Dämonen / Dämonenbeschwörung (AT)
(erstellt: Januar 2006; letzte Änderung: September 2008)
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1. Einleitung
Als „Dämonen“ gelten in der Ikonographie Darstellungen von Mischwesen. In der Religionswissenschaft können ehemalige Götter ebenso als „Dämonen“ bezeichnet werden wie Wesen, die bedrohliche Gegenwelten verkörpern oder Krankheiten verursachen. In der klassischen Philologie werden übernatürliche Kommunikationsmittler und Grenzgänger zwischen Göttern und Menschen „Dämonen“ genannt. Das heißt, dass es im heutigen deutschen Sprachgebrauch höchst unklar ist, was mit dem Begriff „Dämon“ gemeint sein kann. Noch uneinheitlicher wird die Frage beantwortet, ob dem mit dem Wort „Dämonen“ bezeichneten Phänomen (noch) eine Wirklichkeit entspricht. Hingegen geht man im Allgemeinen davon aus, dass die altorientalische Welt eine zwar naive, aber eindeutige Vorstellung von Dämonen hatte (→ Animismus
Im Laufe der Auslegungsgeschichte des Alten Testaments wurden deshalb völlig unterschiedliche Phänomene und Begriffe mit dem Überbegriff „Dämonen“ bezeichnet. Das liegt erstens daran, dass es für den aus dem Griechischen stammenden deutschen Begriff „Dämon“, der auch im Neuen Testament verwendet wird, in den semitischen Sprachen kein Äquivalent gibt. Zweitens setzt der jüdisch-christliche Gebrauch des Wortes einen Dualismus zwischen Gott und den → Engeln
Diese Voraussetzungen gelten so aber nicht für das alte Israel und noch weniger für die Götterwelt seiner altorientalischen Umwelt. Daher zeigt die Untersuchung der Quellen, dass es eine Dämonologie des Alten Testaments nicht gibt. Untersucht man die einzelnen Textstellen und vergleicht sie mit Parallelen aus der Umwelt des alten Israel, ergibt sich ein viel facettenreicheres Bild von Mächten, schützenden und bedrohenden, die – durchaus nicht naiv – das Leben der Menschen bestimmten. Daher ist es prinzipiell problematisch, den Begriff „Dämon“ im Umgang mit dem Alten Testament und mit der Kultur, in der es entstanden ist, zu verwenden.
Diese Problematik zeigt sich auch daran, dass es im Alten Testament keine Parallelen zu den Vorgängen gibt, die im Neuen Testament mit Dämonen (δαιμών daimōn) verbunden werden. Die Vorstufen zur neutestamentlichen Verwendung des Dämonenbegriffs müssen wohl vielmehr im frühen Judentum, in der → Septuaginta
2. Begriff
Das Wort „Dämon“ entstammt der griechischen Philosophie und hält von dort aus seinen begrifflichen Einzug in Judentum und Christentum. Erst im → Monotheismus
2.1. Etymologie
Die Etymologie des Begriffs δαιμών daimōn ist unsicher. Meist wird das Wort δαιμών daimōn von δαίω daiō bzw. δαίομαι daiomai „teilen / verteilen / zuteilen“ abgeleitet und der δαιμών daimōn als „Schicksal-Zuteiler“ verstanden. Dagegen steht die Auffassung, dass δαίομαι daiomai „auseinanderteilen“ bedeute und der δαιμών daimōn also ein „Leichenfresser“ ist. Eine weitere Herleitung verbindet δαιμών daimōn mit δαήμων daēmōn „kundig / einsichtsvoll“.
