispiel aus der Verkündigung Jesu: Mt 6,26
b) Erklärung einer Bibelstelle mit Hilfe einer anderen (gezera schawa „Eine gleichwertige Regelung“). Beispiel aus der Verkündigung Jesu: Mk 11,27
c) Aus einer Bibelstelle auf eine allgemeine Regel schließen (binjan av mi katuv echad „Gründung eines Vaters [= einer Regel] von einer Bibelstelle aus“). Beispiel aus der Verkündigung Jesu: Mk 12,26f
d) Aus zwei Bibelstellen auf eine allgemeine Regel schließen (binjan av mi schne ketuvim „Gründung eines Vaters [= einer Regel] von zwei Bibelstellen aus“). Beispiel aus der Verkündigung Jesu: 1Kor 9,14
e) Aus einem besonderen Einzelfall auf eine allgemeine Regel schließen und umgekehrt (kelal u-ferat u-ferat u kelal „Allgemeines und Besonderes, Besonderes und Allgemeines“). Beispiel aus der Verkündigung Jesu: Mt 22,40
f) Analogieschluss (ke-jotse bo be maqom acher „Wie etwas hervorgeht aus ihm an einer anderen Stelle“). Beispiel aus der Verkündigung Jesu: Mk 14,42
g) Mehr als natürliche Kontextexegese, Auslegung durch weit entfernt stehende Stellen (davar ha lamed me injano „Die Sache, die von ihrem Kontext gelehrt wird“). Beispiel aus der Verkündigung Jesu: Mk 10,2-9
2. Matthäus. Bei → Matthäus
3. Markus. Demgegenüber scheint Jesus im → Markus-Evangelium
4. Lukas. → Lukas
5. Johannes. Im → Johannes-Evangelium
6. Paulus. Bei → Paulus
7. Hebräerbrief. Im → Hebräerbrief
8. Katholische Briefe und Apokalypse. Auch in den späten katholischen Briefen (→ Petrusbriefe
9. Pastoralbriefe. Hier wird schon in dogmatischem Stil festgelegt, dass „die ganze Schrift von Gott verbal inspiriert ist“ (πᾶσα γραφὴ θεόπνευστος pasa graphē theopneustos; 2Tim 3,14-17
Das weit gefächerte Zeugnis der Autoren des Neuen Testaments begründet die schlechthin fundamentale Überzeugung von der Selbigkeit Gottes in beiden Testamenten: Der Gott, den die Christen als den Vater Jesu und als ihren Vater bekennen, ist kein anderer Gott ist als der Gott Israels. In biblisch-theologischer Perspektive kann die Botschaft des Neuen Testaments nur unter der Bedingung angemessen verstanden werden, dass sie das Alte Testament voraussetzt und impliziert. Allerdings rezipieren die ersten Christen das Alte Testament unter den hermeneutischen Bedingungen des damaligen Judentums und Heidentums, d.h. nicht im modernen Sinne historisch-kritisch in dem mutmaßlichen Ursprungssinn, sondern sie wenden die Schriften frei auf die eigene Situation an. So wie etwa die Qumrangemeinde mit Hilfe der Pescher-Methode (Bibelstellen werden als Ankündigungen gegenwärtiger oder künftiger Ereignisse gelesen) die Schrift als verborgene Weissagung ihrer eigenen Geschichte deutet, so verstehen auch die Christen das Alte Testament „rabbinisch“ als Hinweis auf ihren Christus. Aus diesen Gründen ist auch die Kenntnis der frühjüdischen Literatur für das historische Verstehen des Neuen Testaments unabdingbar. Christologische Typologie und Allegorese sind im Neuen Testament verbreitete Deutungsmethoden (→ Christliche Bibelauslegung
2.3. Biblische Theologie in der Alten Kirche und im Mittelalter
In der Alten Kirche gab es ab dem 2. Jh. Generalangriffe auf das Alte Testament. Vor allem Marcion (vgl. Harnack) kämpfte dafür, das Alte Testament insgesamt abzuschaffen. Denn seiner Meinung nach zeugt das Alte Testament von einem ganz anderen Gott als das Neue Testament. Der Schöpfergott, der im Alten Testament verkündet wird, ist ein bloßer „Demiurg“, der gescheitert ist; seine Welt sei voller missglückter Fehlversuche, wie Krankheiten, Kriege, Gewalt und Katastrophen bezeugten. Der Gott, von dem Jesus kündete, sei ein bislang unbekannter „fremder Gott“ der Liebe und der Vollkommenheit. Um durch einen Kanon eine eindeutige christliche Selbstfindung zu sichern, musste Marcion folgerichtig nicht nur das Alte Testament, sondern auch die „judaisierenden“ Teile des Neuen Testaments aus der Sammlung der Heiligen Schriften verbannen. Bezeichnenderweise restringierte dieser römische Reeder den Kanon aber nicht nach dem Maßstab des echt Jesuanischen, sondern nach dem Maßstab des Paulinischen und behielt nur die seiner Meinung nach 10 echten Paulus-Briefe und das Lukas-Evangelium bei, nicht ohne sie von „verfälschenden“ Redaktionen zu reinigen. Die spätere Großkirche hat sich ganz bewusst gegen Marcion entschieden, an der Selbigkeit Gottes in beiden Testamenten festgehalten und den gesamten → Kanon
