Bucht von Bet-Schean
(erstellt: Oktober 2016)
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1. Lage
1.1. Grenzen
1.2. Untergliederung
2) Östlich von Bet-Alfa geht die oberste Terrasse fast unmerklich in die zweite Stufe über, die tellerflache Ebene von Bet-Schean, die aus weißgrauem Kalksinter besteht und sich nur geringfügig nach Osten absenkt (auf 110 m unter NN).
3) Die dritte Stufe der Bucht, die Jordanhochterrasse, wird in Aufnahme der arabischen Bezeichnung (el-Ġōr) Ghor genannt. Sie liegt 80-90 m unter der Kalksinterebene und senkt sich nach Osten sanft weiter ab auf 250 m unter NN. Der steile Absturz zu dieser Stufe ist südöstlich von Bet-Schean besonders deutlich, verwischt sich nach Süden immer mehr und entwickelt sich südlich von Sede Trumot zu einem gleichmäßigen Abstieg. Wie in der ganzen Jordanebene ist das Gestein blendend weiß, feinkörnig, salzig und mit Gips durchsetzt.
4) In den Ghor schneidet sich die schmale Jordanniederterrasse, die Jordanaue (Gaon [< גְּאוֹן הַיַּרְדֵּן gə’ôn hajjarden „Stolz des Jordan“, Jer 12,5
1.3. Klima
In der Bucht von Bet-Schean herrschen extreme klimatische Verhältnisse. Der Sommer ist sehr heiß (Mai-Sept. etwa 38° tägl.), und der Winter bietet oft Nachtfrost, der den Anbau subtropischer Pflanzen unmöglich macht. Die Niederschlagsmenge nimmt innerhalb der Bucht von West nach Ost kontinuierlich ab.
1.4. Bewässerung
Der Reichtum der Bucht sind die etwa 40 zum Teil ganzjährig fließenden Quellen mit En Harod (arab. ‛Ēn Ǧālūd, Koordinaten: 1836.2174; N 32° 32' 59'', E 35° 21' 19''
1.5. Straßenverbindungen
→ Bet-Schean
Die Straßen in der Bucht mieden die Sümpfe. So verlief die wichtige Verbindung Richtung Westen in der Eisenzeit von Bet-Schean nach Jesreel an der Süd-Seite der Harod-Ebene (Dorsey, 110-112; T 7). Dafür spricht die Kette der eisenzeitlichen Ortslagen:
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Chirbet er-Richanija / Ḥorvat Riḥan (Koordinaten: 1869.2153; N 32° 31' 51.5'', E 35° 23' 24''
; Steinzeit, Chalk., EZ, pers., röm., byz.), -
Tell eš-Šēch Hasan / Tel Josef (Koordinaten: 1882.2152; N 32° 31' 52'', E 35°24' 13''
; Steinzeit, Chalk., FB I-III, IB, MB II, SB, EZ I und II, pers., hell., röm., byz.), -
Tell el-‘Asī / Tel ‘Amal (Koordinaten: 1926.2123; N 32° 30' 17'', E 35° 27' 06''
; IB, EZ, pers., röm., byz.; → Tel ‘Amal ), -
Tell eš-Šauk / Tel Soka (Koordinaten: 1934.2115; N 32° 29' 51'', E 35° 27' 32''
; Steinzeit, Chalk., FB I, IB, MB II, SB, EZ I und II, pers., hell., byz.), wo sich die Wege nach Bet-Schean und → Tel Rechov (Koordinaten: 1970.2070; N 32° 27' 28'', E 35° 29' 53'' ) trennen.
