Chronologie, archäologische
(erstellt: Januar 2017)
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1. Allgemein
Eine auf archäologische Perioden bezogene chronologische Gliederung wurde durch die Verbreitung der Feld- bzw. Grabungsarchäologie als einem vergleichsweise jungen Zweig der Altertumsforschung ab dem 19. Jahrhundert notwendig. Dabei ist zwischen der relativen Chronologie, d.h. der Abfolge der archäologisch erkennbaren Zeitalter, und der absoluten Chronologie, welche diese Zeitalter in Beziehung zu datierbaren geschichtlichen Ereignissen setzt, zu unterscheiden.
1.1. Relative Chronologie
Feldarchäologische Forschungen im Vorderen Orient und speziell in Syrien-Palästina (Levante) wurden etwa ab der Mitte des 19. Jahrhunderts betrieben. Zu Beginn der Arbeiten wurden die verschiedenen Zeitalter, die sich anhand ihrer materiellen Hinterlassenschaft voneinander unterscheiden ließen, mit unterschiedlichsten Namen gekennzeichnet, die entweder vom Einfallsreichtum oder dem historischen Vorverständnis der Ausgrabenden abhängig waren (Weippert 1991, 1-11). Eine Vereinheitlichung der Begrifflichkeit wurde erst durch die zunehmende Standardisierung der Grabungsmethoden im Gefolge der Einführung der stratigraphischen Methode im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert (→ Tell el-Ḥesī
Die 1922 beschlossene Grobgliederung der archäologisch beschreibbaren Zeitalter hat sich bis heute weitgehend gehalten (anders Weippert 1991). Lediglich vereinzelt wurden oder werden abweichende Epochenbezeichnungen verwendet. So gebrauchen Archäologinnen und Archäologen, die im heutigen Israel arbeiteten bzw. arbeiten, mitunter ethnische Begriffe und reden von „kanaanäischer“ („canaanite“) bzw. „israelitischer“ („israelite“) Zeit, um Bronze- und Eisenzeit voneinander zu unterscheiden. Diese Namengebung stellt eine Engführung auf die Verhältnisse in Israel dar und konnte sich nicht durchsetzen. Ebenso wenig hat der Vorschlag, die gesellschaftlichen Aspekte bei der Bezeichnung der jeweiligen Epochen zu berücksichtigen und daher „Bronze“ bzw. „Eisen“ durch „Stadt“ bzw. „Staat“ zu ersetzen (Weippert 1991) Anklang gefunden (vgl. auch → Eisenzeit II
Mit der Einführung der Epochengliederung in Stein-, Bronze- und Eisenzeit für die archäologische Erforschung der Levante hat sich gleichzeitig eine weitere Untergliederung der einzelnen Zeitalter bewährt, die zunächst relative Altersangaben („Alt“ bzw. „Jung“ oder „Früh“, „Mittel“ und „Spät“), bei der weiteren Unterteilung dann nacheinander römische Ziffern, lateinische Großbuchstaben und arabische Ziffern verwendet (s. Tab. 1-3). Auf diese Weise werden Altsteinzeit (Paläolithikum), Mittelsteinzeit (Mesolithikum) und Jungsteinzeit (Neolithikum) bzw. Früh-, Mittel- und Spätbronzezeit sowie Eisenzeit I und Eisenzeit II begrifflich voneinander abgesetzt. Lediglich bei Übergangsperioden wird die systematische Kennzeichnung nicht konsequent eingehalten, wenn man etwa die Zeitspanne zwischen Jungsteinzeit und Bronzezeit als Kupfersteinzeit (Chalkolithikum) bezeichnet.
Schwierig gestaltet sich nach wie vor die Korrelation von Ergebnissen der archäologischen Erforschung der Levante mit solchen aus dem östlichen Mittelmeerraum. Hier sind archäologische Epochenbezeichnungen gebräuchlich, die sich an regionalen Entwicklungen (u.a. „minoisch“, „helladisch“, „zyprisch“; vgl. Sharon 2014) bzw. an Eigentümlichkeiten der jeweiligen Gefäßdekorationen (u.a. „proto-geometrisch“, „geometrisch“) orientieren. Das erschwert den Vergleich innerhalb eines Großraums, der während mehrerer Jahrhunderte sowohl in der Bronze- als auch in der Eisenzeit einen gemeinsamen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Aktionsraum ostmediterraner und vorderorientalischer Mächte darstellte. Eine solche Korrelation erscheint jedoch auch in der gegenwärtigen Chronologie-Debatte der Palästinaforschung erstrebenswert (Coldstream / Mazar 2003; Fantalkin u.a. 2015).
