Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: Dezember 2007)

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1. Begriffserklärung

Bilinguen bzw. Trilinguen sind Inschriften, die den gleichen Text in zwei bzw. drei Sprachen bieten. Sind die verschiedensprachigen Versionen auf unterschiedlichen Inschriftenträgern erhalten, spricht man von Komplementärbilinguen (Krecher). Mehrsprachige Inschriften von Herrschern dienen zur Entfaltung der Macht oder zur Bekanntmachung von Dekreten, solche von Vornehmen finden sich im Kontext von Grabmählern. In einem weiteren Sinne gehören zu den Bilinguen auch Zeugnisse einer kulturellen und kultischen Zwei- oder Mehrsprachigkeit wie lexikalische Listen (Cavigneaux) oder Interlinearbilinguen (Krecher).

Älteste Beispiele liefern die sumerisch-akkadischen Wortlisten aus Ebla aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. (Cavigneaux, Cagni). In Mittelmeerregionen, die Keilschrift verwendeten, ergänzte man weitere Sprachen oder ersetzte sie durch im Lande gebräuchliche. Aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. sind neben sumerisch-akkadischen auch hattisch-hethitische (Laroche), hurritsch-hethitische (Haas, Neu), akkadisch-hurritische (Fauconau) Bilinguen rituellen und literarischen Inhalts, sowie sumerisch-akkadisch-hurritisch-ugaritische lexikalische Listen (van Soldt) überliefert. Obgleich es auch Bilinguen aus der klassischen Antike gibt (Il bilinguismo degli antichi), sind für die biblische Umwelt vor allem Bilinguen der Sprachen des Alten Orients von Bedeutung (Friedrich, Streck).

2. Griechisch auf Bilinguen als Schlüssel für die Sprachen des Alten Orients

Die ersten Erfolge bei der Entschlüsselung der ausgestorbenen Sprachen des Alten Orients wurden möglich durch altgriechische Versionen auf mehrsprachigen Inschriften und basieren auf dem Werk des französischen Orientalisten Antoine Isaac Baron Silvestre de Sacy (1758-1838). Den Schlüssel zu den ägyptischen Hieroglyphen lieferte der → Stein von Rosette (Ray, Solé / Valbelle), der neben einer hieroglyphischen und demotischen Version auch eine griechische Fassung desselben Textes enthält. Silvestre de Sacy gelang die Identifikation einiger Eigennamen der demotischen Version. Er war Lehrer von Jean-François Champollion (1790-1832), der die Hieroglypheninschrift des Rosette-Steins entzifferte.

Den Beginn der Entzifferung der altpersichen Keilschrift (Humbach) markierten mittelpersisch-parthisch-griechische Trilinguen der sassanidischen Herrscher (Back) Ardaschir I. (226-241 n. Chr.) und Schapur I. (241-272 n. Chr.). Silvestre de Sacy entzifferte den größten Teil der mittelpersischen Versionen. Georg Friedrich Grotefend (1775-1853) gelang mit Hilfe von Silvestre de Sacys Erkenntnissen und Herodots Angaben über die persischen Könige die Identifikation der Königsnamen Darius und Xerxes in den dreisprachigen (altpersisch-elamisch-babylonischen) Aufschriften der Achämeniden in → Persepolis aus dem 6.-5. Jh. v. Chr. Sir Henry Creswicke Rawlinson (1810-1895) entzifferte die altpersische Fassung der dreisprachigen Inschrift → Darius I. (521-485 v. Chr.) in Bisutun / Behistun (Schmitt, von Voigtlander, Greenfield).

Die Entschlüsselung der babylonischen Keilschrift begann mit der babylonischen Fassung der → Behistun Inschrift (TUAT I, 419-450; Texte der Behistun-Inschrift). Vom Babylonischen ergab sich der Zugang zu anderen Sprachformen des Akkadischen, v.a. zum Assyrischen. Die akkadischen Versionen auf zweisprachigen Texten ermöglichten das Verständnis weiterer in Keilschrift geschriebener Sprachen, nämlich Sumerisch, Elamisch, Hethitisch, Hattisch, Hurritisch und Urartäisch.

