Chronik / Chronikbücher
(erstellt: April 2007)
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1. Inhalt und Gliederung
Der Zeitraum, über den die Chronik berichtet (unter Auslassung der Exilsereignisse), endet mit dem Machtantritt des achämenidischen Königs → Kyros II.
2. Name
2.1. Zweiteilung
Die Chronik ist im deutschen Bibeltext in zwei Bücher aufgeteilt (1Chr / 2Chr). Dies geht auf die Septuaginta und die von ihr abhängige Vulgata zurück. In die hebräischen Handschriften ist die Zweiteilung erst sekundär eingedrungen. Ursprünglich bildete die Chronik in der Hebräischen Bibel nur ein Buch, wie die masoretischen Schlussbemerkungen zeigen, die erst nach 2Chr 36,23
2.2. Bezeichnungen
1. In der Hebräischen Bibel werden die Chronikbücher דברי הימים divrê hajjāmîm genannt, was in etwa dem deutschen Wort „Tagebücher“ als Ausdruck für Geschichte entspricht.
2. In der Septuaginta werden sie (in manchen Handschriften) als Пαραλειπομένων βασιλέων ’Iουδά „Übergangenes / Ausgelassenes in den [Büchern] der Könige Judas“ bezeichnet. Dies entspricht der griechisch-hellenistischen Gepflogenheit, eine Schrift nach ihrem Inhalt zu titulieren. Dabei werden die Paralipomena (= Chronik) nicht als eine eigenständige Neuschreibung der Geschichte Judas begriffen, sondern als ein Nachtrag zu den in den Büchern Samuel – Könige (1-2Sam und 1-2Kön) berichteten Ereignissen aus der Königszeit bewertet.
3. In der Vulgata heißen die Chronikbücher Verba dierum „Berichte über die Tage“. Im sog. Prologus galeatus, der in der Vulgata den Samuel- und Königsbüchern vorangestellt ist, bezeichnet → Hieronymus
4. Martin Luther gab den Büchern – von Hieronymus beeinflusst – den Titel Chronica und hat damit die Bezeichnung „Chronik“ geprägt.
3. Stellung im Kanon
Im hebräischen → Kanon
In der → Septuaginta
4. Verfasser
Wie in vielen anderen alttestamentlichen Schriften werden (der oder) die Verfasser der Chronik nicht genannt. Potentielle Verfasser oder Kreise, aus denen eine Schrift stammen kann, lassen sich nur indirekt durch die im Text sichtbar werdenden theologischen Tendenzen und Gruppeninteressen erschließen. In der Forschung sind verschiedene Gruppen als mögliche Verfasserkreise genannt worden: einerseits die Leviten (so die Mehrheit der Forschung; vgl. von Rad, 1971, 249; Oeming, 1990, 46; Williamson, 1987, 17; Strübind, 1991, 23; Glessmer, 1994, 132; Davies, 1998, 131; Willi, 1999, 90-95; Schweitzer, 2003, 28; Labahn), Priester (Berquist, 1995, 155f; Levin, 2003, 244f) oder levitisch-priesterliche Kreise (Knoppers, 1999, 70f; Min, 2004, 65-71) sowie andererseits schriftgelehrte Verfasser (so Albertz, 1992, 619f, worin er Laien und Leviten vereinigt sieht; ähnlich Weinberg, 1996, 279).
Auffällig ist, dass in der Chronik wie in keiner anderen alttestamentlichen Schrift die → Leviten
Ist hier von Verfassern im Plural die Rede, so impliziert diese Aussage einerseits einen längeren Entstehungsprozess, der über mehrere Generationen gelaufen ist. Andererseits ist anzunehmen, dass auch schon die erste Fassung der Chronik nicht das Werk eines einzigen Autors, sondern ein Gemeinschaftswerk eines Verfasserkreises darstellt.
5. Die Entstehung der Chronik
Wie bei anderen alttestamentlichen Schriften liegen verschiedene Modelle für einen möglichen mehrschichtigen Entstehungsprozess der Chronik vor. Sie knüpfen an auffällige formale und inhaltliche Uneinheitlichkeiten an.
Unter formalem Gesichtspunkt sind vor allem die Listenkomplexe 1Chr 1-9 und 1Chr 23-28 als spätere Hinzufügung, die eine ursprüngliche Erzählfolge der in Sam-Kön überlieferten Ereignisse ergänzen, angesehen worden (vgl. z.B. Rudolph, 1955, 149 u.ö.; Galling, 1954, 63; Willi, 1972, 194f; Sæbø, 1981, 79; Steins, 1995, 283-287).
