Chronologie, biblische (AT)
(erstellt: März 2016)
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1. Pentateuch
Im Jahre 1650 veröffentlichte James Ussher, der anglikanische Erzbischof von Armagh, seine Annales veteris vestamenti, a prima mundi origine deducti, in denen er die Erschaffung der Welt auf das Jahr 4004 v. Chr. datierte, und zwar exakt in die Nacht auf Sonntag, den 23. Oktober. Das Werk steht beispielhaft für das „great age of biblical chronology“ (Barr, 9) vom 16. bis zum 18. Jh., in dem zahlreiche weitere Rekonstruktionen einer mit der Schöpfung einsetzenden Universalchronologie publiziert wurden. Die Berechnungen beruhten dabei in entscheidendem Maße auf den chronologischen Angaben des Alten Testaments und hier insbesondere des → Pentateuchs
Freilich gilt es zu beachten, dass schon die Rede von einer pentateuchischen Chronologie streng genommen irreführend ist, denn der Pentateuch kennt weder eine fortlaufende Jahreszählung ab der Schöpfung noch ein sonstiges konsequent durchgehaltenes Datierungssystem. Erst die Kombination der Lebensdaten aus den genealogischen Listen (→ Genealogie
Obwohl die Hintergründe der in der Textüberlieferung zu verzeichnenden Divergenzen zwischen den chronologischen Angaben sowie ihr entstehungsgeschichtliches Verhältnis zueinander umstritten sind, besteht ein grundsätzlicher Konsens hinsichtlich der literargeschichtlichen Ursprünge der in Frage stehenden Textpartien. Das chronologische Material im Pentateuch entfällt überwiegend auf jene Bereiche, die traditionell der → Priesterschrift
1.1. Die Chronologie der Urgeschichte (Gen 1-11)
Das chronologische Gerüst innerhalb der Urgeschichte gründet vollständig auf zwei genealogischen Listen (→ Genealogie
„Und Adam lebte 130 Jahre und zeugte einen Sohn […] und gab ihm den Namen Set. […] Und Set lebte 105 Jahre und zeugte Enosch“ (Gen 5,3.6
Vorausgesetzt, dass das Jahr der Zeugung zugleich das Jahr der Geburt ist (anders zuletzt Ziemer, 2-4), lassen sich die einzelnen Angaben einfach aufaddieren: Set hätte also im gewählten Beispiel im Jahr 235 nach der Schöpfung das Licht der Welt erblickt. Zählt man auch die weiteren Angaben zum Alter bei der Zeugung / Geburt des Erstgeborenen hinzu, so ergibt sich für → Noah
Die Ergebnisse der vorgeführten chronologischen Kalkulation gelten allerdings nur für den Masoretischen Text (MT). Die → Septuaginta
Die Frage nach dem entstehungsgeschichtlichen Verhältnis der drei Versionen untereinander und zur ursprünglich intendierten priesterschriftlichen Chronologie wird in der Forschung seit langem kontrovers diskutiert (vgl. die Forschungsüberblicke bei Murtonen, Larsson und Hughes).
Auch in neuerer Zeit gibt es ein breites Spektrum unterschiedlicher Lösungsansätze. So postuliert Hendel einen von P aufgenommenen „Genesis archetype“, von dem ausgehend sich die Versionen unterschiedlich entwickelt hätten. Ziemer geht hingegen davon aus, dass die ursprüngliche priesterschriftliche Chronologie in Gestalt des MT erhalten sei, und sieht in den Fassungen des SP und der LXX unterschiedliche Rezensionen derselben. Im Unterschied dazu nimmt Gertz an, dass der SP die ursprüngliche priesterschriftliche Chronologie bewahrt habe, und rekonstruiert die weitere Entwicklung über eine hebräische Vorlage, die sowohl dem MT als auch der LXX zugrundeliege und hier mit jeweils unterschiedlichen Interessen weiterentwickelt worden sei.