Allerdings hat sich die Kirche dabei dauerhaft auf bestimmte Lesarten festgelegt: Das Alte Testament ist Weissagung auf Christus, ist Ruf zum Gehorsam gegenüber Gottes Willen. Christologie und Ethik wurden zu den Hauptkategorien, wie das Alte Testament aufgegriffen wurde. Es ging um Unterweisung, Stärkung, Tröstung, „Erbauung“ im christlichen Glauben. Die Hörer, in der Regel eine im Gottesdienst versammelte Gemeinde, sollte durch die Passsagen aus dem Alten Testament je neu auf die Mitte ihres christlichen Glaubens hin ausgerichtet werden. Eine eigene Bedeutung des Alten Testaments für sich kam auf diese Weise nicht in den Blick. Gregor der Große z.B. hat in seinem Opus magnum Moralia in Iob, deutlich gemacht, das er die Hauptlehren und die wichtigsten ethischen Unterweisungen aus dem Buch alttestamentlichen Hiob abzuleiten vermag. Dabei fehlte es leider nicht an zahlreichen Abwertungen der jüdischen Lesarten, die als „Verblendung“ interpretiert wurden.
2.4. Biblische Theologie seit der Reformationszeit
Gegenüber den altkirchlichen und mittelalterlichen Auslegungstraditionen, die in den Ostkirchen auch gegenwärtig sehr viel stärker weiterwirkten, ergaben sich in den westlichen Kirchen mit dem Anbruch der Neuzeit radikale hermeneutische Umbrüche. Fünf geistesgeschichtliche Faktoren haben die Entwicklung einer modernen westlichen Hermeneutik vor allem bestimmt:
2.4.1. Reformation. Paradigmatisch lässt sich der tiefe Wandel im Umgang mit der Heiligen Schrift am sogenannten „Turmerlebnis“ → Martin Luthers
2.4.2. Humanismus und Renaissance. Gleichzeitig mit der theologischen Wende trat im 16. Jh. vor allem an den westlichen Universitäten eine neue Auffassung davon, was eine Geisteswissenschaft überhaupt zu sein hat, auf die Bühne: Wer wissenschaftlich historisch arbeiten will, muss zurück „ad fontes!“, d.h. zurück zum Original, zu den Ursprachen. Der Humanismus und die Renaissance haben hier Außerordentliches geleistet, indem sie Texteditionen hervorbrachten, zum einen von den antiken Klassikern wie Platon und Aristoteles, zum anderen aber auch durch Editionen der biblischen Urtexte wie etwa Erasmus von Rotterdams griechisches Neues Testament (Basel 1516). Das Studium der Ursprachen Hebräisch und Griechisch wurde für Theologen verpflichtend, die Philologie wurde zur Leitwissenschaft, der exakte Vergleich der überlieferten Handschriften zum Forschungsauftrag. Man wollte herausbekommen, was genau die biblischen Autoren zu sagen hatten und sich nicht mehr auf die → Vulgata
2.4.3. Aufklärung. Das 18. Jh. brachte eine weitere kopernikanische Wende des Denkens im Westen hervor. Die von Kant so benannte „Aufklärung“ war daran interessiert herauszufinden, was der Vernunft entspricht, die sich nunmehr als alleiniges Wahrheitskriterium durchsetzte. Um herauszufinden, was an der Bibel dem Maßstab der Rationalität standhalten konnte bzw. um die Bibel vor dem völligen Wertverlust zu bewahren, kam man zur Unterscheidung von ewigen Vernunftwahrheiten und bloßen historischen Zufallstatsachen. Der Ewigkeitswert der Bibel lag vor allem im Bereich des Moralischen, etwa in der Idee der Gerechtigkeit, der Gleichheit, der Menschenliebe. Allerdings wurde gerade nach dem Kriterium der hohen Moral (bzw. dessen, was man im 18. Jh. als solche verstand) scharfe Kritik an der Bibel geübt, ganz besonders am Alten Testament (z.B. Hermann Samuel Reimarus [1694-1768] und seine moralisierende Betrachtung der Erzvätergeschichten in seiner „Apologie“, die erst 1978 (!) vollständig publiziert wurde, nachdem Lessing nur „Fragmente eines Ungenannten“ zugänglich gemacht hatte). Mit seinen schroff verurteilenden „detektivischen“ Ausführungen (wonach z.B. → Isaak