Das biblische Hebräisch kennt kein Äquivalent zum griechischen Wort δαιμών daimōn. Die LXX übersetzt daher sehr unterschiedliche Termini mit Begriffen der Wurzel δαιμών daimōn:
δαιμών daimōn: - Jes 65,11
δαιμόνιον daimonion: - Jes 13,21-22
2.2. Begriffsgeschichte
Homer und Hesiod legen die wichtigsten Bedeutungslinien für das Verständnis des Begriffs an:
Homer (Ilias 1,122; 15,461ff.; 15,418; 19,188 u.a.) wertet den Begriff weder positiv noch negativ, verwendet ihn vielmehr als eine Art allgemeine Bezeichnung für unbekannte Götter. Auch die olympischen Götter können als Schicksal zuteilende Dämonen fungieren (Ilias 3,418-420). Nach Hesiod sind die Dämonen aus dem „goldenen Geschlecht“ hervorgegangen und wehren für den Menschen Böses ab, helfen als Totengeister gegen Unrecht und bestrafen Übeltäter (Erga 122-126).
Platon führt die verschiedenen Konzeptionen zusammen:
Dämonen sind einerseits den Göttern untergeordnet (Timaios 40de), sollen aber andererseits Verehrung erfahren (Nomoi 717a). Totengeister (Kratylos 398b) gehören ebenso wie Eros – ein Mittler zwischen Göttern und Menschen – in die Gruppe der Dämonen (Symposion 202de). Andererseits sorgt der δαίμων daimōn im Innersten eines jeden Menschen für Wohlbefinden (εύδαιμονία eudaimonia) oder Unwohlsein (δυσδαίμων dusdaimōn) (Timaios 90c) und lenkt das Leben und den Totengeist des Einzelnen (Phaidon 107d).
Im frühen Judentum verwendet u.a. → Philo
Das Neue Testament verbindet hellenistische Dämonenvorstellungen mit dualistischen Elementen und vertritt die Auffassung, dass Dämonen Krankheiten (→ Besessenheit
3. Dämonen im alten Israel
Entsprechend der Tatsache, dass es keinen hebräischen Generalbegriff für das Wort „Dämon“ gibt, fasst die Forschung vielfältige und divergente Phänomene unter den Begriff: Götter und Dämonen werden aus der Umwelt Israels übernommen und integriert (→ Asasel
Daneben fragt die → Ikonographie
3.1. Ikonographie
Auf Siegelamuletten aus Syrien-Palästina lassen sich eine Vielzahl von → Mischwesen
3.1.1. Lamaschtu und Pazuzu
Die seltenen Darstellungen der mesopotamischen Lamaschtu bzw. ihres Gegenspielers Pazuzu sind vermutlich assyrische Importware (Abb. 2). Das Fehlen einer Lamaschtu-Rezeption im alten Israel ist angesichts der Tatsache besonders erstaunlich, dass Lamaschtu nicht nur in Mesopotamien, sondern auch in Texten des Frühjudentums und Beschwörungen auf mandäischen Zauberschalen als Unheilsbringerin sehr prominent ist.
Die auf einem Gipstäfelchen aus Arslan Tasch (Donner / Röllig, 2002, Nr. 27; Butterweck, 1991, 436f.) aus dem 7. Jh. dargestellte Wölfin, aus deren Maul noch zwei Beine ragen, wird häufig mit Lamaschtu identifiziert („Würgerin des Lammes“), der daneben dargestellte Sphinx („Göttin Fliegerin“, „Zerschlagerin“ oder „(Knochen-)Knackerin“, „Fliegerin im Dunkel der Unterwelt“) mit Spitzhelm und Skorpionschwanz hingegen mit → Lilit
3.1.2. Bes
Als Dämon kann auch der in Syrien-Palästina häufig dargestellte ägyptische → Bes
1) Figurenamulette: Als Figurenamulett ist Bes fast so häufig anzutreffen wie Udjat-Auge (das als menschliches Auge dargestellte Auge des Falkengottes Horus) und Patäke (Kleinwüchsiger). Da die Funde oft in Verbindung mit dem Udjat-Auge auftreten (Keel / Uehlinger, 2001, 294), liegt eine Funktion als Schutzamulett nahe, das wohl besonders von Schwangeren, Gebärenden und Kleinkindern verwendet wurde (Keel / Uehlinger, 2001, 248). Daneben scheint den Figuren eine Fruchtbarkeitskonnotation zuzukommen, die sich durch die besondere Betonung des Geschlechtsmerkmals v.a. in der Spätbronzezeit II B-Eisenzeit I B ausdrückt (Abb. 3).