3. Mesopotamien

Im 3. Jahrtausend v. Chr. dürften Königsinschriften in Mesopotamien nur einsprachig verfasst worden sein. Es gibt zwar zweisprachig kopierte Inschriften von Sargon I. und Rimusch aus der Dynastie von Akkad (ca. 2300 v. Chr.), doch ist nicht sicher, ob die akkadische Fassung erst im Laufe des Abschreibeprozesses hinzukam. Dagegen sind aus Elam protoelamisch-altakkadische Bilinguen des Königs Puzri-Inschuschinak (ca. 2250 v. Chr.) erhalten. Im Zweistromland setzte man erst ab dem 2. Jahrtausend der sumerischen eine akkadische Fassung hinzu. Von Hammurabi (1792-1750 v. Chr.) und Samsu-iluna (1749-1712 v. Chr.) gibt es Komplementärbilinguen, von Abi-eschuch (1711-1684 v. Chr.), Amiditana (1683-1647 v. Chr.) und Aminisaduqa (1646-1626 v. Chr.) zweisprachige Königsinschriften. Aus mittelbabylonischer Zeit stammen sumerisch-akkadische Inschriften Nebukadnezars I. (1124-1103 Chr.) und eine Weiheinschrift des Adad-apla-iddina (1067-1046 v. Chr.) (Galter).

Bilinguen aus dem 1. Jahrtausend v. Chr. fanden sich abgesehen von einer sumerisch-akkadischen Weiheinschrift des babylonischen Königs Schamasch-schum-ukin (669-648 v. Chr.) aus Sippar und den altpersich-elamisch-babylonischen Inschriften der Achämeniden nur in den Randgebieten des Zweistromlandes. An einem Pass an der irakisch-iranischen Grenze liegt der Fundort der assyrisch-urartäischen Bilingue von Kelischin, auf welcher ca. 800 v. Chr. der urartäische König Ischpuini die Eroberung der nordmesopotamischen Stadt Musasir / Ardini feiert (Benedict). Dessen Nachfolger Rusa I. ließ die Topzaweh-Stele errichten, die 25 km westlich vom Kelischinpass steht und eine Wallfahrt nach Musasir / Ardini memoriert (Galter). Aus dem 8. Jh. v. Chr. stammen 4 Basaltlöwen in Hadattu / Arslan Tasch (Elbistan, Türkei) mit dreisprachigen akkadisch-aramäisch-hieroglyphenluwischen Inschriften des Gouverneurs von Kar-Salmanasser, Ninurta-bel-usur. Mitte des 9. Jh. v. Chr. datiert die Bilingue von Tell Fecherije im Chaburgebiet an der syrischen Grenze zur Türkei. Auf die Vorderseite einer Statue seiner selbst ließ der Herrscher Hadad-jis’i eine assyrische Weiheinschrift meißeln, deren aramäisches Äquivalent auf der Rückseite geschrieben steht. Obwohl beide Fassungen den gleichen Textinhalt bieten wollen, zeigen sich doch Unterschiede im Detail, an denen sich beispielhaft zeigen lässt, wie viel kulturelle Information Bilinguen enthalten können.

3.1. Die beiden Fassungen der Bilingue von Tell Fecherije

Die assyrische Inschrift auf der Vorderseite dürfte der Ursprungstext sein, dessen Übersetzung die aramäische Version auf der Rückseite darstellt (TUAT I, 634-637). Gleich zu Beginn der Weiheinschrift zeigt sich, dass beide Fassungen den Gattungsvorgaben der jeweiligen Sprachgemeinschaft folgen.