2.4.4. Romantik. Die Romantik des 19. Jh.s mit ihrer Verehrung des Ursprünglichen, Einfachen und Volkstümlichen hat teils im Gegenschlag zur Aufklärung und deren dürrem Begriffsidealismus, teils aber auch in Fortführung von deren Frageintentionen der rein historischen Betrachtung der Tradition und damit auch der Bibel, Bahn gebrochen. Es entstand ein differenziertes ideographisches Wahrnehmungsvermögen, z.B. bei Johann Gottfried Herder in seinem Wissen um den Unterschied der je besonderen Zeiten und Völker. Diese Individualisierung der „Volksseelen“ verband sich einerseits mit einer großen Verehrung des Ursprünglichen, noch Unverdorbenen, von aller Kultur und Zivilisation Unberührten, Natürlichen und Menschlichen; andererseits schwelgte man im Gefühl geistlichen Fortschritts und glaubte, Gottes Pädagogik in der Weltgeschichte erkennen zu können. Mit diesem sich anbahnenden „rein“ historischen Denken war die Entdeckung und Auslotung der Kategorie des individuellen Autors verknüpft. Man erkannte, dass jede Schrift durch das geistige Erleben eines Individuums einen bestimmten Aussagewillen hat und in einer singulären Gedankenwelt abgefasst ist. Die großen Individuen wurden als Genies verehrt. Alles Dogmatische, alles verstiegen Philosophische sollte abgestreift und das wahre Leben dieser reinen Seelen freigelegt werden. Der wichtigste Theoretiker der neuen „Autor-Hermeneutik“ ist Daniel Ernst Friedrich Schleiermacher. Schleiermacher unterscheidet zwischen zwei verschiedenen Grundformen des Verstehens: Das grammatische Verstehen versucht Unklarheiten durch komparativisches Verstehen zu beseitigen, d.h. sprachliche Äußerungen durch philologische Analyse objektiv und intersubjektiv nachvollziehbar auf ihre Struktur hin zu beleuchten. Von ganz anderer Natur ist das psychologische Verstehen; es erfordert ein Sich-Hineinversetzen in den Autor. Ein Genie kann nur von einem kongenialen Geist verstanden werden. Deswegen ist nach Schleiermacher nicht jedem jedwedes Verstehen möglich; zwar gibt es verwandte Seelen, die einander ohne weiteres verstehen; in anderen Fällen ist es aber auch möglich, dass einem Leser ein bestimmter Autor verschlossen bleiben muss. Mit dieser Konzeption von kongenialem Verstehen als Hineindenken und Hineinleben in die individuelle Persönlichkeit des Autors entdeckt Schleiermacher, dass es ein Moment des methodisch nicht Berechenbaren im Verstehen gibt. Er gesteht zu, dass nicht allein durch grammatische Erschließung oder durch „Zusammenstellung und Abwägung minutiöser geschichtlicher Momente“, sondern durch „das Erraten der individuellen Kombinationsweise eines Autors“ psychologisches Verstehen ermöglicht wird. Diese sich im unsicheren Bereich bloßen Erahnens und Erratens bewegende Interpretation ist „mehr divinatorisch“ und entsteht dadurch, „daß der Ausleger sich in die ganze Verfassung des Schriftstellers möglichst hineinversetzt“ (Schleiermacher, 318f.). Weil jedes tiefere Verstehen auf das Wagnis angewiesen bleibt, Intentionen und Motive des Autors erahnen und auch erraten zu können, muss man von vornherein davon ausgehen, „daß sich das Mißverstehen von selbst ergibt und das Verstehen auf jedem Punkt muß gewollt und gesucht werden“ (Schleiermacher, 92). Dazu bedarf es eines individuellen Erkenntnisorgans, des „Sinns und Geschmacks“, die allein bestimmte Wirklichkeitsbereiche erfassen können. Nach dieser Sicht ist eine Spezialisierung auch in der Bibelwissenschaft unvermeidlich; auch für den Laien, der wenig von der Seele des Autors weiß, ist die Bibel – wie jede wertvollere Literatur – nicht leicht erschließbar. Es genügt nicht, Objektives zu rekonstruieren, man muss auch Subjektives psychologisch nacherleben.