In römischer Zeit verlief die durch Meilensteine gut belegte West-Straße dagegen von Skythopolis (Name Bet-Scheans in römischer Zeit) aus zunächst 3 Meilen in der Mitte des Tals nach Westen, bog dann aber 1 Meile nach Norden, um schließlich an der Nord-Seite der Ebene weiter nach Westen bis → Megiddo
Nach Osten lassen eisenzeitliche Ortslagen drei Wege von Bet-Schean und Tel Rechov zu verschiedenen Furten des → Jordan
1) Von Bet-Schean aus:
a) Von Bet-Schean ging eine nördliche Route an Tell el-Barta‘ / Tel Huga (Koordinaten: 2005.2136; N 32° 30' 55'', E 35° 32' 14''
b) Der mittlere Weg verlief fast direkt nach Osten über Tell el-Maliha / Tel Eschtori (Koordinaten: 1994.2113; N 32° 29' 43'', E 35° 31' 24''
c) Die südliche Strecke führte über Tell el-Manšija / Tel Nissa (Koordinaten: 1989.2106; N 32° 29' 19'', E 35° 31' 05''
2) Von Tel Rechov aus:
a) Zur Furt Abū Naǧ führt der nördliche Weg über den Jordan. Er geht über Tell er Ra‘jan / Tel Ro‘e (Koordinaten: 1992.2050; N 32° 26' 17'', E 35° 31' 14''
b) Der mittlere Weg verläuft zunächst nach Süden, ehe er nach Südosten biegt. Über Tulūl eṯ-Ṯa’um / Tel Te’umim (Koordinaten: 1968.2055; N 32° 26' 32'', E 35° 29' 39''
c) Die südliche Strecke geht über Tell Maqhuz / Tel Malqoach (Koordinaten: 1966.2012; N 32° 24' 14'', E 35° 29' 34''
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2. Biblische Erwähnungen
Nach Jos 17,11-12
Ri 7,1
3. Geschichte
Die Bucht von Bet-Schean ist die einzige größere Fläche des Jordantals, die schon vor dem 20. Jh. n. Chr. fruchtbar gemacht und bewohnt werden konnte. Die Besiedlung beginnt bereits in der Steinzeit. Im Neolithikum gab es in der Bucht eine Fülle von kleinen Siedlungen (z.B. Tell es-Saf / Tel Zaf [Koordinaten: 2025.2015; N 32° 24' 23'', E 35° 33' 20''
In römisch-byzantinischer Zeit gab es in der Bucht ausgedehnte Be- und Entwässerungsanlagen, von denen jedoch nur noch sehr wenig zu sehen ist. In den Feldern von Mesillot kann man Reste des Aquädukts finden, das das Wasser der Quelle ‘Ēn el-Mdu’a / En Moda (Koordinaten: 1928.2099; N 32° 28' 45'', E 35° 27' 21''
Wein scheint in römisch-byzantinischer Zeit das wichtigste Produkt der Bucht gewesen zu sein. Weinberge überzogen die angrenzenden Hänge, und so wurden hier meist bei römisch-byzantinischen Orten Dutzende von Weinpressen gefunden. In byzantinischer Zeit war die Bucht so dicht besiedelt, dass auch schlechtes Land bewirtschaftet werden musste. Die Pressen waren nicht groß und reichten nur für kleinere Weinberge. Lediglich die Presse von Bet ha-Schitta, 8 km nordwestlich von Bet-Schean, gehörte zu einem großen Landgut oder war öffentlich zugänglich. Möglicherweise gehörte auch Herodes zu den Abnehmern des Weins. Er kam nämlich u.a. deshalb zu seinem Reichtum, weil er Wein und Öl über Caesarea drei Wochen schneller in Rom abliefern konnte als andere Händler.
Noch bis ins Mittelalter finden sich literarische Zeugnisse über eine blühende tropische Landwirtschaft. Die Bucht war berühmt z.B. für guten Wein, Zuckerrohr, Reis, Datteln und Dibs (eingedickter Dattelsaft, der noch heute in Palästina unter diesem Namen zum Süßen verwendet wird). Die Pilgerin Etheria schwärmte: „Auf dieser Reise sah ich am Ufer des Jordans ein sehr schönes und liebliches Tal, reich an Weingärten und Bäumen, weil es dort viele und sehr gute Gewässer gab.“ (Peregrinatio 13,2 in: Donner, 110). Rabbi Simeon ben Lachisch meinte, dass der Eingang zum Paradies, so er sich denn im Land Israel befinden sollte, in der Bucht von Bet-Schean zu suchen sei. Auch arabische Schreiber rühmen die Fruchtbarkeit der Bucht, die vielen Palmen, den Reis, der für ganz Jordanien und Palästina reicht, und den Flachs, aus dem man die besten Matten ganz Syriens machen könne (Le Strange, 410f).
