Chirbet el-Qōm (Makkeda)
Andere Schreibweise: Chirbet el-Qom; Ḫirbet el-Qōm; Ḫirbet el-Qôm; Ḫirbet el-Kōm; Ḫirbet el-Kôm; Ḫirbat al-Kōm
(erstellt: April 2018)
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1. Lage und Name
Die Chirbet el-Qōm (Koordinaten: 1465.1045; N 31° 31' 57'', E 34° 57' 48''
2. Identifikation
2.1. Schafir
Ein älterer Vorschlag geht dahin, Chirbet el-Qōm mit dem in Mi 1,11
Der Vorschlag Abels hat insbesondere bei den Archäologen, die auf Chirbet el-Qōm tätig waren, Zustimmung erfahren (Dever 1969-1970, 189; mit Einschränkungen Holladay 1971a, 179). Insgesamt weisen die erheblichen Befunde aus der Eisenzeit II (s.u. 3.2.) jedoch darauf hin, dass sich auf Chirbet el-Qōm während der alttestamentlichen Zeit eine wichtige judäische Stadt befand, was auf Schafir nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zutrifft.
2.2. Makkeda
Daher hat sich der Vorschlag durchgesetzt, die Chirbet el-Qōm mit dem alttestamentlichen Makkeda zu identifizieren (Kellermann 1978; Dorsey 1980). Makkeda spielt eine Rolle in der Erzählung vom Kampf → Josuas
Etwa 600 m nordöstlich von Chirbet el-Qōm liegt die Chirbet Bēt Maqdūm (Koordinaten: 1472.1048; N 31º 32' 06'', E 34º 58' 12''
Gegen die Lokalisierung des alttestamtlichen Orts auf Chirbet el-Qōm wird gelegentlich eingewandt, dass archäologische Reste aus der → Spätbronzezeit
Ein eigenes Problem stellt die Bezeugung des Ortsnamens Makkeda auf aramäischen Ostraka des ausgehenden 4. und frühen 3. Jh.s v. Chr dar. Der Name ist hier als mqdh, häufiger jedoch als mnqdh („Manqedah“) wiedergegeben (HTAT, 504, Nr. 299; 508f, Nr. 317f; Langlois 2012; Porten / Yardeni 2014, xxvi-xxxv und passim; 2016, passim). Die Ostraka stammen aus dem Antikenhandel. Daher ist weder ihre Echtheit noch ihre genaue Herkunft gesichert. Sollten sie tatsächlich „echt” sein, d.h. aus der frühen hellenistischen Zeit stammen, dann dürfte nach dem Inhalt der Texte auch ihre Herkunft aus dem südlichen Palästina als wahrscheinlich angesehen werden. Damit ist nicht gesagt, dass sie von der Chirbet el-Qōm stammen, wie mitunter behauptet wird. Allerdings begnügen sich die Erstpublikationen zu Recht mit dem Hinweis, die Ostraka stammten aus „Idumäa“, wie die Region des südlichen Palästina seit dem 4. Jh. v. Chr. genannt wurde (Lemaire 1996; 2002; Eph‘al / Naveh 1996).
Bei Ausgrabungen auf Chirbet el-Qōm wurden dort aramäisch beschriebene Ostraka des 4./3. Jh.s v. Chr. gefunden (s.u. 3.3.). Auf diesen ist der Ortsname Makkeda jedoch nicht bezeugt. Dafür ist das Toponym auf einem Ostrakon des 7./6. Jh.s v. Chr. aus Chirbet Ġazze / Chorvat ‘Uzzā (Koordinaten: 1658.0686; N 31° 12' 34'', E 35° 09' 56''
3. Geschichte
Nach einer ersten archäologischen Begehung unmittelbar nach dem sogenannten Sechstagekrieg im Jahr 1967 (Kochavi 1972, 60, Nr. 135) wurden zwei zeitlich und vom Umfang her begrenzte archäologische Rettungsgrabungen auf Chirbet el-Qōm Ende 1967 (Dever 1969-1970) und im Jahr 1971 (Holladay 1971a; 1971b; 1992) durchgeführt. Sie lassen die Geschichte des Platzes vom ausgehenden 4. Jahrtausend v. Chr. (spätes Chalkolithikum, Frühbronzezeit I) bis in die frühe hellenistische Zeit (3. Jh. v. Chr.) in Umrissen erkennen.