2.4.5. Historismus. In die nahezu entgegengesetzte Richtung verlief die Entwicklung der Hermeneutik an den Universitäten. In Konkurrenz zur aufkommenden Naturwissenschaft suchten auch die geistesgeschichtlichen Disziplinen, ihr Daseinsrecht im Konzert der Fakultäten zu rechtfertigen. Der Historismus des 19. Jh.s stellte die Einsicht in die jeweils historisch sehr unterschiedlichen Vorstellungswelten vergangener Zeiten ins Zentrum der Forschung. Der Historiker Leopold von Ranke entwickelte aus seiner Forschungspraxis heraus die folgenden theoretischen Postulate: Historische Forschung muss grundsätzlich unparteiisch sein, der Ausleger muss seine eigenen Wertüberzeugungen vollständig hintansetzen und sich ganz und gar auf den Standpunkt seiner Quellen begeben. In solcher Betrachtung treten die Unterschiede der Zeiten und die garstigen Gräben der völlig anderen Denkarten deutlich hervor.
Die moderne westliche Bibelwissenschaft entstand seit dem 16. Jh. über mehrere Jahrhunderte als Verbindung von Motiven aus Reformation, Humanismus, Aufklärung, Romantik und Historismus und erreichte ihren Höhepunkt im 19. und 20. Jh., nicht zuletzt an deutschsprachigen Universitäten in Gestalt von Forschern wie → Julius Wellhausen
Für die biblisch-theologische Frage nach der Einheit der Testamente hatten die Entwicklungen der Neuzeit erhebliche Konsequenzen: Die Erhebung des einen, wahren, d.h. des ursprünglichen Sinnes des Textes zu seiner Entstehungszeit (Textkritik, Literarkritik, Redaktionsgeschichte [→ historisch-kritische Bibelauslegung
2.5. Gegenwärtige Modelle Biblischer Theologie
Die auf Exegese basierten gegenwärtigen Modelle Biblischer Theologie werden vor allem von Alttestamentlern vorangetrieben (die ihre eigene Disziplin im Rahmen der theologischen Fakultäten legitimieren müssen); sie gehen von der Eigenständigkeit des Alten Testaments aus, führen es aber unter verschiedenen Gesichtspunkten über thematische Grundpfeiler (wie z.B. das Erste Gebot, W.H. Schmidt) historisch und sachlich mit dem Neuen Testament zusammen. Aber auch viele Neutestamentler entdecken und betonen, dass man die Botschaften des Neuen Testaments nicht ohne ihre enge Anbindung an das alttestamentliche Erbe verstehen kann. Man kann betonen, das Alte Testament enthalte explizite oder implizite → Verheißungen, die über es selbst hinausverweisen und sich in Jesus Christus und in der neutestamentlichen Botschaft „erfüllen“ (bes. → Zimmerli
3. Der systematisch-theologische Zusammenhang
Die Frage nach der inneren Struktur der Bibel aus zwei Teilen spielt in allen Bereichen der materialen Dogmatik eine weichenstellende Rolle. Man kann vier Grundtypen eines dogmatischen Vorverständnisses unterscheiden, das zu jeweils völlig verschiedenen Modellen einer Gesamtbiblischen Theologie führt: Modelle, die das Alte Testament negativ sehen, Konzepte, die das Alte Testament teilweise positiv, teilweise negativ sehen, Entwürfe, die das Alte Testament eindeutig positiv sehen und Denkansätze, die den Eigenwert des Alten Testaments herausstellen und ihm eine selbstständige Rolle bei der Suche nach der angemessenen Theologie zuweisen.
1. Negative Bewertung des Alten Testaments („antithetisches Modell“). Als klassischer Fall der dogmatischen Abwertung des Alten Testaments kann Marcion gelten, der im Alten Testament einen anderen Gott als den Gott Jesu bezeugt sieht. Auch das orthodoxe Luthertum setzt das Neue Testament als Evangelium gerne schärfer vom Alten Testament als dem Gesetz ab. Bultmann hat (teilweise) mit seiner Einordnung des Alten Testaments als „Dokument des Scheiterns“ diese negative Sicht befördert.