In Anbetracht der zum Teil beträchtlichen Differenzen zwischen den unterschiedlichen Rekonstruktionen dürfte ein Konsens am ehesten darüber zu erzielen sein, dass die kurze Chronologie des SP mit ihren im Wesentlichen zweistelligen Zeugungsjahren eine ursprünglichere Fassung bewahrt als die anderen Versionen, in denen die Zeugungsjahre zum Teil (MT) bzw. durchgängig (LXX) um einhundert (und mehr) erhöht wurden (Jepsen 1929, 252; Hughes, 19; Rösel, 130). Hierfür spricht auch der Befund in Gen 11,10-32
Unabhängig davon, wie man die Textüberlieferung von Gen 5 im Einzelnen rekonstruiert, ist deutlich, dass in den drei Versionen der Genealogie genuin exegetische Interessen mit kontextübergreifenden chronologischen Erwägungen Hand in Hand gehen, wobei beide Aspekte jeweils unterschiedliches Gewicht haben. Dem MT und dem SP ist gemein, dass keiner der Patriarchen mit Ausnahme Noahs und des zuvor entrückten → Henochs
Signifikante Unterschiede zwischen den Versionen zeigen sich auch mit Blick auf das Lebensalter der Patriarchen. Während die entsprechenden Angaben im MT und in der LXX mit Ausnahme Lamechs übereinstimmen und durchweg im Bereich um 900 Jahre liegen, sinkt die Lebenserwartung der letzten vier Generationen im SP spürbar und stetig. Dabei wurden die Zeiträume so gewählt, dass Jared, Metuschelach und Lamech im Jahr der Sintflut versterben. Im Hintergrund steht offenbar der Versuch der genealogischen Veranschaulichung eines fortschreitenden Verfalls der Menschheit, der schließlich das göttliche Strafgericht heraufbeschwört (Gertz, 84f).
Ausgenommen ist hierbei allein Henoch, der nicht nur im SP, sondern in allen drei Versionen einen Sonderstatus innehat, insofern er nicht verstirbt, sondern im Alter von 365 Jahren entrückt wird (Gen 5,23f
Die gewählten Beispiele veranschaulichen, wie exegetische Interessen an der Epoche vor der Sintflut und ihren Protagonisten die Gestaltung der genealogischen Liste in Gen 5 beeinflusst haben. Auf diese Weise lassen sich manche Details der Chronologie sowie die (verschieden stark ausgeprägte) Binnenlogik derselben plausibel machen, nicht jedoch ihr in den unterschiedlichen Versionen massiv divergierender Gesamtzeitrahmen. Der letztgenannte Aspekt ist offensichtlich durch ein Interesse an der Etablierung einer kontextübergeifenden Chronologie bestimmt, für die neben Gen 5 auch weitere Texte zu berücksichtigen sind (s.u. 3.). Hierzu zählt zunächst die strukturell analog aufgebaute priesterliche Genealogie in Gen 11, deren chronologische Angaben Tabelle 2 zusammenfasst.
Allen drei Versionen gemein ist die schon in der Sumerischen Königsliste (WB 62; 444) und auch bei → Berossos
Ein häufig bemerkter Widerspruch innerhalb des chronologischen Systems aller drei Versionen besteht darin, dass Sem bei der Zeugung / Geburt seines Sohnes Arpachschad zwei Jahre nach der Sintflut einhundert Jahre alt gewesen sein soll (Gen 11,10
Der → Sintflutbericht
Die notierten Spannungen legen nahe, dass die priesterschriftliche Chronologie literarisch nicht aus einem Guss ist. Ursprünglich sind vermutlich nur die rahmenden Jahresangaben in Gen 7,6
1.2. Die Chronologie von Abraham bis Josef (Gen 12-50)
Während die chronologischen Angaben in der Urgeschichte fast ausschließlich in den genealogischen Listen in Gen 5 und Gen 11 verdichtet werden, sind sie in der Erzeltern- und Josefsgeschichte (Gen 12-36; Gen 37-50; → Erzeltern
Anders gestaltet sich die Situation im priesterschriftlichen Text. Er enthält eine beträchtliche Anzahl von Altersangaben, aus denen sich wie schon in der Urgeschichte eine Gesamtchronologie errechnen lässt. Freilich wird man auch hier literargeschichtlich differenzieren müssen. Neben den Sterbenotizen in Gen 23,1
Älteren Datums als die diskutierten spätpriesterlichen Zusätze, aber ebenfalls nachpriesterschriftlich sind die Angaben zum Sterbealter Josefs in Gen 50,22.26