Die allgemein apotropäische Kraft des Bes wird besonders ab der → Eisenzeit I
2) Siegelamulette: Darstellungen auf → Siegelamuletten
Bes kann auf einem Stempelsiegel aus dem 13.-11. Jh. aber auch schreitend im Profil mit Federkrone über einem nb (ägypt. „Herr“) zwei Menschen an der Hand halten (Abb. 4).
Dass Bes auch Objekt von Verehrung sein konnte, zeigen zwei Stempelsiegel aus → Lachisch
Bes wird hier wohl als Schutz- und Fruchtbarkeitsgottheit verehrt. Dass Bes mit Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht werden konnte, zeigt auch ein besonderes Siegel aus → Ugarit
Ein Stempelsiegel aus → Achsib
Hier scheint sich eine Ambivalenz der Bes zugesprochenen und durch Löwenattribut sowie Krone repräsentierten Kraft zu zeigen. Vielleicht ist die Pose des „Herrn der Bes“ aber auch so zu interpretieren, dass nicht vor Bes geschützt werden muss, indem er gebändigt wird, sondern dahingehend, dass die von Bes ausgehende Kraft und Potenz dem ihn haltenden Menschen zugesprochen wird, ähnlich wie dies wohl bei ägyptischen Statuetten der Fall ist, bei denen einem Menschen ein Bes im Nacken sitzt.
3.1.3. Dämonenkampf
Ein außergewöhnliches Motiv ist auf einem spät- oder mittelbronzezeitlichen Siegel von Tell el-‘Aǧǧūl (→ Tell el-‘Aǧǧūl
Auf dem Siegel ist ein liegender Mensch abgebildet, vor ihm steht ein anthropomorphes Wesen in kurzem Schurz und mit langer Locke (Baal-Seth), das einen Löwen am Schwanz festhält. Am nach oben angewinkelten linken Arm des menschengestaltigen Gottes (?) springt ein gehörntes Tier über den Menschen hinweg. Hinter dem liegenden Menschen ist ein geflügeltes menschengestaltiges Wesen mit Hörnern und Schwanz zu sehen, das seine Hände ausstreckt. Dieses geflügelte Wesen wird von Keel als „geflügelte(r) Dämon“ bezeichnet, der den am Boden liegen Menschen bedroht (Keel / Uehlinger, 2001, 88f.; Keel, 2003, 226).
Jedoch ist die Konstellation in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich: In entsprechenden Kampfszenen sind fast immer drei Akteure zu sehen, in denen ein Aggressor über ein am Boden liegendes kleineres Tier oder Jungtier ein anderes Tier angreift (Keel, 2003, 224-226). Auf einem mesopotamischen Rollsiegel erscheint zudem eine vierflügelige (?) Gestalt mit Locke (?), das einen am Boden liegenden Widder oder ein Mufflon, welches von einem Löwen angegriffen wird, zu schützen scheint (vgl. → Asasel
Auf dem in Frage stehenden Siegel sind die Hände des geflügelten Wesens nicht in Angriffsposition erhoben, es könnte auch nach dem fallenden Menschen greifen, um ihm zu helfen. Zwar wird ein Mischwesen dargestellt, aber dass es wirklich angreift, ist nicht zweifelsfrei nachzuweisen. Da geflügelte anthropomorphe Wesen sonst nicht bedrohlich, sondern eher schützend auftreten, wäre die Darstellung eines einen Menschen angreifenden geflügelten Wesens für Palästina einmalig. Möglicherweise ist der vom anthropomorphen Wesen gehaltene Löwe das angreifende Tier, das von diesem durch das Halten am Schwanz gebändigt wird, da in den Parallelen der Dreikampfkonstellationen der Löwe als Angreifer sehr prominent ist. Ob das Mischwesen mit dem Begriff „Dämon“ richtig beschrieben ist, ist daher fraglich.
