Brot (AT)
(erstellt: Mai 2007)
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Das hebräische Wort לֶחֶם læḥæm bedeutet nicht nur Brot, sondern bezeichnet – wie schon in → Ugarit
1. Brot im alten Israel
1.1. Getreidearten
Brot wurde in aller Regel aus Gerste (śə‘orāh) oder Weizen (ḥiṭṭāh) gebacken, den beiden wichtigsten Getreidearten im alten Israel. Allerdings werden im Alten Testament, wenn von Brot die Rede ist, nur selten Angaben über das verwendete Mehl gemacht. → Elisa
1.2. Zubereitung
Die Brotzubereitung war meist die Aufgabe der Frauen jedes einzelnen Hauses (Gen 18,6
Das zu Mehl (qæmaḥ) oder Grieß (solæt) gemahlene Getreide (→ Mühle / mahlen
Die aus dem Teig geformten Fladen konnten auf heißen Steinen oder direkt auf Kohlen bzw. Glutasche gebacken werden (1Kön 19,6
1.3. Brotsorten
Das Alte Testament unterscheidet begrifflich nicht nur zwischen gesäuertem und ungesäuertem Brot, sondern auch zwischen verschiedenen Brotformen und Brotgrößen. Neben dünnen Fladen (רָקִיק rāqîq; Lev 8,26
2. Die Bedeutung des Brotes im Alten Testament
2.1. Brot als Grundnahrungsmittel
„Brot und Wasser“ bezeichnen die elementarsten Grundnahrungsmittel (Gen 21,14
„Brot“ gilt als Mindestlohn (1Sam 2,36
2.2. Brot und die Beziehung zwischen Mensch und Gott
2.2.1. Brot als Gabe Gottes für Mensch und Tier
Letztlich ist es Gott, der Mensch (Gen 28,20
2.2.2. Brot als Opferterminus
Der Geruch des Opfers – auch und gerade des fleischlichen Opfers – kann als „Brot / Speise des Feueropfers für Jhwh“ bezeichnet werden (לחם אשה ליהוה; Lev 3,11
2.2.3. Brotriten im Festkalender
Der Festkalender Israels richtet sich zu einem wesentlichen Teil nach der Getreideernte und ist dementsprechend auch von Brotriten bestimmt. Zentraler Inhalt des Mazzot-Festes, das mit dem → Passa-Fest
Der durchlaufenden Sieben-Tage-Woche entspricht die wöchentliche Erneuerung der → Schaubrote
2.3. Brot und Beziehungen zwischen Menschen
Gemeinsam Brot zu essen bekräftigt eine Gemeinschaft (Ex 18,12
Exkurs: Zur Bedeutung des Brotes in den Samuelbüchern
In den → Samuelbüchern
1. Der Abstieg des Priestergeschlechts der Eliden (→ Eli
2. Ursprünglich will Saul den Propheten Samuel für eine Dienstleistung mit Brot oder Silber bezahlen (1Sam 9,7f
3. Das Verhältnis des Hauses Davids zum Haus Sauls wird ebenfalls durch Brotgaben mit symbolischer Bedeutung veranschaulicht, was nicht zuletzt durch Davids Herkunft aus Bethlehem („Haus des Brotes“) angeregt sein dürfte. Bereits die erste Begegnung Davids und Sauls wird dadurch vorbereitet, dass → Isai
4. Das prophetische Wort im Lobgesang der Hanna „Die Satten werden um Brot dienen müssen, und die Hungrigen werden genug haben“ (1Sam 2,5
3. Die symbolische und metaphorische Bedeutung von Brot
3.1. Brot als Zeichen von Unheil und Heil
Von der gemeinschaftsstiftenden Funktion des Brotes sind mehrere metaphorische Wendungen abgeleitet. „Brot des Elends“ (Dtn 16,3
3.2. Brot und Backofen als Traumbild und Metapher
Sowohl verschiedenes Gebäck als auch der Vorgang des Backens kann als Metapher für Menschen gebraucht werden. → Josef
Der brennende Backofen eines Bäckers dient in Hos 7,4
Als Symbol für den bevorstehenden langen Ägyptenaufenthalt der Israeliten begegnet ein Backofen in der Theophanievision Abrams in Gen 15,17