Der Anfang der assyrischen Inschrift nennt entsprechend dem akkadischen Formular für Weiheinschriften den Namen des Gottes, dem die Statue geweiht ist: Für Adad. Es folgen Epitheta und der Wohnort des Gottes, darunter das auf die südbabylonische Bewässerungslandwirtschaft zurückgehende Epitheton des Wettergottes Kanalinspektor (sum. gú.gal) von Himmel und Erde und schließlich die Formel für den großen Herrn, meinen Herrn. Erst dann erscheint der Name des Stifters, assyrisiert als Adad-it’i. Er trägt den Titel šakin mati (GAR KUR), eine Stellenbezeichnung in der assyrischen Verwaltungshierarchie, etwa Gouverneur. Der folgende Vatersname enthält dieselbe Titulatur. Nun kommen der Zweck der Widmung und schließlich ihr formelhafter Abschluss hat er geweiht und gewidmet. Der anschließende Satz verbietet einem späteren Herrscher, den Namen Adad-it’is auf der Statue durch den eigenen zu ersetzen, und belegt ihn in einem solchen Falle mit der verbreiteten akkadischen Fluchformel, der Gott sei dessen Gegner (und Richter) im Gerichtsverfahren. An dieses Formular der Weiheinschrift ist ein Anhang angefügt, der nun das Weiheobjekt nennt, die Statue des Adad-it’i, dessen Titulatur und den Zweck der Widmung wiederholt sowie von der Herstellung und Aufstellung der Statue berichtet. Die Inschrift endet mit Flüchen gegen jeden, der den Namen des Stifters von einem Gegenstand des Adadtempels entfernt. Gemäß den beiden ersten Flüchen sollen Adad und seine Gattin Schala dessen Opfer nicht annehmen. Dann folgen zwei Nichtigkeitsflüche, eine aus dem hethitischen und westsemitischen Bereich stammende Fluchgattung, in der das Bemühen dem Misserfolg gegenübersteht: Er möge säen, er möge nicht ernten. 1000 (Maß) möge er säen, (nur) 1 Sutu möge er sammeln. Die Motive der folgenden Flüche stammen ebenfalls aus der Tradition der Nichtigkeitsflüche, sind jedoch schlicht als Wünsche des Misserfolgs formuliert, ohne Erwähnung der Bemühung: 100 Schafe sollen 1 Lamm nicht sättigen (können) … . Den Abschluss macht ein in mesopotamischer Tradition verbreiteter Krankheitsfluch.

Die aramäische Inschrift richtet sich an zwei Stellen nach der Form der Weiheinschrift im aramäischen Sprachbereich. Einerseits beginnt sie mit der Nennung des Objekts, Statue des Hadad-jis’i, an den sich in einem Relativsatz der Vermerk der Aufstellung vor dem Gott anschließt (Leonhard). Andererseits stehen anstelle der assyrischen Fluchwünsche tatsächlich Nichtigkeitsflüche, die dem Misserfolg das nichtige Bemühen voranstellen: 100 Schafe mögen 1 Lamm säugen, aber es soll nicht satt werden … (Steymans 1995). Außerdem lautet die Herrschertitulatur des Hadad-jis’i und seines Vaters König (mlk). Weitere Abweichungen finden sich in den Bezeichnungen des Landes (Guzan / Sikan), der Zufügung aus seiner Hand im Fluch der verweigerten Opferannahme und in einer aramäischen Maßeinheit statt des mesopotamischen Sutu.

Der Vergleich beider Versionen lässt kulturelle Schlussfolgerungen zu:

1. Die Sprachgemeinschaften entwickelten voneinander abweichende Formen von Gattungen. Diese waren so bindend, dass selbst bei dem Bestreben, denselben Inhalt wiederzugeben, erhebliche Abweichungen in den Formulierungen entstanden. Man übersetzte nicht wörtlich in die Zielsprache, sondern in die Form der dem Quellentext in der Zielsprache entsprechenden Gattung.

2. Das sumerische Wort gú.gal („Kanalinspektor“) im Epitheton Adads, assyrisch gugallu ausgesprochen, wird so ins Aramäische übernommen: gwgl. Einen ähnlichen Weg ins Westsemitische müssen andere sumerische Begriffe, wie é.gal > ekallu > hêkal Palast, genommen haben.