Inhaltliche Spannungen ergeben sich einerseits bei Autoritäten (Mose oder David) und andererseits bei abweichenden Funktionszuschreibungen innerhalb des Tempelpersonals. Solche Abschnitte sind vor allem in den Passagen der Chronik zu finden, für die es keine Vorlage in den Samuel- und Königsbüchern gibt und die daher als chronistisches Sondergut oder chronistische Eigenformulierungen bezeichnet werden. Eine Nach- oder Neuerzählung der Königszeit, wie sie anhand der parallelen Daten aus Sam-Kön gezeichnet werden kann, ist mindestens als Bestandteil einer Grundschrift der Chronik anzusehen. In dieser lässt sich eine Geschichte Davids und seiner Nachfolger mit mehr oder weniger ausgeprägten Akzenten auf kultischen Maßnahmen nachzeichnen. In diese Berichte sind zahlreiche Abschnitte über kultische Feierlichkeiten sowie Listen oder Funktionsbeschreibungen des Tempelpersonals eingeflochten worden. Für diese Abschnitte liegen unterschiedliche redaktionsgeschichtliche Modelle des Wachstums der Chronik vor. Diese Modelle gehen von einer mehr oder weniger umfangreicheren Grundschrift aus, die durch eine oder mehrere redaktionelle Bearbeitungen mit unterschiedlichen kultischen Akzentsetzungen erweitert worden ist (vgl. weiter die neueren Forschungsberichte: Kalimi, 1990; Kleinig, 1992; Kleinig, 1994; Willi, 2002).
Exkurs zur Forschungsgeschichte
Ein frühes Modell entwarf 1939 Adam Welch. Er nimmt eine Grundschrift an, die gleiche Rechte für Priester und Leviten vorsehe, und ermittelt eine priesterliche Ergänzungsschicht (z.B. in 1Chr 24,20-30
1955 legte Wilhelm Rudolph eine Kommentierung der Chronik vor, in der er einen ursprünglichen Bestand der Chronik ermittelte, der „die Verwirklichung der Theokratie auf dem Boden Israels schildern“ will (Rudolph, 1955, VIII). Rudolph rechnet mit mehreren redaktionellen Ergänzungen kultischer Art vor allem das Tempelpersonal betreffend in 1Chr und mit Erweiterungen ohne thematischen Zusammenhang in 2Chr. Diese späteren Passagen, die „das wirre Durcheinander hinterlassen“ haben (Rudolph, 1955, VIII), bewertet er als eine Verdunkelung der historiographischen Anliegen, spürt deren Aussageintentionen aber nicht weiter nach.
Ein anderes Schichtenmodell stammt von Kurt Galling, der in seinem Kommentar von 1954 eine Grundschrift ausmacht, die im Wesentlichen den Stoff des → deuteronomistischen Geschichtswerks
Martin Noth entwirft in seinen 1943 erschienenen „Überlieferungsgeschichtlichen Studien“ ein Modell, das in seinen Grundzügen an Rudolph anknüpft. Noth nimmt weite Passagen von „Aufstellungen über Gliederungen und Amtsfunktionen von Kultpersonal“ aus der Grundschrift heraus (z.B. 1Chr 12,24-41
Ein längerer literarischer Wachstumsprozess wird von Thomas Willi angenommen, der in seiner Habilitationsschrift von 1972 die Chronik als ein historiographisches Werk bestimmt, das primär politisch-geschichtlich an den Davididen interessiert sei. Daran sind verschiedene Zusätze kultischer Prägung angefügt worden (z.B. 1Chr 6,39-66
Demgegenüber beschränkt sich Hugh G. M. Williamson in seinem Kommentar von 1987 auf zwei Schichten. Vor allem für die Kapitel 1Chr 15-16 und 1Chr 23-27 geht er von einer zweiten Schicht aus, wobei er für die Grundschicht prolevitische Interessen annimmt, wie sie sich z.B. in 1Chr 23,6b-13a
Die Dissertation von Ernst Michael Dörrfuss „Mose in den Chronikbüchern“ nimmt Spannungsmomente innerhalb der Darstellung des → Mose
An diese Modelle knüpft Reinhard G. Kratz in seiner Monographie zur „Komposition der erzählenden Bücher“ (2000) an. Als Gerüst nimmt er eine Grundschicht an, in der die Geschichte der Könige nachgezeichnet wird. Diese wird durch verschiedene Stücke des Sondergutes ‚aufgefüllt‘ (wie etwa die Listen in 1Chr 11-12; 1Chr 23-27 und die Festliturgie in 1Chr 15-16); auch werden Topoi über die Machtentfaltung der Könige, wie etwa zu Bautätigkeit oder zur Heeresverfassung (in Aufnahme von Noth und Welten; s.u. Abschnitt 10), eingefügt. Die Propheten werden als Verkünder des göttlichen Gesetzes eingesetzt. „Im Zeichen der göttlichen Pragmatik“ (Kratz, 2000, 37, in Anknüpfung an Wellhausen und Noth) wird in der Grundschrift der Chronik eine Geschichte der Könige Judas entworfen und in den Ergänzungen weiter ausdifferenziert. Weitere Ergänzungsstücke tragen detaillierte Notizen zum Kultpersonal ein, so dass „Tempel und Kult als Zentrum des judäischen Königtums“ erscheinen (Kratz, 2000, 38). Damit machen nach Kratz die Ergänzungen „die Nebensache zur Hauptsache und idealisieren das davidisch-judäische Königtum“ (Kratz, 2000, 40).