1.2. Absolute Chronologie
Während über die Systematik der relativen Chronologie weitgehende Einigkeit herrscht, muss die absolute Chronologie im Einzelnen immer wieder neu festgelegt werden. Dies zeigt sich alleine daran, dass in Europa die Bronze- und die Eisenzeit etwa drei- bis vierhundert Jahre später beginnen als im Vorderen Orient. Aber auch für die letztgenannte Region selbst werden die Daten der absoluten Chronologie nach wie vor kontrovers debattiert. Zum einen liegt dies an der Art der zur Verfügung stehenden Quellen selbst, zum anderen an divergierenden Interpretationen der archäologischen Funde.
Bis zum Ende des 4. Jh.s v. Chr. gab es im Vorderen Orient keine einheitliche Jahreszählung. Aus Ägypten und aus dem Zweistromland liegen zwar für die Zeit seit dem 3. Jahrtausend v. Chr., aus Syrien-Palästina für das 1. Jahrtausend v. Chr. Listen von Herrschenden oder Dynastien vor, die versuchen, eine geordnete chronologische Gliederung längerer Zeiträume zu erstellen; die in diesen Dokumenten angegebenen Daten lassen sich jedoch nur näherungsweise auf das heute standardisierte chronologische Modell, das auf dem erschlossenen Jahr von Christi Geburt basiert, übertragen. So dient eine in assyrischen Dokumenten erwähnte Sonnenfinsternis, die auf das Jahr 763 v. Chr. datiert wird, nach wie vor als einziger zuverlässiger Fixpunkt, von dem aus die absoluten Daten von Ereignissen, Herrschern und Dynastien aus dem vorhellenistischen Vorderen Orient errechnet werden (Löhnert 2012, 239; vgl. Grayson 1992, 735). Die Daten der ägyptischen Pharaonen basieren weitgehend auf den Aufzeichnungen des Priesters → Manetho
Darüber hinaus ist es bei der Interpretation archäologischer Befunde nur selten möglich, einzelne Siedlungs- bzw. Zerstörungsschichten bestimmten historischen Ereignissen zuverlässig zuzuordnen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass historische Ereignisse sich erst allmählich und mit einer gewissen Verzögerung auf die materielle Kultur einer Region oder eines Ortes auswirken:
„Die randscharfen Abgrenzungen der älteren Modelle basierten meist auf der Korrelation archäologischer Befunde (z.B. ‚Zerstörungsschichten‛) mit datierbaren, aus historischen Quellen bekannten Ereignissen. Auch heute bleibt das Bemühen um derartige Korrelationen für die kulturhistorische Arbeit unverzichtbar. Aber wenn Zerstörungen zwar in der Tat Eroberungen, u.U. auch Machtwechsel indizieren können und neue Herrschaftsverhältnisse meist deutliche Auswirkungen auch auf die materielle Kultur einer Region haben, so ist doch die Umstellung einer Kultur auf neue Dominanten stets ein gradueller, Jahre und Jahrzehnte dauernder Prozeß. Ein Wechsel in den politischen Machtverhältnissen markiert einen Einschnitt in der Geschichte einer Region; deren materielle Kultur wird dadurch stets neue Anstöße empfangen, das bisher Übliche aber nicht sofort verwerfen, sondern sich schrittweise an die neuen Verhältnisse adaptieren“ (Keel / Uehlinger 2001, 15; Hervorhebungen dort).