2. Differenzierte Bewertung des Alten Testaments. Teils negative, teils aber auch positive dogmatische Bewertungen ergeben sich aus bestimmten Argumentationsfiguren: Wenn sich die Erkenntnis Gottes historisch entwickelt, dann haben die Ereignisse der Heilsgeschichte sowie die traditionsgeschichtlichen Vorstufen der Fülle in Christus doch noch einen bleibenden Wert. Das Christuszeugnis bleibt auf die Sprachmöglichkeiten des Alten Testaments angewiesen (z.B. Messias, Stellvertretung, Sühnetod, bessere Gerechtigkeit). Das Verständnis, das z.B. W. Zimmerli und der frühere Verfasserkreis des Biblischen Kommentars zu Grunde legten, beruht auf der Einschätzung, dass das Alte Testament eine Weissagung der Offenbarung Christi enthalte (was jüdische Denker bestreiten würden) oder doch zumindest eine Strukturanalogie des Menschen- und Gottesbildes. Dogmatisch ist auch denkbar, dem Alten Testament noch insofern normative Gültigkeit zu verleihen, als es vom Neuen Testament impliziert und autorisiert wird (Hübner, Gunneweg).
3. Positive Bewertung des Alten Testaments. In der reformierten Tradition dagegen wird das Alte Testament als Gesetz der Heiligung des Alltags traditionell sehr positiv aufgenommen. Das Alte Testament ist das Dokument der entscheidenden Bundesschlüsse (Schöpfung, Noah, Abraham, Sinai) Fundament der weltweiten → Theokratie
Einen starken Impuls zur dogmatisch-theologischen Aufwertung des Alten Testaments haben Exegeten gegeben: „Das Alte Testament muss für ChristInnen und die christliche Theologie, ja letztlich für den christlichen Glauben denselben theologischen Rang haben, den es im Neuen Testament hat, den es also für Jesus und für die Verfasser und Verfasserinnen der (meisten) neutestamentlichen Schriften hat.“ (Crüsemann, 2011, 27f.). Die neuere neutestamentliche Wissenschaft leitet dazu an, das Neue Testament überhaupt nicht als Dokument einer neuen Religion zusehen, sondern ganz als Teil des alttestamentlich-jüdischen Traditionsgutes (K. Wengst).
4. Der praktisch-theologische Zusammenhang
Biblische Theologie hat zahlreiche Auswirkungen auf nahezu alle Felder des kirchlichen Handelns: Religionspädagogik (z.B. Baldermann), Liturgik (Psalmengebet, in welcher Auswahl, Schriftlesung), Homiletik (welche Texte werden als Grundlage der Verkündigung aufgenommen), Poimenik und Diakonie (vgl. Oeming), deren Potentiale noch nicht ausgelotet sind, sondern zukünftiger Forschung harren.
5. Kritik und neue Perspektiven
Die Versuche, eine Biblische Theologie zu entwerfen, sind nicht unwidersprochen geblieben. Gegenüber der Suche nach Verbindungslinien wurde die Forderung nach religionsgeschichtlichen Differenzierungen und grundsätzlicher Trennungen erhoben. Dabei wird darauf verwiesen, dass der biblische Kanon aus historisch-kritischer Sicht ein dogmatisches Konstrukt des 4. Jh.s n. Chr. ist, das auch mit machtpolitischen Verhältnissen der Zeit zu tun hat und daher nicht allzu viel über den wirklichen sachlichen Zusammenhang dessen, was da zusammengestellt wurde, besagt. Zudem ist der Umfang und die Ordnung des → Kanons
Die kritischen Einwände müssen ernst genommen werden und dürfen nicht leichthin überspielt werden. Die Perspektive für die weitere Forschung kann nur sein, die Gemeinsamkeiten der biblischen Traditionen noch weiter und präziser zu erforschen, dabei aber auch die Spannungen und sogar den Streit innerhalb des Kanons selbst nicht zu verdecken, sondern freizulegen und theologisch mit einzuholen. Der Kanon hat theologische Dauerreflexion institutionalisiert.
Zudem ist die gegenwärtig stark beachtete Frage breit zu erörtern, welche Rolle der Septuaginta und ihrer Theologie (bzw. ihren Theologien) als Verbindungsbrücken zukommt. Als jüdische Übersetzung hat sie vorchristlich schon entscheidende Weichen gestellt.