3. Ein Herrscher bezeichnete in der Sprache der mesopotamischen Oberherren seine Stellung im Rahmen der assyrischen Hierarchie als šakin mati, im eigenen Land galt er aber als König. Das wirft ein Licht auf die Stellung der letzten Könige von Israel und Juda. → Salmanassar V. (727-722 v. Chr.) nahm → König Hosea von Israel fest, noch bevor er dessen Hauptstadt → Samaria eroberte. Die königslose Stadt wehrte sich drei Jahre lang gegen die Assyrer (2Kön 17,3-5). Hinter dieser eigenartigen Distanz zwischen Hosea und Samaria – er verschanzt sich nicht in der Hauptstadt, deren Widerstand funktioniert ohne König – könnte stehen, dass Hosea als Interessenvertreter Assurs galt. Analog zur Stellung des Hadad-jis’i scheint die Stellung des → Zedekia von Juda. Obgleich ihn 2Kön 24,19; 2Kön 25,2-6 als König tituliert, kommt die Ehrenbezeichnung Knecht Jhwhs in Jer 25,9, Jer 27,6 und Jer 43,10 Nebukadnezar II. von Babylon (604-562 v. Chr.) zu. Gemäß 2Kön 24,17 und Ez 17,13 dürften die Babylonier wie zwei Jahrhunderte zuvor die Assyrer im Chaburgebiet einen lokalen Dynasten mit dem Amt des Gouverneurs betraut haben.

3.2. Die Zweisprachigkeit als kulturelles Phänomen

Die Sumerer hatten zum Schreiben ihrer Sprache die Keilschrift entwickelt, welche hauptsächlich aus Wortzeichen bestand, von denen einige, als Silben gelesen, grammatische Morpheme angeben konnten (→ Schrift). Als während des 3. Jahrtausends v. Chr. semitisch sprechende Volksgruppen in Babylonien (Akkad) und Syrien (Ebla) die sumerischen Keilschriftzeichen annahmen, übernahmen sie administrative und religiöse Formulare und Formeln in sumerischer Schreibweise und fügten bei Bedarf die Morpheme und Lexeme ihrer Sprache als Silben in Keilschriftzeichen hinzu.

Ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. entstand eine eigene Art von gelehrter Zweisprachigkeit in der Tradition und Ausbildung der Schreiber in Mesopotamien (Civil, Vanstiphout, von Soden). Neben lexikalischen und grammatischen Listen (Edzard) kopierte man ein Korpus sumerischer literarischer Texte und Sprichwörter (Hallo) bzw. verfasste Beschwörungen, Hymnen (Krecher) und vor allem die Emesal-Kultlieder (Limet, Steymans 2006) sowie Herzberuhigungs-Klagen oft als Interlinearbilinguen, wobei die akkadische unter die sumerische Zeile geschrieben war. Fragmente von literarischen Texten entdeckte man in zweisprachiger Fassung auf Schülertafeln. In Kleinasien und Syrien schuf man Bilinguen in den regionalen Sprachen. In den Schulen von Ugarit sind zweisprachige (sumerisch-akkadisch, akkadisch-hurritisch) und dreisprachige (sumerisch-akkadisch-hurritisch) Keilschrifttafeln archiviert worden (Milano, van Soldt). Der starke hurritische Einfluss führte dort außerdem zu einer hurritisch-ugaritischen Mischsprache in den Ritualen (Dietrich / Meyer). Im Mesopotamien des 1. Jahrtausends v. Chr. stellte sich das Aramäische neben das Akkadische, so dass die assyrische Verwaltung zum Teil zweisprachig war.