Einen detaillierteren Rekonstruktionsvorschlag der Entstehung der Chronik legte Georg Steins in seiner Habilitationsschrift „Die Chronik als kanonisches Abschlußphänomen“ vor (1995). Er arbeitet eine mehrschichtige prozesshafte Entstehung der Chronik mit kultisch geprägten Bearbeitungen heraus. Die Basis stellt eine Grundschrift dar, die das Interesse verfolgt, das Scheitern und Gelingen von Staat und Volk an deren religöser Haltung und dem Verhältnis zum Tempel festzumachen (Steins, 1995, 417). Daran schließen sich mehrere Fortschreibungen an, die er wiederum in mehreren Durchgängen mit thematischen Gemeinsamkeiten ausdifferenziert (Steins, 1995, 419-439). Als erste Fortschreibung macht Steins eine „Leviten-Schicht“ aus, die sich durch ein Interesse am levitischen Kultpersonal auszeichnet. Zunächst werden (nicht näher qualifizierte) Hinweise auf die Leviten eingefügt (vgl. 1Chr 23*-24; 1Chr 26*; 2Chr 8,14-15*
Weiterführend ist an dem Modell von Steins der Gedanke, dass die Chronik als ein Identität stiftendes Dokument begriffen wird. Steins schärft damit den Blick dafür, die Chronik als ein eigenes Konzept anzusehen, das einen eigenständigen Geschichtsentwurf hat entstehen lassen. Diesen Gedanken führt die jüngste Monographie „Israel in der Perserzeit“ von Erhard Gerstenberger weiter, insofern er nach der Intention biblischer Geschichtsdarstellungen und nach theologischen Sinnzuschreibungen in historiographischen Texten (wie z.B. der Chronik) fragt und dabei ein Hauptanliegen in der Identitätsstärkung des Volkes als Gemeinschaft Jahwes bestimmt (Gerstenberger, 2005, 32-35). Hier kommen neue, geschichtstheoretisch beeinflusste Aspekte in der Geschichtsforschung zum Tragen, die auf die Chronik appliziert werden.
Aus den verschiedenen Positionen kann man zusammenfassend festhalten, dass die unterschiedlichen Akzentuierungen im Tempelpersonal mit redaktionsgeschichtlichen Ausgestaltungsprozessen rechnen lassen. Zunächst entsteht ein chronistischer Entwurf, der die Geschichte Judas aus den alten Quellen neu erzählt und Schriftauslegung für die Gegenwart betreibt. Dabei wird ein Bild des Tempelpersonals aufgenommen, wie es vor allem für die Priesterschrift maßgeblich ist und die → Leviten
Die redaktionsgeschichtliche Entstehung der Chronik zeigt (wie auch immer im Einzelnen die Schichten bestimmt werden), dass an dem Bild des Tempelpersonals, vor allem an dem der Leviten gearbeitet wurde und dass gerade diese Gruppe im Laufe der Zeit weiter ausgearbeitet wurde. Das ausgefeilte Profil der Leviten, wie es die Chronik als multi-funktionales Porträt innerhalb und außerhalb des Kultes generiert, stellt den Endpunkt eines literarischen Entwicklungsprozesses der Schrift dar. Andere Aspekte, die zur Geschichtsschreibung in der Chronik hinzugehören (wie etwa Herrschaftsaspekte der Könige, Pragmatik der Handlungen, nationale Feierstunden) werden in Entsprechung zu diesem Gedanken gestaltet.
Wie für andere alttestamentliche Schriften, sind auch auf die Chronik synchrone Zugangsweisen angewendet worden, die nach der Endgestalt der Schrift fragen. Vor allem im anglophonen Bereich gibt es eine Reihe von Forschern und Forscherinnen, die die Chronik als ein einheitliches Dokument analysieren. Wegweisend sind hierunter insbesondere die umfangreichen neueren englischsprachigen Kommentare von William Johnstone (1997), Sara Japhet (englische Originalfassung: 1993; deutsche Übersetzung und Bearbeitung: 2002 und 2003) und Ralph Klein (2003, 11) sowie die Dissertation von Steven James Schweitzer (2003, 114.415-416); auch der Kommentar von Gary Knoppers (2003 und 2004) gehört in gewisser Weise zu dieser Fragerichtung, auch wenn er mit wenigen redaktionellen Ergänzungen rechnet (2003, 92-93).
Synchrone Studien haben gelehrt, die Chronik auch als ein Werk mit einer gezielten Aussageabsicht zu sehen und nach Sinnlinien in dem letzten Stadium dieses Geschichtsentwurfes literarisch zu fragen.
6. Der Ort der Entstehung
Die Theologie der Chronik (s.u. Abschnitt 10) zeigt eine Konzentration auf den → Tempel
Aufgrund der herausgehobenen Stellung, die der Jerusalemer Tempel in der Chronik hat, und seiner Bedeutung für das Königshaus wie für die Pragmatik der Chronik ist Jerusalem als Ort der Entstehung der Chronik anzusehen. Diese Einordnung wird in der Forschung zu Recht zumeist vertreten (vgl. z.B. Williamson, 1987, 17; Oeming, 1990, 46; Klein, 2006, 17).