Allerdings weiß man auch um die Probleme des Ortes. Nach Al-Maqdosi (985 n. Chr.) ist das Wasser sehr schlecht und verursacht schwere Verdauungsprobleme. Sehr drastisch formuliert der arabische Geograph Yāqūt ar-Rūmī (1179-1229 n. Chr.): „Baisan leidet an der Pest und ist sehr heiß. Die Bevölkerung ist dunkelhäutig und hat wollene Haare wegen der Hitze. Beisan wurde wegen der vielen Palmen bewundert, doch ich – obwohl ich sehr oft dort war – sah nie mehr als zwei, und diese waren erst noch von der Sorte, die nur alle zwei Jahre Frucht trägt. Die Leute sagen, dies ist ein Zeichen, daß der Antichrist, Al Dajjal, kommt.“ (Le Strange, 411).
Im 14. Jh. gab es in Beisan noch eine jüdische Gemeinde, und Rabbi Estori ha-Parchi verfasste hier 1322 (oder 1314) das erste Werk über die Geographie Palästinas in hebräischer Sprache. Um 1400 errichteten moslemische Bewohner auf Tell el-Ḥoṣn eine Moschee. Danach war die Bucht bis ins 20. Jh. nur ein unbewohntes, malariaverseuchtes Sumpfgebiet.
4. Einige Ortslagen
200 m westlich des Tells fanden sich Reste eines vorgeschichtlichen Ortes. Zum neolithischen Str. III gehören mehrere Gruppen von rechteckigen Häusern, deren Lehmziegelmauern auf Steinlagen gesetzt waren. Das ebenfalls neolithische Str. II ist nur an einigen Stellen vertreten, gleichfalls mit rechteckigen Bauten. Das frühchalkolithische Str. I ist von Rundbauten mit Fußböden aus kleinen Steinen geprägt. Keramik und Flintwerkzeuge stammen aus allen drei Epochen.
120 m östlich des Tells fanden sich Scherben und dürftige Reste eines Fußbodens aus der Mittelbronzezeit I.
150 m östlich des Tells stieß man auf einen großen Friedhof mit ca. 150 Gräbern der Mittelbronzezeit IIA, von denen 10 ausgegraben wurden. Jedes dieser Gräber enthielt nur einen Toten in Hockerstellung. Zu den Grabbeigaben gehörten verschiedene Gefäße, Waffen, nämlich Speerspitzen und ein Dolch, sowie Tierknochen.
Westlich des Tells wurde nur ein Grab gefunden, das vielleicht zu einem weiteren Friedhof gehörte. In ihm lagen u.a. eine Basaltschale mit drei Füßen und ein Kultständer.
Die Neolithische und chalkolithische Siedlung Tell es-Saf / Tel Zaf. Der Tell befindet sich direkt am Jordan auf zwei niedrigen Hügeln, die auf einer Ost-West-Achse nebeneinander liegen und durch einen Sattel verbunden sind, über den heute eine Straße führt (Koordinaten: 2025.2015; N 32° 24' 23'', E 35° 33' 20''
2) Aus der Frühbronze-Mittelbronze-Zwischenzeit stammen über 50 Gräber, die zum Teil in der Spätbronzezeit II und Eisenzeit I wiederverwendet worden sind. Ein Schacht führte steil in die Tiefe und durch eine Öffnung betrat man eine meist runde oder ovale Grabkammer von unterschiedlicher Größe. Eine zweite Öffnung führte zuweilen in eine zweite Kammer. Die Öffnungen wurden meist mit einem großen Stein verschlossen. Über ihnen war häufig eine Nische, in der wohl ein Gefäß stand. In den Kammern befanden sich ähnliche Nischen für Öllampen.