Lediglich bei wenigen Ereignissen wie der Zerstörung der Stadt → Lachisch
Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war insbesondere die vergleichende Keramikanalyse Grundlage der relativen und der absoluten Chronologie in der archäologischen Forschung zur Levante. Aufgrund des oben geschilderten Kompromisses von 1922 und aufgrund einiger großangelegter Ausgrabungen wie etwa derjenigen in → Hazor
Da Keramikbestimmungen allein die offenen Fragen nicht lösen können, wird zunehmend versucht, naturwissenschaftliche Verfahren für die Bestimmung absoluter chronologischer Daten fruchtbar zu machen. Dies betrifft in erster Linie die Altersbestimmung mittels der Radiokarbonmethode (14C- bzw. C14-Methode). Dabei wird der Restgehalt an radioaktivem Kohlenstoff aus 14C-Isotopen abgestorbener organischer Materialien (u.a. Holz, Obstkerne, Getreidereste) gemessen, die bei Ausgrabungen in stratigraphisch zuverlässigen Kontexten gefunden wurden (vgl. vgl. Levy / Higham 2005; Vieweger 2012, 193-199; Finkelstein u.a. 2015; zu weiteren naturwissenschaftlichen Methoden vgl. Vieweger 2012, 189-204; Stillinger u.a. 2016; Streit / Höflmayer 2016). Das Verfahren wurde zunächst nur in der Forschung zu vorgeschichtlichen Epochen angewandt, da ein breiter Spielraum für die absoluten Daten einzelner Proben einzurechnen war, was bei Zeitbestimmungen zu sehr frühen Epochen praktisch keine Rolle spielt. Durch verbesserte Versuchsanordnungen konnte dieser Faktor reduziert werden, so dass heute auch Proben zu Fundzusammenhängen aus dem 2. oder 1. Jahrtausend v. Chr. untersucht werden. Als ein für die absolute Chronologie des 2. Jahrtausends v. Chr. wichtiges Referenzdatum wird z.B. der Ausbruch des Vulkans Thera auf Santorin untersucht, der nach neueren 14C-Untersuchungen abgestorbener Organismen, die auf dieses Ereignis zurückzuführen sind, gegen Ende des 17. Jh.s v. Chr. anzunehmen ist (Manning 2014). Dieses Datum liegt ca. ein halbes Jahrhundert vor dem bisher durch literarische Quellen und archäologische Dokumente erschlossenen Ausbruchstermin. Eine solche Verschiebung hat möglicherweise Einfluss auf die chronologischen Daten ägyptischer Pharaonen der 18. Dynastie und damit auch auf die zeitliche Festsetzung des Übergangs von der Mittel- zur Spätbronzezeit (Ritner / Moeller 2014; vgl. Sharon und Tab. 2). Dennoch ist festzustellen, dass auch verbesserte naturwissenschaftliche Untersuchungsmethoden noch keine ausreichende Klarheit in die Debatten um die Chronologien der Bronze- und Eisenzeit in der Levante gebracht haben. Vielmehr versuchen die Verfechter der unterschiedlichen Ansätze jetzt vermehrt, ihre Thesen zu einer „langen“ oder „kurzen“ bzw. „hohen“ oder „niedrigen“ Chronologie nicht allein durch die Auswertung der datierungsleitenden Keramik, sondern zusätzlich durch Verweise auf 14C-Daten zu untermauern (Levy / Higham 2005; Finkelstein u.a. 2015; Höflmeyer u.a. 2016).
2. Einzelne Epochen
Die folgende Darstellung beschränkt sich auf die für die Bibelwissenschaften relevanten Daten, d.h. geographisch auf die Levante und zeitlich auf die chronologischen Eckwerte der Epochen ab der Bronzezeit. Dabei werden zu den einzelnen Zeitabschnitten zunächst Gesichtspunkte der relativen Chronologie und anschließend Vorschläge zur absoluten Chronologie referiert.
2.1. Bronzezeit
2.1.1. Frühbronzezeit
Die Frühbronzezeit ist die erste archäologisch fassbare Epoche urbaner Kultur in der Levante. Stadtanlagen mit Mauern, Stadttoren und einer innerstädtischen Infrastruktur (Wasserversorgung, Heiligtümer) wurden insbesondere in den Bergländern östlich und westlich des Jordan errichtet (Überblick bei Weippert 1988, 147 Abb. 3.1; vgl. Steiner / Killebrew 2014, 269-366).