7. Die Zeit der Abfassung
In der Forschung wurden verschiedene Vorschläge für die Abfassungszeit der Chronik unterbreitet, die einen Zeitraum von mehr als dreihundert Jahren abdecken (vgl. Kalimi 1993, allerdings ohne Berücksichtigung der neueren Kommentare). Die frühesten Vorschläge sehen die Chronik als früh-nachexilisches Werk in Reaktion (vgl. 2Chr 36,22-23
Die spätesten Datierungen rücken die Chronik nahe an die hebräische Fassung von → Jesus Sirach
Zwischen diesen beiden Polen bleiben Spielräume für Datierungen in der achämenidischen oder ptolemäischen Zeit der Vorherrschaft über Juda. Die Mehrheit (vor allem der angelsächsischen) Forschung nimmt eine mittlere Position ein und schlägt entweder die ausgehende achämenidische Herrschaftsepoche (Welten, 1973, 35f.199f; Vaughn, 1999, 16; Oeming, 1990, 45; De Vries, 1989, 16f; Myers, 1965a LXXXIX [um 400]; Williamson, 1977, 83-86; Ben Zvi, 1997b; Ben Zvi, 1999, 225-227; Klein, 2006, 16) oder den Beginn der hellenistischen Zeit, genauer die Herrschaft der Ptolemäer über Juda (Galling, 1954, 15-17; Noth, 1943, 154f; Welten, 1973, 199f; Willi, 1999, 192; Mathys, 2000, 147-155; Knoppers, 2003, 116; McKenzie, 2004, 32) vor. Für beide Vorschläge lassen sich einige mögliche Anspielungen des Textes auf zeitgeschichtliche Phänomene anführen.
Im Zusammenhang diachroner Modelle (vgl. Abschnitt 5) wird zumeist erwogen, dass die Grundschicht in der achämenidischen Zeit entstanden ist und Erweiterungen in der hellenistischen Zeit hinzugewachsen sind. So rechnet z.B. Willi (1972, 190-193) mit Anfängen gegen Ende der Perserzeit oder zu Beginn der hellenistischen Zeit, denen Zuwächse um 200 v. Chr. folgen. Williamson nimmt demgegenüber eine um ca. 350 v. Chr. entstandene Grundschrift an, der (pro-priesterliche) Ergänzungen eine Generation später folgen (Williamson, 1987, 16f). Kratz (2000, 52) datiert die Grundschrift ebenso um 350 v. Chr., rechnet jedoch mit Ergänzungen, die bis zum Beginn der Makkabäerzeit reichen. Früher datiert Braun einen mehrschichtigen Entstehungsprozess, indem er die Entstehung der Chronik von ca. 515 v. Chr. bis etwa 300 v. Chr. reichen lässt (1986, xxix).
Für die Annahme eines solchen längeren Entstehungsprozesses der Schrift gibt es Hinweise in der Chronik, doch ist eine Bestimmung nur annäherungsweise möglich. Es spricht viel dafür, die Grundschrift der Chronik in der Regentschaft → Artaxerxes II.
8. Quellen
Der literarische Charakter der Chronik lässt sich am besten mit dem Modell eines rewritten document kennzeichnen. Dieser Begriff ist für solche Schriften ins Gespräch gebracht worden, die Texte oder Textteile aus älteren Schriften aufnehmen, diese mit anderen Stoffen kombinieren und mit eigenständigen kommentierenden Bemerkungen versehen. Im rewritten document wird eine bekannte Geschichte neu erzählt, wobei der Anteil an Aufnahme von bekannten Stoffen und produktiver Neugestaltung in einer jeden Schrift grundsätzlich offen für verschiedene Verhältnisbestimmungen ist.
Die neuere Forschung rechnet die Chronik zu diesem Schriftentyp, auch wenn im Einzelnen terminologische Differenzen zwischen den Exegeten zu finden sind. Als „‚rewritten bible‘, eine ‚Nachschrift‘ älterer Bücher“ bestimmt Steins die Chronik (2004, 258; s.a. 1995, 426; Ackroyd, 1991, 276; Sæbø, 1981, 79), während Schniedewind von rewritten history spricht (1995, 130). In diese Richtung geht auch die Kennzeichnung der Arbeitsweise der Chronik durch Knoppers, wenn er auf „the author’s skillful reuse, reinterpretation, rearrangement and major supplementation of sections“ hinweist (2003, 133), wobei die Chronik eine Schrift eigenen Charakters darstellt. Sachlich ähnlich kennzeichnet Welten (1973, 206) die Chronik als „freie parabolische Geschichtsdarstellung“.