1.3. Die Chronologie der Volksgeschichte in Exodus bis Deuteronomium
Der nichtpriesterliche Textbestand der Bücher Exodus bis Deuteronomium trägt zur Chronologie der hier beschriebenen Anfänge der Volksgeschichte Israels lediglich das Motiv der vierzigjährigen Wüstenwanderung bei, das an einigen deuteronomistischen Stellen begegnet (Dtn 2,7
Spezifischere Angaben zur Chronologie des Ägyptenaufenthalts und der sich anschließenden Wüstenzeit bietet erneut nur der priesterschriftliche Text, wenngleich sie deutlich sparsamer verwendet werden als noch in der Genesis. Hinzu kommt, dass es sich bei den in Frage stehenden Passagen überwiegend um (spätpriesterliche) Ergänzungen handelt, die chronologische Ausdifferenzierung also erneut erst sehr spät erfolgte. Dies gilt zum ersten für eine Sequenz von Datierungen, die im Wesentlichen den Zeitraum vom Auszug bis zum Aufbruch vom Berg → Sinai
Nach Num 10,11
Auch außerhalb des dargestellten Datierungssystems gibt es einige wenige spätpriesterliche Notizen chronologischer Art, die sich auf das Lebensalter der Protagonisten beziehen. Ex 7,7
Obwohl die Genealogie in Ex 6,13-30
Der Hintergrund der in Ex 12,40
2. Vordere Propheten
2.1. Josua und Richter
Im → Josuabuch
Verglichen mit dem kargen Befund im Josuabuch spielen Fragen der Chronologie im → Richterbuch
Viel Mühe ist darauf verwendet worden, die chronologischen Angaben zur Richterzeit mit 1Kön 6,1
Plausibler ist ein redaktionsgeschichtlicher Zugang, der sich von der problematischen Voraussetzung verabschiedet, dass alle chronologischen Angaben in dem betreffenden Textbereich Bestandteil derselben (deuteronomistischen) Redaktion sind, und stattdessen mit unterschiedlichen Entwicklungsstufen der Chronologie rechnet. Denkbar ist, dass die chronologischen Angaben ursprünglich exakt auf die 480 Jahre in 1Kön 6,1
2.2. Die synchronistische Chronologie der Königebücher
Im Unterschied zur offensichtlich konstruierten Chronologie der nicht minder konstruierten Epoche der Richterzeit machen die chronologischen Angaben der Königebücher für die nachsalomonische Zeit zunächst einen durchaus authentischen Eindruck. Ab 1Kön 14 findet sich ein engmaschiges Netz von Datierungen auf Grundlage der Regierungsjahre der Könige von Israel und Juda. Die Besonderheit des Systems liegt darin, dass es die unterschiedlichen Angaben zur Geschichte der beiden Nachbarstaaten miteinander synchronisiert und so im Rahmen eines einzigen chronologischen Systems zusammenfasst (z.B. 1Kön 15,1
Ungeachtet der genauen Ursprünge der synchronistischen Chronologie ist deutlich, dass sie im Rahmen der deuteronomistischen Darstellung eine wichtige programmatische Funktion erfüllt, insofern sie veranschaulicht, dass die Geschicke der beiden Reiche durchgängig eng miteinander verflochten waren. Nimmt man die Chronologie aber als Darstellungselement ernst, so ist auch mit der Möglichkeit zu rechnen, dass einzelne chronologische Vorgaben von den deuteronomistischen Verfassern aus inhaltlichen Erwägungen modifiziert wurden. Die Chronologie der Königebücher lässt sich damit nicht pauschal als exaktes Abbild der Geschichte der Königszeit veranschlagen, sondern ihre historische Verlässlichkeit ist von Fall zu Fall zu prüfen, wobei gerade dem Vergleich mit Quellen aus der Umwelt eine große Bedeutung zukommt. Grundsätzlich erschwert wird die historische Rekonstruktion auch durch manche Unstimmigkeiten und Widersprüche innerhalb der Chronologie, Divergenzen innerhalb der Textüberlieferung und die strittige Frage, ob bei den angegebenen Regierungszeiten Verschiebungen durch eine Vor- oder Nachdatierung des Regierungsantritts einzukalkulieren sind (Cryer 1987, 11-19). Die genannten Variablen haben zur Folge, dass die einschlägigen Rekonstruktionen einer absoluten Chronologie der Königszeit verschiedentlich um mehrere Jahre divergieren (vgl. Begrich; Albright; Miller; Andersen; Na’aman; Hayes / Hooker; Thiele; Galil; Larsson).