Die absolute Datierung beruht weitgehend auf Korrelationen mit politischen Machtverhältnissen in Ägypten. Aus wenigen vorurbanen Kontexten in der Levante ist das Emblem des Pharao Narmer I. belegt, der nach ägyptischer Chronologie am Übergang von der „Dynastie 0“ zur 1. Dynastie steht. Dagegen wird der Beginn der urban geprägten Frühbronzezeit II mit dem Aufkommen der 1. Dynastie in Verbindung gebracht. Diese wird meist um 3000 v. Chr. angesetzt. Für die Unterscheidung zwischen Frühbronzezeit II und III wird auf das mit der 3. Dynastie um 2700/2600 v. Chr. in Ägypten beginnende „Alte Reich“ verwiesen. Das Ende der Frühbronzezeit wird mit dem Niedergang der städtischen Kultur in der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr., nach absoluten Daten mit dem Ende des „Alten Reichs“ in Ägypten (Ende der 6. Dynastie), sowie mit dem Ende der sogenannten Ur III-Phase im Zweistromland um 2200 v. Chr. bestimmt. Aus den genannten Eckdaten ergeben sich die absoluten Zahlenwerte für die Frühbronzezeit I (ca. 3300/3200 bis 3000 v. Chr.), die Frühbronzezeit II (ca. 3000 bis 2700/2600 v. Chr.) und die Frühbronzezeit III (ab ca. 2700/2600 bis ca. 2200 v. Chr.).
2.1.2. Mittelbronzezeit
Am Ende der Frühbronzezeit ist ein Niedergang der städtischen Kultur zu beobachten. Für etwa zwei Jahrhunderte lassen sich dorfartige Ansiedlungen in teilweise entlegenen Landesteilen mit schwierigen Lebensbedingungen wie etwa dem ariden Negev feststellen (→ Negev
Die städtische Kultur der Mittelbronzezeit II unterscheidet sich erkennbar von der frühbronzezeitlichen. Die ersten mittelbronzezeitlichen Städte entstehen im Küstenbereich der Levante, das hüglige bzw. bergige Binnenland wird mit einer zeitlichen Verzögerung einbezogen. Die Befestigungsanlagen umfassen neben Stadtmauern auch Wälle mit Glacis, Gräben und Mehrkammertore, im Gegensatz zu den einfachen Durchgängen der Frühbronzezeit II/III. Ein anschauliches Beispiel für eine mittelbronzezeitliche Stadtbefestigung ist im Norden Palästinas, in Dan / Tell el-Qāḍī (→ Tel Dan
Die absoluten Daten für die Frühbronzezeit IV / Mittelbronzezeit I werden weitgehend denjenigen für die erste „Zwischenzeit“ in Ägypten korreliert (ca. 2200 bis 2000 v. Chr.). Der Beginn der Mittelbronzezeit II soll in etwa mit dem Beginn des „Mittleren Reichs“ bzw. der diese Epoche prägenden 12. Dynastie in Ägypten (um 2000 v. Chr.) zusammenfallen. Herkömmlich wird zwischen einer Mittelbronzezeit IIA, die bis zum Ende der 12. Dynastie (um 1750 v. Chr.) und einer Mittelbronzezeit IIB, die in etwa die Jahrhunderte der zweiten „Zwischenzeit“ in Ägypten abdeckt (ca. 1750 bis 1550 v. Chr.) unterschieden. Das Ende der Mittelbronzezeit und der Übergang zur Spätbronzezeit fällt weitgehend mit dem Ende der 15. Dynastie in Ägypten (Mitte des 17. Jh.s bis Mitte des 16. Jh.s v. Chr.) zusammen. Diese Dynastie wird geprägt von der Herrschaft der sogenannten → Hyksos
2.1.3. Spätbronzezeit
Die Spätbronzezeit setzt die städtische Kultur der Mittelbronzezeit II fort. Die Zahl der Städte vergrößert sich. Allerdings sind die meisten städtischen Anlagen kleiner als diejenigen der Mittelbronzezeit. Manche Städte der Spätbronzezeit sind nicht eigens mit Mauern und Toren befestigt, so dass die Bezeichnung „Stadt“ in diesen Fällen umstritten ist. Im Keramikrepertoire der städtischen Eliten sind vermehrt Analogien zu Formen und mehrfarbigen Dekorationen anzutreffen, wie sie aus den Stadtstaaten der Ägäis (Mykene u.a.) bekannt sind (vgl. Weippert 1988, 255-343; Steiner / Killebrew 2014, 497-594). Auch die Hinweise auf Handels- und Wirtschaftskontakte, die bis in die Mittelmeerwelt reichen, setzen sich fort. Politisch wurde die südliche Levante (Palästina, südliches Syrien) über große Teile der Spätbronzezeit von Ägypten kontrolliert. In der nördlichen Levante kollidierten die ägyptischen Hegemonialbestrebungen mit denjenigen von Mächten aus dem nördlichen Zweistromland (Mitanni) und Kleinasien (Hethiter).