Die Chronik bildet in dieser literarischen Form eine Gestalt sui generis im Alten Testament. Formale Parallelen finden sich in frühjüdischen Schriften: z.B. das Liber Antiquitatum Biblicarum (Pseudo-Philo), das → Jubiläenbuch
Signifikant sind vor allem die Tempelrolle und das Jubiläenbuch, da sie nicht nur formale, sondern auch inhaltliche Parallelen zur Chronik haben. Die Tempelrolle (11Q19 / 20) aus den Schriften vom Toten Meer (Schiffman, 1980, 546; s.a. Levine, 1979, 17-21; → Qumran
Das → Jubiläenbuch
Die Chronik verfährt mit ihrem Material formal ähnlich wie diese Schriften und bietet in der Auswahl, Kombination, Präsentation und Interpretation des Materials ihr eigenes Konzept. Die Chronik ist jedoch keine schlichte Nacherzählung älterer Stoffe (vor allem aus dem Pentateuch), sondern bietet einen eigenständigen Geschichtsentwurf, indem sie die Schrift interpretiert und nach der Gegenwartsrelevanz der Traditionen fragt. Die Geschichte wird interpretiert, um anhand der Tempelbindung Juda für die Zeit des Zweiten Tempels neu aufzustellen. Dieser Entwurf soll für die Gegenwart Sinn stiften und sich in der Zukunft als tragfähig erweisen, indem seine Deutung der Lebenswelt auf Zustimmung bei den Hörern und Hörerinnen sowie Lesern und Leserinnen stößt oder stoßen soll.
Die Chronik wählt ihren Stoff aus verschiedenen literarischen Korpora aus, die selektiv rezipiert, kombiniert und interpretiert werden. Einen übersichtlichen Vergleich des Materials bieten die Synopsen von Kegler und Augustin (1991; 1993). Zu den rezipierten Texten gehört eine Reihe von alttestamentlichen Schriften wie auch Stoffe aus nicht mehr bekannten Quellen.
8.1. Alttestamentliche Quellen
Die Samuel- und Königsbücher stellen das literarische Gerüst, das der Chronik als Basis für die Darstellung der Zeit der Monarchie dient und für 1Chr 10 - 2Chr 36 in 1Sam 31 - 2Kön 25 zugrunde liegt. Ausgewählt werden ausschließlich Texte, die entweder das gesamte Königreich unter der Herrschaft Davids und Salomos oder das Südreich Juda behandeln. Die Chronik rezipiert weite Passagen ihrer Vorlage und ergänzt diese mit eigenem Stoff (dem sog. chronistischen Sondergut; s.o. Abschnitt 5). Es fallen die weitgehende Ausblendung der Geschichte des Nordreiches und andererseits ein (partielles) Interesse an der vorstaatlichen Zeit auf (s.u. Abschnitt 10). Durch die Ergänzungen, in deren Zentrum der Tempeldienst steht, wird die Geschichte Judas in allen seinen Teilen auf den Tempel bezogen. Juda erhält dadurch eine Neubewertung als einerseits partitive auf den Tempel zentrierte Größe und andererseits eine Größe mit globaler Vernetzung (s.u. Abschnitt 10).
Ferner werden Ausschnitte aus dem Pentateuch aufgenommen, so vor allem die genealogischen Notizen, die aus der Genesis (Gen 5,1-32
Außerdem werden priesterschriftliche bzw. priesterliche Bestimmungen des Pentateuchs (→ Priesterschrift
Weitere Texte aus den übrigen Geschichtsbüchern treten hinzu. In 1Chr 4,28-33
Des Weiteren werden Textpassagen ausgewählter Psalmen rezipiert. In 1Chr 16,8-36
Dass Psalmen bzw. Psalmenstücke der Chronik bekannt sind, ist relativ wahrscheinlich, ohne dass dies bedeuten muss, dass der Psalter bereits abgeschlossen war. Vielmehr ist anzunehmen, dass Vorformen oder Überlieferungsstücke der später kanonisch gewordenen Psalmen zur Verfügung standen.