Da der Untergang des Nordreiches Israel (2Kön 17) zugleich das Abreißen der dortigen Königsdynastie bedeutete, endet hiermit folglich auch die synchronistische Chronologie der Königebücher. Die bis 2Kön 25 verbleibenden Kapitel erwähnen nur noch die Regierungsjahre der judäischen Könige, wobei die Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier auch dieses Datierungssystems obsolet macht. Für die in späteren Texten reflektierte Chronologie der exilischen und nachexilischen Zeit bot sich zunächst eine Zählung nach den Regierungsjahren der babylonischen und persischen Fremdherrscher an (vgl. z.B. 2Chr 36,22
3. Buchübergreifende chronologische Systeme
Im Rahmen der vorangehenden Ausführungen wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass einzelne chronologische Sequenzen und Angaben auch eine buchübergreifende Funktion haben und Bestandteil einer mit der Schöpfung einsetzenden Gesamtchronologie sind. Dabei hat die Diskussion der genealogischen Listen in Gen 5; Gen 11 (s.u. 1.1.) gezeigt, dass diese Gesamtchronologie in drei unterschiedlichen Fassungen vorliegt (MT, SP und LXX), in denen eine je eigene Darstellungsabsicht zum Ausdruck kommt. Historisch befindet man sich mit der Ausdifferenzierung der drei Fassungen bereits in der fortgeschrittenen hellenistischen Zeit (3./2. Jh. v. Chr.), als offenbar ein wachsendes Interesse an chronologischen Fragestellungen gegeben war, das nicht nur die späten Eingriffe in den (freilich noch nicht kanonischen!) Text des Alten Testaments motivierte, sondern auch in einer Reihe frühjüdischer Schriften zutage tritt (vgl. vor allem die griechischsprachigen Autoren → Demetrios
In Anbetracht der beträchtlichen Divergenzen innerhalb der Textüberlieferung ist es methodisch geboten, zunächst gesondert zu betrachten, welches Ziel jede der drei dokumentierten Fassungen der Gesamtchronologie hat. Erst in einem zweiten Schritt lässt sich die hypothetische Rückfrage nach der Gestalt einer Grundfassung und ihren literargeschichtlichen Ursprüngen stellen.
Als signifikantes Datum innerhalb der Chronologie des MT sticht zunächst das Jahr des Exodus heraus (2668). Wie häufig bemerkt, markiert es gut zwei Drittel einer postulierten Weltzeitära von 4000 Jahren (Murtonen, 137; Northcote, 25); ignoriert man die zweijährige Streckung des Gesamtzeitraums durch den Zusatz in Gen 11,10
Da das chronologische System des SP im Unterschied zum MT auf den Bereich des Pentateuchs beschränkt bleibt, kann sein Zielpunkt nicht in einem Ereignis der Verfasserzeit zu suchen sein. Das letzte errechenbare Datum ist das Jahr der Landnahme (2794), das freilich keine besondere numerische Signifikanz erkennen lässt. Die Berücksichtigung der späteren samaritanischen Überlieferung zur Landnahmezeit ermöglicht allerdings den Schluss, dass die Chronologie auf die Errichtung des Heiligtums auf dem Garizim im Jahr 2800 (ein Vielfaches der Zahlen vierzig und sieben) zielt (so schon Jepsen 1929, 253; ähnlich Hughes, 237-238). Dabei wäre von einer gezielten Korrektur der dem SP vorgegebenen Fassung der Gesamtchronologie auszugehen, die vermutlich den Bau des Salomonischen Tempels in das betreffende Jahr datierte (s.u.). Die unterschiedlichen Fassungen der Chronologie wären also direkter Ausdruck der Rivalität zwischen Judäern und Samaritanern.