Der Beginn der Spätbronzezeit wird mit der 18. Dynastie in Ägypten korreliert, die den Anfang des „Neues Reichs“ markiert. Der erste Herrscher der 18. Dynastie war Ahmose, der ‒ je nach Präferenz „langer“ oder „kurzer“ Chronologien ‒ in das ausgehende 17. Jh. v. Chr. (bei Korrelation von literarisch überlieferten Ereignissen der Zeit des Ahmose mit dem Ausbruch des Vulkans Thera; vgl. Ritner / Moeller 2014) oder um die Mitte bzw. in die zweite Hälfte des 16. Jh.s v. Chr. datiert wird. Unter der Herrschaft Ahmoses erfolgten die ersten militärischen Übergriffe nach Palästina, die insbesondere unter → Thutmosis III.
Eine dreifache Unterteilung der Spätbronzezeit wird sowohl aus archäologischer Perspektive ‒ nach Parallelen zur ägäischen Töpferware ‒ wie auch nach politischen Gesichtspunkten ‒ in Analogie zu den drei Phasen ägyptischer Herrschaft in der Levante ‒ vorgenommen. Die Spätbronzezeit I erstreckt sich demnach vom Beginn oder der Mitte des 16. Jh.s bis zum Ende des 15. Jh.s v. Chr. und entspricht der Zeit vor dem Wechsel der Residenz nach Tell el-‘Amārna („Vor-Amarna-Zeit“). Die Keramik ist geprägt von Analogien zur Ware „Mykenisch I-IIIA 1“ (Weippert 1988, 266) bzw. zur Ware „Late Helladic I-II“ (Sharon 2014, 58). Die Spätbronzezeit IIA umfasst weitgehend das 14. Jh. v. Chr., also die „Amarna-Zeit“. Die Keramik dieser Epoche ist mit „Mykenisch IIIA 2“ (Weippert) bzw. „Late Helladic IIIA“ (Sharon) zu vergleichen. Die Spätbronzezeit IIB erstreckt sich vom ausgehen 14. Jh. bis zum Übergang vom 12. zum 11. Jh. v. Chr. Sie repräsentiert die „Nach-Amarna-Zeit“. Ihre Töpferware entspricht im Wesentlichen „Mykenisch IIIB“ (Weippert) bzw. „Late Helladic IIIB“ (Sharon).
2.2. Eisenzeit
2.2.1. Eisenzeit I
Die Eisenzeit I lässt sich als „Übergangsphase“ zwischen den urbanen Hochkulturen der Bronzezeit und der Eisenzeit II charakterisieren (→ Eisenzeit I
Die materielle Kultur der Eisenzeit I wird gern als Dorfkultur im Gegensatz zur urbanen Kultur der Mittel- und Spätbronzezeit beschrieben (Weippert 1988, 393-412; Zwingenberger 2001). Für die semiariden Randzonen (vgl. Jericke 1997) und die Bergländer Palästinas, in denen sich später die Kleinkönigtümer Israel und Juda formierten, trifft die Charakterisierung zu. Hier verfielen die bronzezeitlichen Städte im Verlauf des Rückzugs der ägyptischen Schutzmacht weitgehend. An ihre Stelle traten kleine offene Siedlungen mit Drei- oder Vierraum-Häusern (→ Eisenzeit I
In den Küstenregionen der Levante und im nördlichen Syrien konnte sich die Stadtkultur teilweise behaupten (Weippert 1988, 383-386; Steiner / Killebrew 2014, 595-675), obwohl die Handelsverbindungen nach Ägypten, in die Ägäis und nach Mesopotamien empfindlich gestört waren (vgl. die Erzählung des Wen-Amūn aus dem 11. Jh. v. Chr.; HTAT, 214-223). Bemerkenswert ist dabei die „philistäische“ Kultur in der südwestlichen Küstenebene Palästinas, die geprägt ist von einer dekorierten, an mykenischen Mustern orientierten Töpferware (Weippert 1988 363-382; Killebrew / Lehmann 2013). Im Hinterland der Küstenebene zum semiariden Negev hin standen Stadt- und Dorfkultur in einem produktiven Austausch (Niemann / Lehmann 2010; Niemann 2013).