Ein Bezug zu den Psalmen ergibt sich auch bei Personen, die einerseits in der Chronik von Bedeutung sind und die andererseits im Psalter als Verfasser von Psalmen in Psalmenüberschriften genannt werden: Asaf (Ps 50; 73-83), Korach (Ps 42-49; 84-88), Jeduthun (Ps 39; 62), Heman (88) und Ethan (Ps 89). Die Chronik nennt diese Personen unter den Leviten (vgl. z.B. Asaf in 1Chr 6,24
Ferner wurde die These aufgestellt, dass in 1Chr 6,41-42
In der Chronik sind darüber hinaus einzelne Auszüge aus Prophetenschriften oder Anspielungen auf prophetische Gestalten, wie sie aus den sog. Schriftpropheten bekannt sind, auszumachen. Jeremia wird in 2Chr 36,12
Die schriftlichen Überlieferungen von Jesaja werden in 2Chr 26,22
8.2. Unbekannte Quellen
Neben Stoffen des Alten Testaments sind Berichte aus nicht mehr erhaltenen Annalen und Dokumenten aufgenommen (deren Existenz bisweilen jedoch bezweifelt wird; vgl. Noth, 1943, 134-135; Kratz, 1995, 294). Folgende Dokumente (כתובים kətûvîm) oder Sammlungen von Worten (דברים dəvārîm) führt die Chronik als Quellen an:
- das Buch der Könige von Israel (ספר מלכי ישׂראל sefær malkê jiśrā’el; 1Chr 9,1
[+Juda]; 2Chr 20,34 ), - das Buch der Könige von Juda und Israel (ספר המלכים ליהודה וישׂראל sefær hamməlākkîm lîhûdāh wəjiśrā’el 2Chr 16,11
; 2Chr 25,26 ; 2Chr 27,7 ; 2Chr 28,26 ; 2Chr 32,32 ; 2Chr 35,27 ; 2Chr 36,8 ), - Geschichten der Könige von Israel (דברי מלכי ישׂראל divrê malkê jiśrā’el 2Chr 33,18
), - Midrasch des Propheten Iddo (מדרשׁ הנביא עדו midraš hannāvî’ ‘iddô 2Chr 13,22
), - Midrasch über das Buch der Könige (מדרשׁ ספר המלכים midraš sefær hamməlākhîm 2Chr 24,27
), - Worte des Propheten Nathan (דברי נתן הנביא divrê nātān hannāvî’ 1Chr 29,29
; 2Chr 9,29 ), - Worte des Propheten Schemaja und des Sehers Iddo (דברים dəvārîm 2Chr 12,15
), - Äußerungen bzw. Gesichte Jesajas (חזון chǎzôn 2Chr 32,32
; vgl. 2Chr 26,22 ), - Worte Jehus, des Sohnes Chananis (דברים dəvārîm 2Chr 20,34
), - Worte Chosais (דברים dəvārîm 2Chr 33,19
), - Worte des Sehers Samuel, Worte des Sehers Gad (דברים dəvārîm 1Chr 29,29
), - Prophezeiungen Achijas von Silo (אחיה נבואת nəvû’at ’ǎchîjāh 2Chr 9,29
), - Schauungen des Sehers Jeddo (חזות chǎzôt 2Chr 9,29
).
9. Textgeschichte
Für viele alttestamentliche Schriften bieten die Textfunde vom Toten Meer eine Hilfe zur Textrekonstruktion oder zur Erkennung des Variantenreichtums der hebräischen Textüberlieferung. Für die Chronik sind die Schriften jedoch nicht ergiebig, da nur zwei sehr kleine Fragmente vorliegen, die Abschnitte aus 2Chr 28,27-29,3
Interpretiert man die LXX-Textvarianten als Zeugen verschiedener Lesarten oder Überlieferungsvarianten eines hebräischen Textes, so könnte man daraus Hinweise auf verschiedene Textformen des masoretischen Texts entnehmen. Die LXX liegt in mehreren Rezensionen vor; während der alexandrinische Texttyp recht nahe am Masoretischen Text ist, zeigt der Vaticanus eine variantenreichere Textgestalt. Bemerkenswert sind vor allem Auslassungen (neben den beiden Blöcken in 1Chr 1,11b-23
10. Theologische Schwerpunkte und Historiographie
Die Chronik ist ein Geschichtsentwurf, der unter bestimmten theologischen Prämissen die monarchische Geschichte Judas neu erzählt. Es erfolgt eine Geschichtsdeutung, die den zeitgenössischen Hörerinnen und Hörern oder Leserinnen und Lesern die Vergangenheit erklären will. Damit soll ein Beitrag zur Vermittlung von Identität geleistet werden (vgl. Gerstenberger, 2005, 32-35). Der Geschichtsentwurf deutet die Geschichte Judas anhand der für sein Verständnis entscheidenden historischen, doch religiös gedeuteten Eckdaten, wozu vor allem der Tempel und der Tempelkult gehören, indem er die berichteten Ereignisse zu diesem in Beziehung setzt. Dieses theologische Zentrum wird weit gefasst, da das Tempelpersonal und die Ausstattung des Tempels mit eingeschlossen sind. Im jeweiligen Bezug auf dieses Zentrum werden auch die Könige und das Volk beurteilt. Aus diesen Eckdaten ist die Deutung der vergangenen Lebenswelt im Horizont der gelungenen oder misslungenen Verehrung Jahwes aufgebaut. Indem der Geschichtsentwurf die Vergangenheit deutet, zielt er auf die Gegenwart und Zukunft, in denen sich die zwischen dem Volk und seinem Gott bestehende Beziehung zu bewähren hat.
10.1. Die zentrale Bedeutung des Tempels
Im Zentrum der Chronik steht der Tempel. Seine Gewichtung wird auf den ersten Blick aus seiner Position in dem narrativen Aufbau der Schrift deutlich: Die Geschichtsdarstellung ist um den Tempelbau und die Einsetzung des Tempelpersonals herum angelegt (1Chr 21 - 2Chr 7); die im Text vorhergehenden Passagen 1Chr 1-20 laufen darauf zu, und die folgenden Abschnitte in 2Chr 8-36 greifen darauf verschiedentlich zurück. In Entsprechung zu dem narrativen Aufbau stellt der Tempel in erster Linie das kultische Zentrum dar, in dem Begegnungen mit Jahwe stattfinden. Daneben wird dem Tempel in der Chronik aber eine weiter gefasste Bedeutung zugeschrieben, die über seine tatsächlichen Funktionen hinausgeht und von der aus sich das Handeln der Menschen erschließt.