6. Zusammenfassende Übersicht (Klaus Koenen)
Vereinfacht lassen sich folgende Modelle unterscheiden:
1. Antithetisches Modell. Das seit Marcion immer wieder vertretene Modell sieht Altes und Neues Testament in einem Gegensatz. Dabei besteht das Anliegen dieses Modells darin, das Christusgeschehen ins Zentrum zu rücken und das qualitativ Neue des Neuen Testaments hervorzuheben. Dies geschieht jedoch einseitig auf Kosten des Alten Testaments (→ Antijudaismus
2. Synthetische Modelle. Die synthetischen Modelle wollen den positiven Wert des Alten Testaments würdigen. Das Neue Testament ersetzt das Alte nicht, sondern ergänzt es.
2.1. Allegorisches Modell. Beide Testamente werden von diesem im antiken und mittelalterlichen Christentum verbreiteten Modell als Offenbarung des einen Gottes verstanden. Dem Alten Testament wohnt ein tieferer, den Autoren nicht notwendig bewusster Sinn inne (sensus plenior), der zeigt, dass das Alte Testament von Christus handelt und mit dem Neuen übereinstimmt (→ christliche Bibelauslegung
2.3. Heilsgeschichtliches Modell. Nach diesem Modell besteht die Relevanz des Alten Testaments darin, dass hier von Gottes Handeln in der Geschichte erzählt wird: Dieses Handeln und mit ihm die Geschichte laufen auf ein Ziel zu, nämlich Jesus Christus. Das Alte Testament stellt insofern die Voraussetzung des Neuen dar. Problematisch ist an diesem Modell z.B., dass das Alte Testament nicht nur aus Geschichtsbüchern besteht (→ Weisheit
2.4. Traditionsgeschichtliches Modell. Dieses Modell verlagert den Blick von der Geschichte auf die Geistesgeschichte und sieht die Einheit der Testamente in einem sie gleichermaßen durchziehenden Prozess, in dem alte theologische Traditionen immer wieder aktualisiert worden sind. Inneralttestamentlich zeigt sich dieser Prozess z.B., wenn der Alte Exodus zum Neuen Exodus weitergedacht wird (→ Deuterojesaja
2.5. Verheißung – Erfüllung. Dieses Modell sieht den Wert des Alten Testaments darin, dass es Christus als Messias ausweist (→ Verheißung – Erfüllung
3. Differenzierendes Modell. Dieses Modell will der Vielfalt der alttestamentlichen und der neutestamentlichen Texte und ihrer historisch-kritisch erhobenen Aussagen gerecht werden. Es konstatiert, dass es zwischen beiden Testamenten einerseits Übereinstimmungen, andererseits Differenzen gibt. Schon im Neuen Testament selbst werden Teile des Alten Testaments abgelehnt (z.B. die → Speisegebote
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- Gerstenberger, E.S., Enemies and Evildoers in the Psalms: A Challenge to Christian Preaching, Horizons in Biblical Theology 4/5 (1982/83) 61-77
- Gerstenberger, E.S., Warum und wie predigen wir das Alte Testament?, in: B. Jendorff / G. Schmalenberg (Hgg.), Evangelium Jesu Christi heute verkündigen (Gießener Schriften zur Theologie und Religionspädagogik), Gießen 1989, 33-45
- Greidanus, S., The Necessity of Preaching Christ also from Old Testament Texts, Calvin Theological Journal 34 (1999), 188-197
- Gunneweg, A.H.J., Über die Prädikabilität alttestamentlicher Texte (1968), in: ders., Sola scriptura. Beiträge zu Exegese und Hermeneutik des Alten Testaments, Göttingen 1983, 159-183
- Hertzsch, K.-P., Christliche Predigt über Texte aus dem Alten Testament, Berliner Theologische Zeitschrift 14 (1997), 3-13
- Klink, E.W. / Lockett, D.R., Understanding Biblical Theology: A Comparison of Theory and Practice, Grand Rapids 2012
- Klopfenstein, M.A., Erwägungen zur Predigt alttestamentlicher Texte, in: W. Dietrich (Hg.), Leben aus dem Wort. Beiträge zum Alten Testament (Beiträge zur Erforschung des Alten Testaments und des antiken Judentums 40), Bern 1996, 297-308 (im gleichen Band enthalten sind Predigten über: Jes 9,1-6: Vom Licht in der Finsternis (319-322), Psalm 24: Von Hoffnung und Erfüllung (313-318); Jes 42,1-4: Das Recht des Schwachen (309-312)
