Dina
Andere Schreibweise: Dinah (engl.)
(erstellt: Februar 2008)
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Dina ist die in Gen 30,21
1. Name
Der Name דִּינָה „Dina“ leitet sich vom hebräischen Wortstamm דין dîn „Recht schaffen“ ab. Er ist morphologisch als Nominalform mit suffigiertem Morphem -a einzustufen (Richter, 49.81) und könnte als Nomen mit der Bedeutung „Gericht“ verstanden werden. Vom gleichen Wortstamm דין sind auch folgende Personennamen abzuleiten: Abidan „Ab hat Recht verschafft“ (Num 1,11
Aufschlussreich für die von דין abgeleiteten Personennamen ist die in Gen 30,6
Ob der Name Dina auf die in Gen 34
2. Dina als Tochter
Gen 30,21
In Gen 35,22b-26
3. Dinas Schicksal in Gen 34
Als handelnde Figur tritt Dina nur in der Erzählung Gen 34
Gen 34
Dinas Beitrag zur Handlung beschränkt sich darauf, dass sie ausgeht (יצא), um die Töchter des Landes zu sehen (ראה) (Gen 34,1
Die weitere Erzählung ist bestimmt von den Handlungen männlicher Protagonisten: von Sichem, der Dina heiraten will (vgl. die gesetzlichen Regelungen im Falle der Vergewaltigung einer Jungfrau in den atl. Rechtskorpora Ex 22,15f
Die kultische Wertung des (gewaltsamen) Geschlechtsverkehrs als Verunreinigung führt auf ein weiteres in der Erzählung verhandeltes Thema, nämlich auf die Frage, ob Israel Ehen mit den Bewohnern des Landes eingehen will bzw. soll. Der Unterschied der Volksgruppen wird dabei wie selbstverständlich an der Beschneidung festgemacht. Die Rache der Brüder verhindert jedoch eine Verschwägerung mit den Bewohnern des Landes, sie macht nicht einmal an der vollzogenen Beschneidung, der Erfüllung der Heiratsbedingung, halt. Damit gibt die Erzählung zwar eine faktische Antwort auf das Problem exogamer Ehen, sie wird jedoch eindeutig kritisiert (Gen 34,30
4. Dina in der Rezeption kanonischer Texte
Im kanonischen Kontext zeigt Gen 34
Völlig anders ist dies im Gebet der → Judit
5. Dina in der jüdisch-hellenistischen Literatur
Gen 34
Die reiche, aber unterschiedliche Rezeption der Dina-Gestalt in der jüdisch-hellenistischen Literatur zeigt eindrücklich, dass an und mit dieser Erzählung kontrovers über Gewalt gegen Frauen und über Frauenbilder diskutiert wurde (Standhartinger, 115f.).
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