3.2. Dämonenbeschwörungen
Dämonenbeschwörungen sind aus Israel-Palästina nicht überliefert. Verschiedentlich wurde versucht, in den → Psalmen
Daher muss eher nach formalen Ähnlichkeiten zwischen den Psalmen und den akkadischen „Gebetsbeschwörungen“, den sog. „rituellen Bittgebeten des Einzelnen“ gesucht werden. In den akkadischen Bittgebeten werden die Hochgötter um Hilfe in der Not angerufen und nicht die direkten Verursacher des Unheils angesprochen. Diese werden höchstens – und keinesfalls immer – als Ursache des Unglücks benannt. Darin ähneln die rituellen Bittgebete den Psalmen, in denen der Gegner ebenfalls nicht angesprochen wird. Das Gegenüber der Psalmen ist ausschließlich Gott, von dem Hilfe erwartet wird. Daher wäre danach zu fragen, ob sich für die mesopotamischen und die alttestamentlichen Gebete ähnliche Vorstellungen von Unheilsursachen und deren Bekämpfung aufzeigen lassen, und die höchst problematische Zuschreibung Polytheismus / Ritual / Dämon gegenüber Monotheismus / Gebet / Gott aufzugeben.
3.3. Krankheitsdämonen
3.3.1. Böser Geist
In den Erzählungen von → Saul
3.3.2. Pest und Seuchenstachel
Als Krankheitsdämonen gelten die Krankheitsbezeichnung דֶּבֶר dævær „Krankheit / Pest“ und das Wort קֶטֶב qæṭæv „Seuchenstachel“ (?) (→ Krankheit
1) Hab 3,3-6: Hinter der Theophanieschilderung in Hab 3 steht die altorientalische Vorstellung eines Gottes, der von seinem → Hofstaat
2) Dtn 32,24: Nach dem vorliegenden Konsonantentext müsste die Übersetzung von Dtn 32,23-24
3) Ps 91,5f.: Ps 91 ist aufgrund seiner Wirkungsgeschichte (Qumran 11QPsApa verschiedentlich als magische Beschwörung gegen vier (Krankheits-)Dämonen (a) „Deber, der in der Finsternis herumgeht“, b) „Qeteb, der Gewalttat übt am Mittag“, c) „Pfeil, der am Tag fliegt“, d) „Schrecken der Nacht“) verstanden worden (Nicolsky, 1927, 15; Gerstenberger, 2001a, 165).
a) דֶּבֶר dævær: In v6 erscheint דֶּבֶר dævær als Krankheit, die eine eigenständige, aktiv-dynamische Rolle einnimmt. Anders als in Dtn 32 ist sie zudem nicht einer anderen Macht untergeordnet, sondern eigenes Subjekt des ihr zugeordneten Verbums. b) קֶטֶב qæṭæv: Aufgrund der Parallelität zu דֶּבֶר dævær liegt es nahe, auch hinter קֶטֶב qæṭæv eine Krankheit zu vermuten, die zum Tod führt und als Subjekt eines aktiven Verbums (שׁדד šdd) zu einer eigenständigen Bedrohung wird. c) Der „Pfeil, der am Tag fliegt“ verfügt als Subjekt eines Verbums (עוף ‘wp) über eine eigene Wirkmächtigkeit. Dass der Psalm selbst an Reschef (vgl. (Qumran 11QPsApa) denkt, lässt sich nicht nachweisen. d) Im alten Israel gilt die Nacht als besonders unheimlich, weil in ihr das Chaos in die geordnete Welt hereinbrechen kann. Jedoch müssen damit die Gefährdungen, die des Nachts lauern, nicht unbedingt dämonischen Charakter haben, sondern können konkret in Ehebruch, Mord und Diebstahl gefasst werden. Zudem ist es auch im direkten Kontext von Ps 91 problematisch, aus der Verbindung der Lexeme „Schrecken“ und „Nacht“ zu schließen, dass es sich beim „Nachtschreck“ um einen Dämon handelt: Die Krankheit דֶּבֶר dævær geht in der Finsternis ebenso um wie קֶטֶב qæṭæv am helllichten Tag. Die Bedrohung existiert also gerade unabhängig von der Tageszeit. Vermutlich ist mit dem „Schrecken der Nacht“ kein konkreter Dämonenname gemeint, sondern die Bedrohung der Nacht beschrieben.