3) Von der Spätbronzezeit II bis in persische Zeit baute man die Gräber etwas anders. Ein rechteckiger Schacht ging nach wie vor senkrecht in die Erde, die Öffnung an seiner Breitseite führte aber über eine Stufe in die tiefer gelegene Kammer, die jetzt länglich war. Die Öffnung wurde von einem Stein verschlossen.
4) In persischer Zeit kommen die Grabengräber auf, die in hellenistisch-römischer Zeit verbreitet sind. In den Fels wurde eine rechteckige, längliche Vertiefung geschlagen, die in der oberen Hälfte verbreitert wurde, so dass rechts und links eine Ablage entstand und sich im Querschnitt ein T-förmiges Profil ergab. Auf die Ablage kamen flache, rechteckige Steine, um das Grab zu verschließen. Zu den neuen Grabungen s. Excavations and Survey in Israel 2010
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Jerusalem 1993 / Suppl. 2008
- Archaeological Encyclopedia of the Holy Land, New York / London 2001
2. Weitere Literatur
- Donner, H., Pilgerfahrt ins Heilige Land. Die ältesten Pilgerberichte christlicher Palästinapilger (4.-7. Jh.), Stuttgart 2. Aufl. 2002
- Dorsey, D.A., The Roads and Highways of Ancient Israel, Baltimore / London 1991
- Edelstein, G. / Feig, N., Art. Tel ‘Amal, in: The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Bd. IV, Jerusalem 1993, 1447-1450
- Feig, N., Burial Caves of the Early Bronze Age IV at Tel ‘Amal, ‘Atiqot 20 (1991), 120-128
- Feig, N., Tel ‘Amal: An Iron Age IIA Settlement and Remains from the Bronze Age and the Ottoman Period, HA-ESI 125 (2013), im Internet
(Zugriff: 17.9.2016) - Garfinkel, Y. / Ben-Shlomo, D. / Freikman M. / Vered, A., Tel Tsaf: The 2004-2006 Excavation Seasons, Israel Exploration Journal 57 (2007), 1-33
- Gaß, E., Die Ortsnamen des Richterbuches in historischer und redaktioneller Perspektive (ADPV 35), Wiesbaden 2005
- Gopher, A., The Flint Industry from Tel Tsaf, Tel Aviv 15/16 (1988/89), 37-46
- Gophna, R. / Sadeh, Sh., Excavations at Tel Tsaf: An Early Chalcolithic Site in the Jordan Valley, Tel Aviv 15/16 (1988/89), 3-36
- Horowitz, Z., An Intermediate Bronze Age Cemetery at Qanat el-Ja‘ar, near ‘En Ha-Naziv, Atiqot 85 (2016), 57-86 (hebr.; engl. Zusammenfassung 108)
- Jericke, D., Regionaler Kult und lokaler Kult. Studien zur Kult- und Religionsgeschichte Israels und Judas im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. (ADPV 39), Wiesbaden 2010
- Karmon, Y., Israel. Eine geographische Landeskunde (Wissenschaftliche Länderkunden 22), Darmstadt 1983
- Le Strange, Palestine under the Moslems. A Description of Syria and the Holy Land from A.D. 650 to 1500. Translated from the Works of the Mediaeval Arab Geographers, London 1890
- Levy, S. / Edelstein, G., Cinq annees de fouilles a Tel ‘Amal (Nir David), RB 79 (1972), 325-367
- Shamir, O., Tel ‘Amal: Loomweights, HA-ESI 125 (2013), im Internet
(Zugriff: 17.9.2016)
Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Bucht von Bet-Schean. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Blick auf die Bucht von Bet-Schean von den Gilboa-Bergen aus. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2001)
- Römische Meilensteine in den Feldern des Kibbuz Ma’oz Chajim. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2001)
- Römischer Meilenstein der Straße von Bet-Schean nach Pella. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2001)
- Zum heutigen Bewässerungssystem in der Bucht von Bet-Schean gehören Kanäle, die Wasser mit unterschiedlichem Salzgehalt führen. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2001)
- Blick auf die Gilboa-Berge von Tel Josef aus. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2001)
- Gräber des Friedhofs von En ha-Naziv. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2001)
- Grabkammer des Friedhofs von En ha-Naziv. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2001)
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