4. Kleinasien

Die Vielzahl der im 2. und 1. Jahrtausend v. Chr. in Kleinasien lebenden Völker und ihrer politischen und kulturellen Kontakte haben zu einer reichen Produktion von Bilinguen geführt (Marazzi). In der Gegend um Hattuscha / Boghazköy lebte eine hattisch sprechende Volksgruppe, bevor die indogermanischen Hethiter dort einwanderten. Deren religiöse Überlieferungen tradierten die Hethiter in hattisch-hethitischen Bilinguen (Laroche 729, 736). Von den Babyloniern übernahmen die Hethiter die Keilschrift. Vasallenverträge mit Herrschern in Syrien, aber auch königliche Dekrete (Laroche 4, 6, 19) entstanden als hethitisch-akkadische Komplementärbilinguen. In Ostanatolien, Nordsyrien und Nordmesopotamien wurde bis ins 12. Jh. v. Chr. hurritisch gesprochen, mit dem das in Bilinguen des 1. Jahrtausends belegte Urartäische verwandt war. Die Religion der Hurriter hatte einen großen Einfluss auf den alten Vorderen Orient. Sie veränderte die hethitische Religion, als diese Elemente aus der hurritischen religiösen Tradition übernahm. So entstanden hurritisch-hethitische Rituale (Haas). Das bedeutendste Beispiel für einen zweisprachigen literarischen Text ist das hurritisch-hethitisch geschriebene Epos der Freilassung (Neu, Otten / Rüster).

Mit dem Hethitischen verwandt war das Luwische, welches neben dem Phönizischen in den Bilinguen von Karatepe (Donner / Röllig, KAI 26, Çambel, Hawkins) aus dem 8. und Cineköy (Lanfranchi) aus dem 7. Jh. v. Chr. geschrieben ist. Noch jünger ist das mit dem Luwischen verwandte Lykische, das in dem lykisch-griechisch beschriebenen Xanthos Obilisken auftaucht. Es handelt sich dabei um ein Pfeilergrab aus dem 5. Jh. v. Chr. Im Areal des Apollotempels von Letoon, nahe bei Xanthos, wurde eine lykisch-griechisch-aramäische Trilingue gefunden. Sie stellt ein Kultdekret des persischen Satraben von Karien und Lykien, Pixodares, aus dem Jahre 358 v. Chr. dar (Metzger). Ebenfalls aus dem 4. Jh. stammt die auf Griechisch und Karisch, eine weitere indogermanische Sprache Anatoliens, beschriebene Bilingue aus Kaunos (Blümel, Frei / Marek).

5. Ägypten

Bilinguen 4

Eine Serie von ptolemäischen Dekreten existiert in Form von Inschriften auf Griechisch, Demotisch und in ägyptischen Hieroglyphen. Die Serie besteht zum einen aus dem Dekret von Kanopus aus dem Jahre 238 v. Chr., von dem zwei Exemplare in Tanis / Ṣān el-Ḥagar entdeckt wurden. Pharaoh Ptolemäus III. Euergetes (247-221 v. Chr.) führt ein Fest zu Ehren seiner Gefährtin Berenike ein. Zweitens gehört dazu das auf zwei Stelen erhaltene Dekret von Memphis, gegeben ca. 216 v. Chr. durch Ptolemäus IV. (221-203 v. Chr.), und drittens der Stein von Rosette mit seiner 196 v. Chr. verfassten Inschrift des Ptolemäus V. (203-198 v. Chr.), die auch noch auf der Stele von Nubajra existiert.

Ältere mehrsprachige Texte mit einer Hieroglyphenversion bieten Stelen des Perserkönigs → Darius I. in Suez und Susa. Allerdings sind die Hieroglyphen auf der ansonsten altpersisch, elamisch und babylonisch beschriebenen Stele aus Suez nur fragmentarisch erhalten und die ägyptischen Abschnitte in Susa weichen inhaltlich von der altpersisch-elamisch-babylonischen Trilingue ab (Humbach).

In hellenistischer und römischer Zeit wurde in Ägypten neben demotisch auch aramäisch, griechisch und schließlich koptisch geschrieben. So zeichnete sich auch der private Bereich durch Zweisprachigkeit aus (Gallo).