Ps 91 stellt einen kunstvoll konstruierten literarischen Text dar, der Dtn 32 in spezifischer Weise rezipiert. Der Psalm verknüpft Bilder des Vogelfangs mit denen des Krieges und den damit verbundenen Krankheiten und benutzt diese für die Entfaltung des Schutzgedankens. Anders als in Dtn 32, wo die Unheilskräfte im Dienst JHWHs stehen und das Volk vernichten, wird in Ps 91 eine positive Gegenwelt zu Dtn 32 eröffnet. Die Gerechten müssen das Gericht Gottes in Form der Scheol, von Krieg und Krankheit nicht fürchten, sondern stehen im Schutz JHWHs. Damit bietet Ps 91 einen tröstenden Gegentext zu Dtn 32.
4) Hosea 13,14-15: Wenn die literarkritische Annahme richtig ist, dass ursprünglich Hos 13,12-14
Auf der Bildebene erhalten die genannten Krankheitsmächte zwar einen personalen Charakter, dass mit ihnen aber konkrete und im Zweifelsfall zu beschwörende Dämonen benannt werden, lässt sich nicht nachweisen.
3.4. Depotenzierte Götter: Reschef
Der Kriegs-, Krankheits- und Heilgott → Reschef
Die biblischen Texte (Hab 3,5
1) Krieg und Krankheit: In Hab 3,5
2) Pfeil: In Dtn 32,23
3) Blitz: In Ps 78,48
Die Depotenzierung des Gottes vollzieht sich, indem Reschef in steigendem Maß entpersonalisiert wird. Die integrierend-depotenzierende Rezeption Reschefs erweist sich als besondere theologische Leistung innerhalb der alttestamentlichen Theologie: Der Gott Reschef wird zu einem Begriff und verliert seine Göttlichkeit, nicht aber die mit ihm verbundenen Bedeutungsnuancen. Der Begriff „Dämonisierung“ kann daher ausschließlich im Sinn einer Depotenzierung verwendet und sollte daher besser vermieden werden.
3.5. Dämonen (שֵּׁדִים šēdîm)
3.5.1. Religionsgeschichtlicher Hintergrund
Die religionsgeschichtliche Herkunft der שֵּׁדִים šedîm lässt sich wohl (noch) nicht klären. Der meist favorisierten Ableitung aus akk. DINGIR šēdū(m) (DINGIR alàd / udug) steht entgegen, dass trotz der vielfältigen Verwendung des Begriffs in Mesopotamien bisher keine Opfer an die DINGIR šēdū(m) belegbar sind. Sowohl der Versuch, den Begriff aus der sog. Bileam-Inschrift von Tell Dēr-‘Alla (→ Bileam
3.5.2. Bibel
Der Begriff שֵּׁדִים šedîm wird im rabbinischen Judentum ebenso wie im syrischen Neuen Testament und in Qumran zum Überbegriff für Dämonen. Im Alten Testament werden sie allerdings nur an zwei Stellen erwähnt, nämlich in Dtn 32,17-18
3.6. Feldgeister (שְׂעִירִים śə‘îrîm)
3.6.1. Begriff
Das Wort שָׂעִיר śā‘îr bzw. שְׂעִירִים śə‘îrîm, wörtl. „Haarige/r“ bezeichnet normalerweise den → Ziegenbock
3.6.2. Bibel
Kombiniert man alle Belege für das Lexem שְׂעִירִים śə‘îrîm, so entsteht die Annahme, dass in Israel wilde Bocksgeister (Jes 13,21
Betrachtet man jedoch die Texte getrennt voneinander, so ergibt sich folgendes Bild:
1) Fremdgötter: Ihre negativen Eigenschaften besitzen die שְׂעִירִים śə‘îrîm nach Lev 17,7
2) Periphere Tiere: Als Furcht einflößende Tiere erscheinen die שְׂעִירִים śə‘îrîm bzw. der שָׂעִיר śā‘îr hingegen in Jes 13,21-22