Der Tempel dient in dem Geschichtsentwurf der Chronik dazu, die Zeiten zu überspannen. Dies wird dadurch inszeniert, dass der Salomonische Tempel die Funktionen des Ladeheiligtums übernimmt (vgl. 1Chr 15). Die Chronik zeichnet damit einen historischen Weg der Kontinuität von der → Lade
Der Tempel als Ort der Präsenz Gottes (vgl. Ruffing, 1992, 323f; Sæbø, 1981, 84; Van Seters, 1997, 284), aus der Juda lebt, hat Auswirkungen auch auf das Leben der Menschen. Die wohlwollende Anwesenheit Gottes im Tempel manifestiert sich in seinem Segen, der in Festfeiern wahrgenommen werden kann. Dies wird in der Musik abgebildet, in der der Segen Gottes auf die Menschen kommt (vgl. Duke, 1990, 142f). An der Durchführung des Kultes, wie er sich z.B. in Kultfeiern ereignet, wird deutlich, wie die Menschen zu Jahwe stehen (vgl. 2Chr 29,20-34
Illustrativ für die Bewertung des Tempels in der Chronik ist seine im Alten Testament singuläre Bezeichnung als „Opferhaus“ (בית זבח, bêt zābach [Gesenius, 18. Aufl., 293]; 2Chr 7,12
Der Tempel hat in der Chronik eine solch weitreichende Bedeutung, dass er als gesellschaftlicher Mittelpunkt verstanden wird. Die Chronik zeichnet ein Porträt von der Geschichte des Gottesvolkes, das im literarischen Werk als „ganz Israel“ bezeichnet und damit als wahres Israel in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bewertet wird (vgl. Dyck, 1998, 118-120.215; Willi, 1994, 148.149f.160; Oeming, 1990, 155; Johnstone, 1986, 115-116; zurückhaltender macht Williamson, 1977, 96.107-110.140, in „ganz Israel“ einen jahwetreuen Kern aus, der aber potentiell alle einschließt). Dieses Israel als Menge der an Jahwe Glaubenden und diesen Glauben Praktizierenden ist um den Tempel in Jerusalem gruppiert und so ideell vor dem Tempel versammelt (vgl. Mosis, 1973, 81; Ackroyd, 1991, 287; Labahn, 2003, 131-134; Williamson, 2004, 153).
Als ideelle Mitte des Zusammenlebens der Menschen bildet der Tempel auch den ökonomischen Mittelpunkt Judas, insofern die → Abgaben
Zu dieser Interpretation des Tempels gehört das Tempelpersonal wesentlich mit hinzu, das Gottes vielfältige Gaben an die Menschen weiterleitet. Im Sozialporträt der Chronik nimmt das Tempelpersonal eine wichtige Stellung ein, da diese Gruppe mit der Funktionalität des Tempelkultes verbunden ist und für die Wirkungen in die Alltagsexistenz der Menschen einsteht (vgl. Schweitzer, 2003, 29).
Zu dieser Gruppe gehören in vorderster Linie die Leviten, unter die auch die Sänger / Musiker (→ Musik
10.2. Die Darstellung der Geschichte
Die Herausstellung des Tempels hat Folgen für die Beurteilung der Geschichte in der Chronik. Das Verhalten der jeweiligen Handlungsträger gegenüber dem Tempel und dem Tempelkult wird zu dem Kriterium, nach dem ein Gelingen oder Misslingen von Ereignissen in pragmatisch-theologischer Hinsicht und zeitübergreifend bewertet wird. Der Ausgang historischer Ereignisse wird in Entsprechung zu Tempel und Kult als institutionellen Repräsentanten Gottes eingeordnet. Wenn das Verhalten des Volkes oder einzelner Verantwortungsträger (besonders der Könige) dem Tempel und dem Tempelkult entspricht und damit zur Verwirklichung des Segens Gottes auf Erden geschieht, werden die vergangenen Ereignisse und die Handelnden als historisch erfolgreich bewertet (vgl. grundsätzlich Noth, 1943, 172-173; Ruffing, 1992, 294.323; Kratz, 2000, 37). Dieser Segen wirkt sich z.B. in erfolgreichen Baumaßnahmen aus, die nach der Chronik vor allem von den positiv bewerteten Königen durchgeführt werden (Ben Zvi, 1997a, 148f). Diese Bauprojekte könnten auf reale Verhältnisse anspielen (für → Hiskia
10.3. Die Beurteilung der Könige
Die Chronik nimmt gegenüber dem deuteronomistischen Geschichtswerk eine Neubewertung einiger Könige vor. David und Salomo werden durchweg positiv beurteilt. Dies erreicht die Chronik durch Auslassungen und Ergänzungen wichtiger Textpassagen.