3.1. Bronzezeit
Über die Anfänge am Übergang vom 4. zum 3. Jahrtausend v. Chr. lässt sich nichts Substantielles sagen, da aus dieser Zeit lediglich etwas Keramik und Kleinfunde vorliegen. Aus der Frühbronzezeit II und III (Anfang bis zweite Hälfte 3. Jahrtausend v. Chr.) sowie aus der Übergangsperiode von der Frühbronzezeit zur Mittelbronzezeit (Ende 3. Jahrtausend v. Chr.) liegen spärliche architektonische Reste vor, die keinen Rückschluss auf die Art der Siedlung zulassen. Die Reste einer aus großen, groben („zyklopischen“) Steinen aufgeschichteten Mauer, die vor allem am westlichen und nördlichen Rand des Platzes erkennbar sind, können zeitlich nicht sicher eingeordnet werden (Keel / Küchler 1982, 787). Möglicherweise stammen sie aus verschiedenen Epochen. Nach den Beschreibungen und einem veröffentlichten Foto (Dever 1969-1970, 191, Plate I:B) ist eine Datierung in die Mittelbronzezeit nicht auszuschließen.
3.2. Eisenzeit
Dagegen ist die → Eisenzeit II
Diese Deutung wird unterstützt durch die Entdeckung von über hundert eisenzeitlichen Gräbern in der Umgebung des Platzes (→ Grab
Bemerkenswert sind die Inschriften, die in den Gräbern angebracht waren (HAE I, 199-211). Für die → Religionsgeschichte Israels / Judas
Insgesamt bietet Chirbet el-Qōm in der Eisenzeit II somit das Bild einer prosperierenden judäischen Landstadt, die augenscheinlich wirtschaftlich und kulturell überregional angebunden war.
3.3. Persische und hellenistische Zeit
Aus der persischen Zeit (5./4. Jh. v. Chr.) sind nur spärliche Siedlungsreste nachgewiesen. Dagegen wurde in der frühen hellenistischen Zeit (Ende 4. Jh. v. Chr.) die Stadtanlage für einige Jahrzehnte wiederaufgebaut, möglicherweise nach dem Muster der Siedlung der Eisenzeit II. Zumindest ist über dem Stadttor der Eisenzeit II ein neues Tor aus dem 4./3. Jh. v. Chr. nachgewiesen. Bei den Ausgrabungen fanden sich auch einige aramäische Inschriften und eine zweisprachig, in Aramäisch und Griechisch verfasste Inschrift. In der Folge wurden über den Antikenhandel bzw. über private Sammlungen mehrere hundert Artefakte mit meist aramäischen Inschriften angeboten, die aus der Gegend von Chirbet el-Qōm stammen sollen (Eph‘al / Naveh 1996; Lemaire 1996; 2002). Jüngere Publikationen gehen davon aus, dass die Herkunft der Fundstücke von der Chirbet el-Qōm als wahrscheinlich anzusehen ist (Lemaire 2004b; 2006). Aus religionsgeschichtlicher Sicht von Interesse ist ein aramäisch beschriebenes Ostrakon, das drei Heiligtümer erwähnt, eines für die früharabische (vorislamische) Göttin ‘Uzzā, eines für die aramäisch-mesopotamische Gottheit Nabû und eines für Jahô (Jhwh) (Lemaire 2004a; 2004b; 2006, 416f; HTAT, 513f, Nr. 338). Allerdings werden ernstzunehmende Zweifel an der Echtheit des Dokuments geäußert (HTAT, 514 Anm. 341). Daher sind Interpretationen, die von der Existenz eines Jhwh-Heiligtums zumindest in der Gegend von Chirbet el-Qōm (Lemaire 2004a) oder gar auf Chirbet el-Qōm selbst ausgehen (Lemaire 2004b; 2006; Hensel 2016, 211f), mit Vorbehalt zu betrachten. Zumindest wurden bei den Grabungen auf der Ruinenstätte keine Reste entdeckt, die auf ein Heiligtum oder gar auf mehrere schließen lassen.
Literaturverzeichnis
Datenbank Ortsangeben der Bibel (odb)
1. Lexikonartikel
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Jerusalem 1993
2. Weitere Literatur
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Abbildungsverzeichnis
- Eine Inschrift aus einem Grab von Chirbet el-Qōm nennt sowohl Jahwe als auch „seine“ Aschera und zeigt zudem eine Hand (8./7. Jh.). Aus: O. Keel / Chr. Uehlinger, Götter, Göttinnen und Gottessymbole (QD 134), Freiburg, 5. Aufl. 2001, Abb. 236; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
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