Von Bocksdämonen ist im Alten Testament keine Rede. Der Begriff שְׂעִירִים śə‘îrîm bezeichnet vielmehr Ziegenböcke, die in Jes 13,21-22
3.7. Wüstendämonen
3.7.1. Wüstlinge (צִיִּים ṣijjîm) und Heuler (אִיִּים ’ijjîm)
Die Trümmer bewohnenden צִיִּים ṣijjîm (> צִיי ṣîj*; צִיָה ṣijjāh „Trockenlandschaft / trocken“ [nur Pl.]; Jes 13,21
1) Jes 34,13f. und Jer 50,39: Geradezu „klassisch“ entsprechen sich Jes 34,13-14
2) Jes 13,21f.: Wüstlinge (צִיִּים ṣijjîm) und Heuler (אִיִּים ’ijjîm, אֹחִים ’oḥîm) bevölkern in Jes 13,21-22
Das Paar אִיִּים ’ijjîm und צִיִּים ṣijjîm gehört in Jes 13,21-11
3.7.2. Heuler (אֹחִים ’oḥîm)
Die Übersetzung für das Hapaxlegomenon אֹחִים ’oḥîm (Jes 13,21
3.8. Grenzdämonen
Sowohl Gen 32,23-33
3.8.1. Vernichter (הַמַּשְׁחִית hammašḥît)
Ex 12,21b-23
3.8.2. Fluss- und Grenzdämon
Dass Gen 32,23-33
Ähnlich wie Gen 32 arbeitet auch Ex 4,24-26
3.9. Sündendämon
Gen 4,7
3.10. Wetterdämon
Versuche, hinter dem Wort בָּרָד bārād in Ps 78,48-51
3.11. Aschmodai
Im der griechischen bzw. lateinischen Version des → Tobitbuchs
3.12. Totengeister
3.13. Nachtdämon
→ Lilit
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Lamaschtu-Amulett: Pazuzu soll die Hund und Schwein säugende Lamaschtu durch seine Löwengestalt und herausgestreckte Zunge abwehren (Eisenzeit II B/C). Aus: Wikimedia Commons; © Rama, Wikimedia Commons, lizensiert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-2.0 France; Zugriff 30.10.2009
- Bruchstück eines Lamaschtu-Amuletts (südl. Schefela; Eisenzeit II C [assyrischer Import]). Aus: O. Keel / Chr. Uehlinger, Götter, Göttinnen und Gottessymbole (QD 134), Freiburg 5. Aufl. 2001, Abb. 399; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Bes mit herausgestreckter Zunge und langem, breitem Glied (Spätbronzezeit II B). Aus: Herrmann, 1994, 342, Abb. 375
- Bes als Herr der Menschen (Achsib; Spätbronzezeit II B). Aus: Keel, 1997, 54f., Abb. 98; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Bes verehrt von Falken (Lachisch; Eisenzeit II B). Aus: O. Keel / Chr. Uehlinger, Götter, Göttinnen und Gottessymbole (QD 134), Freiburg, 5. Aufl. 2001, Abb. 227; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Bes verehrt von Menschen (Hazor Str. VI [wahrscheinlich Import aus Phönizien]; Eisenzeit II B). Aus: O. Keel / Chr. Uehlinger, Götter, Göttinnen und Gottessymbole (QD 134), Freiburg, 5. Aufl. 2001, Abb. 228; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Herr der Bes (Achsib; Eisenzeit II B). Aus: Keel, 1997, 41f., Abb. 54; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Angriff auf einen Menschen (Tell el-‘Aǧǧūl; Mittelbronzezeit / Spätbronzezeit). Aus: O. Keel / Chr. Uehlinger, Götter, Göttinnen und Gottessymbole (QD 134), Freiburg, 5. Aufl. 2001, Abb. 90a; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
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Abbildungen
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