3.3. Brot und Wort Gottes
Nach Gen 2,16f
Es liegt auf derselben Linie, dass nur das Wort Gottes selbst für das Leben noch wertvoller sein kann als das Brot (Am 8,11
4. Wirkungsgeschichte: Jesus und das Brot im Neuen Testament
4.1. Brotbrechen und Abendmahl
Im Judentum wird das Brot als Gottes Geschenk bei jeder Mahlzeit gewürdigt, indem folgender, Ps 104,14
Diesen jüdischen Brauch des Brotbrechens und des dazugehörigen Segens hat auch Jesus gepflegt (Mk 6,41
Mit der Bedeutung des Brotes als Grundnahrungsmittel (Mk 8,14ff
4.2. Brotwunder
Gegenüber der Brotvermehrung → Elisas
4.3. Jesus als Brot des Lebens
In den Ostergeschichten des Lukas- und des Johannesevangeliums gilt das Brotbrechen bzw. Brotgeben Jesu als wichtiges Erkennungszeichen und damit als Brücke zur nachösterlichen Gemeinde (Lk 24,30f
Exkurs: Die 154 Fische in Joh 21 als Verweis auf das Brot des Lebens
Die rätselhafte Zahl der 153 Fische, welche die Jünger Jesu nach Joh 21,11
Die insgesamt 154 Fische lassen sich in diesem Zusammenhang deuten als verschlüsselte Antwort auf die Frage der Jünger „Wer bist du?“. Diese sollte lauten wie das erste „Ich-bin-Wort“ des Johannesevangeliums: „Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh 6,35
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Reallexikon für Antike und Christentum, Stuttgart 1950ff
- Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Tübingen 1957-1965
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff (Stichwort: לחם)
- Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
- Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Freiburg i.Br. 1993-2001
- Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998ff.
- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
2. Weitere Literatur
- Berger, K., Manna, Mehl und Sauerteig, 1993
- Dalman, G., Arbeit und Sitte in Palästina. Bd. IV: Brot, Öl und Wein, 1935 (= Nachdr. 1964), 1-152; 454-471 (Abb. 1-32)
- Dommershausen, W., Art. לחם, in: ThWAT IV, Stuttgart u.a. 1984, 538-547
- Fechner, K. u.a., Pain, four et foyers des temps passés. Archéologie et traditions boulangères des peuples agriculteurs d´Europe et du Proche Orient, Brüssel 2002
- Kratz, R.G., Die Gnade des täglichen Brots. Späte Psalmen auf dem Weg zum Vaterunser, ZThK 89, 1992, 1-40
- Luz, Ulrich, 1990, Das Evangelium nach Matthäus (EKK I/2), Neukirchen-Vluyn / Zürich
- Limet, H., Pains et fours dans le Proche Orient ancien, in: Fechner u.a., 2002, 37-48
- Mulder-Heymans, N., Archaeology, experimental archaeology and ethno archaeology on bread ovens in Syria, in: Fechner u.a., 2002, 197-221
- Währen, M., Brot und Gebäck im Leben und Glauben des Alten Orients, 1976
Abbildungsverzeichnis
- Bäckereibetrieb: Der Teig wird mit Füßen geknetet (oben links), in Krügen zu einem Tisch gebracht und dort geformt. In Pfanne und Ofen wird das Brot gebacken (Grab Ramses III.; 12. Jh.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Überirdischer Backofen (tannûr). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Unterirdischer Backofen (tannûr) in Megiddo. Aus: G. Schumacher, Tell el-Mutesellim I, 1908, Tafel 40c
- Verschiedene Brotsorten. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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