- Kutsch, E., „Ich will meinen Geist ausgießen auf deine Kinder“. Jes 44,1-5: Zu Auslegung und Predigt, in: ders., Kleine Schriften zum Alten Testament (BZAW 168), Berlin / New York 1986, 157-168
- Lawrence, M. / Schreiner, Th.R., Biblical Theology in the Life of the Church: A Guide for Ministry, Wheaton 2010
- Möller, Chr., Von der Schwierigkeit, „homiletisch“ zu predigen und der besonderen Schwierigkeit, alttestamentliche Texte zu predigen (Wechselwirkungen 3), Waltrop 1991
- Oeming, M., Altes Testament und Tiefenpsychologie. Aufklärung oder Freudsche Fehlleistung?, ThLZ 120 (1995), 107-120
- Oeming, M., Das Alte Testament als Grundlage der Diakonie, in: H.D. Neef (Hg.), Predigt und Seelsorge (FS R. Landau), Stuttgart 2006
- Oeming, M., Das Alte Testament als Buch der Kirche? Exegetische und hermeneutische Erwägungen am Beispiel der Erzählung von Elija am Horeb (I Kön 19), alttestamentlicher Predigttext am Sonntag Okuli, Theologische Zeitschrift 52 (1996), 299-325
- Oeming, M., Exegese und keine kirchliche Praxis, Krise der Predigt alttestamentlicher Texte, in: M. Oeming / W. Boës (Hgg.), Alttestamentliche Wissenschaft und kirchliche Praxis (BVB 18; FS J. Kegler), Berlin 2009, 85-98
- Oeming, M., Das Alte Testament als Seelsorge, in: J. Block / H. Eschmann (Hgg.), Peccatum magnificare. Zur Wiederentdeckung des evangelischen Sündenverständnisses für die Handlungsfelder der Praktischen Theologie (FS Chr. Möller), Göttingen 2010
- Preuß, H.-D., Das Alte Testament in christlicher Predigt, Stuttgart 1984
- Rau, G., Die antijüdisch-antisemitische Predigt, in: R. Rendtorff / E. Stegeman (Hgg.), Auschwitz-Krise der christlichen Theologie. Eine Vortragsreihe (Abhandlungen zum christlich-jüdischen Dialog 10), München 1980, 26-48
- Reingrabner, G., Zur Predigt alttestamentlicher Texte im evangelischen Gottesdienst, in: S., Kreuzer (Hg.), Zur Aktualität des Alten Testaments (FS G. Sauer), Frankfurt u.a. 1992, 291-303
- Sauer, G., Das Alte Testament in der Predigt, Bibel und Liturgie 53 (1980), 82-87
- Schulte, H., In den Tatsachen selbst ist Gott. Die Bedeutung des Alten Testaments für die christliche Verkündigung nach D. Bonhoeffers letzten Briefen, EvTh 22 (1962), 441-448
- Steck, O.H., Gott – Mensch – Tier. Hermeneutische Überlegungen und Predigt zu Psalm 8, in: H.F. Geißer / W. Mostert (Hgg.), Wirkungen hermeneutischer Theologie (FS G. Ebeling), Zürich 1983, 51-64
- Stemberger, G., Psalmen in Liturgie und Predigt der rabbinischen Zeit, in: E. Zenger (Hg.), Der Psalter in Judentum und Christentum (Herders biblische Studien 18), Freiburg 1998, 199-213
- Stollberg, D., Ein „unmöglicher“ Text? Zur Predigt über schwierige biblische Texte, Pastoraltheologie 86 (1997), 284-294
- Stuhlmacher, P., Zur Predigt an Karfreitag, in: C. Breytenbach / H. Paulsen (Hgg.), Anfänge der Christologie (FS F. Hahn), Göttingen 1991, 447-472
- Westermann, C., Zur Predigt alttestamentlicher Texte, in: R. Landau (Hg.), Das mündliche Wort. Erkundungen im Alten Testament, Stuttgart 1996, 233-242
- Wolff, H.W., … wie eine Fackel. Predigten aus 3 Jahrzehnten. Mit Thesen zur christlichen Predigt alttestamentlicher Texte, Neukirchen-Vluyn 1980
6. Zur Kritik der Biblischen Theologie
- Berger, K., Die Bibelfälscher. Wie wir um die Wahrheit betrogen werden, München 2013
- Gräßer, E., Offene Fragen im Umkreis einer Biblischen Theologie, ZThK 77 (1980), 200-221
- Klumbies, P.G., Israels Vorzüge und das Evangelium von der Gottesgerechtigkeit (WuD NF 18), 1985, 135-157
- Levinson, J.D., Warum Juden sich nicht für biblische Theologie interessieren, EvTh 51 (1991), 402-430
- Lindemann, A., Glauben, Handeln, Verstehen: Studien zur Auslegung des Neuen Testaments, Band 2 (WUNT 282), Tübingen 2011
- Lüdemann, G., Altes Testament und christliche Verkündigung. Versuch der Aufklärung, Springe 2006