Das Ende der Eisenzeit I wird markiert durch die Anpassung der „philistäischen“ Kultur an die regional übliche südlevantinische („kanaanäische“) Kultur einerseits und durch die Reurbanisierung der levantinischen Binnenländer, insbesondere der Bergländer Palästinas bzw. des Ostjordanlands. Auch diese Prozesse zogen sich über längere Zeit hin. In der Forschung wird zwischen den Verfechtern einer längeren („high chronology“ oder „conventional chronology“) und einer kürzeren Chronologie („low chronology“) kontrovers diskutiert, ob der Übergang von der Eisenzeit I zur Eisenzeit II bereits im 10. Jh. v. Chr. oder erst im 9. Jh. v. Chr. abgeschlossen war (Tab. 3; ausführlich dazu → Eisenzeit II
2.2.2. Eisenzeit II
Die → Eisenzeit II
Über die Fragen der absoluten Datierung der Eisenzeit II wird im entsprechenden Artikel ausführlich gehandelt, ebenso über die stark divergierenden Versuche, die Eisenzeit II in verschiedene Subphasen zu unterteilen (→ Eisenzeit II
Hinsichtlich des Endes der Eisenzeit II erscheint es sinnvoll, die von 587 bis 539 v. Chr. reichende Epoche der babylonischen Suprematie (→ Babylonier
Darüber hinaus wird häufig versucht, archäologisch feststellbare Zerstörungsschichten der Eisenzeit II mit historisch dokumentierten Ereignissen in direkten Zusammenhang zu bringen, um auf diese Weise eine weitere chronologische Differenzierung zur Datierung der materiellen Hinterlassenschaften zu begründen. In diesem Zusammenhang wird sowohl auf den in ägyptischen Quellen gut bezeugten Feldzug des Pharao Scheschonq, der in die Frühphase der Eisenzeit II (ausgehendes 10. Jh. v. Chr.) fällt (→ Scheschonq
Sichere chronologische Anker für die absolute Datierung von Siedlungsschichten in Palästina sind lediglich zwei Ereignisse. Zum einen handelt es sich um die Zerstörung der Stadt → Lachisch
Das zweite Fixdatum ist die teilweise Zerstörung und die anschließende Plünderung Jerusalems durch babylonische Truppen im Jahr 587 v. Chr. (→ Zerstörung Jerusalems
2.3. Nacheisenzeitliche Epochen
2.3.1. Persische Zeit
Kulturell ist die persische Zeit (→ Perser
Die politisch-historischen Eckdaten der Persischen Zeit lassen sich vergleichsweise genau angeben. Die Epoche beginnt mit der Einnahme der Stadt Babylon durch die Truppen des → Kyros II.
Verwendung attischer Ware bzw. lokaler Kopien derselben und Münzwirtschaft waren in der Levante weitgehend auf küstennahe Regionen und wenige binnenländische Städte beschränkt. Zudem sind beide Phänomene erst seit der Mitte des 5. Jh.s v. Chr. in nennenswertem Umfang nachweisbar (Lipschits u.a. 2007). Insofern zeigt sich eine zeitlich verzögerte Auswirkung politischer Umbrüche auf die materielle Kultur. Daher wird in der archäologischen Chronologie mitunter zwischen einer frühpersischen und einer spätpersischen Phase (vgl. Sharon, 61-63) bzw. zwischen „Perserzeit I“ (6./5. Jh. v. Chr.) und „Perserzeit II“ (5./4. Jh. v. Chr.) unterschieden (Gertz 2016, 605; Frevel 2016, 40; vgl. Tab. 2).