Im Vergleich zum MT und zum SP bietet die LXX eine deutlich längere Chronologie, die ab dem Ende der Urgeschichte um mehr als tausend Jahre höher liegt als jede der beiden anderen Fassungen und mit dem Baubeginn des zweiten Tempels das Jahr 4739 erreicht. Da keine der sich ergebenden Jahreszahlen eine besondere Periodik erkennen lässt, ist vermutet worden, dass es primär um das Erreichen eines runden Gesamtzeitrahmens von 5000 Jahren geht (Hughes, 238-239). Dieser scheint sich in der Tat anzudeuten, ist aber im vorliegenden System der LXX selbst durch kein Ereignis besetzt. Eine mögliche, wenngleich spekulative Lösung des Dilemmas hat Rösel angeregt (142-144): Er folgt im Bereich der Genesis den Angaben der LXX (3604 als Beginn des Ägyptenaufenthalts), nimmt allerdings an, dass die Angaben zur Länge der Ägyptenzeit in Ex 12,40
Wenn bereits die Erhellung der textlich dokumentierten Gesamtchronologien des MT, des SP und der LXX ein spekulatives Geschäft bleibt, gilt dies in noch höherem Maße mit Blick auf die Rekonstruktion einer hypothetischen Urform der Gesamtchronologie, von der ausgehend sich die drei Fassungen entwickelt haben könnten. Da in Gen 5 und Gen 11 die Texttraditionen mit den niedrigen Zeugungsjahren als ursprünglicher gelten können, ist hier ein guter Ausgangspunkt für die Rekonstruktion gegeben. Nach Hughes (21-54) ergibt sich eine niedrige Chronologie mit dem Jahr 1600 anno mundi als erstem Jahr Abrahams. Nach weiteren 1200 Jahren (= MT) sei mit dem Bau des ersten Tempels begonnen worden (2800 anno mundi). Schließlich seien abermals 1200 Jahre für die Epoche der beiden Tempel zu veranschlagen, und zwar 480 Jahre für den ersten Tempel (430 Jahre Bestehen + 50 Jahre Zerstörung / Exil) und 720 Jahre für den zweiten Tempel (analog zu den 720 Jahren zwischen Abraham und dem Exodus). Durch die Addition der genannten Zeiträume (1600+1200+1200) gelangt Hughes zu einer Weltalterdauer von 4000 Jahren, wie sie ja auch noch der späteren Chronologie des MT zugrundezuliegen scheint.
Die Tatsache, dass die Rekonstruktion der Urfassung der Gesamtchronologie eine beträchtliche exegetische Kombinatorik erfordert, veranschaulicht nicht nur den hypothetischen Charakter des Unterfangens, sondern unterstreicht auch noch einmal die bereits eingangs gemachte Beobachtung zum Kompositcharakter des Systems. Es gründet auf der Kombination von chronologischen Angaben unterschiedlichen Charakters, die über einen großen Textbereich verstreut und literargeschichtlich verschiedenen Entwicklungsstufen zuzuweisen sind. Während die synchronistische Chronologie der Königebücher zunächst ganz auf den Horizont der (deuteronomistischen) Darstellung der Königszeit beschränkt ist, kommt erst mit der spätdeuteronomistischen Datierung des Tempelbaus 480 Jahre nach dem Exodus (1Kön 6,1
4. Heptadische Chronologien im frühen Judentum
Während die zuvor diskutierten alttestamentlichen Chronologien sporadisch eine Orientierung an der Zahl vierzig erkennen lassen, ist ihnen eine konsequente Periodisierung der Geschichte in identischen Zeitintervallen fremd. Ganz anders stellt sich die Situation in einer Reihe frühjüdischer Texte dar, die ihre Darstellung des Geschichtsverlaufes mittels einer fortlaufenden Zählung von Jahrwochen (= 7 Jahre) und Jubiläen (= 49 Jahre) strukturieren (hierzu ausführlich Berner, 498-515). Im Hintergrund stehen die alttestamentlichen Bestimmungen zum Brach- und → Erlassjahr
Ein Hauptfokus der erhaltenen heptadischen Chronologien liegt auf der exilischen und nachexilischen Zeit. So bietet Dan 9 eine Auslegung der berühmten jeremianischen Prophezeiung einer siebzigjährigen Exilszeit (Jer 25,11-12
Das wohl eindrücklichste Beispiel für die Darstellungsmöglichkeiten einer heptadischen Chronologie bietet das um die Mitte des 2. Jh. v. Chr. entstandene → Jubiläenbuch
Literaturverzeichnis
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