6. Religionsgeschichtlich interessante Bilinguen

Obwohl sie geographisch und zeitlich außerhalb des Bereichs liegen, der die biblische Umwelt direkt betrifft, seien noch zwei Bilinguen erwähnt, die auf die Religionsgeschichte des Alten Orients ein interessantes Licht werfen. Eine punisch-etruskische Komplementärbilingue aus Italien belegt, dass man in Italien die phönizische Göttin Astarte kannte und mit einer einheimischen Gottheit gleichsetzte. Eine aramäisch-griechische Inschrift des indischen Königs Asoka aus Afghanistan zeigt, dass buddhistisches Gedankengut in den biblischen Sprachen Aramäisch und Griechisch verbreitet wurde.

6.1. Die Goldbleche von Pyrgi

1964 entdeckte man bei Ausgrabungen eines Heiligtums in Pyrgi / Santa Severa, des Hafens der südetruskischen Stadt Caere, drei hauchdünne, rechteckige Goldbleche, zwei davon in etruskischer und eines in phönizisch / punischer Sprache beschrieben. Auf einem Goldblech steht eine längere etruskische und auf einem anderen Goldblech die entsprechende punische Inschrift. Beide haben einen ähnlichen Inhalt, ohne jedoch identisch zu sein. Es handelt sich um die Weiheinschrift des Königs von Caere, Tefarie Velianas, für die phönizische Göttin Aschtaret und die etruskische Uni aus dem 5. Jh. v. Chr. Der Herrscher von Caere wird in der punischen Inschrift als mlk (König oder Herrscher), in der etruskischen als zilac (Fürst oder Tyrann) angesprochen. Die kürzere etruskische Inschrift auf einem weiteren Goldblech hat kein punisches Gegenstück (Pfiffig, de Simone).

6.2. Die Inschriften des Asoka

An einer Felswand westlich von Kandahar im südlichen Afghanistan wurde 1957 eine griechisch-aramäische Bilingue des indischen Königs Asoka (Piodasses / Piyadassi 269/268-232 v. Chr.) gefunden (Pugliese Carratelli / Garbini). Er gehörte der Maurya-Dynastie an, die durch Heirat mit den Seleukiden verbunden war und Gebiete des heutigen Afghanistan und Belutschistan beherrschte. Seinen Übertritt zum Buddhismus ließ Asoka überall in seinem Reich durch Edikte bekannt machen. Darin hielt Asoka die Grundzüge seiner Politik fest, die gemäß der Lehre (griech. eusebeia „Frömmigkeit“, aram. qšjṭh „Wahrheit“) des Buddha Mitleiden mit allen Lebewesen praktizierte und deshalb das Töten unterließ. Im Rahmen seiner verschiedenen Inschriften nannte er die benachbarten Regenten im Westen: den Seleukiden Antiochos II. (261-246 v. Chr.), Herrscher von Syrien bis Baktrien, Ptolemaios II. von Ägypten (285-247 v. Chr.), Antigonos II. Gonatas von Makedonien (278-239 v. Chr.), Magas von Kyrene (300-258 v. Chr.) sowie Alexander II. von Epirus (272-258 v. Chr.). Der König nahm für sich in Anspruch, die Lehre Buddhas in den Ländern am Mittelmeer verbreitet zu haben (Davary / Humbach).

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  • Vanstiphout, Herman L.J., The Twin Tongues. Theory, Technique, and Practice of Bilingualism in Ancient Mesopotamia, in: H.L.J. Vanstiphout (Hg.), All Those Nations … . Cultural Encounters within and with the Near East (FS H. Drijvers; COMERS/ICOG communications 2), Groningen 1999, 141-159.
  • Voigtlander, Elizabeth N. von, The Bisitun inscription of Darius the Great, Babylonian version (The Babylonian versions of the Achaemenian inscriptions, texts 1; Inscriptions of Ancient Iran, vol. 2, texts 1; Corpus inscriptionum Iranicarum;

Abbildungsverzeichnis

  • Der Stein von Rosette. © public domain
  • Die Behistun-Inschrift. © Kieler Bilddatenbank Naher Osten (Foto: Rüdiger Bartelmus, 2001)
  • Der Obelisk von Xanthos. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2006)
  • Demotisch-griechisches Ostrakon. © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz

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Abbildungen

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