2.3.2. Hellenistische Zeit
Die hellenistische Kultur (→ Hellenismus
Politisch-historisch beginnt die Epoche des Hellenismus mit dem Feldzug → Alexanders
2.3.3. Römische Zeit
Die materielle Kultur der römischen Zeit in der Levante ist im Grunde eine leicht modifizierte Weiterführung der hellenistischen Kultur. Daher werden in Handbüchern zur Archäologie mitunter beide Epochen zusammengefasst (vgl. Kuhnen 1990). Zunächst bleibt trotz römischer Besatzung Griechisch weiterhin die Sprache der kulturellen Eliten und der Verwaltung. So sind auch die neutestamentlichen Schriften und die Werke des jüdischen Historikers → Flavius Josephus
Nach politisch-historischen Daten, die meist auch in archäologischen Chronologien zugrunde gelegt werden, erstreckte sich die römische Zeit in der Levante von der römischen Eroberung der Region (65 bzw. 63 v. Chr., s.o. 2.3.2) bis zur Durchsetzung der Alleinherrschaft Kaiser Konstantins im Jahr 324 n. Chr. (vgl. Tab. 1 und 2). Lediglich in Ausnahmefällen wird die Epoche noch in eine früh- und eine spätrömische Phase unterteilt. Letztere soll mit dem Jahr 132 n. Chr., dem Beginn des Bar-Kochba-Aufstands, einsetzen (NEAEHL; s. Tab. 1). Auch hier gilt, dass das Ereignis zwar regionalhistorisch wichtig war, jedoch keine substantiellen Auswirkungen auf die materielle Kultur der Levante insgesamt hatte. Da keine spezifisch römische Kultur für die gesamte Levante nachzuweisen ist, ist auch in Hinsicht auf die römische Zeit festzuhalten, dass die in der archäologischen Forschung verwendete chronologische Abgrenzung weitgehend der Ereignisgeschichte folgt.
2.3.4. Byzantinische Zeit
Als byzantinische Zeit wird die Epoche verstanden, in der sich das Christentum als offizielle Religion etablierte. Demzufolge sind in der Architektur vermehrt Kirchen- und Klosterbauten zu finden. Eines der bekanntesten Bauwerke ist die Grabeskirche in Jerusalem, deren Anfänge auf die frühe Zeit der Alleinherrschaft Konstantins zurückgehen. Da auch semiaride Wüsten- und Wüstenrandgebiete erschlossen und besiedelt wurden, war Palästina in dieser Zeit so dicht besiedelt wie nie zuvor oder danach (→ Negev
Die chronologische Abgrenzung der byzantinischen Zeit richtet sich wiederum nach Daten der Ereignisgeschichte. Der Anfang wird markiert durch den Beginn der Alleinherrschaft Konstantins im Jahr 324 n. Chr. (s.o. 2.3.3.), das Ende durch die Eroberung Syriens und Palästinas durch islamische Truppen im 7. Jh. n. Chr., insbesondere durch die Unterwerfung Jerusalems unter Kalif ‘Umar im Jahr 638 n. Chr. (vgl. Tab. 1). Im Anschluss daran etablierte sich relativ rasch eine islamisch geprägte Kultur in der Levante. Dies zeigt sich u.a. am Bau repräsentativer Gebäude wie dem Felsendom (Qubbet eṣ-Ṣaḫra) und der el-‘Aqsa-Moschee im ausgehenden 7. bzw. frühen 8. Jh. n. Chr. in Jerusalem. Die durch den frühen Islam geprägten Jahrhunderte stehen jedoch außerhalb des hier zugrunde gelegten chronologischen Rahmens.
Die genannte zeitliche Eingrenzung der byzantinischen Epoche von 324 bis 638 n. Chr. betrifft lediglich die archäologische Chronologie für die Levante. Bezogen auf die territorialen Restbestände des sog. oströmischen Reichs ab dem 7. Jh. n. Chr. (Kleinasien und Südosteuropa) wird in der allgemeinen Geschichtsschreibung, insbesondere in der Kirchengeschichtsschreibung, noch die Zeitspanne bis zur Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453 n. Chr. als „byzantinisch“ angesehen.
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Die frühbronzezeitliche Stadt Arad. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2010)
- Das mittelbronzezeitliche Stadttor aus Lehmziegeln in Dan. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2010)
- Die rekonstruierte Toranlage der Eisenzeit II in Tel Dan. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2010)
- Die assyrische Darstellung der Eroberung Lachischs mit Hilfe einer Rampe (Reliefdetail, Palast Sanheribs in Ninive, nach 700 v. Chr.). Aus: A.H. Layard, A Second Series of Monuments of Nineveh, London 1853, Pl. 21
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