Saul ist nur insofern von Interesse, als seine Dynastie und sein Tod (1Chr 10) als Voraussetzung für die Herrschaft Davids berichtet werden.
David wird in der Chronik herausgehoben, indem er mit dem Tempel in Verbindung gebracht und als idealer Kultgründer vorgestellt wird (vgl. 1Chr 15,16
Salomo erscheint in der Chronik als der ruhmreiche Tempelbauer (vgl. 2Chr 1-7), der den von seinem Vater aufgelegten Bauplan ausführt (2Chr 6). Salomo wird in der Chronik zum unbefleckten Herrscher, da die in 1Kön 11 berichteten Geschichten über Salomos Frauen ebenso ausgelassen sind wie Davids Batseba-Affäre. Weitere Aspekte der Regentschaft Salomos, die in den Königsbüchern erwähnt werden, lässt die Chronik aus, darunter auch die von Konkurrenten angefochtene Machtposition bis zur Durchsetzung Salomos als König. Die Chronik konzentriert die Neuerzählung der Geschichte Salomos auf den Tempelbau und berichtet lediglich die Einzelheiten, die dafür erzählerisch notwendig sind. Dadurch wird Salomo mit dem Tempel als dem wesentlichen Thema der Chronik stärker als im deuteronomistischen Geschichtswerk verbunden.
Vier weitere Könige Judas werden in beachtenswerter Weise neu bewertet: → Joschafat
Joschafat erscheint als der König Judas, der das Recht neu begründet hat (2Chr 17-20). Indem ihm administrative und juristische Reformen zugeschrieben werden, interpretiert die Chronik eine Leerstelle im → Deuteronomium
Josia und Hiskia werden in der Chronik demgegenüber dadurch gewürdigt, dass die Chronik ihnen die Durchführung von Kultfeiern zuschreibt. So lässt sie beide ein Passa- und Mazzotfest austragen, das auf Erfolgsereignisse in der Geschichte reagiert (2Chr 30: Hiskia; 2Chr 35: Josia). Dabei interpretiert die Chronik das deuteronomistische Geschichtswerk erneut. Das → Hiskia
Die Passafeier durch Josia (2Chr 35) setzt nach der Chronik die Tradition der Passafeier unter Hiskia (2Chr 30) fort (vgl. Kalimi, 1995, 23). Die im deuteronomistischen Geschichtswerk berichtete Auffindung des Gesetzbuches (2Kön 22-23) kommt in der Chronik nur beiläufig zur Sprache. Sie wird zwar zuvor in dem relativ getreu aus dem deuteronomistischen Geschichtswerk übernommenen Ausgangsbericht über die Renovierungsarbeiten am Jerusalemer Tempel erwähnt (2Chr 34,14ff
Die Chronik ergänzt gegenüber dem deuteronomistischen Geschichtswerk eine Bekehrung Manasses, lässt ihn die fremden Altäre wieder abschaffen und legt ihm ein Gebet in den Mund, mit dem er um Verzeihung für seine widergöttlichen Handlungen bittet (2Chr 33,12-19
10.4. Die Bedeutung der Propheten
In den Zusammenhang der Geschichte sind auch die Propheten maßgeblich eingebunden. Sie sagen Gottes Willen an und helfen durch Appelle, Bußreden und Ansprachen den von Jahwe gewollten Weg zu verdeutlichen (2Chr 12,5
Zu den Propheten gehört auch Mose. Er wird mit dem prophetischen Titel „Gottesmann“ (אישׁ־האלהים vgl. 1Chr 23,14
10.5. Die Bedeutung Judas
In ihrem Geschichtsentwurf präsentiert die Chronik Juda einerseits als partikulare, nämlich auf den Tempel zentrierte Größe und andererseits eine Größe mit globaler Vernetzung, worin sich eine Neubewertung Judas durch die Chronik bemerkbar macht (vgl. De Vries, 1989, 17; Throntveit, 1997, 242-244; Siedlecki, 1991, 234-243).
In der genealogischen Vorhalle erscheint Juda als Teil der zwölf → Stämme
Gleichzeitig wird ein relativ globaler Rahmen angegeben und Juda in einen Israel überschreitenden Kontext gestellt. Dies wird durch Hinweise auf fremde Völker erreicht (1Chr 1,8
Darüber hinaus wird Juda auch als Teil eines übergeordneten achämenidischen Verwaltungssystems in der Satrapie Transeuphratene begriffen, dessen Verhältnisse die Rahmenbedingungen für die Herrschaftsstrukturen in Juda bereitstellen (s.o. Abschnitt 7). In Anpassung an die Strukturen der Rahmenbedingungen entstand ein binnenjudäisches Sozialsystem, dessen Posten auf die Strukturen reagierten und dessen Verantwortungsträger an der Schnittstelle zur übergeordneten Herrschaftsmacht eingesetzt waren.
Mit der Selbstständigwerdung Judas in der zweiten Hälfte der achämenidischen Regentschaft (→ Achämeniden
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