- Slenczka, N., Das Verhältnis des Alten und des Neuen Testaments, in: ders., Der Tod Gottes und das Leben des Menschen, Göttingen 2003, 90-109
- Slenczka, N., Die Kirche und das Alte Testament, MJTh 25 (2013), 83-119
- Witte, M., Jesus Christus im Alten Testament. Eine biblisch-theologische Skizze (Salzbuger Exegetische Theologische Vorträge 4), Münster 2013
- Wolter, M., Vielfalt der Schrift und Einheit des Kanons, in: J. Barton / M. Wolter, M. (Hgg.), Die Einheit der Schrift und die Vielfalt des Kanons / The Unity of Scripture and the Diversity of the Canon (BZNW 118), Neukirchen-Vluyn 2003
Abbildungsverzeichnis
- Ekklesia und Synagoge – ein klassisches Beispiel für eine antithetische Leseweise: Die Synagoge erscheint als Jungfrau mit verbundenen Augen, gebrochener Lanze und zu Boden geworfener Krone, weil sie den Sinn des AT nicht erkennen würde und als auserwähltes Volk von der Kirche substituiert worden sei, die allein in Christus den wahren Sinn des AT vom NT her aufschließen und so triumphieren könne (Südportal des Straßburger Münsters). © public domain
- Das Neue Testament steht auf den Schultern des Alten – Beispiel für eine Leseweise, die das Alte Testament als Grundlage wertschätzt (Bamberger Dom, um 1235). © public domain (Foto: Manfred Oeming, 2013)
- Allegorie in der „Bibel aus Stein“ am Wormser Dom (12. Jh.): Der Ausschnitt gibt ein Musterbeispiel für allegorische Entsprechungen zwischen Altem und Neuem Testament: dem Mord Kains entspricht der Kindermord in Bethlehem, dem Austritt Noahs aus der Arche das Hervorgehen Jesus aus der Taufe. © public domain (Foto: Manfred Oeming, 2013)
- Salomo und Jesus mit den Huren: Modell einer Typologie: Salomo ist zwar schon ein guter, weiser König, dem die Armen, konkret die Huren und ihre Kinder, am Herzen liegen, aber Jesus ist der Weltenrichter, dem die Macht über den Kosmos gegeben ist und dem Engel assistieren (im Südportal des Straßburger Münsters). © public domain (Foto: Manfred Oeming, 2012)
- Der Besuch der Königin von Saba bei Salomo wird als „Vorabschattung“ des Besuchs der Hl. Drei Könige bei der Geburt Jesu verstanden (Fenster in der Nordwand des Kölner Doms). © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2012)
- Das Alte Testament bringt Gesetz und Tod, das Neue dagegen Leben und Auferstehung – allerdings durchbricht die Eherne Schlange (rechts) die klare Gegenüberstellung (Holzschnitt von Lucas Cranach, 1529).
- Grundmodelle einer Gesamtbiblischen Theologie. © Manfred Oeming
- Aus dem Alten Testament werden Sünde und Gesetz als Thema ausgewählt und dem Neuen Testament antithetisch gegenübergestellt (1.-.2. Reihe: Sündenfall; Sintflut – Gesetz des Mose – Goldenes Kalb; 3.-4. Reihe: Verkündigung – Jesu Geburt – Darbringung; 12jähriger lehrt im Tempel – Taufe – Bergpredigt; Tympanon über dem Haupteingang des Kölner Doms). © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2014)
- Das Alte Testament als „Vorabschattung“ des Neuen: fromme Ausländer und Könige verweisen auf die Hl. Drei Könige: Hiob – Königin von Saba – Hiskia – Baltasar – Caspar und auf der gegenüberliegenden Seite: Melchisedek (König von Salem) – Witwe von Sarepta – David – Josia – Melchior (Drei-Königs-Portal des Kölner Doms). © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2012)
- Personen des Alten und Neuen Testaments in heilsgeschichtlicher Kontinuität: Adam, Noah, Mose, David, Elia, Joachim (Marias Vater), Johannes der Täufer und auf der gegenüberliegenden Seite: Eva, Abraham, Samuel, Salomo, Elisa, Anna (Marias Mutter), Josef. Im Zentrum zwischen beiden Türen des Portals steht Maria mit dem Jesuskind (Abb. 8; → Himmelskönigin Abb. 6) als Ziel der Geschichte (Haupteingang des Kölner Doms). © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2012)
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